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Schlagwort: taiwan

Offenbarung im Tee

Dieser Tee über­rascht mich. Schon beim Öff­nen der Ver­pack­ung: Das riecht, als wären da Pfir­siche und Man­gostückchen dabei (ich habe ein Müs­li, das ähn­lich riecht …). Aber es ist ein klas­sis­ch­er Tee, ganz leicht oxi­diert, aus Tai­wan. Die tai­wane­sis­chen Tees sind offen­bar öfters ganz feine Kreatio­nen. Dieser hier auf jeden Fall: Auf­grund des cremi­gen, san­ften Geschmacks wird der Gao Shan Yin Xuan der Gruppe der Milch­tees zugerech­net.

Der betörende Duft bleibt auch nach dem Auf­brühen, bess­er noch: er ver­stärkt sich sog­ar deut­lich. Die Blät­ter ent­fal­ten sich erst beim zweit­en Auf­guss vol­lkom­men, sie sind im trock­e­nen Zus­tand sehr stark gerollt. Die Tasse ist — beim ersten Ver­such mit knapp 95 °C und nur 20 Sekun­den Ziehzeit in der Seit­en­grif­fkanne — ganz unschein­bar: hell, wun­der­bar klar, mit leichtem Grün­stich. Aber der Geschmack ist gle­ich umso inten­siv­er: Frisch und fruchtig — die Man­go und/oder Pfir­sich­note der Blät­ter war keine leere Ver­heißung, er gleit­et ger­adeso hin­weg über die Geschmack­sknospen, san­ft und unauf­dringlich. Ein Tee, der kaum nach Tee schmeckt. Ver­rückt, wie unter­schiedlich die Tees wirk­lich sein kön­nen.

Wer braucht da noch Früchte­tees?

Tee: Tai­wan Gao Shan Yin Xuan von Kolodziej & Lieder
Zubere­itung: wenig Tee in der Seit­en­grif­fkanne, bei knapp 95 °C ca. 20–25 Sekun­den ziehen lassen

Himmlische Düfte aus Taiwan

Aus Tai­wan habe ich bish­er nur wenige, dafür aber sehr gute Tees getrunk­en. In diese Rei­he passt der Paochung (oder Bao Zhong) wun­der­bar hinein. Das ist näm­lich nicht nur ein sehr fein­er, son­dern auch ein sehr großar­tiger Tee. Er kommt aus der Gemeinde Mingjian des Nan­tou-Kreis­es in Tai­wan, ziem­lich genau in der Mitte des Lan­des.

Die großen Blät­ter, die sich zu voller Pracht ent­fal­ten und schon trock­en som­mer­lich-fruchtig duften (kaum ein Tee riecht trock­en so gut wie ein klas­sis­ch­er Oolong …), sind kaum gefaltet/gerollt, son­dern ganz natür­lich getrock­net und nur ganz leicht oxi­diert. Sehr ver­heißungsvoll also schon, bevor das erste Blatt über­haupt Kon­takt mit Wass­er hat­te. Nach dem Auf­guss zeigt er sich mit ein­er sehr hell leuch­t­en­den Tasse, leicht grün­lich und über­aus klar. Vor allem aber besticht sein unver­gle­ich­lich­er Duft: So entzückt hat mich noch kein Tee vor dem ersten Schluck — ganz schw­er zu beschreiben ist das: Leicht und dezent, san­ft würzig, irgend­wie vornehm und, ja, adlig riecht das.

Und entsprechend schmeckt er auch: Würdig und vornehm, sehr zurück­hal­tend, aber fein, eine angenehm ent­fal­tete, kom­plexe Würzigkeit bes­timmt den Tee, der kaum nach Tee schmeckt. Denn zu der feinsin­ni­gen Würze gesellt sich noch eine etwas fruchtig ange­hauchte Süße, die das Tee­blatt vor dem Auf­guss ja schon angedeutet hat. In der Kom­bi­na­tion schmeckt das für mich irgend­wie ganz alt, wie aus tiefer Ver­gan­gen­heit zu uns überkom­men — aber auf jeden Fall aus­ge­spochen vorzüglich. Erstaunlich auch, wie die guten Tees sich doch mit leicht­en Vari­a­tio­nen der Ziehzeit verän­dern lassen — und beim drit­ten, vierten Auf­guss eben­so langsam anders schmeck­en als beim ersten. Das sorgt dafür, dass der Tee nie lang­weilig wird …

Tee: Tai­wan Paochung Nr. 622 von Kolodziej & Lieder
Zubere­itung: Bei 95 °C in der Seit­en­grif­fkanne, 20 Sekun­den Ziehzeit beim ersten Auf­guss, 15 Sekun­den beim zweit­en, 30 bei den fol­gen­den Aufgüssen.

Frühsommer in der Teetasse

Noch ein fein­er Oolong aus Tai­wan, der Tai­wan Ever­spring Sijichun Kul­ti­var. Der Ever­spring Sijichun Kul­ti­var von Kolodziej & Lieder ist nur sehr leicht oxi­diert. Die Blät­ter sind, wie das bei diesen Tees üblich ist, zu kleinen Kugeln oder Brock­en zusam­mengerollt und ent­fal­ten sich beim Auf­guss zu richtig großen, voll­ständi­gen Blät­tern, die auch schon im trock­e­nen Zus­tand verblüf­fend frisch und fruchtig duften.

Und so schmeckt er auch: Wie ein fein­er Früh­som­mertag, mit etwas fruchtiger Süße und erfrischen­der Würze, aber alles ganz leicht und unbeschw­ert. Der Ever­spring hat dabei eine erstaunlich klare Tasse — aber vielle­icht habe ich auch nur zu wenig Tee benutzt, bei der Seit­en­grif­fkanne ist das immer etwas schw­er einzuschätzen. Aber das ist ein Tee, bei dem ich mich wirk­lich freue, dass ich mehrere Aufgüsse machen darf. So leicht und lock­er wie der erste ist natür­lich kein­er, aber bis zum fün­ften haben alle ihren eige­nen Reiz — mit etwas län­ger­er Ziehzeit zum Ende der Rei­he hin gewin­nt der Tee fast sog­ar noch etwas an Präsenz und Def­i­n­i­tion.

Tee: Tai­wan Ever­spring Sijichun Kul­ti­var 2010
Zubere­itung: ca. 3–5 Gramm Tee (geschätzt) in der Seit­en­grif­fkanne mit 95 °C heißem Wass­er und ein­er Ziehzeit von genau 30 Sekun­den.

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