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Schlagwort: new york

spinnennetz mit tau (unsplash.com)

Ins Netz gegangen (25.9.)

Ins Netz gegan­gen am 25.9.:

Ins Netz gegangen (12.6.)

Ins Netz gegan­gen am 12.6.:

oh New York!

Nach New York geht es durch den Hin­terein­gang. Pfeile weisen den Weg: Die Hauptp­forte des Nieder-Olmer Rathaus­es ist am Son­ntag Nach­mit­tag eben nicht beset­zt. Gefun­den hat es offen­bar jed­er – der Ratssaal war längst voll, als Irm­gardHaub ihren musikalis­chen Spazier­gang durch New York begann. Und sie war gle­ich mit­ten­drin, im Herzen der Stadt, die niemals schläft: „What a won­der­ful town“, der große, starke Auf­takt von Leonard Bern­stein zeigte gle­ich, wo der akustis­che Städtetrip hin­führen sollte: ins Vergnü­gen. So führte Duke Elling­tons „A‑Train“ direkt nicht nur nach Harlem, son­dern von dort aus weit­er in die Vielfalt New Yorks. Und deshalb wech­seln sich sehn­lichen Roman­tik und wilde Aus­ge­lassen­heit munter ab.

Aber immer wieder gilt es dem Sehn­sucht­sort New York. Dur­chaus mit ein­er gewis­sen Nos­tal­gie – nicht ohne Grund singt Haub meis­tens Songs ver­gan­gener Zeit­en, aus den Vorkriegs­jahren zum Beispiel. Dieses New York ist eine span­nende und schöne Stadt, ohne Kri­m­inial­ität, Ter­ror oder Finanzspeku­lanten. Dafür aber mit viel Amüse­ments – im Savoy oder im Ritzy genau­so wie in Harlem oder in der Bronx. Denn alles ist dabei: Bronx, Brook­lyn, Man­hat­tan, Harlem, über­all flanieren Haub mit ihrem Begleit­er nicht nur als Beobchter, son­dern als teil­nehmende Beobachter, die die Stim­mung und den Puls dieser Orte in sich aufnehmen und durch die Musik ver­mit­teln. Cen­tral Park, Broad­way, Brook­lin Bridge sind nur ein paar der markan­ten Orte, die an- und besun­gen wur­den.

Dabei war Haub nicht wäh­lerisch, in welch­er Form das geschieht: Eine bunte Mix­tur hat die Sän­gerin sich zusam­mengestellt, ver­mis­cht Swing und Schlager, wech­selt zwis­chen Musi­cal und Pop. Und immer dabei: Johannes Reinig, ihr Mann am Klavier – der sog­ar noch ein Ersatzin­stru­ment in der Ecke des Ratssaale bere­it­ste­hen hat. Das wird aber nicht benötigt, Reinig spielt viel zu kul­tiviert, um einen Flügel zer­stören zu kön­nen: Meist läs­sig und lock­er-flock­ig, bei Bedarf aber auch mal knack­ig zulan­gend – vor allem aber sehr stil­sich­er. Haub bevorzugt sin­gend die größeren Gesten, nicht immer unbe­d­ingt stimm­lich per­fekt, aber mit viel Charme und Vergnü­gen. Und es macht unbe­d­ingt Spaß, Musik­ern zuzuhören, die sicht- und hör­bar Freude an dem haben, was sie ger­ade machen. Gerne nehmen sie auch jeden mit – sog­ar die, die New York noch nicht aus eigen­er Anschau­ung ken­nen. Das wird spätens im großen Finale klar, wenn das Duo Udo Jür­gens „ich war noch niemals in New York“ ele­gant mit Sina­tras Klas­sik­er, schließlich so etwas wie der inof­fizie­len Stadthymne, kom­binieren. Da gibt’s keien Ausrede mehr: Zumin­d­est musikalisch war nun jed­er schon mal in New York.

(geschrieben für die Mainz­er Rhein-Zeitung.)

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