Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Jahr: 2012 Seite 34 von 35

Neujahrskonzert auf Barock

Nein, ein Neu­jahrskonz­ert war das nicht: Keine Walz­er gab es und auch keine große Abendgader­obe. Dafür war es schon eine Woche zu spät. Stattdessen gab es aber eine Menge große Musik: Mit­ten aus der Pracht des Barocks war das Pro­gramm des „Konz­ertes zum neuen Jahr“, das das Mainz­er Staat­sthe­ater nun schon zum neun­ten Mal als Bene­fizkonz­ert für die Stiftung Mainz­er The­aterkul­tur ver­anstal­tete, geschöpft. Und die barock­en Herrsch­er wussten, wie man die Musik zur öffentlichen Repräsen­ta­tion benutzt, ob in der Oper, der Instru­men­tal­musik oder dem Ora­to­ri­um. Von den offen­sichtlichen Beispie­len der Musik für herrschaftliche Fes­tak­te ganz zu schweigen. In die let­zte Kat­e­gorie fall­en zum Beispiel die Krö­nungskan­tat­en von Georg Friedrich Hän­del. Die dritte, „The King shall rejoice“, war im Großen Haus mit dem Staat­sthe­ater-Chor und dem Phil­har­monis­chen Staat­sor­ch­ester zu hören. Andreas Hotz dirigierte das dur­chaus fes­tiv, aber vor allem sehr maßvoll.
Doch Hän­del blick­te nicht nur gütig-ver­schmitzt vom Pro­grammheft, son­dern steuerte auch die meiste Musik bei. Etwa die Feuer­w­erksmusik. Die ist, ger­ade bei solchen Konz­erten, ja fast ein
unver­mei­dlich­er Kracher. Und man kön­nte meinen, der jugendliche Über­schwang, mit dem Andreas Hotz immer wieder auf die Bühne stürmt, schlüge sich nun auch in der Musik nieder. Und ger­ade hier, in diesem Hit. Das war dann aber kaum der Fall. Viel prä­gen­der war seine Ele­ganz. Die wurzelte in der Ele­ganz der Bewe­gun­gen des Diri­gen­ten, die das Klang­bild sehr stark bes­timmten. Ohne Großspurigkeit oder Auftrumpfen kamen alle die instru­me­na­torischen Effek­te daher, macht­en sich aber auch nie klein oder ver­steck­en sich. Im Gegen­teil: Der sauber gear­beit­ete Klang, der ohne gesuchte Extreme auskam, klang vol­lkom­men selb­st­sich­er und selb­stver­ständlich. Die Pauken dröh­n­ten, die Trompe­ten strahlten, die Stre­ich­er klan­gen satt, aber nie fett: Genau so ken­nt man das. Darin liegt, bei allem Maßhal­ten, dur­chaus eine gewisse Grandez­za. Und klar wird auch: Das hat schon seinen Grund, warum Feuer­w­erksmusik immer wieder aufge­führt wird – auch wenn es nicht Hän­dels raf­finierteste Kom­po­si­tion ist.

Damit das Konz­ert aber noch etwas großar­tiger wurde, kamen auch noch drei Solis­ten auf die Bühne. Zum Beispiel die gut aufgelegte Tan­jana Char­al­gi­na, die Vivald­is Wut des gerecht­en Zorns (in ein­er Motet­ten-Arie) eben­so herun­ter­sausen ließ wie sie der großar­ti­gen Freude Hän­dels (natür­lich aus dem „Mes­sias) vol­len­dete Strahlkraft mit­gab. Die Haupt­last trug aber ein­deutig das Orch­ester. Und das trug sie sehr selb­stver­ständlich. Nicht nur mit dem ganzen Hän­del-Pot­pour­ri, son­dern auch mit deutschen und franzö­sis­chen Kol­le­gen. Etwa dem berühren­den Plainte von Tele­mann, einen instru­men­tal­en Klage­sang, von Hotz mit klaren Lin­ien dirigerte und zwis­chen Solo-Oboe und Stre­ich­ern har­monisch aus­tari­erte. Oder der far­ben­prächti­gen Suite „Les Indes Galantes“ von Jean-Philippe Rameau, die er selb­st aus sein­er beliebten Indi­an­er-Oper bastelte. Die bot dem Phil­har­monis­chen Staat­sor­ch­ester mehr als genug Gele­gen­heit, kraftvoll und doch immer aus­geglichen die exo­tis­chen Seit­en des Barock vorzuführen. Und das ist dann doch bess­er als jed­er Walz­er.

(geschrieben für die Mainz­er Rhein-Zeitung.)

Taglied 10.1.2012


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Taglied 9.1.2012

“For­bid­den Fruit (Vari­a­tions For Voice, String Quar­tet And Turnta­bles)” heißt eines der unzäh­li­gen Juwele aus der Fed­er (oder dem Hirn?) John Zorns, zusam­men mit dem Kro­nos-Quar­tett (die es auch auf der etwas seicht­en CD “Win­ter was hard” ver­w­erten) ent­standen und auf dem Album Spillane einge­spielt:


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Taglied 8.1.2012

Irgend­wie schwebte mir schon mor­gens, auf dem Weg zur Orgel, die Frei­heitsmusik von Max Roach im Kopf herum — schon ewig nicht mehr gehört, ist aber natür­lich als Klas­sik­er immer mal wieder wert, gehört zu wer­den.


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Taglied 7.1.2012

Heute etwas ganz feines: Das Minguet-Quar­tett spielt die Stre­ichquar­tette von Peter Ruz­ic­ka (als Dop­pel-SACD bei Neos).


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Taglied 6.1.2012

Heute hat mir Intakt, dieses bewun­dern­swerte Zürich­er Label, eine grandiose DVD geschickt: “Har­mos” von Bar­ry Guy, gespielt vom Lon­don Jazz Com­posers Orches­tra beim Schaffhausen­er Jaz­zfes­ti­val 2008 — eine wun­der­bar klare, ener­getis­che und hell­sichtige Musik, auch über 20 Jahre nach ihrer Entste­hung. Oder wie es Bert Nog­lik im Bei­heft schreibt: “Ein gross­er Gesang. […] Eine Feuer, ein Fest.” Einige kleine Auss­chnitte davon gibt es hier zu sehen und zu hören:

BARRY GUY LONDON JAZZ COMPOSERS ORCHESTRA: HARMOS

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Taglied 5.1.2012

Heute gibt’s ein biss­chen Ambi­ent: Ein nettes Pro­jekt, die “Ver­to­nung” von instagr.am-bildern:

Offenbarung im Tee

Dieser Tee über­rascht mich. Schon beim Öff­nen der Ver­pack­ung: Das riecht, als wären da Pfir­siche und Man­gostückchen dabei (ich habe ein Müs­li, das ähn­lich riecht …). Aber es ist ein klas­sis­ch­er Tee, ganz leicht oxi­diert, aus Tai­wan. Die tai­wane­sis­chen Tees sind offen­bar öfters ganz feine Kreatio­nen. Dieser hier auf jeden Fall: Auf­grund des cremi­gen, san­ften Geschmacks wird der Gao Shan Yin Xuan der Gruppe der Milch­tees zugerech­net.

Der betörende Duft bleibt auch nach dem Auf­brühen, bess­er noch: er ver­stärkt sich sog­ar deut­lich. Die Blät­ter ent­fal­ten sich erst beim zweit­en Auf­guss vol­lkom­men, sie sind im trock­e­nen Zus­tand sehr stark gerollt. Die Tasse ist — beim ersten Ver­such mit knapp 95 °C und nur 20 Sekun­den Ziehzeit in der Seit­en­grif­fkanne — ganz unschein­bar: hell, wun­der­bar klar, mit leichtem Grün­stich. Aber der Geschmack ist gle­ich umso inten­siv­er: Frisch und fruchtig — die Man­go und/oder Pfir­sich­note der Blät­ter war keine leere Ver­heißung, er gleit­et ger­adeso hin­weg über die Geschmack­sknospen, san­ft und unauf­dringlich. Ein Tee, der kaum nach Tee schmeckt. Ver­rückt, wie unter­schiedlich die Tees wirk­lich sein kön­nen.

Wer braucht da noch Früchte­tees?

Tee: Tai­wan Gao Shan Yin Xuan von Kolodziej & Lieder
Zubere­itung: wenig Tee in der Seit­en­grif­fkanne, bei knapp 95 °C ca. 20–25 Sekun­den ziehen lassen

Orte

“Wir leben in ein­er Zeit der Erin­nerung an Orte, an denen wir nie gewe­sen sind.” (Mark Greif, Blue­screen, 229)

Taglied 4.1.2012

Aus nahe­liegen­den Grün­den: Irène Schweiz­er, hier im Duo mit dem eben­falls fan­tastis­chen Pierre Favre, beim Schaffhauser Jaz­zfes­ti­val 2011:

httpvh://www.youtube.com/watch?v=JxmUBzH28DQ

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