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Schlagwort: liegerad

Mit dem Tsunami an den Bodensee

Mainz — Stahrin­gen: Eine kleine Mehrtages­tour mit meinem “Tsuna­mi” genan­nten Liegerad (so wild ist es aber gar nicht …) von Mainz bis (fast) an den Bodensee. Das war zugle­ich meine läng­ste Fahrt mit dem Liegerad: 360 Kilo­me­ter in drei Tagen, so viel habe ich noch nie gemacht. Geplant habe ich die Strecke mit zwei prak­tis­chen Seit­en für Radler: radweit.de und radreise-wiki.de. Ulrich Lamm hat auf Rad­weit eine sehr gute und umfan­gre­iche Samm­lung von erprobten Routen. Die haben gegenüber den “nor­malen” Rad­we­gen den Vorteil, dass sie wo immer möglich auf asphaltierte Wege oder Straßen set­zen, bei fehlen­den Rad­we­gen Routen mit möglichst geringer Verkehrs­be­las­tung auf Neben­straßen nutzen und das ganze in eine ziem­lich augek­lügelte Karte über­tra­gen. Da ich fürs Fahrrad kein vernün­ftiges GPS-Routen­sys­tem habe, schien mir das die beste Nav­i­ga­tion­s­möglichkeit. Und es hat auch ziem­lich gut geklappt. Benutzt habe ich die Routen Mainz-Hei­del­berg, Hei­del­berg-Karl­sruhe und Karl­sruhe-Kon­stanz von Rad­weit, ergänzt um die Hei­del­berg-Umfahrung aus dem Radreise-Wiki.

Tag 1: Mainz-Karlsruhe

Am lan­gen ersten Tag mit ein­er flachen Etappe, die dafür die meis­ten Kilo­me­ter hat — nach mein­er Rech­nung 140 Kilo­me­ter — ging es nach einem lock­eren und kurzen Mor­gen­lauf um 8.15 in Mainz los. Das Wet­ter war noch ver­hal­ten fre­undlich: Wolken mit eini­gen kurzen Son­nen­fen­stern, aber immer­hin kein Regen. Und mit um die 15 °C am Mor­gen auch angenehme Tem­per­a­turen.
Den Anfang der Strecke kan­nte ich immer­hin schon, so dass ich zunächst meine Karte gar nicht brauchte. Die steck­te prak­tisch und griff­bere­it in der Ober­schenkeltasche — auf dem Liegerad kann ich die ja nicht so ein­fach am Lenker befes­ti­gen …

So ging es also los: Über Mainz-Kos­theim nach Gus­tavs­burg, wo ich mich erst ein­mal durch eine riesige, aber langsame Radler­gruppe drän­geln musste, die auf mein Klin­geln so über­haupt nicht reagierte, nach Gin­sheim, wo ich den Rhein­rad­weg schon wieder ver­ließ. Denn meine Route kürzte sozusagen ab, um erst in Erfelden wieder auf den (Alt-)Rhein zu stoßen. Von dort ging es ohne Prob­leme weit­er nach Stock­stadt, Gern­sheim in Rich­tung Bergstraße. Bei Erfelden, wo ich eine kleine Früstückspause machte, merk­te ich dann auch: Mist, das Handy ist gar nicht in der Pack­tasche! Das lag friedlich noch in Mainz auf dem Schreibtisch … Blöd, damit hat­te ich nicht nur keinen Foto, son­dern auch meine “Not-Nav­i­ga­tion” fiel aus.

In Lorsch hat­te ich das erste kleine Nav­i­ga­tion­sprob­lem, weil ich wohl ein­fach zu schnell durch die Innen­stadt rauschte und dabei den Abzweig ver­passte. Das kon­nte ich aber schnell kor­rigieren und den Rad­weg nach Hüt­ten­feld und Viern­heim wieder find­en. Da passierte wieder ähn­lich­es: In den Städten ist die Nav­i­ga­tion mit ein­er Karte im Maßstab 1:100.000 gewöh­nungs­bedürftig, das hat­te ich noch nicht so recht raus. Auch in Viern­heim ver­passte ich jeden­falls wieder einen Abzweig, merk­te das aber zum Glück auch sehr bald, so dass ich nur wenig zurück­fahren musste. Hin­ter Viern­heim war es dann ein­fach, durch die Felder vor­bei an Muck­en­sturm, durch Hed­desheim nach Laden­burg, wo ich am Neckar erst ein­mal Mit­tagspause machte. Von dort fol­gte ich dann der Radreise-Wiki-Route, die mich über Plankstadt und Ofter­sheim nach Wall­dorf führte, wo ich wieder auf eine Radreise-Route (Hei­del­berg-Karl­sruhe) stoßen wollte. Zwis­chen Ofter­sheim und Wall­dorf musste ich noch ein­mal kurz pausieren, weil ich den Wolken­bruch abwarten wollte. Das war ziem­lich heftig, dauerte aber zum Glück nicht lange, so dass ich bald wieder auf dem Rad saß und durch Wall­dorf radelte. Das erwies sich aber als schwierig, weil das Ort­szen­trum von Wall­dorf eine große Baustelle war, die mich ziem­lich durcheinan­der brachte. Dann waren die Rad­weg-Schilder auch noch so selt­sam aufgestellt, dass ich an der SAP vor­bei kom­plett in die falsche Rich­tung radelte und mir wieder ein biss­chen Umkehrweg ein­f­ing. Aus der anderen Rich­tung kom­mend waren die Rad­weg-Schilder durch die SAP-AG etwas bess­er zu erken­nen, auch wenn die Wegführung eine große Katas­tro­phe war — kreuz und quer durch das Fir­men­gelände bzw. seine Rän­der, mit ständi­gen Rich­tungswech­seln und Abzwei­gun­gen … Aber nach­dem ich da durch war, ging es dann wieder etwas voran — durch St. Leon-Rot (mit ein­er kurios-katas­trophalen Brücke über die A6), und dann erste ein­mal lange — kilo­me­ter­weit — schnurg­er­adeaus.

Karls­dorf und Spöck (wo ich noch ein­mal kurz pausierte und meine Getränkevor­räte auf­frischte) sorgten noch ein­mal für ein paar Kur­ven, bevor es von Friedrich­sthal aus wieder kilo­me­ter­weit ger­adeaus durch den Wald nach Karl­sruhe ging. Dort stieß ich dann auf den Kon­rad-Ade­nauer-Ring und ver­suchte mein Glück, den Haupt­bahn­hof zu find­en. Wäre die entschei­dende Kreuzung (wo ich abbiegen musste) nicht wieder eine große Baustelle gewe­sen, hätte ich das vielle­icht ohne Nach­fra­gen geschafft. Aber auch so ging es dann und ich lan­dete am Bahn­hof, wo mein Bett im A&O‑Hostel wartete. Das ist zwar ver­gle­ich­sweise gün­stig, aber auch sehr laut (durch die Straßen­bah­nen vor allem) und ein biss­chen abzock­erisch: Statt dem gebucht­en 4er-Zim­mer war ich im 6er ohne vernün­fti­gen Schrank, Lam­p­en oder Steck­dosen … Aber für eine Nacht reichte es. Und es gab immer­hin die Möglichkeit, mein Rad in der Garage unterzustellen.

Im Hos­tel merk­te ich dann erst so richtig, wie anstren­gend der Tag doch war: Knapp 160 Kilo­me­ter waren es gewor­den, außer den Brück­en fast topfeben, aber den­noch ein­fach ziem­lich lang … Meine Ober­schenkel waren ziem­lich kaputt, was mich den näch­sten Tag mit etwas Bangigkeit erwarten ließ. Denn dann sollte es eigentlich erst anstren­gend wer­den, weil meine Route mich dann in den Schwarzwald führen sollte …

Aber mit viel Nachtruhe würde das schon klap­pen … Daraus wurde es dann aber nicht so recht etwas, ich bin zwar früh im Bett gewe­sen, aber auch super früh aufgewacht, näm­lich schon gegen 5 Uhr. Frück­stück gab es da noch nicht, aber schlafen kon­nte ich auch nicht mehr … Das Früh­stück habe ich dann genossen, das war auch ganz solide. Um kurz nach 8 war ich dann aber doch wieder auf dem Rad, die Taschen gepackt und start­bere­it für einen neuen Tag.

Die gefahrene Strecke (mit­samt den Ver­fahrern) als gpx-Datei: Mainz-Karl­sruhe

Tag 2: Karlsruhe-Schömberg

Der zweite Tag wurde hart. Der Start in Karl­sruhe war aber noch harm­los. Erst ein­mal durch die fremde Stadt. Das ist mit dem Liegerad nicht immer das größte Vergnü­gen, weil die Über­sicht über Verkehr und Schilder doch etwas weniger gut ist. Dieses Mal hat es aber ohne Ver­fahren gut geklappt, ich habe den Weg durch den Park gefun­den und war schnell in Ober­reut, wo mir der Wind ganz schön kräftig ent­ge­gen­blies. Über­haupt war das Wet­ter nicht mehr ganz so schön: Die Tem­per­a­turen waren niedriger, die Wolken bedrohlich­er und dichter, der Wind deut­lich frisch­er. Hin­ter Neu-Forch­heim ver­schwand ich dann im Hardt­wald — so ziem­lich die schlecht­este Teil­strecke, weil der Wald­weg unbe­fes­tigt war und mich deswe­gen etwas aus­brem­ste. Zum Glück ging es bei Malsch wieder auf die Land­straße, da kommt man ein­fach zügiger voran. Hin­ter Muggen­sturm musste ich dann allerd­ings anhal­ten und die Klei­dung wech­seln: Es fing an zu reg­nen. Dabei hat mir der Wind dann auch noch das etwas unsta­bil abgestellte Rad umgeschmis­sen und meine Klin­gel zerdep­pert (naja, von beson­ders großem Nutzen war sie eh nicht …). Den restlichen Tag bin ich dann in Regen­jacke gefahren — so richtig hörte das näm­lich nicht mehr auf mit dem Nieseln und Reg­nen. Viel Wass­er war das zwar nicht, was von oben kam — aber von unten kam es auch, und von vorne. Meine Brille jeden­falls wurde nicht mehr trock­en — das ist fast das nervig­ste an dem Wet­ter gewe­sen, dass die Sicht immer so beschei­den war.

Vor mir sah ich jet­zt schon den Schwarzwald ganz schön bedrohlich auf­steigen. Und es wurde auch hügeliger. Hin­ter Muggen­sturm (nicht zu ver­wech­seln mit dem Muck­en­sturm bei Viern­heim!) ging es über Beis­chweier nach Gagge­nau, wo ich auf die Murg stieß. Und damit war ich auch auf der “Tour de Murg”, dem Rad­weg, der den gesamten Flussver­lauf begleit­et, mehr oder weniger nah am Wass­er. Und jet­zt ging es bergauf, kon­tinuier­lich fast den ganzen Tag. Manch­mal flach­er, manch­mal steil­er — und manch­mal sehr steil: so steil, dass ich geschoben habe. Von Gagge­nau aus bin ich dann erst Mal einige Zeit dem Rad­weg gefol­gt, durch Gerns­bach und Weisen­bach bis Lan­gen­brand. Da habe ich mich dann ver­tan auf mein­er Rad­weit-Karte und bin auf dem Rad­weg geblieben, obwohl der Routen­vorschlag hier ein Stück Straße vorschläg — zu Recht, denn der Rad­weg ist zunächst im Ort sausteil (habe ich geschoben …) und führt dann auch außer­halb des Ortes sehr weit hoch in den Wald bei entsprechend beschei­den­em Wegzu­s­tand. Und die ganzen Höhen­meter ver­liert man dann wieder in ein­er Abfahrt nach Gaus­bach hin­unter, die wegen des hol­pri­gen Weges aber auch nicht beson­ders schnell war. Nun ja, jet­zt schaute ich wenig­stens wieder genauer auf die Karte …

Die “Tour de Murg” führte mich nun in lan­gen, halb­wegs san­ften Stei­gun­gen vor­bei an For­bach und Raumün­zach über Schön­mün­zach nach Baiers­bronn, wo ich mich noch ein­mal verpflegte, bevor ich mich auf den Rest des Weges machte. Nun ging es erst ein­mal nach Freuden­stadt. Und so langsam wurde es wirk­lich hart, die Stei­gun­gen wur­den wirk­lich anstren­gend für meine Beine … Bei Freuden­stadt bin ich mir auch nicht sich­er, ob Ulrich Lamm den besten Weg gefun­den hat: Um eine steile Strecke zu ver­mei­den, blieb ich auf der Tal­straße im Christoph­stal, die aber auch weit und hoch bergauf ging. Man, das zog sich vielle­icht, dieses kleine Tal! Dafür führte sie mich an Freuden­stadt vor­bei. In Freuden­stadt war aber noch nicht Schluss für mich, 8 Kilo­me­ter lagen noch zwis­chen mir und dem Tagesziel. Und die waren extrem hart. In Freuden­stadt ging es ein­fach immer noch weit­er bergauf, da bin ich schw­er ins Schwitzen und Keuchen gekom­men. Immer­hin hat­te ich mich jet­zt schon auf über 800 Meter hoch gear­beit­et. Und da oben war es auch nicht flach, son­dern hügelig — Schwarzwald eben. Aber auch die let­zten Kilo­me­ter schrumpften, die let­zten kleinen Hügel erk­lomm ich in noch kleineren Gän­gen und erre­ichte schließlich Schöm­berg, wo ich in der “Sonne” über­nachtete.

Vor dem Schlaf stand aber noch ein kurz­er Lauf auf dem Pro­gramm, rund ums Dorf, das ja nicht so beson­ders groß ist. Das war zwar super­langsam, aber für die Beine doch mal eine ganz nette Abwech­slung und wenig­stens ein kleines biss­chen Lockerung.

Danach bin ich dann aber auch ziem­lich schnell weggedäm­mert …

Die gefahrene Strecke als gpx-Datei: Karl­sruhe-Schöm­berg

Tag 3: Schömberg-Stahringen

Der dritte und let­zte Tag sollte eigentlich wieder easy wer­den, so hat­te ich mir das gedacht. Schon beim Auf­ste­hen und der klitzek­leinen Mor­gen­laufrunde war aber klar, dass es so ganz ein­fach nicht wer­den würde: Die Beine waren jet­zt so richtig müde, viel Restkraft war da offen­bar nicht mehr vorhan­den. Dafür war es richtig frisch auf dem kleinen Hoch­plateau von Schöm­berg — als ich um halb neun auf meinem Liegerad Platz nahm, waren es ger­ade mal 8 °C. Und so richtig warm wurde es den ganzen Tag auch nicht mehr. Dafür erfrischte mich der Mor­gen erst ein­mal: Mit ein­er span­nen­den Abfahrt nach Loßburg hin­unter begann die Fahrt auf der schlecht­en Land­straße richtig aufre­gend. Und kurz hin­ter Loßburg fing es dann in den welli­gen Hügeln des Schwarzwald erst ein­mal kräftig an zu reg­nen. Und es reg­nete eine gute Stunde ziem­lich viel. Aber immer­hin hörte es dann auch wieder auf und blieb den Rest des Tages zwar trüb und feucht-kalt, aber wenig­stens regen­frei. Von Loßburg aus fuhr ich auf kleinen und nicht ganz so kleinen Straßen — in manchen Abschnit­ten waren da erstaunlich viele LKWs unter­wegs — dann durch die Hügel­land­schaft des Schwarzwaldes. Eine sehr schöne Strecke eigentlich, nur machte es wegen dem Regen zunächst nicht ganz so viel Spaß. Von Loßburg aus ging es über Flu­o­rn-Winzeln und Dun­nin­gen dann zwis­chen Villin­gen-Schwen­nin­gen und Trossin­gen vor­bei in Rich­tung Tut­tlin­gen. Da waren zwar keine wirk­lich harten Stei­gun­gen dabei (bis auf das Stück in Niedereschach, das ich nur schiebend bewältigte), aber es ging eben doch immer mal wieder bergauf. Dafür waren auch schöne Abfahrten dazwis­chen, so dass die Durch­schnitts­geschwindigkeit nicht ganz in den Keller sank. Denn bei den “Berg”-Fahrten merk­te ich zunehmend, das die Kraft in den Beinen zu Neige ging.

Nach der Mit­tagspause in Tut­tlin­gen nahm ich dann den let­zten Anstieg in Angriff: Hin­auf zum Windegg, noch ein­mal auf knapp 850 Meter hoch. Das war bru­tal … Oben angekom­men, begrüßte mich eine steife Brise, die dem Namen alle Ehre machte. Und das Wis­sen, dass es ab jet­zt fast nur noch bergab gehen würde. Und zwar richtig schön: Zunächst führte mich der Rad­weg nach Emmin­gen udn von dort durch den Wald nach Eigeltin­gen. Die Straße dort hin­unter war zwar eigentlich wegen Bauar­beit­en ges­per­rt, der Rad­weg aber offiziell nicht — obwohl er auf der Straße ver­läuft ;-). Also habe ich mich ein­fach nicht um die Sper­rung geschert und mein Glück ver­sucht. Und das war auch gut so, die Straße war näm­lich ger­ade kom­plett neu gemacht wor­den — und schon fer­tig. Nur ein paar Bäume wur­den am Straßen­rand noch beseit­igt — aber das störte mich nicht weit­er, ich genoss es, die ganze neue glat­te Straße für mich allein zu haben. Und dann war ich ja auch schon fast am Ziel: Hin­ter Eigeltin­gen geht es noch durch ein paar kleine Dör­fer und dann ist man schon in Stahrin­gen ange­langt. Und ich war froh, dass ich am näch­sten Tag nicht mehr weit­er­fahren musste: Meine Beine braucht­en drin­gen mal etwas Ruhe.

Die gefahrene Strecke als gpx-Datei: Schöm­berg-Stahrin­gen

Sonntagsausfahrt

Am Son­nta­gnach­mit­tag war ich noch kurz mit dem Liegerad im Oden­wald unter­wegs. Dass es der Oden­wald war, sieht man sofort am Geschwindigkeits­di­a­gramm:

Tempodiagramm

Tem­po­di­a­gramm

Auf­grund des Wet­ters wurde es keine beson­ders lange Aus­fahrt. Dabei hat­te es ganz gut ange­fan­gen: Von Erbach aus über Erbuch nach Bul­lau hin­auf — fast die ganze Zeit hat­te ich zwei Ren­nradler im Blick­feld vor mir, mal etwas näher, dann wieder etwas weit­er weg. Aber die hat­ten es ganz offen­bar nicht beson­ders eilig, son­st hätte sie mich bei den Bergauf­fahrten eigentlich lock­er abhän­gen kön­nen und sollen. Kurz vor Bul­lau haben sie es dann geschafft — da war ich schon etwas aus­ge­pow­ert und fuhr eine Weile in einem sub­op­ti­malen Gang …

Von Bul­lau bin ich dann durch den Wald am Bul­lauer Bild hinüber zum Würzberg­er Jäger­tor — das war eine aben­teuer­liche Sache. Das ist zwar ein offizieller Rad­weg. Aber mit einem Fahrrad kaum vernün­ftig zu befahren, zumin­d­est nicht in einem halb­wegs ordentlichen Tem­po. Drei Voll­brem­sun­gen mit ein­mal bei­de Füße auf den Boden habe ich gebraucht: Wenn dieser Weg nicht total hän­gend nach allen Seit­en ist, dass man kaum einen Pfad zum Fahren find­et, ist er mit Schlaglöch­ern über­set­zt. Und die Schlaglöch­er sind hier richtige Gruben, in denen ich prob­lem­los mein Hin­ter­rad versenken hätte kön­nen — nur wäre ich dann wohl nci­ht mehr hin­aus­gekom­men. Zum Glück hat es aber immer noch ger­ade so geklappt. Nur die bei­den älteren Damen kurz vor Würzberg waren dann total über­rascht, als ich von hin­ten anrauschte — obwohl ich kräftig (soweit das ging …) klin­gelte und mein Rad auf der schlecht­en Schot­ter­piste ganz schön schep­perte …

Kaum war ich wieder auf asphaltierten Wegen, fing es dann an zu reg­nen — und zwar ziem­lich kräftig. Am Abzweig zur Man­gels­bach habe ich dann sozusagen die Not­bremse gezo­gen und mich erst ein­mal eine knappe halbe Stunde in die Bushal­testelle verkrümelt. Denn als näch­stes stand die Abfahr über die B47 nach Michel­stadt hin­unter auf dem Plan — und die ist selb­st bei guten Ver­hält­nis­sen anstren­gend: Schnell, einige enge Kur­ven — und vor allem viel Verkehr. Zum Glück hat es dann irgend­wann deut­lich nachge­lassen, meine Geduld war näm­lich längst am Ende. Also zog ich meine Jacke über und habe es gewagt. Die Abfahrt war dann stel­len­weise heikel — oder kam mir zumin­d­est so vor. Mit knapp 60 km/h auf regen­nass­er Fahrbahn, teil­weise noch von den Autos ein­genebelt: Das war für meine beschei­de­nen Fahrkün­ste gren­zw­er­tig. Es hat aber alles geklappt, ich bin heil und glück­lich unten angekom­men und war ja dann auch kurz darauf schon wieder zu Hause. Aber die dun­klen Wolken am Him­mel hat­ten mir die Lust auf die eigentlich geplante weit­ere Schleife aus­getrieben …

Liegerad-Gesundsheits-Strümpfe

Das ist ja eine gemeine Anzeige, die das (genial und abso­lut lesen­werte Fahrstil-Mag­a­zin da in sein Heft N° 8, in dem es um das The­ma “Hal­tung” geht, geschmuggelt hat:

Die Gesundklickies & der Liegeradstrumpf

Die Gesund­klick­ies & der Liegerad­strump

Schon die San­dale ist ja grandios, zumal die Jungs sog­ar die Domain reg­istri­ert haben …
Aber die “nur zum Tra­gen mit San­dalen geeigneten” Strümpfe sind wirk­lich klasse — v.a. die “Für Liegerad strö­mung­sop­ti­mierte Webrich­tung der Phasen­ver­schub­s­fasern”. Da muss man erst ein­mal drauf kom­men, auf so einen Mist.

(Und noch ein­mal: Die “Fahrstil” ist eine großar­tige Zeitschrift! Unbe­d­ingte Lese- und Blät­ter- und Anschauempfehlung!)

Frankenstein ganz ohne Horror

Der Franken­stein­lauf ist ein ganz neues Unternehmen, das 2011 zum ersten Mal stat­tfand. Und ich war dabei. Irgend­wann im Früh­jahr trudelte bei mir die E‑Mail von Skin­fit, dem Aus­richter und Spon­sor, ein. Und das schien mir eine gnz intres­sante Idee: unkom­plizierte Anreise, angenehmer Ter­min am let­zten Sam­stag im April, Start fre­undlicher­weise um 16 Uhr. Und 15 Kilo­me­ter gehen immer, auch wenn ein paar Höhen­meter dabei zu über­winden sind. Also habe ich mich bald angemeldet und das ganze erst ein­mal wider vergessen ;-)

Am Sam­stag war es dann also soweit. Die Anreise mit Liegerad und Bahn war etwas hol­prig: Erst meinte der Schaffn­er in Mainz, im RMV dürfte ich mit dem Liegerad nicht in den Zug — was mir völ­lig neu wäre, ich habe as schließlich schon öfters gemacht. Mitgenom­men hat er mich aber immerhn trotz­dem. Auf dem Weg von Darm­stadt Haupt­bahn­hof nach Eber­stadt, so unge­fähr 8 kurze Kilo­me­ter durch die Stadt, kam ich dann auch noch in einen Platzre­gen. Und musste beim Anziehen der Regen­jacke auch noch fest­stellen, dass sich das Arm­band meines Fore­run­ners auf der einen Seite von der Uhr gelöst hat­te.

In Eber­stadt war dann wenig­stens alles unprob­lema­tisch: Fahrad geparkt, Start­num­mer und Beu­tel abge­holt (darin auch das Skin­fit–Kli­ma-Shirt, der einzige Grund, warum ein 15-km-Lauf fast 30 Euro Start­geld kosten darf) udn fest­gestellt, dass ich nicht weiß, wie ich den komis­chen Chip für die Zeitmes­sung anbrin­gen sollte. Eigentlich ist der dazu gedacht, zwis­chen die Schnürsenkel einge­fädelt zu wer­den. Das konne ich aber nicht, weil meine Fivefin­gers, die Clas­sic-Vari­ante, so etwas nicht haben. Mit ein­er Sicher­heit­snadel ging es dann aber doch — auch wenn ich dem nicht so recht traute. Es hielt aber prob­lem­los.

Der Franken­stein­lauf war ja mein erster „Wet­tkampf“ mit den Fivefin­gers. Im Oden­wald hat­te ich in diesem Früh­jahr diese Nicht-Schuhe öfters genutzt und dachte, ich pro­bier das jet­zt mal aus. Auf die Zeit kam es mir sowieso nicht an — denn etwas langsamer ist man damit schon, je nach Boden und Gefälle der Strecke macht sich das mehr oder weniger deut­lich bemerk­bar.

Irgend­wann um kurz nach vier ging es dann auch los — der Läufer-Pulk hat­te sich langsam von der Anmel­dung im Mühltal­bad zum nahegele­ge­nen Start auf einem Feld­weg am Ort­srand bewegt. An den Start gin­gen knapp 200 Läufer, für die 7 km und die 15 km zugle­ich. Und dazu noch gle­ich zwei Ret­tungswa­gen sowie ein Motor­rad und auch noch ein Quad vom ASB — fast überver­sorgt waren die Läufer mit medi­zinis­ch­er Begleitung … Über­haupt war der Lauf ins­ge­samt gut organ­isiert (nur bei den Nach­mel­dun­gen gab es wohl kleinere Verzögerun­gen), an allen Abzwei­gun­gen gab es gut sicht­bare Markierun­gen und eine aus­re­ichende Zahl an Streck­en­posten. Das war ja auch nicht ganz bil­lig — dafür aber mit einem Kli­ma-Shirt. Und die Skin­fit-Klei­dung ist halt erst mal teuer …

Zunächst ging es also erst ein­mal durch Eber­stadt, so 1–2 km. Dann führte die Strecke auf asphaltiertem Feld­weg in Rich­tung Franken­stein, ein erster klein­er Anstieg war zu bewälti­gen. In der Nähe der Bun­desstraße dann der Wech­sel zu Kies und fes­tem Boden — zum Glück aber kein großer Schot­ter, das macht mit den Fivefin­gers näm­lich keinen Spaß. Über die Bun­desstraße ging es dann hinüber und ab in den Wald unter dem Franken­stein. Irgend­wo in der Nähe von Kilo­me­ter 5 (die Kilo­me­ter waren sog­ar markiert, wenn auch nicht immer per­fekt les­bar — der Regen und die Läufer hat­ten das Säge­mehl etwas ver­streut) bogen die Sieben-Kilo­me­ter-Läufer ab. Für den Rest, die deut­liche Mehrheit des Feldes, ging es weit­er bergauf. Die Höhen­meter — laut Ver­anstal­ter 362 — waren sehr gle­ich­mäßig verteilt. In großen Bögen ging es also den Berg hin­auf zur Burg Franken­stein. Da ich sehr ver­hal­ten ange­laufen bin, war ich fleißig am Ein­sam­meln. Der Weg blieb angenehm zu laufen — leichte Stei­gung, meist Wald­bo­den mit etwas Kies, ohne größere Prob­leme für Bar­fußschuh­läufer. Am Franken­stein gab es Getränke — daswar tat­säch­lich ganz nett, denn warm war es dur­chaus, trotz der dun­klen Wolken. Hin­ter der Burg ging es dann kurz auf der Kreis­straße weit­er in Rich­tung Nieder-Beer­bach — eigentlich ist das nur ein asphaltiert­er Wald­weg. Der führte — dur­chaus knack­ig — hinab bis zur Wald­gren­ze und noch ein paar hun­dert Meter durch die Wiesen zum Wen­depunkt. Hier hat­te man — wenn man noch Augen für so etwas hat­te — einen schö­nen Blick auf die Hügel des begin­nen­den Oden­walds (mit Fern­sicht war’s nichts). Am Wen­depunkt musste man das Kon­troll­band ein­sam­meln und zunächst wieder zurück zum Franken­stein hin­auf. Die Läufer, die mich auf der kurzen Bergab­strecke über­holten, habe ich alle wieder einge­sam­melt. Denn bergab muss ich mit den Zehen­schuhen etwas langsam(er) machen, die fehlende Dämp­fung macht sich da dur­chaus bemerk­bar. Das war dann auch auf dem Abschnitt nach dem Franken­stein deut­lich zu merken. Denn ab dort ging es bis kurz vor das Ziel nur noch bergab. Und da wurde ich dann kräftig durchgere­icht. Zumal nach zehn, zwölf Kilo­me­tern meine Füße auch müde wur­den und auf kleinere Belas­tun­gen unge­hal­ten reagierte. Schon bei kleineren steinen zuck­te ich jet­zt etwas zurück: Meist bin ich mit den Fivefin­gers ja nur so unge­fähr eine stunde unter­wegs gesesn, die 15/16km-Läufe waren ja die Aus­nahme.

Der Weg vom Burg­berg hin­unter führte zunächst über einen schö­nen pfad, dann aber wieder über den Forstweg, den wir auch hin­auf gelaufen waren. Und schließlich  hat­ten wir noch das selbe Schlussstück wie die 7km-Läufer. Das Ziel war nicht am Start, son­dern auf der anderen Seite des Mühltal­bades — so musste im Ort nichts mehr abges­per­rt wer­den. Genau auf Platz 100 lief ich dort ein — per­fek­tes Tim­ing sozusagen. Für die 15 Kilo­me­ter (ich habe nicht kon­trol­liert, ob die Strecke stimmt) habe ich damit laut offizieller Zeitmes­sung 1:28:32 gebraucht.

Nach ein­er Banane und einem alko­hol­freien Bier im Ziel sowie eini­gen Plaud­ereien über meine „Schuhe“ bin ich dann auch bald zum Duschen im Mühltal­bad marschiert. Das hat sich ganz gut verteilt, obwohl die Duschen nicht ger­ade üppig waren. Bei/nach dem Duschen musste ich dann mit Erstaunen und Entset­zen fest­stellen, dass ich mir riesige Blasen glaufen habe. Vor allem die linke Ferse war eine einzige große Blase — selt­sam, so etwas ist mir noch nie passiert. Ich habe dann zwar noch etwas gewartet, aber bis zur Siegerehrung schien es noch etwas zu daueren, so dass ich mich um 18.20 uhr auf den Weg machte, meinen Zug noch zu erre­ichen: Mit dem Lieger ging es über den Fel­drad­weg (mit einigem Geholper) nach Nieder-Ram­stadt und dort zum Bahn­hof. Die Ober­schenkel­muskel am Knie macht­en sich dabei dur­chaus bemerk­bar. Dort ging es dann mit dem Zug weit­er nach Erbach — dieses mal ohne Gemeck­er des Zug­be­gleit­per­son­als.

Einen Bericht gibt es beim Laufre­port, dort auch noch einige Fotos.

durch die rheinhessischen weinfelder

das liegerad ist frisch repari­ert und wieder ein­satzfer­tig. also musste es standes­gemäß aus­ge­führt und die neuen kurbeln und ket­ten­blät­ter getestet wer­den. dafür bin ich heute vor­mit­tag ein­fach mal los­ge­fahren — noch ohne genauen plan, was kom­men sollte und wo ich rumkur­ven wollte. klar war nur, zunächst geht es rheinaufwärts.da ich aber den richti­gen moment für den ein­stieg in den rad­weg wieder ver­passt habe, bin ich bis nier­stein vor­wiegend straße gefahren. da war wenig­stens der unter­grund in ord­nung … dann ging es aber mehr oder wenig richtig auf dem “offiziellen” rad­weg weit­er. in gun­ters­blum hat mir das dann erst ein­mal gere­icht, vor allem nach dem ewigen kreuz und quer gegurke durch oppen­heim und dien­heim. also ver­ließ ich, nach eini­gen vergewis­sern­den blick­en auf die karte, in gun­ters­blum den rad­weg und fuhr auf den land­straßen durch weit­er durch die kür­zlich gele­se­nen oder bald zu lesenden wein­felder (mit dem entsprechen­den geruch wild vergären­der wein­trauben) weg vom rhein. der plan war jet­zt, in einem größeren bogen durch die rhein­hes­sis­chen hügel wieder zurück nach mainz zu find­en. das hat auch ganz gut geklappt ;-). der weg führte mich über uelver­sheim und weinol­sheim nach köngern­heim, im steti­gen auf und ab dann über selzen nach mom­men­heim und harx­heim — lauter kleine, ziem­lich typ­is­che dör­fer: mit den großen wein­bauern­höfen an der haupt­straße, teil­weise ziem­lich mächtige gebäude, alles immer schön ummauert, keine baulücke im ganzen ort … und zwis­chen den orten die hier typ­is­chen straßen: schnurg­er­ade bis zur näch­sten kuppe, dann eine kleine biegung und wieder schnurg­er­ade in den näch­sten ort. da brauchen die straßenämter eine menge über­holver­botss­childer — immer erst ein­mal set­zen, dann immer­hin das über­holen von trak­toren ges­tat­ten, vor kuppe und kurve die aus­nahme aber jedes mal wieder rechtzeit­ig aufheben … erstaunlich, wie viele über­land­busse hier unter­wegs sind — das wun­dert mich immer wieder. auch wenn sie meist nicht beson­ders gut aus­ge­lastet sind. dafür sind die straßen natür­lich auch hier voll mit autos, die eine oder max­i­mal zwei per­so­n­en befördern. dafür aber unbe­d­ingt deut­lich mehr als 100 ps benöti­gen. zum glück hat­ten die aller­meis­ten (eigentlich mit nur ein­er aus­nahme) genü­gend ver­stand, mich mit gehörigem abstand zu über­holen. kurz nach dem ich gau-bischof­sheim streifte, bog ich wieder auf den rad­weg in rich­tung mainz ab. der führte auch tadel­los bis hecht­sheim, wo er an und um die auto­bahn­baustelle dann aber im nichts ver­schwand. aber jet­zt wusste ich ja auch wieder so unge­fähr bescheid und mit eini­gen kleinen abwe­ichun­gen fand ich auch gut wieder zurück ins mainz­er zen­trum.

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