Am Frei­tag war wie­der die Cri­ti­cal Mass in Mainz unter­wegs. Und ich war wie­der dabei – zum drit­ten Mal in die­sem Jahr, zum zwei­ten Mal mit dem Lie­ge­rad. Das ist dafür aber offen­sicht­lich nicht das am bes­ten geeig­ne­te Gefährt (aber dazu gleich mehr). Es waren bei ange­nehm som­mer­li­chen Tem­pe­ra­tu­ren wie­der etwas mehr als hun­dert Rad­le­rin­nen und Rad­ler vor dem Staats­thea­ter zusam­men­ge­kom­men, um ein biss­chen spa­zie­ren zu fah­ren in der Lan­des­haupt­stadt am Rhein. Bis es so weit war, dau­er­te es aber noch etwas. Eigent­lich will die Main­zer Cri­ti­cal Mass am ers­ten Frei­tag im Monat um 18 Uhr star­ten. Das hat sie aber, glau­be ich, noch nie getan – und das muss sie natür­lich auch nicht. Die­ses Mal fand ich die Ver­zö­ge­rung bis zum Start aller­dings arg lang. Das heißt näm­lich vor allem: rum­ste­hen und war­ten (gut, ich konn­te sit­zen …). Aber irgend­wann reicht’s halt doch mal mit dem Her­um­lun­gern.
Doch alles War­ten hat irgend­wann ein Ende und so setz­te sich kurz vor halb Sie­ben der lan­ge Wurm auf zwei (bzw. bei zwei Teil­neh­mern auch auf drei) Rädern in Bewe­gung. Aber was heißt da schon Bewe­gung: Ich hat­te den Ein­druck (der kann aber auch täu­schen …), dass es die­ses Mal seee­ehr gemüt­lich war. Auf dem Lie­ge­rad war das jeden­falls kein super ent­spann­tes Tem­po – etwas Geschwin­dig­keit brau­che ich halt schon, damit sich das Ding sta­bi­li­siert. Aber das ist natür­lich mein per­sön­li­ches Luxus­pro­blem. Ande­rer­seits fand ich gera­de am Anfang – es ging die­ses Mal übers Höf­chen auf die Rhein­stra­ße, dann über die Holz­hof­al­lee und Umbach zur Gro­ßen Blei­che, mit einem Schlen­ker über die Kai­ser­stra­ße (weil das Blei­chen­en­de ja wegen Open-Air-Kon­zert-Auf­bau gesperrt war) auf die Theo­dor-Heuss-Brü­cke und über den Rhein nach Kas­tel, von dort nach einer groß­zü­gi­gen Schlei­fe wie­der zurück nach Mainz und noch etwas durch die Neu­stadt und schließ­lich zurück zum Thea­ter -, dass ziem­lich vie­le wack­lig und unru­hig fuh­ren. Außer­dem hat das auch durch­aus etwas pro­vo­zie­ren­des, wenn 110 Zwei­rä­der so lang­sam wie mög­lich über die Kreu­zun­gen schlei­chen und die ande­ren Ver­kehrs­teil­neh­mer – unter denen ja auch nicht weni­ge Fuß­gän­ger sind – blo­ckie­ren. Die Durch­schnitts­ge­schwin­dig­keit von knapp 10 km/​h war für mich und mein Lie­ge­rad jeden­falls grenz­wer­tig – da eier ich immer selbst im ebe­nen in den klei­nen und kleins­ten Gän­gen her­um, ohne auf eine ordent­li­che Tritt­fre­quenz zu kom­men. Dafür hat das Cor­ken aber, so weit ich das mit­be­kam, wun­der­bar geklappt – vie­len Dank dafür!
Etwas ande­res, was mich – neben der Stre­cken­füh­rung, die ich etwas erra­tisch fand – mit zuneh­men­der Zeit nerv­te: Zwei Sound­sys­te­me. Das ist für mei­nen Geschmack min­des­tens eines zu viel. Zumal die bei­de – wie­der­um für mich – ästhe­tisch nicht gera­de über­zeug­ten mit ihrer Beschal­lung. Vor allem aber hat­te ich am Frei­tag den Ein­druck, dass das etwas in eine Par­ty­run­de abglei­tet. Und ich befürch­te, damit tun sich die Rad­le­rin­nen und Rad­ler kei­nen Gefal­len. Denn eigent­lich soll­te es bei der Cri­ti­cal Mass ja dar­um gehen, zu zei­gen, dass Fahr­rä­der auch Teil des Ver­kehrs sind und ihren Anspruch auf ange­mes­se­nen (Verkehrs-)Raum gel­tend machen wol­len – nicht aber so sehr, dass sie am Frei­tag Abend für etwas kurio­se Unter­hal­tung sor­gen. Na ja, in die­ser Hin­sicht mag ich aber auch etwas vor­sich­tig bzw. zurück­hal­tend sein. Ähn­li­ches gilt viel­leicht auch für mein leich­tes Unbe­ha­gen auch beim Platz­be­darf: Offi­zi­ell gilt ja eigent­lich nur, dass ein Rad-Ver­band eine Spur nut­zen darf und nicht alle ver­füg­ba­ren. Das eine oder ande­re Mal muss­te aber sogar der Gegen­ver­kehr war­ten – und das muss nun wirk­lich nicht sein. Die Akti­on im Krei­sel in Kas­tel, bei der ein Last­wa­gen und ein PKW, die gera­de auf das Ende der Rad­fah­rer war­te­ten, von der Spit­ze „umschlos­sen“ wur­den, war natür­lich auch eher mis­tig oder unsin­nig.
Das alles hat jeden­falls dazu geführt, dass ich die­ses Mal nicht den aller­größ­ten Spaß hat­te. Aber schlecht war’s natür­lich auch nicht ;-) – auch wenn das jetzt ein recht kri­ti­scher Text gewor­den ist. Aber den­noch: Die Idee der Cri­ti­cal Mass fin­de ich immer noch eine gute Sache. Und es war sicher­lich nicht mei­ne letz­te Teil­nah­me, obwohl ich frei­tags abends oft etwas ande­res vor habe …