Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Schlagwort: friedrich schiller

Meldung

Nächs­tens mehr, wenn die Stun­den ruhi­ger wer­den. Goe­the an Schil­ler, Lauch­stedt, am 28. Juni 1802

Netzfunde vom 22.1. bis zum 31.1.

Mei­ne Netz­fun­de für die Zeit vom 22.1. zum 31.1.:

  • Der Brief­wech­sel zwi­schen Schil­ler und Goe­the – 423. Schil­ler an Goethe:

    und ich rathe wirk­lich jedem der bei den jet­zi­gen schlech­ten poli­ti­schen Aspec­ten den Muth ver­liert, eine sol­che Lec­tü­re; denn erst so sieht man, wel­che Wohlt­hat es bei alle dem ist, in Euro­pa gebo­ren zu seyn. Es ist doch wirk­lich unbe­greif­lich daß die bele­ben­de Kraft im Men­schen nur in einem so klei­nen Theil der Welt wirk­sam ist, und jene unge­heu­ren Völ­ker­mas­sen für die mensch­li­che Per­fec­ti­bi­li­tät ganz und gar nicht zäh­len. Beson­ders merk­wür­dig ist es mir, daß es jenen Natio­nen und über­haupt allen Nicht-Euro­pä­ern auf der Erde nicht sowohl an mora­li­schen als an ästhe­ti­schen Anla­gen gänz­lich fehlt.

    – Schil­ler wuss­te Becheid ;-)

  • Haus der Geschich­te, revi­si­ted | His­to­risch den­ken | Geschich­te machen – Haus der Geschich­te, revi­si­ted (via Published articles)
  • Obers­ter NRW-Ver­fas­sungs­rich­ter wirft Karls­ru­he Nazi-Ver­harm­lo­sung vor – Ver­fas­sungs­blog – Obers­ter NRW- Ver­fas­sungs­rich­ter wirft Karls­ru­he Nazi- Ver­harm­lo­sung vor (via Published articles)
  • Der Musi­ker, Kom­po­nist und Mul­ti­me­dia-Künst­ler Alfred Harth über sei­ne Begeg­nun­gen mit Jür­gen Ploog und die Zusam­men­ar­beit mit dem Schrift­stel­ler und Publi­zis­ten | Lesen was klü­ger macht -

    Im Zuge einer dis­kor­dia­ni­schen Indi­vi­dua­ti­on tref­fe ich auf Jür­gen Ploogs alter­na­ti­ve Lite­ra­tur­zeit­schrift „Gaso­lin 23“, die er in den Jah­ren 1973 – 1986 zusam­men mit Carl Weiss­ner & Jörg Fau­ser edi­tier­te. Schliess­lich ist es wohl Wolf­gang Rüger, Her­aus­ge­ber von Bit­ter Lemon/­Pa­ria-Ver­lag, der mir emp­fiehlt, Jür­gen Ploog ein­fach mal im Frank­fur­ter West­end anzurufen.
    […] So etwa um 1987/​8 her­um bin ich auf Suche nach neu­en künst­le­ri­schen Anre­gun­gen und im Zuge des­sen kommt es zu bald fol­gen­den Ver­su­chen, mit Ploogs Tex­ten Hör­stü­cke den Hör­spiel­ab­tei­lun­gen von Rund­funk­sen­dern anzubieten.
    Wir tau­chen zusam­men ein in Sphä­ren sei­ner exo­ti­schen Tex­träu­me und ein ers­tes, gemein­sa­mes „vol de nuit“ („Nacht­flug“) ent­steht 1989 für den Bay­ri­schen Rund­funk, eine Lesung, ein­ge­bet­tet in kom­pro­miss­lo­se Musik, kein Spiel. Bald fol­gen noch wei­te­re kur­ze Hör­stü­cke in Koope­ra­ti­on, wie z.B. „Lori­ta“ und „Raum hin­ter den Worten“.

Bauwesen

„Es thut mir leid daß Sie vom nahen Bau­we­sen so viel dul­den. Es ist ein böses Lei­den und dabei ein rei­zen­der Zeit­ver­derb, in sei­ner Nähe arbei­ten­de Hand­wer­ker zu haben.“

Goe­the an Schil­ler, 17.5.1797

schiller, ach schiller

war­um hast du nur so lan­ge dra­men geschrie­ben? aber da muss man ja erst ein­mal drauf kom­men: schil­lers „räu­ber“ am stück und voll­stän­dig, von der „unter­drück­ten vor­re­de“ bis zum „dem mann kann gehol­fen wer­den“ sich gegen­sei­tig vor­le­sen. dani­el hat­te die idee und hat heu­te dazu neun leu­te in sei­nem wohn­zim­mer ver­sam­melt – und vor­züg­lich bewir­tet. um die schnö­den leib­li­chen begier­den brauch­ten wir uns also nicht küm­mern, son­dern konn­ten uns ganz dem hei­li­gen text von schil­lers ers­ten dra­ma zuwen­den. die idee, das ein­fach mal laut und mit ver­teil­ten rol­len zu lesen, ist ja schon ein wenig splee­nig – und natür­lich typisch für dani­el… beson­ders schön fand ich ja auch die idee der aus­lo­sung der rol­len, und zwar für jede sze­ne neu: so kam es gar nicht erst zu iden­ti­fi­ka­tio­nen, der abstand zum text blieb immer gewahrt und ermög­lich­te ihm gera­de dadurch eine beson­de­re eigen­stän­dig­keit. denn eigent­lich ist es nur eine schwund­form sei­ner eigent­lich gestalt, der auf­füh­rung auf der büh­ne. dafür aber voll­stän­dig, um kein wort gekürzt – und auch ent­spre­chend lang. mit eini­gen klei­nen pau­sen haben wir immer­hin so etwa sechs stun­den gebraucht – das macht im thea­ter ja kaum noch ein publi­kum heu­te mit. über­haupt ist es inter­es­sant und mir hier wie­der ein­mal sehr deut­lich gewor­den, wie sehr sich das zeit­ge­fühl um 1800 von dem heu­ti­gen unter­schie­den haben muss. inzwi­schen sind ja auch vie­le thea­ter dem dik­tat des kinos und sei­ner neun­zig­mi­nü­ti­gen stan­dard­län­ge für jedes the­ma gefolgt und for­dern die aus­dau­er des publi­kums, sich über meh­re­re stun­den zu kon­zen­trie­ren und sich so ganz und gar einer erfah­rung eines kunst­wer­kes, und zwar nur eines ein­zi­gen, nicht eines gan­zen rei­gens ver­schie­de­ner, hin­zu­ge­ben. das stück selbst ent­hüllt, wenn man es so stur und unver­dros­sen liest, durch­aus eini­ge unge­woll­te komik. vor allem dann näm­lich, wenn das hier manch­mal noch etwas über­schüs­si­ge, noch nicht so fein (wie es schil­ler spä­ter ver­stand) aus­ge­form­te pathos der rede mit dem zwang des vom-blatt-lesens kol­li­diert, wenn die hohen wor­te nur eine bei­läu­fi­ge stimm­li­che ver­kör­pe­rung efah­ren – dann offen­bart sich doch eini­ges an witz und humor. über­haupt hat mich erstaunt, wie frisch und leben­dig der text allein durch sei­ne sprach­li­che mate­ria­li­sa­ti­on noch heu­te, immer­hin mehr als zwei­hun­dert jah­re nach sei­ner nie­der­schrift, sein kann. gut, im fünf­ten akt wur­de es dann ab und an etwas holp­rig, die kon­zen­tra­ti­on ließ am trü­ben, ver­reg­ne­ten novem­ber­nach­mit­tag spür­bar nach – da konn­te auch der prompt ser­vier­te kaf­fee nicht mehr viel hel­fen. aber trotz­dem: das ist eine angeh­me erfah­rung gewe­sen. umso mehr, als ich zunächst durch­aus skep­tisch (wenn auch sofort wil­lens, das wag­nis aus­zu­pro­bie­ren) war, was die rea­li­sie­rung von dani­els plan anging und vor allem zwei­fel hat­te, ob der und gera­de die­ser text so etwas über­haupt sinn­voll zulässt. doch er lässt es nicht nur zu, es macht auch nicht nur spaß, son­dern för­dert auch gute ein­drü­cke (viel­leicht nicht so tief­ge­hend wie die einer wirk­lich guten insze­nie­rung), aber auf jeden fall blei­ben­de ein­drü­cke. und jetzt – womög­lich machen wir das noch öfter, viel­leicht aber doch mit ten­den­zi­ell kür­ze­ren texten.…

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