Hans Ulrich Gumbrecht betreibt ja schon seit geraumer Zeit eine Anti-Blog-Blog bei der FAZ: Digital/Pausen. Mareike König vom DHI Paris hat ihn dazu befragt — und abgesehen von dem etwas verwirrenden Sprachgebrauch Gumbrechts, der Blogposts immer als “Blog” bezeichnet, ist das durchaus interessant. Gerade weil Gumbrecht ja aus einer enorm privilegierten Positon spricht — er gibt ganz offen zu, bei der FAZ nur mit dem bloggen angefangen zu haben, weil er gut dafür bezahlt wird — und gerade weil Gumbrecht ja nicht im eigentlichen Sinne bloggt, weist er doch auf einige wichtige Punkte hin, aus denen ich auch das Bloggen von Wissenschaftler fordere oder befürworte: Weil das eine Möglichkeit der Kommunikation ist, die für die Wissenchaft enorm wichtig ist — und die enorme Bandbreite entwickeln kann, zum Beispiel:
Man erschließt sich damit ein Publikum – nicht nur quantitativ – was man über ein Buch nicht erreichen kann.
Und später:
Wenn ich etwas produziere, was letztlich für Kommunikation produziert ist – und das ist Wissenschaft immer – dann muss ich schon sehen, dass ich einige Leute erreiche.
Nebenbei weist er zum Schluss übrigens auch noch auf einen in den letzten Jahren wieder etwas in Vergessenheit geratenen kategorialen Unterschied zwischen Natur- und Geisteswissenschaften hin: Dass Geisteswissenschaften im eigentlichen Sinne gar nicht forschen, keine neuen Regelmäßigkeiten oder Gesetzmäßigkeiten entdecken (oder das zumindest seltent tun). Und das gerade aus der spezifischen Form der geisteswissenschaftlichen Übung — der “Kontemplation” — eigentlich ein Gebot der Offenheit der Wissenschaft resultiert, für das neue digitale Medien ein großer Segen sind. Oder sein könnten, wenn sie systembedingt/institutionell die entsprechende Würdigung erführen.
Das gesamte Interview kann man hier nachhören: klick.
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