Get Lucky, in einer sehr schönen a‑cappella-Version von OnAir:
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Get Lucky, in einer sehr schönen a‑cappella-Version von OnAir:
Ins Netz gegangen am 9.2.:
Mit der Germanistik ist es ein wenig wie mit Berlin: Wem die Stadt nicht gefällt, war im falschen Stadtteil. Oder er mag einfach keine Metropolen, in denen man vor der Qual der Wahl steht. Ein Problem für die Rede über „die“ Germanistik besteht mithin darin, dass es keinen Stadtplan gibt, der für Überblick sorgt.
“The data matching errors mean up to 20 percent of the ‘debts’ are just plain wrong,” Dr. Suelette Dreyfus, a lecturer in computing and information systems at the University of Melbourne, tells VICE.
[…] An automated debt-recovery system, it turns out, is about as Orwellian as it sounds. Dreyfus explains that relying on simplistic methods to crunch extremely complex sets of data will always mean high failure rates. To a computer algorithm, your personal circumstances—those that forced you to apply for welfare benefits in the first place—mean absolutely nothing. The numbers are all that matter. Unfortunately, especially when devoid of context, numbers can be wrong.
[…] “This is a political failure dressed up as an an IT failure,” Dreyfus says. “Big Data combined with data analytics and predictive analytics has the potential to give us better answers on many things. View it as a powerful tool. How that tool is used—for good or evil—depends on how accountable the people are who wield it.”
Wer heute einen Text von Klaus Theweleit liest, der – das macht Theweleits Qualität aus – spürt auch noch in den neueren Arbeiten den Schrecken darüber, dass „Das Lachen der Täter“, die „Männerphantasien“ nicht nur bei anderen, sondern auch an sich selbst zu beobachten sind. Die Hunderte von Seiten umfassenden Studien, in denen Theweleit – zum Beispiel im noch immer nicht abgeschlossenen „Buch der Könige“ (Stroemfeld Verlag) – sich und dem Leser deutlich macht, wie sehr in unserer Kultur – und womöglich nicht nur in ihr – männliche Produktivität angewiesen ist auf ihr sich opfernde Frauen. Diese Opfer werden nicht nur gefordert. Sie werden auch gebracht. Beide Geschlechter werden geprägt von dem Verhältnis, das zwischen beiden herrscht. Dem Wahnhaften, der ganz und gar irrationalen Ökonomie unserer Emotionen ist kaum einer so akribisch nachgegangen wie Theweleit. Seine Bücher können kein Ende finden, weil wir alle noch mitten drin sind in den Verhältnissen, die sie zu fassen versuchen.
DIe Music mein ich hier / die Sinn und Muht durchdringet /
und mit der Liebligkeit biß in das Marck erklinget.
wo nichtes anders sonst des Menschen Muht bewegt /
da ist sie offters / die den Geist in ihm erregt;
und der vor lange Zeit betrübet hat gesessen /
der kan durch die Music bald werden so vermessen /
daß er mit gradem Fuß lest sehen was er kan /
und stelt sich / als wolt er den hohen Himmel an.
[…]
Sibylla Schwarz, Auß dem Lob einer Nachtmusic
Dass sich immer alle über #Wagenknecht aufregen: die deutsche Metrik ist ein großes Buch und seine Vorlesung war nicht schlecht.
— Kai Bremer (@kaibremer) January 5, 2017
https://twitter.com/kaltmamsell/status/817347077877407744
https://twitter.com/Natanji/status/817826969182228480
Your #PhD thesis broken down according to ingredients! ;) @ErrantScience @MCeeP pic.twitter.com/42nCeTp3LY
— MaxPlanck-Innovation (@MP_Innovation) January 12, 2017
Nach ihrer Funktion als Sprecherin für Menschenrechte übernimmt Frau #Steinbach nun ihren neuen Job als Sprecherin für rechte Menschen.
— Nᴇᴛᴢʟᴇʜʀᴇʀ (@blume_bob) January 14, 2017
https://twitter.com/guenterhack/status/820734696602615808
https://twitter.com/guenterhack/status/821051100056973312
https://twitter.com/Kunstseidene/status/822692048633470976
https://twitter.com/titatimwo/status/822784805574209536
https://twitter.com/AchimLandwehr/status/823851480763527168
Differenz und Wiederholung — oder: wenn Philosophen zitieren. pic.twitter.com/2v64aswfT8
— Moritz Bensch moritz87.bsky.social (@BenschMoritz) January 24, 2017
https://twitter.com/giesbert/status/823909169468215296
WER WAR DAS! #AmericaFirst pic.twitter.com/d892Cq3qvI
— Verfaschungsschutz (sic!) (@bundesamtfvs) January 27, 2017
https://twitter.com/guenterhack/status/825736843689918464
Ins Netz gegangen am 30.1.:
Ihr Kriterium ist der Erregungspegel, den es zu halten gilt. Ist es Absicht oder ist es Ungeschick, dass diese Art von sogenannter Diskussion eine der besten Wahlkampfhilfen für unsere neue, auf Erregungspegel spezialisierte Rechtspartei ist? Abgesehen davon, dass Migrationsthemen sowieso ihr Spielfeld sind.
Ganz sicher werden Terror und Sicherheit die Wahlkampfthemen des Jahres werden. Wirtschafts- oder sozialpolitische Themen dagegen – wie unterbezahlte Jobs, sieben Millionen Empfänger von Transferleistungen, Armut bei jedem sechsten Kind, die absurd ungerechte Vermögensverteilung, die permanente Euro-Krise oder der unglaubliche Abgasbetrug – sind offenbar nicht erregend genug.
Seit der Wiedervereinigung orientiert sich die Berliner Politik nicht an der Substanz dieser Stadt — an deren Energie und Kreativität -, sondern an den alten und staubigen preußischen Zeiten mit deren Mentor Karl Friedrich Schinkel.
Perhaps the answer moving forward, then, is not to join in the mockery of jargon, but to double down on it. Scholars of Yiddish studies are happy to tell you the thousand-year-old language developed as a kind of secret code so that its speakers could talk freely under the noses of their oppressors (and, yes, sometimes mock them). Perhaps academic jargon could serve a similar purpose. Yes, perhaps the last hope to problematize fascistoid nonprogressive edges, so to speak, is to reterritorialize the oppositional vernaculars. But perhaps that was the point all along, and jargon has been lying patiently and usefully in wait for all this time, a secret code in search of a foolish tyrant.
Ins Netz gegangen am 24.1.:
enn man irgendetwas aus den Debatten über realistisches Erzählen der letzten Jahrzehnte mitgenommen hätte, müsste man eigentlich misstrauisch werden angesichts einer solchen Scheinwirklichkeitsprosa, die so tut, also könne man einfach „erzählen, wie es gewesen ist“ — und das gilt eben nicht nur für Knausgård, sondern allgemein.
[…] Es wirkt — nicht nur aus einer historisch-kritischen Haltung heraus, sondern auch für das persönliche Empfinden von literarischen Texten — befremdlich, wenn nun hinter all die ästhetischen Überlegungen zum realistischen Erzählen, vor allem aber hinter die Werke, die aus ihnen heraus entstanden sind, wieder zurückgegangen werden soll und man so tut, als gäbe es irgendein unschuldiges, authentisch-nichtfiktionales Erzählen.
Gegen ein Bündnis aus mehr oder weniger authentisch Rechtsextremen, Neo-Nationalisten und Exzeptionalisten, fundamentalistischen Markt-Anarchisten, mafiös vernetzten Kleptokraten und einem Mittelstand in realer und manipulierter Abstiegsangst kann eine demokratische Zivilgesellschaft nur bestehen, wenn sie neue Ideen und neuen Zusammenhalt findet. Der Zusammenschluss der postdemokratischen Kräfte hingegen findet seine Schubkraft dagegen vor allem im Opportunismus und in der politischen und medialen Korruption.
[…] Schon jetzt gibt es irreversible Folgen des Trumpismus, eben jene Vermischung von politischem Amt und ökonomischen Interessen, die einst den Berlusconismus prägte, den Wandel der politischen Sprache, eine Spaltung der Gesellschaft, die über alle gewöhnlichen “politischen Meinungsverschiedenheiten” hinaus geht, eine Patronage, Clanwirtschaft, Abhängigkeitsnetze: Wir sehen einem Machtsystem bei der Entstehung zu, das viel tiefer geht als die Besetzung eines Amtes. Und wie bei Berlusconi lässt sich nach dem Ende der Amtszeit nur ein Teil davon demokratisch rückgewinnen.
Augentrost — das ist mal ein Buchtitel! Dabei ist es gar keine Neuschöpfung, denn Constantijn Huygens schrieb seine Euphrasia schon 1647. Der Titel ist übrigens schnell erklärt: Der Augentrost (Euphrasia officinalis) ist eine Wiesenpflanze, seinen Namen hat er aufgrund seiner angenommenen Heilwirkung. Das muss uns aber nicht weiter beschäftigen, denn hier geht es ja um Literatur. Um ein Trostgedicht, das aus eher privatem Anlass entstand (und zunächst auch noch nicht über 1000 Verse umfasste): Huygens, der selbst (manchmal) eine Brille trug, schrieb es als Trost für eine Freundin (die im Text als “Parthenine” auftaucht) und offenbar den Verlust eines Auges zu beklagen hatte. Aber, wie das Nachwort wiederum ganz richtig bemerkt, es ist mehr als ein Trostgedicht (ich würde sogar sagen: Es ist gar kein Trostgedicht mehr …), es ist ein richtiger Narrenspiegel, der die ganze Gesellschaft — die Dichter übrigens ausdrücklich eingeschlossen — aufspießt.
Huygens, verrät mir das Nachwort des Übersetzers Ard Posthuma, ist “ein Klassiker der niederländischen Literatur” (und auch ein recht produktiver Komponist, neben seinen zahlreichen anderen Tätigkeiten und Berufen), in Deutschland aber wohl eher unbekannt. “Huygens’ Sprachvirtuosität war grenzenlos”. Und das merkt man. Wobei ich das gleich wieder einschränken muss: Denn ich kenne nur die Übersetzung. Die ist aber sehr pfiffig. Inwieweit Posthuma damit der Sprache und dem Text Huygens’ gerecht wird, entzieht sich meiner Beurteilung. Als deutscher Text, der 2016 erschien, ist er aber auf jeden Fall lesenswert. Denn Posthuma liefert einen Text, der nicht nur erstaunlich flüssig zu lesen ist, sondern sich — und das macht das Lesevergnügen deutlich größer — genau an das metrische Vorbild des Originals, die sechshebigen Jamben mit wechselnden Kadenzen und den Paarreim hält. Manchmal wird das sogar richtiggehend salopp und fast flapsig (auch der “Lahmarsch” hat einen Auftritt …).
Nun ist aber immer noch unklar, was dieser Augentrost denn nun eigentlich ist. Kurz gesagt: Ein Langgedicht in 1002 Versen (Alexandrinern) über die Blindheit oder vielleicht besser: über die vielfältigen Formen, in denen Menschen blind sein können. Das organisiert Huygens nach einer kleinen Einführung als einen Katalog von Menschengruppen, die er als blind kategorisiert. Meistens sind sind sie es nicht in wörtlicher Hinsicht, sondern in übertragener, weil sie das Eigentliche des Lebens — und des Glaubens, des christlichen Gottes (da bleibt Huygens ganz und gar ein Kind seiner Zeit) — nicht sehen, d.h. nicht erkennen, sondern gierig, geizig, hastig, müßiggängerisch sind. So haben sie alle einen Auftritt, die Gesunden und Kranken, die Gelehrten und die Eifersüchtigen, die jungen Leute, die Jäger, die Schnatterer, der ganze Hof — man merkt, das ist wirklich eine Art soziologisches Gesellschaftspanorama, das Huygens hier entwirft. Und natürlich sind, darum geht es ja schließlich, alle blind, ihr Sehen der Welt, ihre Sichtweise auf Menschen, Handlungen und Dinge ist eingeschränkt — meistens, weil sie das große Ganze des christlichen Heilsplanes nicht (er)kennen oder nicht im Sinn behalten. Auch das eigene Leid und das Leid der anderen und der Umgang mit dem Leid überhaupt spielen immer wieder eines besondere Rolle. Schließlich ist das insbesondere für Christen ein Punkt der Prüfung (eine Art privates Theodizee-Problem): Warum lässt Gott mich/die Menschen leiden?
Wer klagte da nicht gern, würd’s nachher besser gehn! / Wer aber brächte je des Himmels Lauf zum Stehn? Vers 49–50
Erstaunlich fand ich dabei oft den fast krassen Realismus der Beschreibungen, die er benutzt. Besonders deutlich wird das, wenn er die Liebeslyrik-Konventionen seiner Zeit mit der banalen (und im Vergleich zum Ideal hässlichen) Realität konfrontiert (Verse 360ff.). Und nebenbei findet man auch eine interessante Abwertung der (realistischen) Malerei (460ff.), weil sie doch immer bloß ein unvollkommenes, unfertiges, unvollständiges Abbild der Welt — dieser vollkommenen göttlichen Schöpfung — darstellt. Die Liste ließe sich noch weiter fortsetzen — so ziemlich jeder Leser, jede Leserin dürfte hier auf interessante Beobachtungen und Schilderungen stoßen.
Zum Augentrost gehört auch noch eine kurze Vorrede (im Original lateinisch), voll gestopft mit Topoi der Bescheidenheit. Das fängt schon mit einer Warnung — dieser Text sei nichts für Leser, die die Größe antiker Autoren zu schätzen wissen — an und gipfelt in dem Hinweis: “Sollte das Hauptwerk missfallen / genieße das Beiwerk.” Und natürlich funktioniert es, man möchte dann erst recht weiterlesen. Der Rest der Paratexte (des “Beiwerks”) fehlt in dieser Edition der Übersetzung bei Reinecke & Voß leider zum größten Teil, so dass man Huygens’ Empfehlung gar nicht folgen könnte. Durch Anmerkungen des Übersetzers — die sich aber nur auf die Bibelstellenverweise/-anspielungen beziehen, die wiederum zum großen Teil recht klar & eindeutig sind, wird das wenigstens zum Teil wieder wett gemacht. Die Ausgabe ist sowieso eine, die ihr Licht unter den Scheffel stellt (um auch ein biblisches Bild zu bemühen): das Äußere ist eher zweckmäßig als schön, was etwa das Druckbild (und die recht häufigen Fehler) angeht. Dafür ist sie aber auch recht wohlfeil zu erwerben.
Nur eine Sorte noch: Autoren sind auch Blinde, / besonders die von dir geliebten Dichterfreunde. / Die sind so dicht wie blind; sie sehen nur den Reim / und gehen in der Kunst den Wörtern auf den Leim / … / Das ist Poeten-Art, denn die zu dichten pflegen / sehen kein schöneres Ei als was sie selber legen. / Verprügeln kannst du ihn, doch sagt er unentwegt, / dass kein Poet so schön wie er die Laute schlägt. Verse 913ff., 941ff.
Soll man den Augentrost also lesen? Wenn es nach Huygens selbst geht, gar nicht unbedingt. Er beginnt nämlich gleich in der Vorrede — also direkt mit den allerersten Versen — mit einer Warnung:
Lies mich bitte nicht, / wenn besseres Salz dir zusteht / und dir keine Speise schmeckt, / die fader ist als die der Alten. / Lies mich bitte nicht. Wozu deine Augen / (oder ein Auge nur) peinigen?
Aber wer lässt sich von so etwas denn schon abhalten? Die Lesezeit-Schätzung, die Huygens in seinen Text einflicht (Vers 137: “zum Lesen sind gut zwei, drei Stunden vorgesehen”), stimmt übrigens ziemlich genau: Mehr als zwei, drei Stunden benötigt man dafür nicht. Aber das sind dann doch zwei, drei sehr vergnügliche, unterhaltsame und auch belehrende Stunden.
Ins Netz gegangen am 19.1.:
Man kann aus Martin Luther einen Freiheitshelden machen. Muss man aber nicht. Man kann die ‚Botschaft‘ der Reformation (wie lautete sie gleich noch?) in das Korsett standardisierter Musicalmelodien packen. Man muss sich das aber nicht anhören. Man kann die geistliche Musik des 16. bis 18. Jahrhunderts in ein fahrstuhltaugliches Funktionsmusikgeriesel verwandeln. Man muss dafür aber kein Geld ausgeben.
Man hat das damals nicht „Fake News“ genannt, weil es den Begriff noch nicht gab. Vor allem aber haben die meisten anderen Medien diese „Fake News“ nicht bekämpft, sondern fröhlich weiter verbreitet.
[…] Jetzt, auf einmal, entdecken die Medien die Gefahr der „Fake News“ und wollen mit großem Einsatz dagegen kämpfen. Was für eine Heuchelei.
Die Geschichte wiederholt sich nicht. Sie reimt sich nicht einmal. Aber die Geschichtswissenschaft zeigt uns, wie gewisse Dinge zusammenhängen. Sie weist uns auf gewisse Muster hin.
[…] aber das Beispiel Deutschlands lehrt uns: Das muss man gleich am Anfang begreifen, nicht erst am Ende. Wenn man eine „Gleichschaltung“ stoppen will, muss man sagen: Es gefällt mir, dass wir ein föderales System haben
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