Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Übertriebenes Unverständnis?

Die west­lichen Medi­en haben das damals mit einem meines Eracht­ens über­triebe­nen Unver­ständ­nis für die chi­ne­sis­che Regierung als Mas­sak­er beze­ich­net. Doch was hätte Deng tun sollen? … Wenn er den Platz des Himm­lis­chen Friedens nicht hätte räu­men lassen, hätte die Regierung ‘das Gesicht ver­loren’.

So spricht Hel­mut Schmidt in ein­er kurzen Erin­nerung über seine Begeg­nun­gen mit Deng Xiaop­ing in der aktuellen Aus­gabe der “Zeit Geschichte”, die sich ganz Chi­na wid­ment (1/2012, S. 91).

Und genau damit hat mich Hel­mut Schmidt — nicht zum ersten Mal — gehörig ver­schreckt. Denn diese Beliebigkeit ist schlimm: ja, was sollen die armen Chi­ne­sen denn tun, sie hät­ten ja “ihr Gesicht” ver­loren — und das weiß doch jed­er, das das in dieser Kul­tur das Schlimm­ste über­haupt ist. Was sind schon fast 3000 Tote dage­gen? Tote noch dazu, die ja — so die Imp­likatur — genau gewusst haben, was passieren muss, wenn sie da so blöd in der Öffentlichkeit demon­stri­eren und so etwas Unver­schämtes wie Demokratie ver­lan­gen? Mein lieber Mann: Solche Äußerun­gen sind es immer wieder, die mir die Verehrung Hel­mut Schmidts gän­zlich unbe­grei­flich machen.

Und dann noch: Was bitte schön ist denn “über­triebenes Unver­ständ­nis”? Entwed­er man ver­ste­ht etwas nicht — dann ver­ste­ht man es eben nicht. Das kann man dann nicht mehr übertreiben. Was Schmidt hier offen­bar meinen, aber nicht sagen will: Das Unver­ständ­nis war keines, die “Medi­en” wussten genau (nach Schmidts Lesart), worum es ging, und haben das Unver­ständ­nis vorgeschoben — und, das ist die Folge davon, sich (meines Eracht­ens zu Recht) moralisch entrüstet über das Gemet­zel. Und das find­et Herr Schmidt wohl über­trieben. Nun ja, da muss man ja eigentlich nichts mehr sagen …

Zurück

Taglied 13.4.2012

Nächster Beitrag

Taglied 15.4.2012

  1. Heiner Hundertwasser

    Dear Matthias,

    Welche Per­son verehrst Du eigentlich im poli­tis­chen Bere­ich? Nie­mand? Immer noch Oskar Lafontaine? Wer wäre Dir als SPD-Kan­zlerkan­di­dat am lieb­sten?

    Viele Grüße!
    Hein­er Tausend­wass­er

    • Ach, verehren …
      Du weißt doch, mit den Per­so­n­en und ihrem Kult habe ich es nicht so. Schon gar nicht in der Poli­tik. Bewun­dern gin­ge ja noch — aber dafür finde ich im Moment auch arg wenig Grund.

  2. Heiner Hundertwasser

    Lieber Matthias,

    ich habe ger­ade das Chi­na-Inter­view von di Loren­zo mit Hel­mut Schmidt gele­sen.

    http://www.zeit.de/2012/38/Helmut-Schmidt-di-Lorenzo-China-Mao-Menschenrechte

    Da sind zum Teil auch sehr son­der­bare, rel­a­tivierende Auf­fas­sun­gen zu lesen.

    Hast Du meine gestrige SMS erhal­ten? Noch ein­mal her­zlichen Glück­wun­sch zum Geburt­stag. Alles Gute! Viel Erfolg an der Uni!

    Ulri­co

  3. Starter Startpage

    Lieber Matthias,

    wenn ich “Matthias Mad­er” bei Start­page eingebe, erscheint als erster, nicht gespon­sorter Tre­f­fer Deine Seite “Näch­stens mehr”.
    Her­zlichen Glück­wun­sch dazu!

    Her­zliche Grüße
    UE

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén