Sport: Laufen Sie den Ultramarathon | ZEIT ONLINE — tobias hürter hat ausprobiert, wie es ist, einen ultramarathon (und gleich den chiemgau 100) zu laufen — und verknüpft seine erfahrung mit aktuellen evolutionsbiologischen und medizinischen forschungen. sehr schön gemacht.
Eine Stadt mit 3,5 Millionen Einwohnern, die sich selbst als „Fahrradstadt Berlin“ bezeichnet, benötigt mehr als eine (!) Vollzeitstelle für den Radverkehr. Der Aufgabenumfang und die Komplexität des Aufgabenspektrums machen vielmehr eine Fachabteilung von mindestens zehn Vollzeitstellen sowie jeweils einer Ingenieursstelle auf Bezirksebene notwendig. Ergänzt werden müssen diese durch Budget und Stellen für Instandhaltung der geschaffenen Infrastruktur sowie zur Planung und zum Bau von Radabstellanlagen. Und durch Schaffung von Stellen zur Durchsetzung von Verkehrsregeln wie Parkverboten, Rücksichtnahme bei Abbiegevorgängen sowie dem sicheren Zustand von Fahrrädern.
Das beste Bilderbuch zum Laufen, das es gibt: Von den Machern des unbedingt empfehlenswerten (und kostenlosen) „Trail Magazins“, Stephan Repke (Gripmaster) und Denis Wischniewski, kommt dieses schöne Buch.
„Trailrunning. Die neue Art zu laufen“ steht schön auffällig auf dem Umschlag. Dabei ist es natürlich alles andere als „neu“, auf kleineren Wegen und Pfaden in der Natur laufen zu gehen. Das wissen die beiden Autoren natürlich auch — aber irgend ein knackiger Titel muss ja sein.
Eifrigen Lesern des „Trail Magazins“ wird das meiste hier bekannt vorkommen: Die Reportagen der verschiedenen Läufe quer durch die Welt standen da (fast?) alle schon einmal drin. Hier gibt es sie halt noch einmal gedruckt, mit vielen, vielen tollen, fantastischen Bildern.
Die Läufe führen nach Island, über Korsika oder Teneriffa, durch Südafrika oder die Sahara, über die Alpen in verschiedenen Varianten und durch deutsche Wälder und Städte (ja, auch das — ein Versuch zumindest, auch in der „Zivilisation“ Trails zu finden …). Aber eigentlich egal, wo gerade gelaufen wird — Spaß macht es den Beteiligten offenbar immer. Und dem Leser und Schauer ganz viel Lust, die Schuhe zu schnüren und raus in die Wildnis loszuziehen. Dass das nicht immer so einfach ist, ist klar. Nicht jeder wohnt optimal am Rand der Alpen oder so, in guten Trailrunninggebieten — oder fährt für einen Lauf erst einmal ein paar Hundert Kilometer Auto).
Das sehe ich auch immer bei den Fans des Trailrunnings, insbesondere im „Trail Magazin“, etwas als Mangel: Mir scheint, sie haben ein sehr bestimmtes, fixiertes Bild des Trails, das ich zu einseitig finde: Ihre Wege führen sie fast immer in die Berge, ins Gebirge, mit allen Vor– und Nachteilen. Schön laufen kann man aber auch in Mittelgebirgen und im Flachen — das ist für die allermeisten Läufer auch mit mehr Laufen verbunden als sich die Berge hoch und runter zu quälen, wo ja immer auch einiges an Gehen dazugehört …
Und dann wäre da natürlich noch der Markenfetischismus der Macher, die Fixierung auf Salomon als Ausrüster — ich glaube fast (ohne es jetzt konkret überprüft zu haben oder zu wollen) es gibt in diesem Band kein Foto, auf dem nicht Salomon-Ausrüstung vertreten ist. Andere Hersteller machen natürlich auch vernünftige Ausrüstung, werben allerdings nicht so intensiv mit dem Trailrunning wie Salomon momentan. Aber davon muss/darf/sollte man sich den Spaß an diesem schönen Buch ja nicht verderben lassen …
Da ist es also endlich, das „Handbuch Ultralauf“ — dann sollten jetzt ja endlich mal alle Fragen geklärt sein. Sie sind es natürlich nicht, ganz im Gegenteil. Und das ultimative Handbuch erscheint auch noch in der Runner’s‑World-Reihe — ist Ultralauf jetzt endgültig Mainstream geworden? Nein, auch das nicht — das Handbuch weist selbst auf die tlw. stagnierenden, tlw. minimal steigenden Zahlen der Läufer und Läuferinnen hin.
Wolfgang Olbrich, Sportwart der DUV, versucht sich hier also am Rundumschlag: Von der Geschichte des Ultramarathonlaufs bis zu spezifischen Trainingsplänen ist über Trainingsgrundlagen, Ausrüstung, mentales Training, Ernährungs– und orthopädische Fragen so ziemlich zu jedem „Problem“ des Ultras hier etwas zu finden. So richtig begeistern konnte mich das Buch aber trotzdem nicht.
Das fängt schon am Anfang an: Die ersten 36 Seiten (kein unbeträchtlicher Teil des Umfangs also) sind eigentlich verschenkt. Da wird ausführlich die Situation der Verbände (inklusive ihrer Komittees und deren Vorsitzenden) und der Meisterschaften auf nationaler und internationaler Ebene referiert — ist das wirklich nötig? Die DUV wird (natürlich) sehr prominent dargestellt (inklusive der „internen Streitigkeiten“ … — den VFUM hätte man, bei aller Antipathie, hier durchaus auch mal erwähnen können). Auch die restlichen Verbände wie DLV und IAU bekommen viel Raum. Und das gleich am Anfang, direkt nach einigen kursorischen Bemerkungen zur Geschichte des Ultralaufs.1
Das Fazit nach dem ersten Fünftel also: Wenig hilfreich bisher. Doch dann geht’s los: Kapitel 6–8 zeigen die Trainingsgrundlagen für den Ultralauf. Hier beschreibt Olbrich dann doch wieder erst einmal die üblichen Trainingsformen — extensive und intensive Dauerläufe, Intervalle, Fahrtspiele … -, aber wenigstens schön knapp, obwohl er mehrmals darauf hinweist, dass er genau das eigentlich voraussetzt (zusammen mit mehrjähriger Marathonerfahrung). Vor allem tut er es aber mit spezieller Berücksichtigung der langen Distanzen und geht auch auf Ausgleichstrainings (Dehnen, Kräftigungsübungen) und Lauf-ABC jeweils knapp ein.
Dem folgen kurze (wirklich ausführlich ist in dem Handbuch eben nichts) Kapitel zur Ernährung (Olaf Hülsmann), zu Problemen des Magen-Darm-Trakts beim langen Laufen (Stefan Hinze), zu orthopädischen Aspekte der langen Belastung (Dietmar Göbel), zu mentalen Aspekten des Ultras und schließlich noch 25 Seiten Trainingspläne (50km, 100km, 24h, Etappenläufe).
Die abschließenden 12 Seiten zur „Ausrüstung“ waren wohl Pflicht für die Sponsoren,2 sind für den Läufer aber eher unnötig — schließlich ist das Handbuch laut Einleitung doch ausdrücklich für Athleten gedacht, die „bereits seit mehreren Jahren im Laufbereich trainieren“ (11) — was ja auch sinnvoll ist, bevor man den ersten Ultra angeht. Genau diese Sportler wissen aber doch schon, was man beim Laufen anziehn sollte, das es Pulsmesser und GPS-Uhren gibt …
Ganz zum Schluss kommt noch ein kurzer Literatur-Anhang mit sehr ausgwählten Titeln: (Basis-)Literatur zum Laufen allgemein und zur Trainingslehre fehlt komplett (obwohl z.B. beim Noakes doch auch was zum Ultralauf drin steht), die Liste führt fast ausschließlich medizinische (gastro-enterologische und orthopädische, auch psychologische) Untersuchungen/Artikel an.3
Also: Den Titel „Handbuch“ halte ich für etwas übertrieben, sowohl hinsichtlich des Inhalts als auch des Umfangs von 192 seiten (inkl. verschiedener Laufberichte, die mir teilweise schon bekannt vorkamen, aus der UM oder den entsprechenden Internetquellen?, und kurzen Läuferporträts, die aber sehr schematisch geraten sind und die Personen kaum vorstellen. Es bleiben dabei 180 Seiten eigentlicher Text der Kapitel 1–18 (mit vielen, nicht immer aussagekräftigen Fotos). Wenn man die Veranstaltungsberichte und Porträts rausnimmt, sind es noch 136 Seiten, davon aber auch 25 Seiten Definintion, Ultra-Geschichte, die Darstellung der Verbände, Meisterschaften und großer Veranstaltungen (kurz beschrieben werden: Comrades, Biel, Badwater, Spartathlon, Rodgau, Kienbaum und Rennsteig) — letztlich bleiben also nur noch gut 100 Seiten für den eigentlichen Inhalt übrig — kein Wunder, dass mir vieles etwas oberflächlich dargestellt schien.
Ohne Zweifel werden alle wichtigen Aspekte abgehandelt, aber zum Teil eben nur beschreibend, ohne vernünftige, d.h. wirklich helfende Handlungsempfehlungen (insbesondere im Bereicht der Ernährung und Verdauung, zum Teil auch einfach nur seh abstrakt und wenig konkret.
Das Problem, weswegen das Handbuch mir so unbefriedigend scheint, ist wohl folgendes: Erstens ist Vieles, gerade das grundlegende Wissen, in den großen Büchern zum (Marathon-)Laufen auch schon in den verschiedensten Ausprägung ausreichend erklärt und beschrieben. Und zweitens gibt es zum Ultralauf keine bzw. nur wenige wirklich allgemein geltenden Verfahrensweisen, was die Ausgestaltung des Trainings im Detail z.B. betrifft, oder was die Ernährung während des Wettkampfes angeht — und das muss Olbrich, der ja ohne Zweifel Ahnung und ausreichende Erfahrung hat und auch viele Läufer und Veranstaltungen gut kennt, eben immer wieder konstatieren. Mich hat das ein wenig unbefriedigt hinterlassen, bei der Lektüre.
Dazu kommt noch (wieder einmal) ein unzureichendes Lektorat — sprachlich mittelmäßig, wechselt der Text z.B. zwischen Duzen und Siezen, Satzfehler etc. — das ärgert mich immer ein bisschen. Das geht schon damit los, dass Umschlag und Titel sich nicht einig sind, wie das Buch überhaupt heißt. Und das setzt sich im Text eben fortwährend fort. Das ist für Hobbypublikationen o.k., entspricht aber nicht meinem Anspruch an offizielle Verlagsveröffentlichtungen.
Viel Gemecker also hier. Trotzdem für den Einsteiger sicherlich nett und hilfreich. Es geht aber eben auch besser — behaupte (und denke) ich. Ich vermute, es war den Autoren einfach nicht klar genug, was das werden/sein soll: Ein Handbuch für Ultraläufer? Für am Ultramarathon Interessierte? Soll es den Ultralauf populär(er) machen oder dem Ultraläufer, ob Anfänger oder Fortgeschrittener, als Nachschlagewerk zur Seite stehen? Es will dann irgendewie alles — und schafft dann nichts richtig befriedigend.
Wolfgang Olbrich: Handbuch Ultralauf [Mehr als Marathon! Trainingspläne für 50 Km und mehr, Mentaltraining, Ernährungstipps]. Aachen: Meyer & Meyer 2011 (Runner’s World). 192 Seiten. ISBN 978–3–89899–657–0. 19,95 Euro.
Diese Geschichte müsste man wohl eigentlich noch/mal schreiben, aus Sicht des Historikers ist das alles sehr unbefriedigend. Denn in der Geschichtswissenschaft passiert da ja durchaus einiges, v.a. im Bereich der Körpergeschichte und der Kulturgeschichte überhaupt, was hier hinpassen könnte. Aber das nur so nebenbei. ↩
Das ist ja eine echte Unsitte der Sportbücher, gerade im Bereich Ausrüstung, so etwas immer wieder heranzuziehen — das ärgert mich immer wieder. Das „Handbuch Ultralauf“ ist, wie viele andere solch Bücher, trotzdem nicht billig, zudem auch noch mit „Runner’s World“-Kooperation (die sind ja auch kein Fachblatt für Ultradistanzen …) — muss diese Werbung für Polar (die angeblich das beste Computerprogramm zur Auswertung haben — SportTracks als Alternative wird nicht einmal erwähnt) und Gore wirklich sein? ↩
Und den kuriosen Eintrag „Wikipedia“ findet man noch: Ungenauer geht es ja eigentlich nicht mehr — Was und Wann war das denn, in welcher Sprachversion?, da fehlt wirklich nur noch die Quellenangabe „Internet“. ↩
gut, die überschrift ist übertrieben. aber nur minimal. am samstag bin von erbach (allerdings nicht ganz von der mümling aus) nach uissigheim gelaufen — das ist kurz vor der tauber. 53,4 kilometer waren das. beziehungsweise etwas mehr, denn ein oder zwei teilstücken, die ich gegangen bin — etwa den letzten anstieg — habe ich nicht mitgestoppt. 5 stunden 20 minuten habe ich dafür gebraucht. und einige pausen noch dazu. das war dann doch einiges langsamer als ich mir gedacht habe. mit einem schnitt von 5:30 bis 5:45 hatte ich gerechnet, geworden sind es 6:00. dafür hat das mäßige tempo einen vorteil: muskelkater habe ich überhaupt keinen. ein wenig steif war ich samstags und auch am sonntag noch etwas, aber die muskeln beschweren sich kaum.
das wetter war brutal schwül. nicht gerade das ideale laufwetter. ruckzuck war ich komplett — aber wirklich vollständig — durchgeschwitzt. und das blieb bis kurz vor schluss so. kurz vor külsheim kam ich aus dem wald heraus, da hat der leichte wind mich immerhin noch ein bisschen getrocknet. aber das war dann auch egal.
die wege waren auch nicht immer optimal ausgesucht: da waren einige harte trails dabei, die auf der karte ganz und gar harmlos aussahen. so bin ich also durch die matschwüsten der waldarbeiter, über wege, die komplett mit ästen zugedeckt waren, durch brennessel-felder und brombeer-hecken gelaufen, über ausgewaschene wasserrinnen ins tal gestürzt und im bauchhohen gras von einem loch ins andere getaumelt … das hat nicht nur körperliche, sondern auch phsysische anstrengung gekostet, die sich mit der zeit erheblich summiert hat. aber dafür macht man ja solche läufe …
so bin ich gelaufen:
Strecke
die genaue strecke lässt sich auch (besser) bei gpsies.com anschauen: klick.
ich bin also durch dorf-erbach ins gräsig, von dort über das habermannskreuz (wo ich einem auto, dass unbedingt mit minimalstem abstand an mir vorbei musste, den außenspiegel einklappte) nach eulbach. bis hierhin kannte ich den weg — bisher war ich das allerdings immer schneller gelaufen, im ersten anstieg hinterm gräsig war schon die erste gehpause fällig … von eulbach dann noch einmal kurz auf die b47 in richtung boxbrunn, aber gleich hinter dem abzweig nach vielbrunn den ersten waldweg und mehr oder weniger parallel zur straße am höhendorf vorbei. und dann, nach einem weiteren stück auf dem kamm, ging es hinunter richtung amorbach. da wurde das navigieren schwierig — den weg, den ich mir ausgedacht hatte, fand ich an zwei stellen nicht bzw. nicht auf anhieb. das erste mal nahm ich einen wanderweg, schön steil in kehren, vorbei an der gruppe mit stöcken bewaffneter wanderer (und betend, dass ich genau dort nicht hinfalle — hat sogar geklappt …), beim zweiten mal musste ich nur genauer suchen: der weg war schon sehr zugewachsen. und entsprechend schlecht zu laufen. ich hatte aber keine lust, weiter umherzuirren — mein fuß tat weh, ich hatte mich böse vertreten und wollte erst einmal heraus aus dem wald. außerdem war ich schon länger unterwegs als ich dachte, hatte schon mehr kilometer auf dem forerunner als ich erwartet hatte. irgendwann kam ich so dann tatsächlich im langen tal an, dass mich wieder zur b47 führte. der bin ich dann auf dem feldweg gefolgt bis zur kreuzung an der bahnlinie bei amorbach. die habe ich kurzerhand “wild” überquert, der nächste übergang war mir einfach zu viel umweg … auf der anderen seite ging es dann durch den rand von amorbach und immer weiter die straße — und zwar hinauf. und hinauf. und hinauf … irgendwann, schon hinter (und vor allem deutlich über) schneeberg, verließ ich dann die landstraße, um wieder im wald einzutauchen. die wege wurden bald recht verlassen und entsprechend verwildert. beim “roten kreuz” machte ich eine erste rast und vertilgte einen oat-snack gegen den langsam aufkommenden hunger. aber lange hielt es mich nicht, es ging noch recht gleichmäßig weiter, durch eine kleinen weiler über den befestigten feldweg nach windischbuchen. dort bog ich dann wieder einmal auf die straße bzw. das sträßlein ein, dass mich nach heppdiehl führt. dort verweilte ich kurz am kleinen friedhof, nutzte das kühle wasser zur zwischenerfrischung und die bank, meine mittlerweile etwas müden beine kurz auszuruhen. doch bald ging es auch hier wieder weiter, 12 uhr war es mittlerweile schon geworden. ich blieb jetzt vorerst auf der straße, die mich steil hinab führte, und zwar nach pföhlbach. dort bog ich ab, trabte das kurze stück am hang entlang nach riedern. in riedern überquerte ich die erft — mit einer höhe von ca. 180 m der zweitniedrigste punkt meiner tour. und das war gleich wieder zu merken, denn hinter dem ort ging es schon wieder ab von der straße und stetig bergan. sehr stetig. mein etrex fing hier an, ziemlich zu spinnen und machte mir etwas sorgen, weil es mich beständig weit ab von meiner eigentlichen route wähnte. anfangs noch sehr sicher, auf dem richtigen weg zu sein, wurde ich zunehmens unsicherer. und es ging immer weiter bergan … aber irgendwann war ich doch oben, machte mal wieder eine kurze rast und ließ den etrex neuen kontakt zu den satelliten aufnehmen — und siehe da, ich war die ganze zeit richtig gewesen. die erleichterung war groß. zumal hier schon das erste schild eines külsheimer wanderwegs auftauchte — das ende rückte also näher. vorher galt es frelich noch einiges an weg im dichten gras zu überwinden — nachdem ich mittlerweile schon fast 45 kilometer in den beinen hatte, war es nicht mehr sehr lustig, zu laufen ohne den boden und seinen vielen gemeinen unebenheiten sehen zu können. aber das bewusstsein des nahenden endes hielt mich aufrecht. so ganz war ich aber freilich noch nicht fertig … nach der überquerung der landstraße zwischen steinfurt und steinbach hatte ich immerhin wieder festen, halbwegs ebenen feldwegs-grund unter den füßen. der weg führte leicht abwärts direkt nach külsheim. da musste ich ein weiteres mal pausieren — die erste wasserblase im rucksack war leer, ich musste umfüllen. viel erholung brachte die pause nicht, so lief ich also eher im trottgang als besonders dynamisch durch die stadt und zum weg in richtung uissigheim. immerhin kannte ich mich jetzt wenigstens wieder ungefähr aus … kurz vor uissigheim verließ mich aber auch die letzte reserve bzw. der letzte wille, den an diesem punkt der strecke nicht mehr ganz harmlosen anstieg zum sportplatz bin ich dann doch lieber gegangen. danach konnte ich aber wenigstens noch den letzten kilometer zum ziel laufend zurücklegen — und da erwartete mich nicht nur ein leckeres (wenn auch arg verspätetes) mittagessen, sondern auch eine herrlich frische, kühle dusche — wunderbar. den rest des tages war ich freilich ziemlich hinüber …
ein schönes kleines buch, in dem so ziemlich alles rund ums laufen steht. und noch ganz nett geschrieben, klar und präzise, flüssig zu lesen.
das interessante sind hier aber natürlich die inhalte, die reichen erfahrungen, die murakami als langjähriger läufer gemacht. dabei geht es gar nicht so sehr um technische details — das buch wendet sich schließlich an ein allgemeines publikum, nicht nur an läufer. sondern vor allem um persönliches, um veränderungen der eigen- und fremderfahrung. natürlich spielen auch vermeintliche kleinigkeiten immer wieder hinein. etwa die auswahl passender schuhe, wenn murakami vom “psychologischen vorteil” guter schuhe berichtet (übrigens ist er, wie ich auch, offenbar ein mizuno-fan).
murakami ist zwar kein streakläufer, praktiziert aber trotzdem das tägliche laufen — mit unterbrechungen — als ziel und methode. auch wieder ein sympathischer zug an ihm. vor allem aber die offenheit, mit der er nicht nur von den schmerzen des vorbereitenden trainings berichtet, sondern auch die erfahrung und verarbeitung von niederlagen erläutert, sind gute passagen. gerade das letztere, die ausdauernde und tiefe refklektion der niederlage — die ja beim laufen weniger mit dem “verlieren” im wettkampf als mit dem nichterreichen eines persönlichen zieles zusammenhängt — ist wohl etwas wirklich läufertypisches: läufer scheinen sich viel intensiver mit diesen erfahrungen auseinanderzusetzen als andere hobbysportler. wohl einfach deshalb, weil langstreckenläufer — wenn sie nicht außerordentliche begabungen sind — nie da herumkommen, irgendwann eine oder die andere zu erfahren. und im gegensatz zu wettkampf- und/oder mannschaftssportarten ist man halt immer wirklich selbst schuld — es gibt sozusagen keine ausreden. aber genau dieses moment ist es auch wieder, dass das laufen so wertvoll macht: man lernt, mit solchen rückschlägen umzugehen — man muss es lernen. man lernt sozusagen so etwas wie “demut”: auch wenn man auf der einen seite die erfahrung der enormen leistungsfähigkeit eines menschlichen körpers (und ihrer steigerungsfähigkeit) macht, so lernt man eben auch die grenzen dieses körpers immer wieder ganz unmittelbar kennen. das ist eine wesentliche erfahrung, die jeder halbwegs ambitionierte läufer macht. und die beschreibt murakami sehr gut — ich glaube, anhand seines textes können das auch nichtläufer nachvollziehen …
auch die vielfältigen veränderungen durch und im laufen kommen bei ihm nicht zu kurz: die veränderungen der wahrnehmung etwas, von sich selbst und der umgebung, die man anders — intensiver gar nicht unbedingt, aber direkter, näher — erfährt — z.b. den wandel der zeit, der jahreszeiten, der jahre … natürlich auch die veränderungen des eigenen körpers. aber auch die veränderungen des “geistes” — die (konzentrations-)stärke (die hm die parallele zum schreiben ziehen lässt) zum beispielt, das durchhaltevermögen, die forderung der eigenen fähigkeiten, die auslotung von grenzen und der versuch, diese grenzen im rahmen der möglichkeiten zu verschieben. all das steht in diesem kleinen, sympathischen büchlein auf ganz unaufdringliche, persönlich gefärbte weise geschrieben.
haruki murakami: wovon ich rede, wenn ich vom laufen rede. köln: dumont 2008.
als vorbereitung auf den rennsteig-supermarathon sozusagen schon einmal passende lektüre: dean karnazes’ ultramarathonman. aus dem leben eines 24-stunden-läufers (riva 2008). einige beeindruckende laufschilderungen versammelt er dort, vor allem die erfahrung seines ersten offiziellen ultras, des 100 meilen-laufes western states endurance. danach wird’s dann etwas, nunja, verrückt: badwater halte ich ja schon für grenzwertig, aber einen marathon zum südpol — das ist schon etwas seltsam. und es hat ja selbst für solche läufer nur mit biegen und brechen funktioniert. ansonsten ganz nettes büchlein (leider nicht sehr inspierend übersetzt — höhenangaben in fuß helfen mir nicht sehr viel …), das immer wieder um den gedanken kreist, warum menschen eigentlich solche extreme dinge tun. und das vor allem so ehrlich ist, darauf keine wirkliche antwort zu haben. angenehm auch, dass er rein auf sich selbst fixiert bleibt: platzierungen und ergebnisse spielen (fast) gar keine rolle: hier — zumindest in dem buch — geht es karnazes um das erlebnis des laufens, die erfahrung der überwindung aller möglichen schmerzen …
so einiges wahres steht da drin: “Laufen bedeutete in erster Linie: rausgehen und Erfahrungen sammeln. Ich sah, wie Gebäude entstanden, wie die Vögel nach Süden zogen, un ich Wechsel der Jahreszeiten sah ich die Blätter fallen und die Tage kürzer werden” (s. 30) — es ist im prinzip banal und so ziemlich jeder läufer hat dies wohl schon bemerkt. aber es stimmt. naja, von der art gibt es eine menge beobachtungen und meinungen hier.