Man wird davon nicht klüger. Aber Gedichte sind Wegmarkierungen, die helfen aus dem Gestrüpp.
—Sylvie Schenk, Roman d’amour, 9
Kann es sein, daß das Leben keinen anderen Sinn hat, als erzählt zu werden und im Erzählt-Werden immer wieder neu zu entstehen? Daß also das Erzählt-Werden einer der vielen Wege der Fortpflanzung ist, die das Leben kennt?
Anne Weber, Luft und Liebe, 184
Frühling läßt sein blaues Band
Eduard Mörike
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
– Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist’s!
Dich hab’ ich vernommen!
Stürmische Woche. Ganz wörtlich — am Montag und Dienstag war es zeitweise so windig (vor allem auf dem Heimweg), dass ich momentan sogar zwei Gänge runterschalten musste: Ich kam einfach nicht mehr gegen den Sturm an.
Stürmisch auch, weil viel Planung zu organisieren war, damit ich mich in den nächsten Wochen auf mein neues Projekt konzentrieren kann und nicht von dem ganzen alltäglichen Allerlei immer wieder abgelenkt werde. Aber irgend jemand muss das ja trotzdem machen … Ich bin gespannt, wie sich das in den nächsten Wochen entwickeln wird — ich kann es mir noch nicht so ganz vorstellen.
Text: “Kriegslyrik” von Hermann Plagge. Ein (nicht nur mir) absolut unbekannter Dichter aus der Zeit des Ersten Weltkrieges, formal und sprachlich jetzt nicht unbedingt die besten Gedichte aus dieser Zeit, aber doch immer wieder sehr eindrücklich und lebendig in den Schilderungen und Stimmungen. Die Lektüre habe ich der wunderbaren Edition Versensporn von “Poesie schmeckt gut” zu verdanken — das ist ein sehr zu rühmendes Unternehmen, das mehrmals im Jahr kleine Hefte mit Lyrik von meist vergessenen, unbekannten Dichter*innen, meist aus dem weiten Feld des Expressionismus (wie Plagge) oder verwandten Strömung, zum kleinen Preis versendet und meinen literarischen Horizont immer wieder angenehm erweitert.
Ton: Einstürzende Neubauten. Und die Münchener Aufnahmen von “Follow me” und “Where are you” von Ondřej Adámek.
Bild: You People von und mit Jonah Hill. Ziemlich cool, ziemlich gelungen, witzig und treffend die Probleme der (amerikanischen) Gesellschaft bzw. ihrer Teile im Umgang miteinander darstellend.
Draußen: Der Streak hält, ich versuche es sogar mal wieder mit strukturiertem Training. Und dabei habe ich mir gleich am Montag ein ordentliches Problem eingehandelt: Für den Tempotestlauf fand ich es sinnvoll, die passenden Schuhe anzuziehen. Nur hatte ich die seit mindestens 15 Monaten nicht mehr an den Füßen. Das endete, ich hätte es mir denken können, im Blutbad: Zwei große, fette Blasen an den Fersen. Vor allem die rechte Ferse war mit einer flächigen, blutigen Blase versehen. Mit Blasenpflaster und Compeed ging es dann aber immerhin auch am Dienstag weiter. Doch für den Rest der Woche blieb das Andenken noch, wenn auch allmählich verblassend/verheilend. Dafür konnte ich diese Woche sowohl beim schönen Sonnenuntergang als auch im spektakuläre bunten Sonnenaufgang laufen — der Frühling macht’s möglich.
Krieg
Alle Straßen sind mit Blut beglitzt.
Gierig lecken vieler Hunde Münder.
Bajonette lüstern hochgespitzt.
Witternd recken sich die Zwanzigpfünder.In den Nächten drohte der Komet.
Hermann Plagge (1914)
Über Städten platzen die Granaten.
Trommeln, Trommeln wird weitergeweht.
Braungeplättet liegen alle Saaten.
Die Arbeit wartete — neben dem üblichen Kleinkram, viel organisatorische Planung und Vorbereitung für die nächsten Wochen — am Freitag recht überraschend mit einem neuen, spannenden Projekt auf. Wenn das alles so klappt, wie es momentan avisiert ist, wird mich das den Rest des Jahres gut auf Achse halten …
Sonst gibt es in dieser Woche wenig zu berichten. Am Donnerstag haben wir versucht, eine Online-Probe mit 7 verteilten Teilnehmern zu realisieren. Das scheiterte dann letztendlich (nach gut 70 Minuten gaben wir auf) daran, dass bei einigen die Einrichtung einfach nicht klappte. Das ist auch eine fummelige Sache. Aber, so weit kamen wir immerhin, mit denen, die diese Hürde überwanden, war es tatsächlich möglich, so ein musikalisches Zusammenspiel zu organisieren. Das kommt zwar nicht ganz an eine Probe im selben Raum heran, aber gerade für die ersten Phasen der Erarbeitung könnte das eine gute Alternative für uns werden.
Text: Nicht sehr viel. Aber nachdem ich letzte Woche einiges beendete, konnte ich mich neuen Abenteuern widmen. Jetzt ist endlich (!) mal Dietmar Daths Cordula killt dich!, das ich dank der Neuauflage im Verbrecher-Verlag nun auch mein eigen nennen kann, an der Reihe. Und es fängt schon ziemlich typisch für Dath an, in permanenten Überforderung stürzt alles — die Welt, die Figuren, die Erzählung — auf die Leserin ein. Das wird noch spannend …
Ton: Einojuhani Rautavaaras Canticus arcticus — das habe ich wirklich schon lange nicht mehr gehört, ist aber immer wieder einfach schöne Musik. Und noch Luca Guglielmi sehr spritzige, lebendig-akkurate Einspielung des ersten Bandes des Wohltemperierten Claviers von Bach.
Draußen: Der Streak hält und es läuft weiterhin (also jeden Tag), aber immer noch in mäßigem Umfang und ohne große Motivation, das zu ändern. Aber immerhin das.
Der Winter ist also noch einmal zurück. Zumindest was die Temperaturen angeht, wenigstens hat es nicht wieder geschneit — sonst ist das Fahrradfahren in der Stadt doch immer kein Spaß. Das schöne, sonnige Wetter konnte ich allerdings vor allem durch das Bürofenster beobachten ;-) Und pünktlich zum Wochenende wurde es natürlich wieder grau, bedeckt und recht düster. Das ewige Schicksal der Lohnarbeitenden …
Und sonst hat einfach der Alltag geherrscht, keine besonderen Vorkommnisse. So eine ganz gewöhnliche Woche ist aber auch mal nicht schlecht.
Text: Langewiesches prickelnde, interessante, anregende Geschichte Deutschlands (Vom vielstaatlichen Reich zum föderativen Bundesstaat), d.h. vor allem der deutschen Nation und des deutschen Staates, fertig gelesen. Langewiesche bündelt hier einiges, was sich in der historischen Forschung der letzten Jahre eigentlich schon angedeutet hat, aber noch immer nicht in die großen Meistererzählungen gelangt ist. Die sehen die Entwicklung Deutschlands als Nation immer noch recht teleologisch, auf das Wilhelminische Reich zustrebend, und zugleich gerne als “Sonderfall”. Langewiesche dagegen erzählt anders: Immer wieder die Kontingenz betonend, die Ungewissenheit oder Offenheit der weiteren Entwicklung (gerade im 19. Jahrhundert), die besonders im Verhältnis von Reich und Staaten/Ländern, in den verschiedenen Ausprägungen der föderalen Organisation, sich deutlich zeigt. In der Tat sehr anregend, gerade im Anspruch, nicht alles erzählen zu wollen, sondern sich auf wichtige Momente, Kern-Entwicklungen zu beschränken — es sind ja auch nur wenig mehr als 100 Seiten.
Auch beendet: Philip Sarasins großes Buch “1977″ — wirklich eine faszinierende Arbeit, die Geschichte der Gegenwart in wesentlichen Momenten neu zu denken und zu schreiben.
Außerdem: Slata Roschals kleinen Gedichtband “Wir tauschen Ansichten und Ängste wie weiche warme Tiere aus” von 2021 (im wunderbaren hochroth-Verlags-Kollektiv), der trotz schönen, treffenden Versen der Sehnsucht und Suche im Ganzen dann doch etwas im Alltag steckenbleibt und in seiner trockenen Lakonie dabei auch manchmal fremd und abweisend wirken kann. Ihr Roman “153 Formen des Nichtseins”, der mit ganz ähnlichen Methoden arbeitet, war dann doch faszinierender für mich.
Ebenfalls gelesen: Peter Stamms kleiner Roman “Das Archiv der Gefühle”. Das ist dann doch eher belanglose Kulturindustrieware, die sich den Anstrich kunsthafter Gestaltung gibt, das aber in keinster Weise (weder formal noch sprachlich oder inhaltlich) einlösen kann.
Ton: The Brandenburg Project: Thomas Dausgaard hat mit dem Swedisch Chamber Orchestra nicht nur einfach eine gute Einspielung der Brandenburgischen Konzerte von Bach vorgelegt, sondern das mit sechs Auftragskompositionen zeitgenössischer Komponist*innen ergänzt, die jeweils auf ein Konzert direkt Bezug nehmen — motivisch, in der Besetzung oder eher generell. Vor allem bei Mark-Anthony Turnage und Olga Neuwirth ist dabei ziemlich coole Musik entstanden. Vor allem ergibt das aber drei sehr spannende und auch unterhaltsame Stunden.
Bild: Detlev Bucks Verfilmung von Thomas Manns “Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull” — ein behäbiger, konventioneller, ja langweiliger Kostümfilm, der gerade die elegant-spritzigen, unterschwellig subtilen Seiten der Romanvorlage völlig ignoriert und deshalb am Eigentlich erstaunlich deutlich vorbeisegelt.
Draußen: Der Streak hält und es läuft weiterhin (also jeden Tag), aber immer noch in mäßigem Umfang.
… und schon wieder eine etwas verrückte Woche. Weil die für Sonntag geplante Probe wegen Krankheit ausgefallen war, musste ja ein Ersatz her — ein Konzert nach längerer Pause ganz ohne Probe geht dann doch nicht. Da ich aber in Regensburg bin, die anderen (mehr oder weniger) im Odenwald, kam nur eine Online-Probe in Frage. Das ist zwar prinzipiell möglich, aber technisch diffizil. Und wir sind auch an der Technik etwas gescheitert, weil die Sänger (die sich gemeinsam trafen) meine Klavierspur über einen Lautsprecher einspielten — und das dann über das Mikrofon wieder zurück zu mir kam, allerdings etwas arg viel später … Wir haben dann tatsächlich eine Probe gemacht, bei der ich einfach spielte, ohne die Sänger zu hören. Eigentlich ausgesprochen grausam.
Für den Auftritt ging es dann also am Freitag abend wieder nach Erbach, das hat auch geklappt mit dem Zug, weil ich in Aschaffenburg einen längeren Aufenthalt hatte, denn kurz vor Nürnberg musste der sowieso schon leicht verspätete ICE noch eine Zwangspause einlegen, weil Personen auf den Gleisen unterwegs waren.
Am Samstag dann morgens nach recht wenig Schlaf schnell ein kurzer Lauf und dann die Sachen packen. Kurz nach neun ging es dann schon los, erst einmal alle Sänger einsammeln und alles Material einladen, und dann ab auf die Autobahn in den Norden, in den Kreis Soest. Auf dem Weg hatten wir so ziemlich jedes denkbare Wetter zwischen Sonnenschein bei blauem Himmel und Schneesturm, kamen aber gut an und konnten aufbauen.
Das Konzert hat dann doch recht gut geklappt, sicher nicht unsere beste Leistung, aber auch nicht schlecht — das Publikum war unterhalten, lachte und klatschte entsprechend.
Nach der Hotelübernachtung ging es dnan am Sonntagvormittag wieder zurück. Und das war dann schon fast das ganze Wochenende, denn am Nachmittag saß ich wieder im Zug nach Regensburg, der auch wieder nur eine halbe Stunde Verspätung angehäuft hatte.
Text: Sehr wenig habe ich gelesen (außer Zeitungen und dem Economist), ein bisschen in Dieter Langewiesches Büchlein zum Werden des deutschen (National-)Staates, Vom vielstaatlichen Reich zum föderativen Bundesstaat.
Draußen: Der Streak funktioniert noch, aber weiterhin bei kurzen täglichen Strecken. Einen großen Trainingseffekt hat das nicht. Schön war allerdings das Laufen in Störmede, weil ganz anders: Alles schön flach, und die Straßen schnurgerade wie mit dem Lineal gezogen. Das ist als Abwechslung mal ganz nett, aber auch nicht besonders spannend.
Eine etwas seltsame Woche war das.
Am Freitag bin ich schon wieder heimgefahren, weil am Wochenende eine Generalprobe für den Auftritt am nächsten Wochenende geplant war. Die Zugfahrt, dieses Mal später in der Nacht (bin erst um 20.35 in Regensburg weg) hat problemlos funktioniert. Dafür war es mit der Generalprobe nichts: Ein Sänger kam gerade aus Corono und hatte am Sonntag morgen den ersten negativen Test, ein anderer meldete sich am Samstag krank. Also war das nichts. Dafür machen wir jetzt eine Online-Probe. Da bin ich ja noch sehr gespannt.
Ansonsten war das Wochenende im Odenwald aber doch recht schön. Kurz entschlossen bin ich dann doch schon am Sonntag wieder zurückgefahren und nicht wie ursprünglich geplant am Montag in der Frühe, das macht den Wochenbeginn etwas entspannter.
Text: Eine interessante Lektüre hatte ich: Wulf Segebrechts Studie “Goethes Nachtlied ‘Über allen Gipfeln ist Ruh’ ”. In der erweiterten Fassung von 2022 (ursprünglich war das schon einmal 1978 erschienen) geht es hier auf über 200 Seiten nur um das kurze Gedicht. Aber das ist schließlich das Gedicht überhaupt. Und genau darum geht es Segebrecht: Um die Rezeption des Achtzeilers, vom ersten Druck (oder der ersten Niederschrift, was schon alles erstaunlich unklar ist) bis zu Parodien und Interpretationen (ernst gemeinten und weniger ernsten) in der Gegenwart. Die Vertonungen streift er dabei nur, und hat doch mehr als genug Material für interessante Beobachtungen und Schlussfolgerungen.
Draußen: Brav weiter gelaufen, weiterhin ohne besondere Vorkommnisse, aber immerhin jetzt schon über 50 Tage in Folge. Das kann man dann wohl wieder mal einen Streak nennen.
Eher wenig berichtenswertes in dieser Woche. Arbeitstechnisch ist nicht viel spannendes passiert: Die letzte Woche der Vorlesungszeit, das ist in den Seminaren meist (so auch bei mir) recht entspannt. Dafür musste ich bei der Vorlesungsklausur des Lehrstuhls mithelfen. Das ist vor allem langweilig — 650 Studierende beaufsichtigen, dass sie zumindest nicht allzu offensichtlich spicken. Und das erfordert natürlich viel Organisation und Kleinkram.
Am Freitag dann stand die Heimfahrt mit dem Zug an — und da der regionale Lokalstreckenbetreiber für das letzte Stück notorisch zu wenig Personal hat, fällt einfach die Fahrt aus, weil aufgrund von Erkrankung niemand da ist, um den Zug auch zu steuern. Nunja. Deshalb bin ich dann mit einer späteren Verbindung gereist, die natürlich nicht ganz so schön ist. Aber mmerhin hat das dann geklappt.
Samstag meiner Mutter im Haus und Garten einiges geholfen — Gartenarbeit kann ganz schön anstrengend sein, wenn man es nicht gewöhnt ist ;-). Und am Sonntag habe ich dann mal wieder einen Gottesdienst auf dem Dorf georgelt, bevor nachmittags wieder die Rückfahrt anstand (dieses Mal nur mit 25 Minuten Verspätung). Und, um das Wochenende komplett zu machen, hatte ich dann auf der Fahrt vom Bahnhof nach Hause auch noch einen Platten. Große Freude.
Text: Diese Woche habe ich Christian Meyers “Flecken” gelesen. Das ist nicht gnaz schlecht, aber inhaltlich doch etwas arg überladen. Dafür ist es recht charmant und aufdringlich erzählt. Aber die Konstruktion bleibt halt überfrachtet mit großen Themen, die einfach mal so hingestellt werden, meist ohne wirklich ausgeleuchtet, auserzählt zu werden — das resultiert dann oft in erzählerischen Behauptungen, aber nicht mehr.
Draußen: Brav weiter gelaufen, weiterhin ohne besondere Vorkommnisse.
Kaum hat das Jahr angefangen, ist auch schon der erste Monat rum. Diese Woche hatte vor allem ekliges Wetter im Gepäck. Vor allem der Donnerstag war schlimm wie selten, bei solch verrücktem Wetter bin ich vermutlich noch nie mit dem Rad zur Arbeit gefahren: Morgens ist einfach Schneematsch vom Himmel gefallen, in rauen Mengen. Der sammelte sich schön auf den Straßen, schmolz dort weiter zu Wasser und bildete riesige Seen. Die konnten die Autofahrer natürlich nicht aufhalten, die sind da munter durchgebretter ohne Rücksicht auf Verluste bei (eher wenigen) Radfahrenden und den zu Fuß Gehenden. Dabei hat das Radfahren auch so schon wenig Spaß gemacht, von allen Seiten Dreck und Nässe sind keine Freude.
Und dann noch die schönen Winterdienste, die zu blöd sind, Radwege (auch die benutzungspflichtigen) vernünftig zu räumen: Da ist dann plötzlich mitten drin nicht geräumt, weil der Schneepflug auf den Bürgesteig gefahren ist. Und spätestens an jeder Kreuzung liegen wieder hohe Wälle quer auf dem Radweg, weil die Straßen ja unbedingt sauber sein müssen.
Der Schneematsch hatte dann noch eine Besonderheit: Er setzt sich in den Ritzeln fest — am Ende meines Arbeitsweges musste ich auf die drei größten Gänge verzichten, da fluppte die Kette gerade so drüber weg. Und genau die Gänge brauche ich eigentlich ;-). Zum Glück wurde es im Laufe des Tages ein wenig wärmer, so dass der Heimweg etwas unproblematischer war.
Am Freitag dann hatte sich das ganze wieder etwas beruhigt, dafür bin ich am Abend fast vom Sturm beim Heimfahren gehindert worden. Verrückt, das alles …
Dafür war das Wochenende wettertechnisch viel netter, sogar mit etwas Sonnenschein — und viel Entspannung.
Text: Diese Woche habe ich nicht viel gelesen, vor allem weiter in Philipp Sarasins “1977”. Das ist ein sehr kluges Buch, das viel zu meinem Verständnis der Welt beitragen wird, schätze ich momentan.
Ton: Freie Musik vom Feinsten: “Tender Music” von Joëlle Léandre und Elisabeth Harnik, schon 2018 bei Trost erschienen, aber erst jetzt bei mir erstmals erklungen.
Und natürlich berichtenswert: Die “Winterreise” mit Benjamin Appl und James Bailleou im Aurelium Lappersdorf. Das war ein echtes sic-et-non-Erlebnis: Auf der einen Seite die großartige, meisterhafte Beherrschung des Details, die vielen Klangfarben (auch wenn Appls e‑s und i‑s durchweg arg dunkel waren), die enorme Dynamik: Wahnsinnig gut. Auf der anderen Seite: Jedes Lied wird hier auseinandergenommen, die Tempi und die Agogik schwankt in einer verrückten Bandbreite (das klappt auch nicht immer perfekt im Zusammenspiel), die Winterreise als Zyklus funktioniert nicht mehr, das sind nur einzelne (in sich immer wieder überragend fesselnde) Momente der exzessiven Expressivität — noch deutlicher und oft übertriebener als auf der Aufnahme.
Draußen: Brav weiter gelaufen, ohne besondere Vorkommnisse.