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Ins Netz gegangen (2.1.)

Ins Netz gegan­gen am 2.1.:

Die neue Art zu laufen

Das beste Bilder­buch zum Laufen, das es gibt: Von den Mach­ern des unbe­d­ingt empfehlenswerten (und kosten­losen) „Trail Mag­a­zins“, Stephan Rep­ke (Grip­mas­ter) und Denis Wis­chniews­ki, kommt dieses schöne Buch.

„Trail­run­ning. Die neue Art zu laufen“ ste­ht schön auf­fäl­lig auf dem Umschlag. Dabei ist es natür­lich alles andere als „neu“, auf kleineren Wegen und Pfaden in der Natur laufen zu gehen. Das wis­sen die bei­den Autoren natür­lich auch — aber irgend ein knack­iger Titel muss ja sein.

Eifrigen Lesern des „Trail Mag­a­zins“ wird das meiste hier bekan­nt vorkom­men: Die Reporta­gen der ver­schiede­nen Läufe quer durch die Welt standen da (fast?) alle schon ein­mal drin. Hier gibt es sie halt noch ein­mal gedruckt, mit vie­len, vie­len tollen, fan­tastis­chen Bildern.

Die Läufe führen nach Island, über Kor­si­ka oder Tener­if­fa, durch Südafri­ka oder die Sahara, über die Alpen in ver­schiede­nen Vari­anten und durch deutsche Wälder und Städte (ja, auch das — ein Ver­such zumin­d­est, auch in der „Zivil­i­sa­tion“ Trails zu find­en …). Aber eigentlich egal, wo ger­ade gelaufen wird — Spaß macht es den Beteiligten offen­bar immer. Und dem Leser und Schauer ganz viel Lust, die Schuhe zu schnüren und raus in die Wild­nis loszuziehen. Dass das nicht immer so ein­fach ist, ist klar. Nicht jed­er wohnt opti­mal am Rand der Alpen oder so, in guten Trail­run­ningge­bi­eten — oder fährt für einen Lauf erst ein­mal ein paar Hun­dert Kilo­me­ter Auto).

Das sehe ich auch immer bei den Fans des Trail­run­nings, ins­beson­dere im „Trail Mag­a­zin“, etwas als Man­gel: Mir scheint, sie haben ein sehr bes­timmtes, fix­iertes Bild des Trails, das ich zu ein­seit­ig finde: Ihre Wege führen sie fast immer in die Berge, ins Gebirge, mit allen Vor– und Nachteilen. Schön laufen kann man aber auch in Mit­tel­ge­bir­gen und im Flachen — das ist für die aller­meis­ten Läufer auch mit mehr Laufen ver­bun­den als sich die Berge hoch und runter zu quälen, wo ja immer auch einiges an Gehen dazuge­hört …

Und dann wäre da natür­lich noch der Marken­fetis­chis­mus der Mach­er, die Fix­ierung auf Salomon als Aus­rüster — ich glaube fast (ohne es jet­zt konkret über­prüft zu haben oder zu wollen) es gibt in diesem Band kein Foto, auf dem nicht Salomon-Aus­rüs­tung vertreten ist. Andere Her­steller machen natür­lich auch vernün­ftige Aus­rüs­tung, wer­ben allerd­ings nicht so inten­siv mit dem Trail­run­ning wie Salomon momen­tan. Aber davon muss/darf/sollte man sich den Spaß an diesem schö­nen Buch ja nicht verder­ben lassen …

Stephan Repke/Denis Wis­chniews­ki: Trail Run­ning. Die neue Art zu laufen. Biele­feld: Delius Klas­ing 2001. ISBN 978–3–7688–3266–3. 158 Seit­en. 24,90 Euro.

Mehr als Marathon: Das „Handbuch Ultralauf“

Da ist es also endlich, das „Hand­buch Ultra­lauf“ — dann soll­ten jet­zt ja endlich mal alle Fra­gen gek­lärt sein. Sie sind es natür­lich nicht, ganz im Gegen­teil. Und das ulti­ma­tive Hand­buch erscheint auch noch in der Runner’s‑World-Reihe — ist Ultra­lauf jet­zt endgültig Main­stream gewor­den? Nein, auch das nicht — das Hand­buch weist selb­st auf die tlw. stag­nieren­den, tlw. min­i­mal steigen­den Zahlen der Läufer und Läuferin­nen hin.

Wolf­gang Olbrich, Sport­wart der DUV, ver­sucht sich hier also am Run­dum­schlag: Von der Geschichte des Ultra­ma­rathon­laufs bis zu spez­i­fis­chen Train­ingsplä­nen ist über Train­ings­grund­la­gen, Aus­rüs­tung, men­tales Train­ing, Ernährungs– und orthopädis­che Fra­gen so ziem­lich zu jedem „Prob­lem“ des Ultras hier etwas zu find­en. So richtig begeis­tern kon­nte mich das Buch aber trotz­dem nicht.

Das fängt schon am Anfang an: Die ersten 36 Seit­en (kein unbe­trächtlich­er Teil des Umfangs also) sind eigentlich ver­schenkt. Da wird aus­führlich die Sit­u­a­tion der Ver­bände (inklu­sive ihrer Komit­tees und deren Vor­sitzen­den) und der Meis­ter­schaften auf nationaler und inter­na­tionaler Ebene referiert — ist das wirk­lich nötig? Die DUV wird (natür­lich) sehr promi­nent dargestellt (inklu­sive der „inter­nen Stre­it­igkeit­en“ … — den VFUM hätte man, bei aller Antipathie, hier dur­chaus auch mal erwäh­nen kön­nen). Auch die restlichen Ver­bände wie DLV und IAU bekom­men viel Raum. Und das gle­ich am Anfang, direkt nach eini­gen kur­sorischen Bemerkun­gen zur Geschichte des Ultra­laufs.1

Das Faz­it nach dem ersten Fün­f­tel also: Wenig hil­fre­ich bish­er. Doch dann geht’s los: Kapi­tel 6–8 zeigen die Train­ings­grund­la­gen für den Ultra­lauf. Hier beschreibt Olbrich dann doch wieder erst ein­mal die üblichen Train­ings­for­men — exten­sive und inten­sive Dauer­läufe, Inter­valle, Fahrt­spiele … -, aber wenig­stens schön knapp, obwohl er mehrmals darauf hin­weist, dass er genau das eigentlich voraus­set­zt (zusam­men mit mehrjähriger Marathon­er­fahrung). Vor allem tut er es aber mit spezieller Berück­sich­ti­gung der lan­gen Dis­tanzen und geht auch auf Aus­gle­ich­strain­ings (Dehnen, Kräf­ti­gungsübun­gen) und Lauf-ABC jew­eils knapp ein.

Dem fol­gen kurze (wirk­lich aus­führlich ist in dem Hand­buch eben nichts) Kapi­tel zur Ernährung (Olaf Hüls­mann), zu Prob­le­men des Magen-Darm-Trak­ts beim lan­gen Laufen (Ste­fan Hinze), zu orthopädis­chen Aspek­te der lan­gen Belas­tung (Diet­mar Göbel), zu men­tal­en Aspek­ten des Ultras und schließlich noch 25 Seit­en Train­ingspläne (50km, 100km, 24h, Etap­pen­läufe).

Die abschließen­den 12 Seit­en zur „Aus­rüs­tung“ waren wohl Pflicht für die Spon­soren,2 sind für den Läufer aber eher unnötig — schließlich ist das Hand­buch laut Ein­leitung doch aus­drück­lich für Ath­leten gedacht, die „bere­its seit mehreren Jahren im Lauf­bere­ich trainieren“ (11) — was ja auch sin­nvoll ist, bevor man den ersten Ultra ange­ht. Genau diese Sportler wis­sen aber doch schon, was man beim Laufen anziehn sollte, das es Pulsmess­er und GPS-Uhren gibt …

Ganz zum Schluss kommt noch ein kurz­er Lit­er­atur-Anhang mit sehr aus­g­wählten Titeln: (Basis-)Literatur zum Laufen all­ge­mein und zur Train­ingslehre fehlt kom­plett (obwohl z.B. beim Noakes doch auch was zum Ultra­lauf drin ste­ht), die Liste führt fast auss­chließlich medi­zinis­che (gas­tro-enterol­o­gis­che und orthopädis­che, auch psy­chol­o­gis­che) Untersuchungen/Artikel an.3

Also: Den Titel „Hand­buch“ halte ich für etwas über­trieben, sowohl hin­sichtlich des Inhalts als auch des Umfangs von 192 seit­en (inkl. ver­schieden­er Lauf­berichte, die mir teil­weise schon bekan­nt vorka­men, aus der UM oder den entsprechen­den Inter­netquellen?, und kurzen Läufer­porträts, die aber sehr schema­tisch ger­at­en sind und die Per­so­n­en kaum vorstellen. Es bleiben dabei 180 Seit­en eigentlich­er Text der Kapi­tel 1–18 (mit vie­len, nicht immer aus­sagekräfti­gen Fotos). Wenn man die Ver­anstal­tungs­berichte und Porträts raus­nimmt, sind es noch 136 Seit­en, davon aber auch 25 Seit­en Defin­in­tion, Ultra-Geschichte, die Darstel­lung der Ver­bände, Meis­ter­schaften und großer Ver­anstal­tun­gen (kurz beschrieben wer­den: Com­rades, Biel, Bad­wa­ter, Spar­tathlon, Rodgau, Kien­baum und Rennsteig) — let­ztlich bleiben also nur noch gut 100 Seit­en für den eigentlichen Inhalt übrig — kein Wun­der, dass mir vieles etwas ober­fläch­lich dargestellt schien.

Ohne Zweifel wer­den alle wichti­gen Aspek­te abge­han­delt, aber zum Teil eben nur beschreibend, ohne vernün­ftige, d.h. wirk­lich helfende Hand­lungsempfehlun­gen (ins­beson­dere im Bere­icht der Ernährung und Ver­dau­ung, zum Teil auch ein­fach nur seh abstrakt und wenig konkret.

Das Prob­lem, weswe­gen das Hand­buch mir so unbe­friedi­gend scheint, ist wohl fol­gen­des: Erstens ist Vieles, ger­ade das grundle­gende Wis­sen, in den großen Büch­ern zum (Marathon-)Laufen auch schon in den ver­schieden­sten Aus­prä­gung aus­re­ichend erk­lärt und beschrieben. Und zweit­ens gibt es zum Ultra­lauf keine bzw. nur wenige wirk­lich all­ge­mein gel­tenden Ver­fahrensweisen, was die Aus­gestal­tung des Train­ings im Detail z.B. bet­rifft, oder was die Ernährung während des Wet­tkampfes ange­ht — und das muss Olbrich, der ja ohne Zweifel Ahnung und aus­re­ichende Erfahrung hat und auch viele Läufer und Ver­anstal­tun­gen gut ken­nt, eben immer wieder kon­sta­tieren. Mich hat das ein wenig unbe­friedigt hin­ter­lassen, bei der Lek­türe.

Dazu kommt noch (wieder ein­mal) ein unzure­ichen­des Lek­torat — sprach­lich mit­telmäßig, wech­selt der Text z.B. zwis­chen Duzen und Siezen, Satzfehler etc. — das ärg­ert mich immer ein biss­chen. Das geht schon damit los, dass Umschlag und Titel sich nicht einig sind, wie das Buch über­haupt heißt. Und das set­zt sich im Text eben fortwährend fort. Das ist für Hob­by­pub­lika­tio­nen o.k., entspricht aber nicht meinem Anspruch an offizielle Ver­lagsveröf­fentlich­tun­gen.

Viel Gemeck­er also hier. Trotz­dem für den Ein­steiger sicher­lich nett und hil­fre­ich. Es geht aber eben auch bess­er — behaupte (und denke) ich. Ich ver­mute, es war den Autoren ein­fach nicht klar genug, was das werden/sein soll: Ein Hand­buch für Ultra­läufer? Für am Ultra­ma­rathon Inter­essierte? Soll es den Ultra­lauf populär(er) machen oder dem Ultra­läufer, ob Anfänger oder Fort­geschrit­ten­er, als Nach­schlagew­erk zur Seite ste­hen? Es will dann irgen­dewie alles — und schafft dann nichts richtig befriedi­gend.

Wolf­gang Olbrich: Hand­buch Ultra­lauf [Mehr als Marathon! Train­ingspläne für 50 Km und mehr, Men­tal­train­ing, Ernährungstipps]. Aachen: Mey­er & Mey­er 2011 (Runner’s World). 192 Seit­en. ISBN 978–3–89899–657–0. 19,95 Euro.

Show 3 foot­notes

  1. Diese Geschichte müsste man wohl eigentlich noch/mal schreiben, aus Sicht des His­torik­ers ist das alles sehr unbe­friedi­gend. Denn in der Geschichtswis­senschaft passiert da ja dur­chaus einiges, v.a. im Bere­ich der Kör­pergeschichte und der Kul­turgeschichte über­haupt, was hier hin­passen kön­nte. Aber das nur so neben­bei.
  2. Das ist ja eine echte Unsitte der Sport­büch­er, ger­ade im Bere­ich Aus­rüs­tung, so etwas immer wieder her­anzuziehen — das ärg­ert mich immer wieder. Das „Hand­buch Ultra­lauf“ ist, wie viele andere solch Büch­er, trotz­dem nicht bil­lig, zudem auch noch mit „Runner’s World“-Kooperation (die sind ja auch kein Fach­blatt für Ultra­dis­tanzen …) — muss diese Wer­bung für Polar (die ange­blich das beste Com­put­er­pro­gramm zur Auswer­tung haben — Sport­Tracks als Alter­na­tive wird nicht ein­mal erwäh­nt) und Gore wirk­lich sein?
  3. Und den kuriosen Ein­trag „Wikipedia“ find­et man noch: Unge­nauer geht es ja eigentlich nicht mehr — Was und Wann war das denn, in welch­er Sprachver­sion?, da fehlt wirk­lich nur noch die Quel­lenangabe „Inter­net“.

von der mümling an die tauber

gut, die über­schrift ist über­trieben. aber nur min­i­mal. am sam­stag bin von erbach (allerd­ings nicht ganz von der müm­ling aus) nach uis­sigheim gelaufen — das ist kurz vor der tauber. 53,4 kilo­me­ter waren das. beziehungsweise etwas mehr, denn ein oder zwei teil­stück­en, die ich gegan­gen bin — etwa den let­zten anstieg — habe ich nicht mit­gestoppt. 5 stun­den 20 minuten habe ich dafür gebraucht. und einige pausen noch dazu. das war dann doch einiges langsamer als ich mir gedacht habe. mit einem schnitt von 5:30 bis 5:45 hat­te ich gerech­net, gewor­den sind es 6:00. dafür hat das mäßige tem­po einen vorteil: muskelkater habe ich über­haupt keinen. ein wenig steif war ich sam­stags und auch am son­ntag noch etwas, aber die muskeln beschw­eren sich kaum.

das wet­ter war bru­tal schwül. nicht ger­ade das ide­ale laufwet­ter. ruck­zuck war ich kom­plett — aber wirk­lich voll­ständig — durchgeschwitzt. und das blieb bis kurz vor schluss so. kurz vor kül­sheim kam ich aus dem wald her­aus, da hat der leichte wind mich immer­hin noch ein biss­chen getrock­net. aber das war dann auch egal.

die wege waren auch nicht immer opti­mal aus­ge­sucht: da waren einige harte trails dabei, die auf der karte ganz und gar harm­los aus­sa­hen. so bin ich also durch die matschwüsten der wal­dar­beit­er, über wege, die kom­plett mit ästen zugedeckt waren, durch bren­nes­sel-felder und brombeer-heck­en gelaufen, über aus­ge­wasch­ene wasser­rin­nen ins tal gestürzt und im bauch­ho­hen gras von einem loch ins andere getaumelt … das hat nicht nur kör­per­liche, son­dern auch phsy­sis­che anstren­gung gekostet, die sich mit der zeit erhe­blich sum­miert hat. aber dafür macht man ja solche läufe …

so bin ich gelaufen: 

Strecke

die genaue strecke lässt sich auch (bess­er) bei gpsies.com anschauen: klick.

ich bin also durch dorf-erbach ins gräsig, von dort über das haber­mannskreuz (wo ich einem auto, dass unbe­d­ingt mit min­i­mal­stem abstand an mir vor­bei musste, den außen­spiegel ein­klappte) nach eul­bach. bis hier­hin kan­nte ich den weg — bish­er war ich das allerd­ings immer schneller gelaufen, im ersten anstieg hin­term gräsig war schon die erste geh­pause fäl­lig … von eul­bach dann noch ein­mal kurz auf die b47 in rich­tung boxbrunn, aber gle­ich hin­ter dem abzweig nach viel­brunn den ersten wald­weg und mehr oder weniger par­al­lel zur straße am höhen­dorf vor­bei. und dann, nach einem weit­eren stück auf dem kamm, ging es hin­unter rich­tung amor­bach. da wurde das navigieren schwierig — den weg, den ich mir aus­gedacht hat­te, fand ich an zwei stellen nicht bzw. nicht auf anhieb. das erste mal nahm ich einen wan­der­weg, schön steil in kehren, vor­bei an der gruppe mit stöck­en bewaffneter wan­der­er (und betend, dass ich genau dort nicht hin­falle — hat sog­ar geklappt …), beim zweit­en mal musste ich nur genauer suchen: der weg war schon sehr zugewach­sen. und entsprechend schlecht zu laufen. ich hat­te aber keine lust, weit­er umherzuir­ren — mein fuß tat weh, ich hat­te mich böse vertreten und wollte erst ein­mal her­aus aus dem wald. außer­dem war ich schon länger unter­wegs als ich dachte, hat­te schon mehr kilo­me­ter auf dem fore­run­ner als ich erwartet hat­te. irgend­wann kam ich so dann tat­säch­lich im lan­gen tal an, dass mich wieder zur b47 führte. der bin ich dann auf dem feld­weg gefol­gt bis zur kreuzung an der bahn­lin­ie bei amor­bach. die habe ich kurz­er­hand “wild” über­quert, der näch­ste über­gang war mir ein­fach zu viel umweg … auf der anderen seite ging es dann durch den rand von amor­bach und immer weit­er die straße — und zwar hin­auf. und hin­auf. und hin­auf … irgend­wann, schon hin­ter (und vor allem deut­lich über) schnee­berg, ver­ließ ich dann die land­straße, um wieder im wald einzu­tauchen. die wege wur­den bald recht ver­lassen und entsprechend ver­wildert. beim “roten kreuz” machte ich eine erste rast und ver­til­gte einen oat-snack gegen den langsam aufk­om­menden hunger. aber lange hielt es mich nicht, es ging noch recht gle­ich­mäßig weit­er, durch eine kleinen weil­er über den befes­tigten feld­weg nach windis­chbuchen. dort bog ich dann wieder ein­mal auf die straße bzw. das sträßlein ein, dass mich nach hep­pdiehl führt. dort ver­weilte ich kurz am kleinen fried­hof, nutzte das küh­le wass­er zur zwis­ch­en­er­frischung und die bank, meine mit­tler­weile etwas müden beine kurz auszu­ruhen. doch bald ging es auch hier wieder weit­er, 12 uhr war es mit­tler­weile schon gewor­den. ich blieb jet­zt vor­erst auf der straße, die mich steil hinab führte, und zwar nach pföhlbach. dort bog ich ab, tra­bte das kurze stück am hang ent­lang nach riedern. in riedern über­querte ich die erft — mit ein­er höhe von ca. 180 m der zweit­niedrig­ste punkt mein­er tour. und das war gle­ich wieder zu merken, denn hin­ter dem ort ging es schon wieder ab von der straße und stetig bergan. sehr stetig. mein etrex fing hier an, ziem­lich zu spin­nen und machte mir etwas sor­gen, weil es mich beständig weit ab von mein­er eigentlichen route wäh­nte. anfangs noch sehr sich­er, auf dem richti­gen weg zu sein, wurde ich zunehmens unsicher­er. und es ging immer weit­er bergan … aber irgend­wann war ich doch oben, machte mal wieder eine kurze rast und ließ den etrex neuen kon­takt zu den satel­liten aufnehmen — und siehe da, ich war die ganze zeit richtig gewe­sen. die erle­ichterung war groß. zumal hier schon das erste schild eines kül­sheimer wan­der­wegs auf­tauchte — das ende rück­te also näher. vorher galt es fre­lich noch einiges an weg im dicht­en gras zu über­winden — nach­dem ich mit­tler­weile schon fast 45 kilo­me­ter in den beinen hat­te, war es nicht mehr sehr lustig, zu laufen ohne den boden und seinen vie­len gemeinen uneben­heit­en sehen zu kön­nen. aber das bewusst­sein des nahen­den endes hielt mich aufrecht. so ganz war ich aber freilich noch nicht fer­tig … nach der über­querung der land­straße zwis­chen ste­in­furt und stein­bach hat­te ich immer­hin wieder fes­ten, halb­wegs ebe­nen feld­wegs-grund unter den füßen. der weg führte leicht abwärts direkt nach kül­sheim. da musste ich ein weit­eres mal pausieren — die erste wasserblase im ruck­sack war leer, ich musste umfüllen. viel erhol­ung brachte die pause nicht, so lief ich also eher im trottgang als beson­ders dynamisch durch die stadt und zum weg in rich­tung uis­sigheim. immer­hin kan­nte ich mich jet­zt wenig­stens wieder unge­fähr aus … kurz vor uis­sigheim ver­ließ mich aber auch die let­zte reserve bzw. der let­zte wille, den an diesem punkt der strecke nicht mehr ganz harm­losen anstieg zum sport­platz bin ich dann doch lieber gegan­gen. danach kon­nte ich aber wenig­stens noch den let­zten kilo­me­ter zum ziel laufend zurück­le­gen — und da erwartete mich nicht nur ein leck­eres (wenn auch arg ver­spätetes) mit­tagessen, son­dern auch eine her­rlich frische, küh­le dusche — wun­der­bar. den rest des tages war ich freilich ziem­lich hinüber …

der höhen­ver­lauf ist so:

Höhen­di­a­gramm

wovon haruki murakami schreibt, wenn er vom laufen schreibt

ein schönes kleines buch, in dem so ziem­lich alles rund ums laufen ste­ht. und noch ganz nett geschrieben, klar und präzise, flüs­sig zu lesen.

das inter­es­sante sind hier aber natür­lich die inhalte, die reichen erfahrun­gen, die muraka­mi als langjähriger läufer gemacht. dabei geht es gar nicht so sehr um tech­nis­che details — das buch wen­det sich schließlich an ein all­ge­meines pub­likum, nicht nur an läufer. son­dern vor allem um per­sön­lich­es, um verän­derun­gen der eigen- und fremder­fahrung. natür­lich spie­len auch ver­meintliche kleinigkeit­en immer wieder hinein. etwa die auswahl passender schuhe, wenn muraka­mi vom “psy­chol­o­gis­chen vorteil” guter schuhe berichtet (übri­gens ist er, wie ich auch, offen­bar ein mizuno-fan).

muraka­mi ist zwar kein streak­läufer, prak­tiziert aber trotz­dem das tägliche laufen — mit unter­brechun­gen — als ziel und meth­ode. auch wieder ein sym­pa­this­ch­er zug an ihm. vor allem aber die offen­heit, mit der er nicht nur von den schmerzen des vor­bere­i­t­en­den train­ings berichtet, son­dern auch die erfahrung und ver­ar­beitung von nieder­la­gen erläutert, sind gute pas­sagen. ger­ade das let­ztere, die aus­dauernde und tiefe refk­lek­tion der nieder­lage — die ja beim laufen weniger mit dem “ver­lieren” im wet­tkampf  als mit dem nichter­re­ichen eines per­sön­lichen zieles zusam­men­hängt — ist wohl etwas wirk­lich läufer­typ­is­ches: läufer scheinen sich viel inten­siv­er mit diesen erfahrun­gen auseinan­derzuset­zen als andere hob­bysportler. wohl ein­fach deshalb, weil langstreck­en­läufer — wenn sie nicht außeror­dentliche begabun­gen sind — nie da herumkom­men, irgend­wann eine oder die andere zu erfahren. und im gegen­satz zu wet­tkampf- und/oder mannschaftss­portarten ist man halt immer wirk­lich selb­st schuld — es gibt sozusagen keine ausre­den. aber genau dieses moment ist es auch wieder, dass das laufen so wertvoll macht: man lernt, mit solchen rückschlä­gen umzuge­hen — man muss es ler­nen. man lernt sozusagen so etwas wie “demut”: auch wenn man auf der einen seite die erfahrung der enor­men leis­tungs­fähigkeit eines men­schlichen kör­pers (und ihrer steigerungs­fähigkeit) macht, so lernt man eben auch die gren­zen dieses kör­pers immer wieder ganz unmit­tel­bar ken­nen. das ist eine wesentliche erfahrung, die jed­er halb­wegs ambi­tion­ierte läufer macht. und die beschreibt muraka­mi sehr gut — ich glaube, anhand seines textes kön­nen das auch nichtläufer nachvol­lziehen …

auch die vielfälti­gen verän­derun­gen durch und im laufen kom­men bei ihm nicht zu kurz: die verän­derun­gen der wahrnehmung etwas, von sich selb­st und der umge­bung, die man anders — inten­siv­er gar nicht unbe­d­ingt, aber direk­ter, näher — erfährt — z.b. den wan­del der zeit, der jahreszeit­en, der jahre … natür­lich auch die verän­derun­gen des eige­nen kör­pers. aber auch die verän­derun­gen des “geistes” — die (konzentrations-)stärke (die hm die par­al­lele zum schreiben ziehen lässt) zum beispielt, das durch­hal­tev­er­mö­gen, die forderung der eige­nen fähigkeit­en, die aus­lo­tung von gren­zen und der ver­such, diese gren­zen im rah­men der möglichkeit­en zu ver­schieben. all das ste­ht in diesem kleinen, sym­pa­this­chen büch­lein auf ganz unauf­dringliche, per­sön­lich gefärbte weise geschrieben.

haru­ki muraka­mi: wovon ich rede, wenn ich vom laufen rede. köln: dumont 2008.

der ultramarathonmann

als vor­bere­itung auf den rennsteig-super­marathon sozusagen schon ein­mal passende lek­türe: dean kar­nazes’ ultra­ma­rathon­man. aus dem leben eines 24-stun­den-läufers (riva 2008). einige beein­druck­ende lauf­schilderun­gen ver­sam­melt er dort, vor allem die erfahrung seines ersten offiziellen ultras, des 100 meilen-laufes west­ern states endurance. danach wird’s dann etwas, nun­ja, ver­rückt: bad­wa­ter halte ich ja schon für gren­zw­er­tig, aber einen marathon zum süd­pol — das ist schon etwas selt­sam. und es hat ja selb­st für solche läufer nur mit biegen und brechen funk­tion­iert. anson­sten ganz nettes büch­lein (lei­der nicht sehr inspierend über­set­zt — höhenangaben in fuß helfen mir nicht sehr viel …), das immer wieder um den gedanken kreist, warum men­schen eigentlich solche extreme dinge tun. und das vor allem so ehrlich ist, darauf keine wirk­liche antwort zu haben. angenehm auch, dass er rein auf sich selb­st fix­iert bleibt: platzierun­gen und ergeb­nisse spie­len (fast) gar keine rolle: hier — zumin­d­est in dem buch — geht es kar­nazes um das erleb­nis des laufens, die erfahrung der über­win­dung aller möglichen schmerzen …

so einiges wahres ste­ht da drin: “Laufen bedeutete in erster Lin­ie: raus­ge­hen und Erfahrun­gen sam­meln. Ich sah, wie Gebäude ent­standen, wie die Vögel nach Süden zogen, un ich Wech­sel der Jahreszeit­en sah ich die Blät­ter fall­en und die Tage kürz­er wer­den” (s. 30) — es ist im prinzip banal und so ziem­lich jed­er läufer hat dies wohl schon bemerkt. aber es stimmt. naja, von der art gibt es eine menge beobach­tun­gen und mei­n­un­gen hier.

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