Eigentlich finde ich die ausdauernde Berichterstattung der Süddeutschen Zeitung über den Polizisten, der einer gefesselten Frau schwerste Gesichtsverletzung zufügte, sehr lobenswert (und würde mir hoffen, dass sie das nicht nur für Münchener Fälle, sondern für ganz Deutschland mit dem gleichen Eifer betreiben würde). Was ihr bzw. Florian Fuchs heute in der Nachricht, dass der schuldig gesprochene Polizist Berufung einlegt, unterläuft, macht diese ganzen Bemühungen fast wieder zunichte. Dort heißt es nämlich:
Die auf einer Pritsche fixierte Teresa Z., die sich bei dem Schlag das Nasenbein und die Augenhöhle gebrochen hat, …
So etwas sollte einem Journalisten, für den die Sprache doch Werkzeug ist, nicht passieren: Hier nimmt Fuchs nämlich eindeutig Partei – für den Schlagenden. „Sich brechen“ impliziert bzw. behauptet ja gerade, dass die Geschlagene selbst sich diese Brüche „zugefügt“ hat, es also ihre eigene Schuld ist. Das steht dann in einem auffälligen Widerspruch zu dem auch hier angefügten Verweis auf das Gutachten, das das Gericht einholte. Irgendwie schade, sich selbst so zu desavouiren – das hätte doch irgend jemand in der Redaktion merken sollen: Solche Formulierungen sind nicht nur unangebracht, sondern einfach falsch.

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