es ist ja immer so eine sache mit den tex­ten von botho strauß: sie liegen mir nicht unbe­d­ingt. aber sie lassen qual­itäten erken­nen. das gilt auch für die nacht mit alice, als julia ums haus schlich. ein selt­sames traum­buch ist das, beherrscht von der ödnis der städte bzw. der stadt, näm­lich berlins. und schon sind wir mit­ten im prob­lem: der topos der öden, kalten, leeren stadt – das ist schon ziem­lich vorgestrig …

verblasste, schemen­hafte men­schengestal­ten schweben durch den text, die oft mehr schat­ten als fleisch und blut sind, lose über zufäl­lige und ange­ord­nete begeg­nun­gen miteinan­der verknüpft. strauße schreibt hier seine sicht der gegen­wart nach der post­mod­erne ‑die war ja im „par­tiku­lar“ und vor allem der „beginnlosigkeit“ an der rei­he gewe­sen. jet­zt ist alles leer und frei von alten sin­ngaran­ten, die nicht ein­mal mehr als zitat oder mate­r­i­al für col­la­gen o.ä. vorkom­men – ödnis eben. statt dessen, statt der wahren welt, herrscht eine traumwelt, weitab der real­ität. vor allem ver­schwindet und ver­schwimmt die gren­ze zwis­chen der phan­tastis­chen welt des traumes und den spär­lichen resten der real­ität zunehmend.

der text, das sind nur noch frag­mente und bruch­stücke: die kohä­sion wird, so scheint es mir im moment, von text zu text, von buch zu buch, niedriger: das schwebt aneinan­der vor­bei, wie große blasen in einem geschlosse­nen raum: ab und an verbinden sich welche, teilen sich irgend­wo und irgend­wann auch wieder, feste zustände gibt es ein­fach nicht mehr. dazu kommt dann noch, dass strauß unbe­stre­it­bar ein großar­tiger stilist ist (auch das scheint sich immer mehr auszuprä­gen …): per­ma­nent herrscht ein ver­hal­ten durch­scheinen­der zarter, leichter apoka­lyp­tis­ch­er grund­ton – am stärk­sten wohl in den ein­deuti­gen traumteilen – denn die traum­se­quen­zen sind in dif­feren­ziert­er evi­denz mon­tiert. und wun­der­bare beschrei­bung, her­rlich alt­modisch anmu­tende ver­gle­iche:

“wie lange noch dastehn? in dieser uni­ver­sal­rat­losigkeit. aus­sicht­s­los.” (147, hier total aus dem zusam­men­hang geris­sen)