Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Kategorie: musik Seite 2 von 37

Orgelempore

Arbeitsplatz (15)

Am ver­gan­genen Woche war ich für einen Besuch­sein­satz in Traisa im Mühltal. Die dor­tige evan­ge­lis­che Kirche, Ende der 1950er Jahre im Wohnge­bi­et erbaut, hat eine recht nette, erstaunlich vielfältig nutzbare Orgel. Die zwöl­freg­istrige Orgel wurde von Karl Schuke (Berlin) gebaut. Bei zwei Man­ualen mit Ped­al ist sie recht ansprechend disponiert und passt sehr gut in den schlicht­en Kirchen­raum. Sie scheint auch gut gepflegt zu sein — bei meinem kurzen Gast­spiel klappte jeden­falls alles prob­lem­los wun­der­bar. Nur eine vernün­ftige, tragfähige 8′-Stimme fehlt lei­der auch hier, wie so oft bei kleineren Orgeln …

The King's Singers, Bandfoto

Goldene Klänge: King’s Singers feiern

the king's singers, gold (cover)Zum 50. Geburt­stag darf man sich als Ensem­ble schon mal etwas gön­nen. Zum Beispiel drei CDs, aufwendig und geschmack­voll ver­packt und ganz schlicht „Gold“ betitelt. Dann haben auch die anderen – das Pub­likum – etwas vom Jubiläum. Und wenn alles gut läuft, ist das Pro­dukt dann nicht nur ein Zeug­nis der lan­gen Geschichte, son­dern auch musikalisch überzeu­gend. Bei den King’s Singers hat offen­sichtlich alles geklappt. Denn ihr „Gold“-Album, die mehr als drei Stun­den neuen Auf­nah­men, die sie sich und uns zum Fün­fzig­sten gön­nen, ist ein wun­der­bares Juwel – und zeigt auch sehr schön, auf welchem hohen Niveau die aktuelle Beset­zung der King’s Singers heute singt. Denn obwohl „Gold“ weit­ge­hend ohne vir­tu­ose Schnitte im Stu­dio aufgenom­men wurde, ist die vokale und musikalis­che Per­fek­tion der sechs Englän­der erneut atem­ber­aubend. Und, das ist auch nicht neu, aber den­noch immer wieder verblüf­fend: Es ist ziem­lich egal, ob sie Renais­sance-Motet­ten oder raf­finierte Arrange­ments von Pop-Songs sin­gen. Alles, was sie sich vornehmen, machen sie sich unab­d­ing­bar zu eigen. Und so klin­gen dann fünf Jahrhun­derte Musik doch ziem­lich gle­ich – wie fünf Jahrzehnte King’s Singers eben.

Denn die drei CDs von Gold umspan­nen nicht nur das weite Reper­toire der King’s Singers, son­dern auch große Teile der Musikgeschichte: 80 kurze und kürzere Stücke habe sie aus­gewählt, einiges davon speziell für diesen Anlass arrang­ieren oder kom­ponieren lassen. Die erste CD, „Close Har­mo­ny“, verza­ubert schon mit den ersten Tak­ten von „We are“ von Bob Chilcott, dem lan­gen Wegge­fährten des Ensem­bles, der als einziger auch Musik zum zweit­en Teil von „Gold“, der geistlichen Musik, und dem drit­ten Teil, der weltlichen A‑Cap­pel­la-Musik beiges­teuert hat.

Jed­er wird naturgemäß andere Lieblinge haben, aber Lieblinge sollte hier jed­er find­en. Denn in den über drei Stun­den Musik dürfte jed­er Geschmack mehr als ein­mal getrof­fen wer­den. Zumal die King’s Singers John Leg­end genau­so liebevoll und überzeu­gend sin­gen wie Orlan­do Las­sus. Hein­rich Schütz kommt eben­so zu Ehren wie Rhein­berg­ers „Abend­lied“, das hier tat­säch­lich auch ohne Chor sehr emo­tion­al wirkt, auch wenn die deutsche Aussprache nicht unbe­d­ingt die Spezial­ität der Briten ist. John Rut­ter hat für sie ein paar Shake­speare-Zeilen mit sehr inten­siv­er Musik verse­hen, Bob Chilcotts „Thou, my love, art fair“ ste­ht völ­lig richtig zwis­chen Wil­iam Byrd und Palest­ri­na. So ließe sich die Rei­he der Höhep­unk­te noch lange fort­set­zen. Denn die King’s Singers sin­gen all das so wun­der­bar geschmei­dig und per­fekt abges­timmt, jew­eils so charak­ter­is­tisch zart oder druck­voll, ätherisch schwebend oder solide grundiert, dass man bei allen drei CDs von deren Ende immer wieder über­rascht wird.

The King’s Singers: Gold. 3 CDs. Signum Records 2017. 67:37 + 61:15 + 65:37 Minuten Spielzeit.

(Zuerst erschienen in “Chorzeit — Das Vokalmagazin”, #45, Jan­u­ar 2018)

zwo3wir (bandfoto)

zwo3wir feiert Weihnacht in “Vanillekipferlgrün”

zwo3wir, vanillekipferlgrün (cover)Wer nach Festvor­bere­itungsstress und Geschen­keeinkauf­s­marathon noch Musik braucht, um vor Wei­h­nacht­en zur Ruhe zu kom­men, ist bei zwo3wir in guten Hän­den. Mit Vanillekipferl­grün leg­en die fünf Niederöster­re­ich­er von zwo3wir ein wirkungsvolles Gegen­pro­gramm zu Zeit­not und Het­ze für die Wei­h­nacht­szeit vor. Die CD ist zwar schon nach ein­er knap­pen hal­ben Stun­den zu Ende, aber das sind acht Songs, die viel Genuss bere­it­en kön­nen. Mit großer akustis­ch­er Bühne steigen sie gle­ich sehr atmo­sphärisch mit ein­er Eigenkom­po­si­tion ein. Damit ist auch die erste von drei Sprachen schon geset­zt – neben dem Öster­re­ichis­chen Dialekt wie bei „Waun i ruhig wer‘n wü“ singt das Quin­tett auch im reinen Hochdeutsch und auf Englisch. Sehr gelun­gen sind die bei­den Choral­bear­beitun­gen, die „Macht hoch die Tür“ und „O Hei­land“ ansprechend mod­ernisieren. Am besten klin­gen aber die schlicht­en, gemütlichen und relax­ten Songs wie die „Fro­he Wei­h­nacht“ oder „Des is Wei­h­nocht für mi“: Mit solch­er Musik darf die Wei­h­nacht auch gerne grün statt weiß sein.

zwo3wir: Vanillekipferl­grün. 2016. 26 Minuten.

(Zuerst erschienen in “Chorzeit — Das Vokalmagazin”, #44, Dezem­ber 2017)

The King's Singers (Gruppenfoto)

Weihnachten ist präsent: King’s Singers “Christmas Presence”

christmas presence (cover)Christ­mas Pres­ence haben die King‘s Singers ihr aktuelles Wei­h­nacht­sal­bum genan­nt. Und der Titel trifft es wun­der­bar: Die sechs Her­ren schaf­fen es näm­lich prob­lem­los, Wei­h­nacht­en wer­den zu lassen. Wer dieser Musik, von den „Hodie Chris­tus natus est“-Vertonungen aus Renais­sance und Barock bis zu Bob Chilcotts „A Thanks­giv­ing“, lauscht, wird sich dem Geist der Wei­h­nacht kaum ver­schließen kön­nen – auch wenn es ein reg­ner­isch­er Novem­ber­nach­mit­tag ist … Das Lauschen sollte dabei auch nicht zu beiläu­fig sein. Denn die wahre Kun­st der King‘s Singers, die feinen Klangnu­an­cen, die reine Into­na­tion und natür­lich auch die raf­finierten gewieften Arrange­ments offen­baren sich erst dem genauen Hin­hören. Denn dann wird es richtig großar­tig: Kaum zu glauben, dass das eine Live-Auf­nahme ist, so wun­der­bar far­big fed­ert das „Resonet in laudibus“ von Orlan­do di Las­so, so prezios-verträumt klingt das „O mag­num mys­teri­um“ von Fran­cis Poulenc, ganz zu schweigen von den wun­der­baren Klangde­tails in den Sätzen von Her­bert How­ells – und dem neck­ischen „Jin­gle Bells“-Arrangement von Gor­don Lang­ford.

The King‘s Singers: Christ­mas Pres­ence. Signum Clas­sics 2017. Spielzeit: 52:48 Minuten.

(Zuerst erschienen in “Chorzeit — Das Vokalmagazin”, #44, Dezem­ber 2017)

blick von der empore in den altarraum

Arbeitsplatz (14)

Zu meinem Arbeit­splatz in Müm­ling-Grum­bach gehört auch die schöne Bergkirche, in der ein­mal im Monat Gottes­di­enst gefeiert wird. Die Orgel dort ist freilich nicht der Rede wert — ein Pos­i­tiv von Wal­ck­er mit der Ten­denz, in der allerd­ings auch für das Instru­ment sehr ungün­stig beheizten Kirche, Hänger in den ungün­stig­sten Momenten zu pro­duzieren.

Mit Aquabella um die Welt

aquabella, jubilee (cover)Aqua­bel­la hat schon immer ein ziem­lich unver­wech­sel­bares Pro­fil: Vier Frauen sin­gen Welt­musik a cap­pel­la – das gibt es nicht so häu­fig. Und sie tun es mit Erfolg und Durch­hal­tev­er­mö­gen. Sein zwanzigjährige Jubiläum feiert das Quar­tett jet­zt mit der siebten CD: Jubilee heißt die ganz passend. Es wird aber bei weit­em nicht nur jubiliert, auch nach­den­klichere Töne und sehr stim­mungsvolle Bal­laden fan­den ihren Weg auf die Plat­te, die neben Stu­dio-Auf­nah­men auch einige Live-Mitschnitte enthält. Und einiges kön­nte dem treuen Fans schon von früheren Veröf­fentlichun­gen bekan­nt sein.

Ganz wie man es von Aqua­bel­la schon ken­nt, ist es auch zum Jubiläum wieder eine Wel­treise zum Hören gewor­den. Die ist fast durch­weg bess­er für den beque­men Ses­sel im heimis­chen Wohnz­im­mer als für die Tanzfläche geeignet: Zum genussvollen Hören lädt Aqua­bel­la mehr ein als zum Mit­machen. Denn Jubilee ist zwar eine abwech­slungsre­ich, aber auch eine unge­fährliche und bequeme imag­inäre audi­tive Expe­di­tion auf alle Kon­ti­nente.
Nach dem strahlen­den Beginn mit dem hebräis­chen „Lo Yisa goy“ gehts in großen Schrit­ten über Schwe­den und Deutsch­land (melodisch sehr schön, die Eigenkom­po­si­tion „Jerusalem“ von Aqua­bel­la-Mit­glied Gisela Knorr) schnell nach Alge­rien, zu ein­er run­dum gelun­genen Arrange­ment von „Aicha“, das ja auch schon Ever­green-Charak­ter hat. Hier bekommt es von Nass­er Kila­da – der die Frauen auch beim andalu­sis­chen „Lam­ma bada yatathanna“ unter­stützt – noch ein wenig Lokalkolorit und Authen­tiz­ität – nicht, das Aqua­bel­la das unbe­d­ingt nötig hat. Vor allem fügt er eine neue Klang­farbe hinzu – und das schadet nicht, denn Aqua­bel­la-Sän­gerin­nen und vor allem ihre Arrange­ments sprudeln nicht ger­ade über vor musikalis­ch­er Exper­i­men­tier­freudigkeit. Das ist alles sehr solide gear­beit­et und ordentlich gesun­gen, aber oft fehlt – wie etwa beim Klas­sik­er „Mas que nada“ – etwas Pep: Zwin­gend ist das nicht immer, mitreißend nur in weni­gen Augen­blick­en. Die oft etwas flächi­gen und sta­tis­chen Arrange­ments lassen immer etwas Rest-Dis­tanz. Aqua­bel­la klingt eben immer nach sich selb­st, egal was auf dem Noten­stän­der liegt und in welch­er Sprache sie ger­ade sin­gen.

Die Live-Auf­nah­men auf„Jubilee atmen bei gle­ich­bleiben­der Qual­ität mehr ansteck­ende Singfreude: Das gilt schon für das „Adiemus“ von Karl Jenk­ins (das sich naht­los in die Welt­musik-Reigen ein­passt), ganz beson­ders aber für das finale „Dortn iz mayn rue­platz“, das mit seinem wun­der­bar weichen Orgelpunkt und dem schlicht­en Arrange­ment ganz verza­ubernd und verzück­end wirkt.

Aqua­bel­la: Jubilee live. Jaro 2017. 52:25 Spielzeit

(Zuerst erschienen in “Chorzeit — Das Vokalmagazin”, #42, Okto­ber 2017)

Taglied 15.11.2017

Amok Amor at Jazz Geht Baden 2016

Beim Klick­en auf das und beim Abspie­len des von YouTube einge­bet­teten Videos wer­den (u. U. per­so­n­en­be­zo­gene) Dat­en wie die IP-Adresse an YouTube über­tra­gen.

Arbeitsplatz (13)

Bish­er habe ich meinen “Stamm-Arbeit­splatz” noch gar nicht gewürdigt. Dabei spiele ich schon seit über zwanzig Jahren in Müm­ling-Grum­bach. Das ist die recht rustikale Orgel im Gemein­de­haus (Friedrich-May-Haus):

firmenname über der tastatur

Arbeitsplatz (12)

Die schöne — und alte — evan­ge­lis­che Kirche in Höchst im Oden­wald hat auch eine nette Orgel von Wal­ck­er mit zwei Man­ualen und etwas uner­gonomisch ange­ord­neten Reg­is­tern (den Prospekt habe ich lei­der vergessen zu fotografieren …).

Arbeitsplatz (11)

Ich hat­te mal wieder Gele­gen­heit, an der schö­nen Sauer-Orgel (Opus 793) von 1899 in Erbach auszuhelfen — die Orgel wird mir immer nahe bleiben, habe ich hier doch meinen ersten Unter­richt genossen und meine ersten Gottes­di­en­ste gespielt …
Abge­se­hen davon ist es aber auch ein schönes pneu­ma­tis­ches Werk mit schö­nen, charak­ter­is­tis­chen Stim­men, auch wenn es nicht arg groß ist.

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén