Die Polizei Mainz twit­tert ger­ade:

Das ist ein wun­der­bares Beispiel dafür, wie man als Behörde mehr oder weniger sub­til und mehr oder weniger indi­rekt Schuld zuschreibt und ver­schiebt (im Englis­chen gibt es das schöne Wort vic­tim­blaim­ing dafür): Eine Frau wird von einem/einer anderen Verkehrsteilnehmer/in ver­let­zt. Die Polizei legt aber dann Wert darauf, dass sie “dunkel gek­lei­det” war — und impliziert, dass der Aut­o­fahrer sie deshalb nicht rechtzeit­ig sehen kon­nte. Nun ist aber laut StVO der Aut­o­fahrer verpflichtet, so zu fahren, dass er andere nicht gefährdet. Das heißt vielle­icht auch, im Dunkeln etwas mehr Vor­sicht wal­ten zu lassen. Inter­es­sant ist auch der let­zte Satz: “Sie stürzte und wurde ver­let­zt.” Man hätte auch schreiben kön­nen: Sie wurde umge­fahren und vom Aut­o­fahrer ver­let­zt.

In der Lang­fas­sung ist es übri­gens über­haupt nicht bess­er: Dann ist nicht der Führer des Kfz schuld, son­dern sein Fahrzeug: “Der graue Renault Megane erfasste die Fußgän­gerin mit der recht­en Fahrzeug­seite.” Offen­bar also ein vol­lkom­men autonom fahren­des Auto …

Es kann ja dur­chaus sein, dass die Fußgän­gerin (mit)schuldig am Unfall war — die Polizei ist sich dessen aber offen­bar nicht sich­er, son­dern bitte um Zeu­gen­hin­weise … Ihre Mel­dun­gen sprechen aber eben eine andere Sprache. Und das ist eben lei­der kein Einzelfall: Immer wieder wer­den solche Mel­dun­gen allein aus der Sicht von Aut­o­fahren­den geschrieben, für die andere Verkehrsteil­nehmer wie Fußgän­gerin­nen oder Rad­fahrerin­nen Stör­fak­toren sind, die sich gefäl­ligst den Pkws anzu­passen und unterzuord­nen haben. Das muss auch gar keine Absicht sein, dass die Polizei so schreibt — ich ver­mute sog­ar, dass es ger­ade keine ist: Sie denken eben ein­fach als Aut­o­fahrer. Schließlich sind sie ja im Dienst auch nahezu auss­chließlich motorisiert in Blech­schachteln unter­wegs …