Und hier beginnt 300 Meter hinter der Haustüre die Wiese. Nach der Wiese kommt der Acker. Und dann der Wald. Und da kann man sich toll austoben. Nie bin ich beim Laufen so schnell kaputt wie an den Tagen, an denen ich die Wege verlasse und mich im freien Gelände bewege. Denn nicht nur geht es da über Stock und Stein — im Odenwald heißt freies Gelände (fast) immer auch: hoch und runter. Und gerne auch mal richtig steil.
Heute war wieder so ein Tag. Bei strahlendem Sonnenschein, über 20 °C und einem lauen Frühlingslüftchen hat’s mich einfach gepackt. Und dann bin ich auch noch auf die Idee gekommen, nicht nur querfeldein zu traben, sondern das auch in den Five Fingers zu tun. Die hatte ich ewig nicht mehr beim Laufen an. Und da die Läufe abseits der Wege bei mir meist die kürzeren Einheiten sind, schien mir das eine gute Gelegenheit, mal wieder das Barfußlaufen zu simulieren. Und es war wirkich eine gute Idee. Gut, auf dem Fußrücken hätte ich mit „richtigen“ Trailschuhen mir keine Schrammen geholt. Aber sonst ging es mit den minimalistischen Schlappen von Vibram erstaunlich gut — viel besser als ich dachte. Der Boden war — durch die Regenfälle der letzten Tage — schön weich. Das kam mir natürlich entgegen, so konnten sich meine Zehen richtig schön festkrallen. Das ist auch so etwas: Wer mal ein paar Dutzend Schritte nur auf den Zehen im Wald bergauf unterwegs war, weiß ziemlich genau, wie schwer er ist …
Der Wald hat natürlich wieder seine Spuren hinterlassen — ohne Schrammen geht das Querfeldeinlaufen bei mir selten ab. Irgendwann übersehe ich immer eine Brombeerenranke (oder finde keinen Weg mehr außenrum und muss eben durch’s Dickicht, um nicht umkehren zu müssen). So war’s heute auch wieder. Und irgendwie gehört es auch dazu — das sanfte Brennen, wenn der Schweiß in die Kratzer läuft. Die Mischung aus Blut, Schweiß und Dreck, die so schöne Krusten gibt.
Lauftechnisch sind solche Tage eher ernüchternd: — eine Geschwindigkeit von 6:38 bekomme ich sonst eher selten auf den Forerunner. Aber darum geht es bei diesen Läufen ja auch überhaupt nicht. Und Spaß machen sie bei jedem Tempo. Zumal das ja sehr relativ ist — wer mal durch einen nicht besonders aufgeräumten Wald den Hang hinunter gerannt ist oder die Wiese am örtlichen Skilifthang runtergebretter ist, weiß, was da alles für Fußangeln, Löcher, Überraschungen und Ausrutscher auf den Läufer warten.
Endlich! Schon einige Male wäre ich gerne beim Maaraue Marathon Mainz (MMM) mitgelaufen, aber bisher hat es terminlich nie geklappt. Heute war also Premiere für mich. Die anderen waren schon eingespielt, die meisten waren schon mal dabei. Der MMM ist ein typischer privat organisierter Einladungslauf, erstmal zum 40. Geburtstag von Sascha Kaufman, der jetzt immer wieder dazu einlädt. Das ist denkbar einfach: Gelaufen wird fünf Mal die klassische Dreibrückenrunde. Start war heute erstmals auf dem Parkplatz an der Mainspitze — bisher immer kleiner gewesen. Bei der 5. Auflage waren über zwanzig Läufer und Läuferinnen dabei.
Im Grunde ist das einfach ein gemeinsamer — mehr oder weniger — Trainingslauf. Aufgrund der “offiziellen” Ausschreibung in Saschas Blog zählt das aber als wertungsfähige Laufveranstaltung und wird auch in die Statistik der DUV aufgenommen — für manche Marathonsammler ist das ja nicht ganz unwichtig.
Jedenfalls wird für den MMM kein großes Organisationsklimbim veranstaltet: Die Strecke wird während der ersten Runde noch mit ein paar Pfeilen markiert, aber nicht abgesperrt. Ist aber auch kein Problem, für so ein paar Hanseln. Die sich noch dazu weit verteilen, spätestens nach der ersten Runde. Dieses Mal gab es, weil Sascha sich um Sponsoren bemüht hat (Startgeld wird ja keines genommen), sogar noch eine kleine Startertüte — mit Werbematerial vom Hochwaldmarathon, von GO-Mainz — inkl. ein paar Gummibärchen, eine kleiner Dose Pullmoll und einigen Traubezuckern aus der Rochus-Apotheke in Mombach. Ach ja, GO spendierte auch noch eine kleine Dose “Vino frizzante bianco di Italia” — nicht gerade ein typisches Läufergetränk. Und Startnummern gab es tatsächlich auch — so durfte ich öfters erklären, was wir da eigentlich treiben …
Gestarten sind wir mit minimalster Verzögerung unter Beobachtung der Presse um kurz nach 10 Uhr. Dann ging es eben los auf die mir ja ausreichend gut bekannte Runde, durch Kostheim an den Rhein, zum Kastel, unter der Theodor-Heuss-Brücke durch und hinter der DLRG hinauf auf die Brücke. In Mainz dann ganz langweilig (…) am Ufer entlang hoch zur Eisenbahnbrücke und hinüber auf die Mainspitze. Das Ganze dann fünf Mal — und fertig ist der Mini-Ultra.
Die erste Runde war schön gemütlich, irgendwo zwischen 5:20 und 5:30 (auf die Uhr habe ich kaum geschaut). Auch die zweite Runde ungefähr im gleichen Tempo hat noch richtig viel Spaß gemacht. Auf der dritten Runde — ich war immer noch im selben Tempogebiet unterwegs — hatte ich dann die große Ehre, für wenige hundert Meter die Spitze des Lauffeldes zu sein — der eigentliche Frontläufer hat am Auto seine Schuhe gewechselt. Aber Lauffeld ist eh’ übertrieben — spätestens zu diesem Zeitpunkt war von den allermeisten Läufern hinter uns nichts mehr zu sehen.
Das ging bei mir ganz gut bis in die vierte Runde. Klar, inzwischen wurde das Tempo anstrengend — etwas anderes hatte ich auch nicht erwartet. Es ging also nur noch darum, den Einbruch möglichst lange hinauszuzögern. Auf der vierten Runde, ziemlich genau drei Stunden war ich inzwischen unterwegs, war es dann soweit. Die Muskeln macht unheimlich schnell schlapp. Und auch mein Energiehaushalt ging rapide dem Ende zu — also erst einmal eine Gehpause. Die zog sich etwas … Kurz vor Ende der vierten Runde habe ich dann ernsthaft überlegt, es damit und also mit 36 Kilometern gut sein zu lassen. Aber irgendwie hatte ich keine Lust, abzubrechen. Also zog ich weiter — immer im Wechsel zwischen Gehen und Laufen. Beim Laufen merkte ich zunehmend, dass mein Kreislauf nicht mehr der stabilste war. Offenbar hätte ich doch unterwegs zwischendurch mal Energie zuführen sollen, und nicht nur ein paar Schlucke Wasser nehmen.
Mittlerweile ging mir (und nicht nur mir) auch der Wind gehörig auf den Wecker: Die stürmischen Böen zerrten nicht nur an Kleidung und Startnummer, sondern auch an den Nerven. Ein paar Mal wurde ich dann auch noch überholt — aber erstaunlich, wie lange das gedauert hat. Immerhin, irgendwann war ich wieder auf der Mainzer Seite — ein Ende also in Sicht. Mit dem bewährten Wechsel zwischen Gehen (natürlich bei allen Brückenaufgängen) und Laufen kam ich dann schließlich noch ins Ziel — nach 4:40:36. Keine besondere Glanzleistung … Aber so ist das eben, wenn man beim Training schludert und eher wenig Lust auf die langen Läufe hat — das rächt sich. Garantiert. Morgen werde ich wohl einen ganz netten Muskelkater haben …
Die ersten Ergebnisse sind auf diesem Bild zu bewundern. Mein Streckenprotokoll (der Forerunner hat 45,6 km gemessen) bei runsaturday. Und Mein Tempo-Diagramm:
Tempo/Zeit
Der Moment, an dem ich gegen die Wand gelaufen bin, wird ziemlich deutlich …
Ein eher unscheinbares kleines Büchlein sind die “Läufergeschichten aus Afrika” des Sportjournalisten Robert Hartmann. Auf knapp 170 Seiten werden hier eine Menge Langstreckenläufer vorgestellt. Sie kommen (fast) alle aus Kenia — da kennt Hartmann sich offenbar aus. Insofern ist das “Afrika” im Titel etwas irreführend. Ende der 1960er setzt seine Geschichtensammlung ein und führt bis in die 1990er. Ganz verschiedene kleine Stimmungsbilder sind es, die Hartmann hier versammelt, meist in der Form kurzer Porträts: Wettkampferzählungen, Laufbiographien, Läuferlebenswege, …
Aber so viel interessantes und unterhaltsam-nett Geplaudertes hier aufgeschrieben ist, so viele Stolpersteine legten sich mir auch immer wieder in den Leseweg. Das hat einige verschiedene Gründe: Das nicht geklärte Ziel des ganzen Buches etwa. So spricht er z.B. gerne vom “Wunder” der Läufer aus Kenia und ihren überragenden Leistungen — Erklärungsansätze fehlen aber ziemlich komplett, Hartmann versucht es noch nicht einmal. Training findet hier ja auch überhaupt nicht statt — stattdessen gilt das “Gesetz der Savanne”, was auch immer das sein soll … (Schön auch: “Die Jäger und Sammler hatten nichts verlernt.” [82]) Und dann die oft genug unerträgliche romantische Verklärung, der sich Hartmann so gerne befleißigt — Fakten tauchen zwar auf, sind aber viel weniger wichtig (genau wie geschichtliche Hintergründe) als die Stimmung — und natürlich immer wieder: die Freundschaft des Autors mit den Läufern, vor allem Mike Boito.
Am meisten genervt hat mich ja die naive Verklärung der Unterentwicklung eines ganzen Kontinents und der Armut: Die Keniaer sind hier die besseren Menschen, noch unverdorben von den Bequemlichkeiten der Moderne, sie sind noch “echte” Menschen mit natürlich-gesundem Verhältnis zum Körper und dessen Leistungsfähigkeit (immer wieder erzählt er, wie die Athleten zu Fuß zum Wettkampf kommen …). Höchstens als gute Motivation zur echten Leistung, die die verweichlichten Europäer nicht mehr bringen wollen/können, spielt Armut hier letztlich eine Rolle. Und das führt direkt zum nächsten Punkt: Hartmanns mehr oder weniger verdecktem (Rest-)Kolonialismus — es geht nicht darum, Afrika und den Afrikanern Möglichkeiten der Entwicklung aufzuzeigen (ok, das wäre in diesem Rahmen auch zu viel verlangt), sondern eigentlich darum, das Gefälle zwischen Afrika und Europa auszunutzen. Gewiss, für einzelne Individuen mag das funktionieren und erfolgreich sein — die Hunderte Läufert, die sich auf dem Weg dahin aufreiben und scheitern, spielen hier keine wirkliche Rolle. Das leitende Prinzip ist das der hochbegabten Habenichtse, die zum Erfolg laufen. Und die freuen sich über die primitivsten, erbärmlichsten Almosen, die der freundlich gesonnene väterliche Freund aus dem reichen Deutschland ab und an überreicht. “Das war ein einfaches System. Aber es funktionierte.” (136)
Politik taucht überhaupt nicht auf — als spielte sich das Leben nur auf dem Sportplatz ab. Und das Frauen nichts zu melden haben — macht nichts. Dafür ist er offenbar außerordentlich begeistert von den grausamen, elitären, männerbündlerischn Initationsriten der Stämme. Nun ja …
Also, alles in allem: Eine nette Lektüre zwischendurch, wenn man einige Ansprüche mal außen vor lässt.
Robert Hartmann: Läufergeschichten aus Afrika. Hasselroth: Schmid 2004. 172 Seiten. ISBN 3–938101-01–6.
heute ist so ein tag, der das (tägliche) laufen wieder herrlich und lohnend macht: der schnee fällt und fällt seit dem morgengrauen (der weg zum gottesidenst war kein großes vergnügen). aber sofort nach der rückkehr vom dienst in die laufklamtotten geschlüpft, den forerunner gestartet und die salomon-schuhe (für den schnee) geschnürt: raus geht es, in den schnee und den winterlichen wald. was schöneres gibt es für einen läufer kaum. gut, rekorde bricht man bei diesem wetter nicht .… vor allem, da ich die gut 32 km von gestern noch etwas in den beinen merkte. aber das ist bei so schönem wetter auch egal. ja, ich finde das wirkliich ausgesprochen schönes laufwetter. auch wenn die sonne nicht scheint. und auch, wenn es ununterbrochen schneit. gut, der wind hätte jetzt nicht sein müssen — dann hätte ich nicht so viel schnee im gesicht gehabt. aber das konnte meine freude nicht trüben.
unterwegs war ich auf einer “standard”-runde: über den buchwaldskopf und sonnenweg zum zirkelberg, dann ein stück den kutschen weg hinauf, oberhalb von erbuch durch den wald in einem großen bogen bis ungefähr zum almenhof und dann über den schachert ins dreiseetal und zurück nach hause. das ist eine sehr schöne, weil sehr leere runde. nach dem ersten kilometer (mit schönen anstiegen) verschwindet man beim buchwaldskopf im wald und lässt mensch und ort hinter sich. am zirkelberg muss man noch einmal kurz die straße überqueren, aber sonst ist man nur auf waldwegen unterwegs. und bis zur rückkehr ins dreiseetal bei kilometer 13 auch meist ganz allein. nur der schluss hat dann noch ein kleines bisschen straße — aber das ist minimal.
so kann man oder ich zumindest auf dieser runde ganz viel genießen. den schönen wald. die ab und an davonstiebenden rehe. die zwitschernden vögel. vor allem aber die sanfte stille, die gedämpfte ruhe, die heute im schnee alles umgibt.
und dann nach 80 minuten die harte rückkehr in die zivilisation: die autos brausen, die menschen schippen schnee mit möglichst viel getöse, der sonntagsbraten duftet bis auf die straße. und man hat es eigentlich gar nicht vermisst. aber die warme dusche genießt man dann schon.
das war es also schon wieder, das jahr 2009. die läuferische bilanz ist ziemlich durchwachsen. vorgenommen hatte ich mir nicht viel: ein marathondouble ausprobieren, um zu sehen, ob etappenläufe etwas für mich sein könnten. und, vor allem, die letzten sekunden trainieren und den marathon unter drei stunden laufen. das erste hat geklappt, das zweite nicht.
dabei fing es ganz ordentlich an: bis mai hatte ich bereits 1800 kilometer in den beiden. und tatsächlich klappte der doppelschlag dann ziemlich gut: samstags abend in mannheim, sonntags morgen in mainz jeweils ein marathon in deutliche unter vier stunden (siehe den bericht hier). danach war’s dann nicht mehr so lustig. die motivation ging etwas bergab. zunächst stand natürlich ausgiebige regeneration auf dem plan. den sprung zurück ins training habe ich dann aber nur noch halbherzig geschafft. die kilometerleistung blieb im juni sogar etwas unter der vom mai, im juli fiel sie noch mehr ab. da, vor allem nach dem rheinsteig-extremlauf (mit meiner allerersten altersklassen-platzierung!) fing das übel nämlich an: in meinem linken fuß tat sich etwas. ich brauchte eine ganze weile, bis mir klar, was das war: ein fersensporn. und wie ich damit umzugehen habe. der versuch, trotzdem den bärenfels-trail mitzulaufen, ging dann auch ordentlich in die hose. und im august erweiterte sich das dann zur strafe für den übermut noch um eine reizung/entzündung der plantar-sehne. deshalb bin ich ab ende august und vor allem im september fast gar nicht mehr gelaufen.
aber eben nur fast. denn der streak sollte halten. und er tat es auch — auch wenn es höchstwahrscheinlich etwas unvernünftig war und die heilung ohne das tägliche (weiter-)laufen etwas schneller geschehen wäre. aber ein bisschen verrückt muss man ja sein … 558 tage des täglichen laufens gezählt — im herbst war diese wachsende zahl, die inzwischen auch meinen ersten versuch überholt hat, oft die einzige motivation, überhaupt noch die schuhe zu schnüren.
auch nachdem die entzündung abgeheilt und der fuß so halbwegs wieder hergestellt war, schnellten die kilometer nicht gerade in die höhe. zum einen wollte ich nur langsam steigern, um keinen rückfall zu provozieren. zum anderen fiel es mir im spätherbst und winter zunehmend schwer, mich für längere einheiten zu motivieren: ein bisschen etwas ging immer, aber jenseits der 10 kilometer fehlte oft sehr die lust. erst kurz vor weihnachten kam die zurück — aber da war es schon zu spät, sozusagen ;-). so stehen jetzt halt “nur” 4387 kilometer im trainingstagebuch — das ist aber durchaus in ordnung so. ich hoffe, nächstes jahr werden es wieder mehr. und bin zuversichtlich, dass das auch klappt. auch wenn ich im wortsinne immer noch nicht trainiere, sondern nur laufe — vielleicht brauche ich im moment den stress des tempotrainings nicht so sehr. zumal ich sehr am überlegen bin, ob ich mich wirklich noch mal auf die drei-stunden-grenze hochtrainieren soll. das ist für mich untalentierten läufer (und extrem undisziplinierten esser) nämlich mit viel arbeit und fleiß verbunden. wahrscheinlich verlege ich mich doch eher auf die längeren strecken ohne tempodruck. das macht mir eigentlich am meisten spaß. auch ohne wettkampf und veranstaltung: die langen läufe am wochenende sind eigentlich das schönste am laufen überhaupt. auch (oder weil?) man danach so schön fertig ist …
und abschließend mein laufjahr 2009 in einigen zahlen:
gelaufene kilometer 2009: 4387,41 km benötigte gesamtzeit: 378:00:29 (wahnsinn!) durchschnittstempo: 5:11 min/km höhenmeter: +/- 59.000 m (wahrscheinlich etwas mehr als real, das ist der per sporttracks & elevation correction plugin ermittelte wert) kürzeste einheit: 2,1 km längste einheit: 53,1 km marathon oder mehr: 8 mal (ergibt: 353,5 km @ 5:20)
nachdem ich gestern noch einige kilometer geschrubbt habe (mit dem ergebnis, mir einen bösen, bösen wolf gelaufen zu haben — warum auch immer …) und der wochenkilometerzähler sich schon wieder der 80er-marke näherte, beschloss ich heute morgen kurzerhand, das typische herbstwetter dazu zu nutzen, meine neuesten schuhe mal auszuprobieren und gleich auf herz und nieren zu testen: die f‑lite 300 von inov‑8, ein trailschuh der englischen spezialisten.
die bedingungen für so einen test waren nahezu ideal: in den letzten tagen hatte es im odenwald öfters ein wenig geregnet, auch die nacht zum sonntag blieb nicht trocken. die felder sind abgeernte und auch der wald ist jetzt im herbst ein herrliches spielfeld — viel rutschiges laub, weiche erde, massenweise äste, aber durch das teilweise schon gefallene laub nicht mehr ganz so dunkel. denn sonne gab es nur in sehr kleinen dosen — ein paar schöne ausblicke ermöglichte sie mir über das verbaute mümlingtal, mit erstaunlich weiter sicht in richtung bergstraße. die konnte ich vor allem deshalb so genießen, weil meine oberschenkel mit dem schuhtest kreuz und quer über die felder, wiesen und vor allem in den wäldern zwischen rolle und buchwaldskopf nicht so ganz einverstanden waren: nach den knackigen anstiegen — ich musste natürlich alles laufen, gehen kam nicht in frage ;-) — waren mehrmals kurze verschnaufpausen dringend notwendig. zumal der untergrund im wald ja auch eine menge konzentration verlangt. und zwar nicht nur bergauf, sondern gerade auch bergab (ebene gab’s heute fast gar nicht …). denn schnell bleibt man da mal hängen oder stolpert. und dann kann man nicht einmal den schuhen die schuld geben. denn die f‑lite sind wirklich große klasse. schon nach den ersten schritten auf dem weg zur wiese machten sie klar, wo sie hingehören: nicht auf den asphalt … insbesondere wenn die beine und füße am schluss des laufes dann müde sind, machen solche schuhe auf pflaster und asphalt nur sehr, sehr wenig spaß. aber dafür können sie im gelände eben so richtig auftrumpfen: nasses gras, nasses laub, matsch, holz — alles kein problem. der grip ist einfach immer da. dabei sieht die sohle gar nicht so besonders aus und eigentlich ist der f‑lite auch noch gar nicht ein besonderer spezialist. aber für meine zweckeist er wunderbar geeignet: der schuh sitzt fest, wie angegossen passt er, stützt auch seitlich ein wenig, vor allem aber ist er absolut verlässlich auf vielfältigem untergrund. und gibt eine guten, aktiven abdruck, so dass man auch ordentlich speed geben kann. wenn die oberschenkel das mitmachen …
und damit man auch mal sieht, wie so trailschlappen im vergleich zu “normalen” tretern (hier: mizunos wave nexus 2, den ich gerne auf mittleren & längeren strecken trage) darstellen, noch ein paar fotos — nach dem lauf (die f‑lite sind so sauber, weil mich der rückweg wieder durch die “schuhwaschmaschine”, die sehr nassen weiden, geführt hat): —
gut, die überschrift ist übertrieben. aber nur minimal. am samstag bin von erbach (allerdings nicht ganz von der mümling aus) nach uissigheim gelaufen — das ist kurz vor der tauber. 53,4 kilometer waren das. beziehungsweise etwas mehr, denn ein oder zwei teilstücken, die ich gegangen bin — etwa den letzten anstieg — habe ich nicht mitgestoppt. 5 stunden 20 minuten habe ich dafür gebraucht. und einige pausen noch dazu. das war dann doch einiges langsamer als ich mir gedacht habe. mit einem schnitt von 5:30 bis 5:45 hatte ich gerechnet, geworden sind es 6:00. dafür hat das mäßige tempo einen vorteil: muskelkater habe ich überhaupt keinen. ein wenig steif war ich samstags und auch am sonntag noch etwas, aber die muskeln beschweren sich kaum.
das wetter war brutal schwül. nicht gerade das ideale laufwetter. ruckzuck war ich komplett — aber wirklich vollständig — durchgeschwitzt. und das blieb bis kurz vor schluss so. kurz vor külsheim kam ich aus dem wald heraus, da hat der leichte wind mich immerhin noch ein bisschen getrocknet. aber das war dann auch egal.
die wege waren auch nicht immer optimal ausgesucht: da waren einige harte trails dabei, die auf der karte ganz und gar harmlos aussahen. so bin ich also durch die matschwüsten der waldarbeiter, über wege, die komplett mit ästen zugedeckt waren, durch brennessel-felder und brombeer-hecken gelaufen, über ausgewaschene wasserrinnen ins tal gestürzt und im bauchhohen gras von einem loch ins andere getaumelt … das hat nicht nur körperliche, sondern auch phsysische anstrengung gekostet, die sich mit der zeit erheblich summiert hat. aber dafür macht man ja solche läufe …
so bin ich gelaufen:
Strecke
die genaue strecke lässt sich auch (besser) bei gpsies.com anschauen: klick.
ich bin also durch dorf-erbach ins gräsig, von dort über das habermannskreuz (wo ich einem auto, dass unbedingt mit minimalstem abstand an mir vorbei musste, den außenspiegel einklappte) nach eulbach. bis hierhin kannte ich den weg — bisher war ich das allerdings immer schneller gelaufen, im ersten anstieg hinterm gräsig war schon die erste gehpause fällig … von eulbach dann noch einmal kurz auf die b47 in richtung boxbrunn, aber gleich hinter dem abzweig nach vielbrunn den ersten waldweg und mehr oder weniger parallel zur straße am höhendorf vorbei. und dann, nach einem weiteren stück auf dem kamm, ging es hinunter richtung amorbach. da wurde das navigieren schwierig — den weg, den ich mir ausgedacht hatte, fand ich an zwei stellen nicht bzw. nicht auf anhieb. das erste mal nahm ich einen wanderweg, schön steil in kehren, vorbei an der gruppe mit stöcken bewaffneter wanderer (und betend, dass ich genau dort nicht hinfalle — hat sogar geklappt …), beim zweiten mal musste ich nur genauer suchen: der weg war schon sehr zugewachsen. und entsprechend schlecht zu laufen. ich hatte aber keine lust, weiter umherzuirren — mein fuß tat weh, ich hatte mich böse vertreten und wollte erst einmal heraus aus dem wald. außerdem war ich schon länger unterwegs als ich dachte, hatte schon mehr kilometer auf dem forerunner als ich erwartet hatte. irgendwann kam ich so dann tatsächlich im langen tal an, dass mich wieder zur b47 führte. der bin ich dann auf dem feldweg gefolgt bis zur kreuzung an der bahnlinie bei amorbach. die habe ich kurzerhand “wild” überquert, der nächste übergang war mir einfach zu viel umweg … auf der anderen seite ging es dann durch den rand von amorbach und immer weiter die straße — und zwar hinauf. und hinauf. und hinauf … irgendwann, schon hinter (und vor allem deutlich über) schneeberg, verließ ich dann die landstraße, um wieder im wald einzutauchen. die wege wurden bald recht verlassen und entsprechend verwildert. beim “roten kreuz” machte ich eine erste rast und vertilgte einen oat-snack gegen den langsam aufkommenden hunger. aber lange hielt es mich nicht, es ging noch recht gleichmäßig weiter, durch eine kleinen weiler über den befestigten feldweg nach windischbuchen. dort bog ich dann wieder einmal auf die straße bzw. das sträßlein ein, dass mich nach heppdiehl führt. dort verweilte ich kurz am kleinen friedhof, nutzte das kühle wasser zur zwischenerfrischung und die bank, meine mittlerweile etwas müden beine kurz auszuruhen. doch bald ging es auch hier wieder weiter, 12 uhr war es mittlerweile schon geworden. ich blieb jetzt vorerst auf der straße, die mich steil hinab führte, und zwar nach pföhlbach. dort bog ich ab, trabte das kurze stück am hang entlang nach riedern. in riedern überquerte ich die erft — mit einer höhe von ca. 180 m der zweitniedrigste punkt meiner tour. und das war gleich wieder zu merken, denn hinter dem ort ging es schon wieder ab von der straße und stetig bergan. sehr stetig. mein etrex fing hier an, ziemlich zu spinnen und machte mir etwas sorgen, weil es mich beständig weit ab von meiner eigentlichen route wähnte. anfangs noch sehr sicher, auf dem richtigen weg zu sein, wurde ich zunehmens unsicherer. und es ging immer weiter bergan … aber irgendwann war ich doch oben, machte mal wieder eine kurze rast und ließ den etrex neuen kontakt zu den satelliten aufnehmen — und siehe da, ich war die ganze zeit richtig gewesen. die erleichterung war groß. zumal hier schon das erste schild eines külsheimer wanderwegs auftauchte — das ende rückte also näher. vorher galt es frelich noch einiges an weg im dichten gras zu überwinden — nachdem ich mittlerweile schon fast 45 kilometer in den beinen hatte, war es nicht mehr sehr lustig, zu laufen ohne den boden und seinen vielen gemeinen unebenheiten sehen zu können. aber das bewusstsein des nahenden endes hielt mich aufrecht. so ganz war ich aber freilich noch nicht fertig … nach der überquerung der landstraße zwischen steinfurt und steinbach hatte ich immerhin wieder festen, halbwegs ebenen feldwegs-grund unter den füßen. der weg führte leicht abwärts direkt nach külsheim. da musste ich ein weiteres mal pausieren — die erste wasserblase im rucksack war leer, ich musste umfüllen. viel erholung brachte die pause nicht, so lief ich also eher im trottgang als besonders dynamisch durch die stadt und zum weg in richtung uissigheim. immerhin kannte ich mich jetzt wenigstens wieder ungefähr aus … kurz vor uissigheim verließ mich aber auch die letzte reserve bzw. der letzte wille, den an diesem punkt der strecke nicht mehr ganz harmlosen anstieg zum sportplatz bin ich dann doch lieber gegangen. danach konnte ich aber wenigstens noch den letzten kilometer zum ziel laufend zurücklegen — und da erwartete mich nicht nur ein leckeres (wenn auch arg verspätetes) mittagessen, sondern auch eine herrlich frische, kühle dusche — wunderbar. den rest des tages war ich freilich ziemlich hinüber …
das ist mal wieder so eine frage, die einen beim laufen durchaus ein paar kilometer beschäftigen kann. vor allem, wenn man gerade beim rheinsteig-extremlauf unterwegs ist. also, wie extrem ist er nun? meine persönliche einschätzung: nicht so sehr. gut, es gibt ordentlich viel hügel mit knackigen anstiegen und einige schmale wege. aber so ist das halt im wald ;-) trotzdem ist der rhex, wie das ganze abgekürzt und tippfreundlicher heißt, ein wunderbarer lauf. er führt auf dem weg von bonn-ramersdorf zur insel grafenwerth in bad honnef über den rheinsteig. und das heißt nicht, dass der rhein sehr nahe wäre — es ist eher ein ausflug durch das siebengebirge als ein lauf im rheintal. 34 kilometer ist die strecke lang und soll laut veranstalter 1200 höhenmeter aufweisen (bei mir waren es einige hundert meter weniger, dafür gut 1300 höhenmeter …). und da man auf dem t‑mobile campus ungefähr auf rheinhöhe startet, muss man die 1,2 km nicht nur hoch, sondern auch wieder runter. das ist, ich merke es jedes mal bei solchen aktionen, für schwergewichtige läufer wie mich ziemlich anstrengend.
auf dem t‑mobile campus geht es also los. hingekommen bin ich mit der straßenbahn vom ziel aus. dafür muss man zwar früh aufstehen — mein wecker klingelte 6:25 — hat dafür aber nach dem lauf weniger gedöns. in ramersdorf noch einige minuten fußweg — immer der meute hinterher, die straßenbahn war sonntag morgens fest in unserer läuferhand und ganz gut gefüllt. die startnummer war schnell abgeholt, das geld für das bahn-ticket wurde auch gleich erstattet. dann habe ich noch einen kaffee getrunken, um richtig wach zu werden — geschlafen habe ich nicht sehr viel in dieser nacht, warum auch immer. und noch ein wenig mit “biene” aus dem streakrunner-forum geplaudert — und zack, war es auch schon acht. superpünktlich ging es los, durch das starttor und ab in richtung hügel. mit der zeitnahme machen sich die organisatoren nicht viel aufwand — im ziel wird einfach in aller ruhe die zeit ab 8:00 notiert. und das geht auch, weil das läuferfeld mit ziemlich großen abständen eintrudelt — die an- & abstiege selektieren ganz ordentlich. nach ein paar hundert metern gab es gleich den ersten stau, als es im wald auf eine treppe ging. in dem moment zwar ein bisschen nervig, insgesamt aber vielleicht doch ganz gut, dass ich da nicht zu energisch hochstürmen konnte … ja, und dann ging es halt ab durch den wald. das feld zog sich mehr und mehr auseinander. ab ca. kilometer 20 wurde es wirklich locker, da bin ich stellenweise ganz allein gewesen — so allein, dass ich mich manchmal schon fragte, ob ich eine falsche abzweigung erwischt habe.
die ersten anstiege zum faveaux-häuschen und zum dornhecken-see waren noch ganz gut zu laufen. bewusst wurde mir aber schon ziemlich bald, dass mich die abwärts-passagen fast mehr fordern als das bergauf-laufen. nach einigem leichtem auf und ab und einem kurzen stück oberhalb der weinberg von dollendorf mit blick über das tal (aber ohne brille klappt das mit dem genießen der aussicht nur mittelmäßig) kamen dann die “richtigen” anstiegen. zunächst auf den petersberg, vorbei am portal des hotel steigenbergers (und gleich wieder runter natürlich, was will man schon da oben …), dann auf den eher unspektakulären geisberg — und, genau, wieder runter — damit der aufstieg auf den drachenfels nicht zu einfach wird. da gab es die schönste verpflegungsstelle mit wunderbarer aussicht übers rheintal. das konnte mich aber nicht lange aufhalten, jetzt ging es so richtig gemein steil hinunter: mit treppen und steil-rutschigem weg. da weiter unten war es dann auch, dass sich der vordere teil der gruppe, mit der ich da gerade lief, irgendwo vertan hat. jedenfalls verloren wir kurzfristig den eigentlichen weg, fanden dann aber ganz natürlich wieder zurück. der anstieg zur löwenburg war dann noch einmal ziemlich viel arbeit. das zog sich ganz schön, über weite strecken gar nicht so steil, nach dem bisherigen lauf aber doch inzwischen recht anstrengend. und da war ich auch weitgehend allein, das heißt ohne hilfe beim tempo-machen. es hat aber offenbar ganz gut geklappt, denn ich konnte noch ein paar läufer einsammeln. auch im letzten abschnitt, noch einmal mit eher kleinen, kurzen anstiegen zum himmerich kam ich gut voran. und dann hieß es auf einmal: rechts ab — vorsicht steil und rutschig. das war nicht untertrieben — da ging es bei kilometer 29 ordentlich zur sache. und obwohl ich ja mit meinen wettkampfschuhen (saucony fast switch) eigentlich nicht optimal beschuht war, kam ich wunderbar herunter. überhaupt war ich sehr positiv überrascht, wie gut die schuhe sich geschlagen haben. das einzige “problem” war eigentlich die dünne sohle, durch die man steine und schotter recht stark spürte. aber grip hatten sie auch in den wenigen, ausgesuchten matschigen stellen erstaunlich viel. auch auf der letzten bergabpassage nach bad honnef. das hatten wir nämlich jetzt schon erreicht. und ich konnte noch ordentlich gas geben — die letzten kilometer liefen alle unter 4:30 durch. kurz vor dem ziel, auf der bahnüberführung, habe ich noch meinen letzten läufer eingesammelt und bin dann als 26. und dritter meiner altersklasse nach 3:04:13 durch’s ziel gekommen. und dort konnte ich genüßlich die reichhaltige verpflegung genießen. und nach dem duschen sogar noch meinen preis für den dritten ak-platz, ein glas honig aus dem siebengebirge, in empfang nehmen.
Ich weiß ja gar nicht, wo ich jetzt beginnen soll. Das Wochenende war ziemlich ereignis- & erlebnisreich. Also, fangen wir vorne an: Irgendwann im Herbst, nachdem ich mich schon für die Jubiläumsausgabe des Gutenberg-Marathons angemeldet hatte, stolperte ich darüber, dass der Mannheim-Marathon dieses Jahr am Abend vorher stattfinden sollte. Und das ließ mich nicht mehr los – immer mehr kristallisierte sich die Idee heraus, beide auf einmal zu laufen. Irgendwann war ich dann soweit und habe mich auch für Mannheim angemeldet. Jetzt hieß es also fleißig trainieren. Dazu habe ich dem Vicsystem einfach mal vorgeschwindelt, ich würde am Sonntag einen 84,5 km langen Wettkampf bestreiten wollen. Entsprechend entwickelte sich das Training: Die langen Läufe wurden länger – ich bin bis ca. 43,5 km (dann aber mit 1100 Höhenmetern) gelaufen -, die Intervalle auch. das Wettkampfspezifische Tempo sank in den Keller, bis es sich bei ungefähr 5:13 min/km einpendelte. (Da zeigte sich übrigend meiner Meinung nach auch ein Schwachspunkt im Vicsystem – die Einheiten im wettkampfspezifischen Tempo waren, aufgrund des „gemütlichen“ Tempos, eigentlich nicht fordernd genug: also bin die einfach erheblich länger gelaufen. Aber darum geht es hier ja nicht.) So nach und nach konkretisierten sich dann auch die Ziele: zweimal 3:45 nahm ich mir für die Marathons vor. Das schien möglich – auch wenn ich immer wieder heftige Zweifel hatte, schließlich bin ich noch nie vorher so dicht hintereinander Marathons gelaufen. Nachdem letzten langen Lauf über 43 km (mit den besagten 1100 Höhenmetern) in 3:43 wuchs die Zuversicht, das mein Ziel zu schaffen sei, aber doch immer mehr. Am Samstag also wurde es ernst. Ich habe noch kurz bei Elke und Cornelius vorbeigeschaut, dort Mathias getroffen, schnell noch ein paar Nudeln gefuttert (lecker war das!), ein wenig geplaudert, und dann musste ich aber auch schon zum Bahnhof. Der Zug hatte natürlich gleich mal leichte Verspätung, was meine Nervosität noch etwas steigerte – schließlich sollte ich sowieso nur eine Stunde vor Start in Mannheim ankommen. Und ich hatte keine Ahnung, wo und wie das dort so ablief … Es war dann aber alles überhaupt kein Problem: Die Startunterlagen waren sofort parat, das Umziehen ging schnell, den Kleiderbeutel abgegeben und mich noch einmal in die sehr lange Schlange für die Toiletten eingereiht (davon, nämlich von den Toiletten, gab es irgendwie nicht so sehr viele). Dann gemütlich wieder raus, zur Startaufstellung getrottet. Die war ausgesprochen chaotisch – trotz der Blockeinteilung stellte sich so ziemlich jeder hin, wo er wollte. Nicht gerade sehr praktisch war auch, dass man zu den hinteren Blöcken praktisch durch die gesamte Aufstellung durch musste. Ich hatte natürlich vergessen, mich umzuschreiben – mit meiner PB von 3:00:33 war ich im ersten Block – immerhin stand ich ganz hinten. Und musste trotzdem noch sehr viel überholen auf den ersten Kilometern. Der Start war super pünktlich – überhaupt lief die Organisation eigentlich wie am Schnürchen. Dann ging es also auf die Strecke. Für die – in diesem Jahr stark überarbeitet – fällt mir eigentlich nur ein Wort ein: Öd. Schon nach sehr kurzer Zeit waren wir am Stadtrand, im Wohngebiet, wo wir dann lange blieben. Und da war kaum was los. Überhaupt die Stimmung – ziemlich zurückhaltend, die Mannheimer. Nirgendswo gab es Action, nirgendwo Live-Musik oder so. Mit einigen Schleifen kamen wir dann irgendwann, so nach ca. 20 Kilometer, wieder in die Nähe des Rosengartens und machten uns jetzt auf durch die Quadrate, dieses Mannheimer Spezifikum der städtebaulichen Planung. Da war immerhin etwas Publikum an der Strecke. Und dort verließen uns dann auch die Halbmarathonis. Das heißt, die Strecke wurde – endlich – sehr leer. Knapp 1300 Starter gab es für den Marathon (bei ca. 10.000 Läufern), dazu noch einige Vierer-Staffeln (die permanente Unruhe ins Feld brachten, weil sie nicht gerade sehr schnell waren – selbst auf dem letzten Viertel musste ich, mit einer angestrebten Zielzeit von 3:45, die noch ständig überholen oder überholen lassen. Also, nach den Quadraten wurde es dann aber erst so richtig lustig. Dann kam nämlich die Kurt-Schumacher-Brücke. Natürlich komplett leer, dafür kilometerlange Ödnis über Hafen etc. Dort passierte ich auch die Halbmarathonmarke bei 1:51:05 – also eigentlich etwas zu schnell. Aber mir ging’s noch so gut, dass ich kaum Tempo rausnahm. Nach der Brücke kam dann Ludwigshafen. Auch nicht viel besser. Die meisten Städte nehmen einen Marathon ja zum Anlass, eine Party zu feiern. Nicht so hier. Es scheint niemanden zu interessieren. Also weiter eine große Runde gedreht und schon die Rückkehr auf die Brücke erwartet – bei ca. km 36–37 geht es da wieder rauf. Das ist dann ziemlich fies, an so einer Stelle nach einem ziemlich flachen Kurs einen recht knackig erscheinenden Anstieg einzubauen. Da ich ja bei weitem nicht am Anschlag lief, musste ich hier natürlich etwas angeben und fleißig überholen – die Oberschenkel haben es etwas gemerkt. Auf der anderen Seite, zurück in Baden-Würtemmberg, rückte das Ziel dann schon sehr schnell näher. Noch ein paar Haken durch die Quadrate und ruckzuck war der Rosengarten mit Wasserturm wieder in Sichtweite. Dieses Mal wurden wir von hinten durch das Starttor geführt. Bei 3:41:51 war ich über der Linie. Und mit dieser grottigen Zeit habe ich noch Platz 36 in meiner AK. Aber der gesamte Marathon war sehr langsam – der Sieger ist bei 2:30 hereingekommen. Vielleicht lag es ja am Wetter, das wohl nicht zum ersten Mal in Mannheim extrem schwül und schweißtreibend war. Aber wahrscheinlich sind die guten Läufer einfahc alle an anderen Orten unterwegs gewesen. Die Schwüle ließ mich immerhin ab Kilometer 10 jede Verpflegungsstelle ansteuern – die waren gut bestückt und vorbildlich ausgeschildert. Netterweise gab es auch die praktischen Caps-Beutel, die konnte man gut im Laufen trinken – besser als Becher mit dem Elektrolyt-Zeug, das gibt immer schöne Schweinerei. Nach dem Lauf dann direkt hinter der Ziellinie abgebogen zur Verpflegung und fast die Medaille vergessen (wäre nicht schade drum gewesen, ist ziemlich poplig), weil die Austeiler gnadenlos unterbesetzt waren. Die Verpflegung war wieder schön reichhaltig, nur der Bereich arg eng für die vielen Läufer. Also deckte ich mich ordentlich ein – ein halber Hefezopf, Banane, Elektrolyte noch einmal (obwohl ich das Zeug inzwischen kaum noch schmecken konnte) und Wasser und verzog mich. Die Duschen waren etwas abgelegen, dafür aber immerhin reichlich und warm. Dann trottete ich also wieder zum Bahnhof, wo ich noch etwas Zeit zum Ausruhen hatte, bevor ich in den ICE stieg, der mich über Frankfurt nach Mainz beförderte. Da war ich dann um 1:00 Uhr und verkrock mich bald ins Bett – nicht ohne den Wecker zu stelllen. Der klingelte am Sonntag um acht. Brötchen, halben Becher Tee – anziehen und schon auf den Weg zum nächsten Marathon. Treffen mit Lars und Mathias, Toilettenbesuch – bei leichtem Durchfall sehr notwendig – un in die Startaufstellung, wo sich ein Ordner verzweifelt bemühte, auch nur die reinzulassen, die in den ersten Block gehörten. Angesichts der unverfrorenn Frechheit so einiger „Sportler“ hatte er nur mäßigen Erfolg. Und schon war wieder Start – auf ging’s. Ich lief zusammen mit Lars, der auch ungefähr eine 3:45 anpeilte. Der erste Kilometer etwas holprig, die Oberschenkel vor allem noch leicht steif. Die wurden aber schnell weicher und es lief wieder rund. Recht zügig haben wir uns dann nach dem anfänglichen Chaos auf der Strecke auch auf Tempo gebracht. Die Runde war uns ja bekannt: Durch das Schottwer nach Mombach, das sich wieder einmal in Partylaune präsentierte, über die Neustadt an der Christuskirche vorbei zum Gutenbergplatz und dann durch die Augustinerstraße auf die Rheinstraße, die uns weiterführt die schöne Wendepunktstrecke nach Weisenau hinaus. Noch lief es ausgesprochen prächtig – klar, ganz frisch und lcoker war ich nicht, aber besondere Mühe hatte ich auch nicht. Auf dem Rückweg Richtung Start/Ziel an der Rheingoldhalle verlor ich Lars dann auf einmal und ziemlich schnell. Er hatte vorher schon gemerkt, dass unser Tempo ihm wohl etwas zügig war. Ich wollte aber wenigstens sehen, wie weit ich damit komme und nicht hier schon langsamer werden – das würde shcon noch von selbst kommen. Und es kam auch. Nach der Halbmarathonmarke (1:53:38) ging es über die Theodor-Heuss-Brücke nach Kostheim. Und das wurde langsam anstrengend. Hier kam auch noch frischer Wind auf, der mich gerade nicht besonders erfreute … Die Schleife durch Kostheim mit den unzähligen privaten Versorgungsstationen – das ist echt klasse, dass die Anwohner das alles auf die Beine stellen — ging es auch schon wieder zurück über die Brücke – mit zunehmend schweren Beinen. Aber die 30 rückte näher. Doch das Tempo sank, die Moral schwand, die Kilometer 32/33 waren langsam, viel zu langsam. Noch gab ich aber nicht auf … Im Mombacher Industriegebiet, bei der Wasserstelle von Coca-Cola, griff ich dann doch zum „Doping“ und schmiss ein Hammergel (Espresso, mit Koffein gegen die Schmerzen …) ein. Das begann glücklicherweise ziemlich bald zu wirken. Und zwar recht deutlich (vielleicht deshalb, weil ich ewig nichts mehr esse und nur pures Wasser trinke bei meinen Trainingsläufen). Im Mombach wurden die Kilometer dann wieder kürzer … Und in der Neustadt ging es mir noch richtig gut. Ich sammelte noch so einige Läufer ein. Ruckzuck waren wir dann auch schon auf der Bleiche, wo mich mein Mitbewohner mit Fotoapparat empfing. Der Umbach mit seiner minimalen Steigung machte sich nochmal unangenehm bemerkbar. Aber jetzt konnte mich nichts mehr stoppen – die paar Kilometer waren jetzt auch noch möglich. Und sogar ein kleiner Schlusssprint gelang mir noch, nachdem ich mich von Mathias, der seinen Halbmarathon hinter sich hatte, anfeuern ließ. Diesmal stoppte die Uhr im Ziel bei 3:44:15 – und damit war das Ziel der zwei Marathons mit 3:45 sogaro noch unterboten. Jetzt bin ich allerdings auch ziemlich fertig – der Weg heim war eine rechte Qual, vor allem die Treppen in den vierten Stock hoch … Was lernen wir also daraus: Möglich ist viel – mit konsequenter Vorbereitung. Stadt-Marathons werde ich nicht mehr viele laufen – im Training geht’s schöner im Wald und Wiesen. Mannheim landet auf meiner Never-again-Liste – zwar ganz ordentlich organisiert, aber die Strecke ist einfach viel zu fad.
So sehen die Tempokurven aus: — man sieht sehr schön die Anstiege auf die Brücke
und Mainz, etwas unruhiger, mit dem Tief bei 32/33:
und hier noch einige bilder von den beiden läufen:
man lernt ja nie aus beim laufen. gestern habe ich es tatsächlich mal wieder geschafft, mir eine blase zu laufen. aber was für eine: am linken handgelenk. bis auf’s blut. schuld war seltsamerweise der forerunner. obwohl der seit ziemlich genau einem jahr jeden tag dort sitzt. aber heute hat ihn wohl irgend etwas gestört. wahrscheinlich war er gelangweilt, weil ich die ganze zeit im hochschulstadion im kreis gelaufen bin ;-). jedenfalls hat er sich bitter gerächt und mich wund gescheuert. irgendwie ziemlich blöde, eine blase an dieser stelle. vor allem glaubt mir das eh’ wieder keiner, dass die vom laufen kommt. oder ich werde endgültig zum irren abgestempelt.