Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Schlagwort: lesezeichen Seite 3 von 22

Ins Netz gegangen (6.6.)

Ins Netz gegan­gen am 6.6.:

  • Faking it – the gre­at unmen­tionable of orches­tral play­ing | the strad → Given today’s high stan­dards of musi­ci­an­ship, you might think top orches­tral string play­ers can play any­thing, but the­re are times when the best they can do is give the impres­si­on of play­ing every note as writ­ten
  • Igor Levit: „Es ist so unheim­lich geil“ | ZEIT ONLINE → der groß­ar­ti­ge igor levit lässt sich von moritz von uslar fra­gen zu beet­ho­ven stel­len und hat ein paar coo­le ant­wor­ten auf teil­wei­se etwas dümm­li­che fra­gen (die sich uslar nicht mal selbst über­le­gen konn­te …)
    krank aller­dings ist der angeb­li­che anlass: das beet­ho­ven-jubi­lä­um 2020 – sind ja nur noch vier jah­re, aber was soll’s, damit war die „zeit“ bestimmt das ers­te medi­um, das das jubi­lä­um ein­ge­läu­tet hat …
  • Aaron Sor­kin Con­ju­res a Mee­ting of Oba­ma and Bart­let – The New York Times → erst jetzt gefun­den: aaron sor­kin hat sich für die NYTi­mes ein tref­fen von oba­ma und dem west-wing-prä­si­dent bart­lett 2008 aus­ge­malt.
  • Koh­le­aus­stieg ver­tagt | klimaretter.info → aus kurz­fris­ti­gen poli­ti­schen über­le­gun­gen (und angst) ver­gei­gen die regie­run­gen deutsch­lands die ener­gie­wen­de immer mehr, schie­ben sie immer wei­ter in die zukunft und hin­ter­las­sen immer grö­ße­re pro­ble­me
  • Kli­ma­wan­del: Der unglaub­li­che Eier­tanz der Meteo­ro­lo­gen | FAZ → joa­chim mül­ler-jung hat genug vom eier­tanz der metero­lo­gen:

    Aber wie lan­ge sol­len sich Meteo­ro­lo­gen, die wie kaum eine zwei­te For­scher­gil­de öffent­lich Gehör fin­den, hin­ter einem omi­nö­sen sta­tis­ti­schen Rau­schen ver­ste­cken, nur weil sie das Offen­kun­di­ge – den beschleu­nig­ten Kli­ma­wan­del – als poli­ti­sche Kor­rekt­heit und des­we­gen als unan­ge­mes­se­ne wis­sen­schaft­li­che Inter­pre­ta­ti­on betrach­ten? Die meteo­ro­lo­gi­sche Exper­ti­se steckt selbst in einem Tief­druck­sumpf. Sie täte auch des­halb gut dar­an, ihre ver­quas­ten kli­ma­to­lo­gi­schen Sprach­re­gu­la­ri­en auf­zu­ge­ben, weil sie mit zwei­deu­ti­gen Aus­flüch­ten die anti­wis­sen­schaft­li­chen Res­sen­ti­ments nur mehr schürt.

  • „Vor 10.000 Jah­ren waren die Euro­pä­er schwarz“ – Johan­nes Krau­se im Gespräch | Migra­ti­on → sehr inter­es­san­tes und span­nen­des inter­view mit dem paläo­ge­ne­ti­ker johan­nes krau­se über migra­tio­nen, aus­se­hen etc.

    Vor der Eis­zeit hat­ten die bis­her unter­such­ten Men­schen in Euro­pa alle brau­ne Augen, nach der Eis­zeit waren die Augen blau. Die Ureu­ro­pä­er, die vor zehn­tau­sen­den Jah­ren in Euro­pa leb­ten, hat­ten eine dunk­le Haut­far­be. Das ent­spricht nicht dem übli­chen Bild. Wenn ich ins Muse­um gehe, sind die Jäger und Samm­ler von vor 10.000 Jah­ren meist weiß dar­ge­stellt – dabei waren sie schwarz und hat­ten blaue Augen. Sie wie­sen kei­nes der Gene auf, die heu­te eine hel­le Haut­far­be ver­ur­sa­chen. Die heu­ti­ge hel­le Haut hat sich erst in der Bron­ze­zeit in Euro­pa aus­ge­brei­tet, also vor zir­ka 5.000 Jah­ren.

  • Read more blogs | Seth’s blog → seth godin:

    rea­ding more blogs is one of the best ways to beco­me smar­ter, more effec­ti­ve and more enga­ged in what’s going on. The last gre­at online bar­gain.

    – sehr rich­tig. und wirk­lich so ein­fach umzu­set­zen. rss und sei­ne rea­der sind mei­nes erach­tens immer noch die am meis­ten unter­schätz­te tech­nik im inter­net

Ins Netz gegangen (30.5.)

Ins Netz gegan­gen am 30.5.:

  • Kleist-Edi­ti­on: Ein trau­ri­ges Ende | Süd­deut­sche → kleist-exper­te und ‑her­aus­ge­ber klaus mül­ler-sal­get berich­tet vom sehr unrühm­li­chen umgang des han­ser-ver­la­ges mit der offen­bar grot­ten­schlech­ten, aber als ulti­ma­ti­ven ange­prie­se­nen kleist-lese­aus­ga­be von roland reuß und peter staeng­le – nach­dem der ver­lag eine revi­si­on ver­sprach, die feh­ler­haf­te aus­ga­be aber mun­ter wei­ter ver­kauf­te, stellt er sie nun gänz­lich ein (das sind übri­gens die ver­la­ge, die über die vg wort geld von den urhe­bern haben wol­len – für ihre uner­setz­li­chen leis­tun­gen …)
  • re:publica 2016 – Thors­ten Schrö­der & Frank Rie­ger: Ad-Wars → span­nen­der vor­trag von frank rie­ger & thors­ten schrö­der über adblo­cker, mal­wa­re und gefah­ren­ab­wehr im netz (mit lösung­vor­schlä­gen!)
  • Muse­ums­di­rek­tor Köh­ne im Gespräch: Wir müs­sen es wagen! | FAZ → eck­art kröh­ne, direk­tor des badi­schen lan­des­mu­se­ums, will sein muse­um öff­nen – die faz spricht im inter­view von einer „revo­lu­ti­on von unten“:

    Muse­en sind eigent­lich so ange­legt, dass sie die wis­sen­schaft­lich fach­li­che Deu­tungs­ho­heit für ihre Inhal­te haben. Wir ver­su­chen, neben die­sem kura­to­ri­schen Strang einen zwei­ten Strang zu ent­wi­ckeln, bei dem wir sel­ber nicht mehr deu­ten, son­dern die Nut­zer und Nut­ze­rin­nen des Muse­ums das tun.

  • Kri­se des Libe­ra­lis­mus: Ein auto­ri­tä­res Ange­bot | Zeit → tho­mas ass­heu­ser ver­sucht sich in der „zeit“ an einer ana­ly­se der situa­ti­on des libe­ra­lis­mus – und so viel er rich­tig beob­ach­tet, fra­ge ich mich doch, ob sein aus­gangs­punkt – dass näm­lich „unse­re“ moder­ne libe­ra­le gesell­schaft so eng mit dem libe­ra­lis­mus zusam­men­hängt, wirk­lich rich­tig ist. ich ten­die­re ja eher zur annah­me, dass die poli­tik der letz­ten jahre/​jahrzehnte genau das – näm­lich den libe­ra­lis­mus – ver­lo­ren hat, auch ohne in das auto­ri­tä­re geham­pel der rech­ten zu ver­fal­len.

    Man kann sich leicht aus­ma­len, welch kleb­ri­ge Attrak­ti­vi­tät eine sol­che Apart­heid­ge­sell­schaft ent­wi­ckelt, wenn Bür­ger das Gefühl haben, sie sei­en Moder­ni­sie­rungs­ver­lie­rer und könn­ten sich für ihre libe­ra­le Frei­heit nichts kau­fen. Die rech­te Alter­na­ti­ve ver­spricht dage­gen die Befrei­ung von der Befrei­ung und den Abschied von Euro­pa sowie­so. Sie malt die Nati­on als gute Stu­be mit Hirsch­ge­weih und kugel­si­che­ren But­zen­schei­ben, als Trutz­burg gegen Ter­ror, Kli­ma­ka­ta­stro­phe und Flücht­lin­ge, kurz: als wet­ter­fes­ten Herr­gotts­win­kel für Men­schen mit apo­ka­lyp­ti­schen Vor­ge­füh­len, die nicht zu Unrecht fürch­ten, die „Welt drau­ßen“ kön­ne über ihren Köp­fen zusam­men­bre­chen. Das auto­ri­tä­re Ange­bot ver­fängt.

  • Exzel­lenz­in­itia­ti­ve: Pri­vat ein Las­ter, öffent­lich eine Tugend | FAZ → jochen hörisch über den „dou­ble­speak“ in bezug auf die exzellenziniative,die auch vie­le (betei­lig­te) wis­sen­schaft­ler für sub­op­ti­mal bis unsinn hal­ten, das aber selten/​kaum öffent­lich sagen

    Man muss kein appro­bier­ter Medi­en- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaft­ler sein, um die all­täg­li­che Kom­mu­ni­ka­ti­on an den Uni­ver­si­tä­ten über die alte wie die neu auf­ge­leg­te Exzel­lenz­in­itia­ti­ve auf­fal­lend und ana­ly­se­be­dürf­tig zu fin­den. Denn immer wie­der macht sich ein pro­fa­nes Dilem­ma bemerk­bar. Im ältes­ten Medi­um, der face-to-face-com­mu­ni­ca­ti­on, wird noch sehr viel stär­ker als sonst gänz­lich anders über die Exzel­lenz­in­itia­ti­ve gespro­chen als in der publi­zier­ten Schrift­form. Antrags­pro­sa oder Ver­laut­ba­run­gen von offi­ziö­sen Uni­ver­si­täts­zeit­schrif­ten begrü­ßen die Erneue­rung der Exzel­lenz­in­itia­ti­ve, ansons­ten aber hört man zumeist läs­ter­li­che Reden.

  • Corporate’s Child | text­dump → zur lage der poli­tik eini­ge schar­fe beob­ach­tun­gen und anmer­kun­gen in guen­ter hacks text­dump:

    Der Staat gibt vor, alles sehen zu kön­nen (sie­he Punkt 2), wenn er aber han­deln soll, tut er so, als sei­en ihm die Hän­de gebun­den, von der bösen EU, durch inter­na­tio­na­le Ver­trä­ge, durch Res­sour­cen­man­gel, durch die all­ge­mei­ne Wirt­schafts­lo­gik, die halt nun mal so ist. Wenn der Staat agiert, dann nur mit noch mehr Repres­si­on nach unten, weil das halt ein­fa­cher ist, als Steu­ern von Ama­zon zu ver­lan­gen. Die­se Dis­kre­panz führt zu einer Art Theo­di­zeege­fühl, die schon ziem­lich mas­si­ve Welt­re­li­gio­nen hat abschmel­zen las­sen.

    Die neo­na­tio­na­lis­ti­schen Par­tei­en sind nicht des­we­gen so erfolg­reich, weil sie dis­rup­tiv wären, son­dern weil sie bestehen­de Leit­li­ni­en der Main­stream-Poli­tik der letz­ten 30 Jah­re kon­se­quen­ter und skru­pel­lo­ser wei­ter­den­ken als die Cor­po­ra­te-Poli­ti­ker selbst.

Ins Netz gegangen (24.5.)

Ins Netz gegan­gen am 24.5.:

  • War­um wäh­len jun­ge Män­ner so ger­ne rechts? | jetzt.de → der sozio­lo­ge bern­hard heinz­l­mai­er spricht tache­le­se:

    Der unge­bil­de­te Mann sieht sich als Opfer der Ver­hält­nis­se, weil er nicht mehr machen darf, was er will: zu schnell Auto fah­ren, besof­fen Auto fah­ren. Statt­des­sen muss er sich um den Haus­halt küm­mern. Das irri­tiert die ver­blö­de­ten Män­ner. Des­we­gen fol­gen sie einer Par­tei, die sich sys­te­ma­tisch als Opfer insze­niert
    […] Und die unge­bil­de­ten jun­gen Män­ner fol­gen einer Macht, die besin­nungs­los gegen alles los­schlägt, was Mensch­lich­keit heißt.
    […] Es ist ja so: Nicht ein­mal die Rechts­po­pu­lis­ten sind von ihren Ideen über­zeugt. Das sind gewis­sen­lo­se Betrü­ger, die in der Regie­rungs­ver­ant­wor­tung dann prag­ma­tisch wer­den. Und plötz­lich ganz anders agie­ren, als sie vor­her ange­kün­digt haben; eine huma­ne Außen­po­li­tik machen oder sich für Homo­se­xu­el­len­rech­te ein­set­zen. Die glau­ben, bis auf ein paar Pro­zent Voll­idio­ten, gar nicht an ihre eige­ne Idee. Die sind nur an der Macht inter­es­siert. Dar­in pas­sen sie zu ihren Wäh­lern.

  • Neue Musik: Kre­nek + Zem­lin­sky + Korn­gold = A – 300 | ZEIT ONLINE → vol­ker hage­dorn hat sich ein biss­chen umge­schaut, wie „normale“/„klassische“ orches­ter in deutsch­land gera­de so mit der neu­en musik (oder der alten neu­en musik) umge­hen
  • Jen­seits von Gut und Böse? Die Sprach­po­li­tik der deut­schen Leit­me­di­en | Über­me­di­en → ste­fan nig­ge­mei­er hat sich sprach­re­ge­lun­gen deut­scher medi­en & pres­se­agen­tu­ren ange­schaut

    Die Wahl der Begrif­fe ent­hält eine Posi­tio­nie­rung. Ändert sich die Posi­tio­nie­rung, ändern sich auch die Begrif­fe.

  • Der zwei­te Ver­such → Ingo Zam­pe­ro­ni über die (Vor-)Wahl in den USA und Hil­la­ry Clin­ton

    Rea­dy for Hil­la­ry? Schafft es Hil­la­ry Clin­ton im zwei­ten Anlauf nach 2008, Prä­si­dent­schafts­kan­di­da­tin der Demo­kra­ten zu wer­den – oder sogar ins Wei­ße Haus ein­zu­zie­hen? ARD-Kor­re­spon­dent Ingo Zam­pe­ro­ni wid­met sich den Pros und Con­tras in die­ser Fra­ge.

  • „Schwei­zer Art ist Bau­ern­art“. War­um wir die Bau­ern so lie­ben. | Geschich­te der Gegen­wart → instruk­ti­ver text von phil­ipp sara­sin über die grün­de, war­um die schwei­zer (städ­ter) die bau­ern so lie­ben. und seit wann.

    Es war der Bas­ler Bürger­sohn, ETH-Pro­fes­sor und Bauern­ver­bands­se­kretär Ernst Laur (der „Bauern­hei­land“), hat in der Zwischen­kriegs­zeit den Schwei­ze­ri­schen Bauern­ver­band (SBV) zu einer schlag­kräf­tigen und einfluss­rei­chen Lobby­or­ga­ni­sa­tion aufge­baut und er präg­te vor allem jenen Slo­gan, der bis heu­te offen­bar unaus­lösch­lich im iden­ti­ty-code vie­ler Schwei­ze­rinnen und Schwei­zern veran­kert ist, obwohl sie seit schon bald nicht mehr erinner­baren Genera­tionen in Städ­ten leben: „Schwei­zer Art ist Bau­ern­art“. Zusam­men mit sei­nem gleich­na­migen Sohn hat er im Rah­men der Geis­ti­gen Landes­ver­tei­di­gung der 1930er Jahr das neu erfun­den, was angeb­lich der „fru­me edle pur“ der alten Eidge­nos­sen­schaft gewe­sen sein soll: Laur juni­or beauf­tragte in den 1930er Jah­ren meh­re­re Textil­de­si­gner, um die heu­te bekann­ten Schwei­zer Trach­ten ent­wer­fen zu las­sen. Dabei passt ins Bild, dass schon an der Wen­de zum 20. Jahrhun­dert in der Unter­hal­tungs­szene des Zür­cher Nieder­dorfs die Länd­ler-Musik kre­iert wor­den ist, und dass eben­falls zu Beginn des 20. Jh. der städ­tisch-bür­ger­li­che Heimat­schutz die von der Moder­ne „bedroh­te“ bäuer­liche Kul­tur und die Viel­falt der Schwei­zer Bauern­häuser zu „schüt­zen“ sich zur Auf­ga­be mach­te. „Der“ Schwei­zer Bau­er ist eine städti­sche Erfin­dung; die „Bauernart“-Ideologie war, noch bevor sie Laur auf den Begriff brach­te, eine Reak­ti­on auf die Moder­ne.

  • taz-Streit zum Fahr­rad-Volks­ent­scheid „Da geht bei mir der Puls hoch“ | taz → Braucht Ber­lin den „Volks­ent­scheid Fahr­rad“? Initia­tor Hein­rich Strö­ßen­reu­ther und Staat­s­e­kre­tär Chris­ti­an Gaeb­ler (SPD) sind unter­schied­li­cher Mei­nung.

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  • Distant Rea­ding, Com­pu­ta­tio­nal Cri­ti­cism, and Social Cri­tique: An Inter­view with Fran­co Moret­ti | fou­caul­blog → sehr lan­ges und inter­es­san­tes inter­view mit fran­co moret­ti

    I think the­re are two important pos­si­bi­li­ties and then we have to see if they beco­me rea­li­ty or not. One has to do with the archi­ve. The gre­at advan­ta­ge of quan­ti­fi­ca­ti­on is that all of a sud­den mil­li­ons of texts that had, for all prac­ti­cal pur­po­ses, dis­ap­peared, beco­me available for rese­arch. But you have to have a good ques­ti­on to ask the­se archi­ves. A text always speaks to us; an archi­ve does­n’t. Ever­y­thing is the­re, but do we have good rese­arch ques­ti­ons?
    […] The second reason for pos­si­ble opti­mism in digi­tal huma­ni­ties has to do with the algo­rith­ms that pro­cess the archi­ves. The algo­rith­ms can orga­ni­ze data in ways that are often very sur­pri­sing. […] The­re is some­thing that we other­wi­se would have cal­led intui­ti­on, which is not expli­cit­ly for­mu­la­ted in words, but it’s expli­cit­ly for­mu­la­ted through the ope­ra­ti­ons of the algo­rith­ms. This I find the most pro­mi­sing aspect of digi­tal huma­ni­ties: the way of brin­ging new con­cepts into exis­tence, even though very often in a mes­sy or camou­fla­ged way.

  • Geschich­te im Brei des Gefüh­li­gen – Wider das Ree­nact­ment in his­to­ri­schen Doku­men­ta­tio­nen | get­idan → umfang­rei­cher, per­sön­li­cher und kri­ti­scher blick von wer­ner kröh­ne auf die rol­le des ree­nact­mens in his­to­ri­schen dokus

    Das Ree­nact­ment, jener rei­ße­risch insze­nier­te Kurz­schluss zwi­schen den Ereig­nis­sen von ges­tern und den Gefüh­len von heu­te.
    […] Was hier ver­stimmt und gleich­zei­tig die Wahr­neh­mung ein­schnürt, ist eine mehr oder weni­ger durch­schei­nen­de Absicht: Geschich­te wird ver­füg­bar gemacht in einem ästhe­ti­sie­ren­den Akt, in der Distan­zen von jetzt zu damals ein­ge­schmol­zen wer­den und letzt­lich alle Kat­zen grau erschei­nen. In Fil­men wie Ben Hur moch­te das immer­hin ein illu­sio­nis­ti­sches lan­ges Epos erge­ben, das auch der spä­te­ren Erin­ne­rung dien­lich sein konn­te : in den heu­te so zahl­reich gesen­de­ten His­to­ri­en-Dokus hin­ge­gen wird eine Ver­quir­lung und Ver­mat­schung von Gegen­wart und Ver­gan­gen­heit voll­zo­gen, aus der kei­ne wirk­li­che Erin­ne­rung erwach­sen kann. Viel­mehr nähert sich die­se Form der clip­ar­ti­gen Zurich­tung von Geschich­te und Geschich­ten dem Por­no­film an.

  • Pforz­heim: Schuld oder selbst schuld? | Zeit → vale­rie schö­ni­an in der „zeit“ über die evan­ge­li­sche deka­nin von pforz­heim, die sich als chris­tin erlaubt, poli­tisch zu sein – und auch an die „schat­ten­sei­ten“ der stadt­ge­schich­te zu erin­nern
  • Woh­nen der Zukunft: Fuss­gän­ger­städ­te und Genos­sen­schaf­ten – wat­son → inter­es­san­tes inter­view mit hans wid­mer über städ­te, ihre mög­lich­kei­ten und vor­zü­ge, ihre ent­wick­lung etc (am bei­spiel der schweiz)

    Wer höher als im ach­ten Stock wohnt, der lebt nicht mehr in einer Stadt, son­dern in einem Wol­ken-Kuckucks-Heim. In mei­ner Ide­al­stadt muss die Kom­mu­ni­ka­ti­on unter den Men­schen sehr inten­siv sein, eben­so die Koope­ra­ti­on – und alles muss nah sein, span­nend und viel­fäl­tig

  • The Trans Move­ment Just Had Its “I Have a Dream” Moment → sehr gute rede der us-ame­ri­ka­ni­schen jus­tiz­mi­nis­te­rin loret­ta lynch zur ver­trei­di­gung der rech­te von trans-per­so­nen

    This is why none of us can stand by when a sta­te enters the busi­ness of legis­la­ting iden­ti­ty and insists that a per­son pre­tend to be some­thing they are not, or invents a pro­blem that doesn’t exist as a pre­text for dis­cri­mi­na­ti­on and harass­ment.

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  • Woge­gen ich bin, wenn ich gegen die Neu­en Rech­ten bin | Ver­fas­sungs­blog → maxi­mi­li­an stein­beis über die neu­en rech­ten, die „iden­ti­tä­ren“ – und war­um es falsch ist, sie als (neo)nazis abzu­stem­peln
  • Inter­view – Kei­ne Reli­gi­on muss mit dem Grund­ge­setz ver­ein­bar sein → ganz tol­les inter­view mit dem islam­wis­sen­schaft­ler tho­mas bau­er, der u.a. sagt:

    Reli­gio­nen wer­den im Grund­ge­setz nicht gere­gelt. Das Grund­ge­setz regelt die Ver­fas­sungs­or­ga­ne der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land und gewährt den Bür­gern Schutz­rech­te. Kein reli­giö­ser Basis­text von der Bibel bis zum Koran ist mit dem Grund­ge­setz kom­pa­ti­bel. Es muss aber auch kei­ne Reli­gi­on mit dem Grund­ge­setz ver­ein­bar sein, weil sie nicht gel­ten­des Recht fest­le­gen. Die Ver­tre­ter die­ser Reli­gi­on dür­fen aber nichts machen, was gegen die Rechts­ord­nung ver­stößt. Wenn eine mus­li­mi­sche Grup­pe for­der­te, dass anstatt des Bun­des­prä­si­den­ten ein Kalif an die Spit­ze des Staa­tes tritt, wäre das natür­lich ver­fas­sungs­wid­rig.
    […] Alles wird pau­scha­li­siert, ohne jede Text­kennt­nis. Die­se gan­ze Koran-Zitie­re­rei! Dass man zum Bei­spiel Schwu­le töten muss, steht nir­gend­wo im Koran, wie oft behaup­tet wird. Wenn alles im Koran stün­de, was angeb­lich drin­steht, müss­te er fünf­mal so dick sein. Die Leu­te neh­men auch immer nur ganz bestimm­te Aus­sa­gen, meist die weni­ger fried­fer­ti­gen. Der Koran ist von Anfang an inter­pre­tiert wor­den, weil man sonst nicht viel mit ihm anfan­gen kann. Die­se Inter­pre­ta­ti­ons­ge­schich­te wird voll­kom­men aus­ge­blen­det.
    […] Es sind die Deut­schen, die mit ihrer Spra­che schlu­dern und nicht mehr Höl­der­lin lesen. Ver­su­chen Sie mal, eine Höl­der­lin-Aus­ga­be in der Buch­hand­lung zu bekom­men. Das­sel­be gilt für die Reli­gi­on. Kein Mos­lem hin­dert einen Chris­ten in Deutsch­land dar­an, in die Kir­che zu gehen. Es gibt in Deutsch­land kei­ne Isla­mi­sie­rung, son­dern eine Ent­chris­tia­ni­sie­rung.

  • Wett­streit der radeln­den Essens­ku­rie­re: Wer bleibt auf der Stre­cke? | taz → schö­ner, aus­führ­lich lan­ger text der taz über die „neu­en“ essens­lie­fer­diens­te in groß­städ­ten, die mit rad­ku­rie­ren aus restau­rants an „hei­mes­ser“ lie­fern (las­sen)
  • David Wag­ner: So lebt es sich als Schrift­stel­ler in Ber­lin | Welt

    Ist die­ses Ber­lin viel­leicht nur für Schrift­stel­ler da? Ist Ber­lin ein gro­ßes Reser­vat für Autoren? Und wir mer­ken nichts davon? Wer möch­te, kann jeden Abend, jede Nacht Schrift­stel­ler in frei­er Wild­bahn sehen.
    […] Geht ein Schrift­stel­ler mal ganz unschul­dig mit einem zwei­ten Schrift­stel­ler in eine Bar, um Schrift­stel­ler­pro­ble­me zu bespre­chen oder ein­fach nur um einen wei­te­ren nichts­nut­zig ver­brach­ten Tag zu fei­ern, steht ganz schnell ein drit­ter Schrift­stel­ler am Tre­sen, dann ein vier­ter. Schrift­stel­ler kön­nen wie Schmeiß­flie­gen sein.
    […] Ein wan­dern­der Schrift­stel­ler-Salon zieht durch die Stadt und spielt Mimi­kry.

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  • re:publica 2016 – Richard Sen­nett: The City as an Open Sys­tem → richard sen­nett sprach bei der re:publica sehr gut über open & smart cities, stadt­ent­wick­lung, gren­zen und begeg­nun­gen
  • Last Week Tonight with John Oli­ver: Sci­en­ti­fic Stu­dies (HBO) → John Oli­ver erklärt wis­sen­schaft­li­che Stu­di­en und (Wissenschafts-)Journalismus
  • Rad­we­ge: Jetzt geht es rund | ZEIT ONLINE → sehr schö­ner text über die absur­di­tät und gewollt fak­ten-igno­rie­ren­de und ‑ver­dre­hen­de dis­kus­si­on um die för­de­rung von rad­ver­kehr in ham­burg

    Kaum eine Debat­te wird so emo­tio­nal geführt wie die um Rad­we­ge. In einer Stra­ße in Wands­bek zeigt sich nun die gesam­te Absur­di­tät des Kon­flikts.

  • The Absurd Pri­ma­cy of the Auto­mo­bi­le in Ame­ri­can Life | The Atlan­tic → auch wenn’s (v.a. bei den zah­len) pri­mär um die usa geht, gilt das im wesent­li­chen natür­lich für alle ent­wi­ckel­ten län­der

    But con­ve­ni­ence, along with Ame­ri­can histo­ry, cul­tu­re, ritu­als, and man-machi­ne affec­tion, hide the true cost and natu­re of cars. And what is that natu­re? Sim­ply this: In almost every way ima­gi­nable, the car, as it is deploy­ed and used today, is ins­a­ne.

  • Lite­ra­tur und Kapi­ta­lis­mus­kri­tik: Das Geld ver­schlingt uns | NZZ → björn hay­er in der nzz über die lite­ra­tur (d.h. über vier tex­te) und den kapi­ta­lis­mus bzw. des­sen kri­tik – er sieht da vor allem abs­trak­te schuld und schwarz­ma­le­rei, ihm fehlt sozu­sa­gen das posi­ti­ve …

    Die Schrift­stel­ler neh­men also ihre klas­si­sche Posi­ti­on als Mah­ner und Wäch­ter der Moral ein. Doch wo sind die Akteu­re, die sie zu adres­sie­ren sich bemü­hen, in einem nebu­lö­sen Sys­tem noch auf­zu­spü­ren?
    […] Sie ver­har­ren aber allein in Dia­gno­sen, die Schuld­fra­gen ins Nir­gend­wo ver­la­gern und das Sub­jekt zur macht­lo­sen Mario­net­te degra­die­ren.

    Ihre Lite­ra­tur arran­giert sich mit einem gemüt­li­chen Feind­bild, das sie wei­ter auf­bläst.

  • Sel­ec­ted Stock­hausen Scores → Bei­spiel­sei­ten/-aus­schnit­te aus Stock­hausens Par­ti­tu­ren

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  • Sexu­al­straf­recht: Wäre die Vagi­na doch ein Auto | Spie­gel → mara­ge­re­te sto­kow­ski in ihrer kolum­ne über die erbärm­li­chen ver­su­che des jus­tiz­mi­nis­ters maas & der gro­ßen koali­ti­on, ein zeit­ge­mä­ßes sexu­al­straf­recht zu schaf­fen

    Ach, wär die Vagi­na doch ein Auto, sie wär jetzt schon in Deutsch­land ange­nehm sicher.

  • „Alles hand­schrift­lich und auf Papier“ – Lek­to­ren lieben’s ana­log – pubiz :: Home Redaktion/​Lektorat → kath­rin pas­sig über arbeits­pro­zes­se in ver­la­gen:

    Die für mich als Autorin sicht­ba­ren Arbeits­pro­zes­se in den mir bekann­ten Ver­la­gen sind auf dem Stand der frü­hen 90er Jah­re. Ich wun­de­re mich über die­ses feh­len­de Inter­es­se an den Werk­zeu­gen der Text­ver­ar­bei­tung in einer Bran­che, in der der Text doch eini­ger­ma­ßen zen­tral ist.

    ich bin mir frei­lich nicht sicher, ob digi­tal immer auto­ma­tisch bes­ser als ana­log ist (was pas­sig durch­aus impli­ziert)

  • big chan­ges: I am lea­ving own­Cloud, Inc. today → frank kar­lit­schek ver­lässt sei­ne fir­ma, die own­cloud inc., bleibt dem pro­jekt aber erhal­ten:

    The com­mu­ni­ty has grown tre­men­dous­ly, with con­tri­bu­ti­ons by almost 1000 peo­p­le over the last 6 years, over 80 every sin­gle month. Not­hing is per­fect, the com­pa­ny could have done a bet­ter job reco­gni­zing the achie­ve­ments of the com­mu­ni­ty. It some­ti­mes has a ten­den­cy to con­trol the work too clo­se­ly and dis­cus things intern­al­ly. But over­all, the balan­ce was not too bad.

    da selbst ich das „knir­schen“ mit­be­kom­men habe, muss es da doch eini­ge ver­wer­fun­gen gege­ben haben … mal sehen, wie es mit own­cloud wei­ter­geht

  • Kunst in der DDR → eher zufäl­lig ent­deckt: das ziem­lich coo­le pro­jekt des „Bild­at­las: Kunst in der DDR“ mit bil­dern und sehr, sehr vie­len beglei­ten­den mate­ria­li­en

    Der­zeit sind 20.400 Wer­ke aus 162 Samm­lun­gen erfasst. Neben den bekann­ten Wer­ken der „Kunst in der DDR“ befin­det sich dar­un­ter auch eine Viel­zahl von Wer­ken, die bis­lang weit­ge­hend unbe­kannt waren oder als ver­schol­len gal­ten. In den betei­lig­ten For­schungs­teams wer­den neben der Doku­men­ta­ti­on der Samm­lun­gen eben­so die For­men des Bild­trans­fers, die „Wege der Bil­der“ in die öffent­li­chen Samm­lun­gen, ana­ly­siert. So waren in der DDR statt musea­ler Eige­n­erwer­bun­gen staat­lich finan­zier­te Ankäu­fe und kul­tur­po­li­tisch inten­dier­te „Über­eig­nun­gen“ ent­schei­dend. Durch das Ver­bund­pro­jekt wird nun neben der Samm­lungs­do­ku­men­ta­ti­on auch eine Ver­net­zung der Bestands­da­ten der Muse­en und wei­te­rer Samm­lun­gen erreicht, die für eine zukünf­ti­ge Erschlie­ßung und Nut­zung der Wer­ke sowie für eine Neu­be­fra­gung der Küns­te in der DDR unum­gäng­lich ist.

    Die For­schungs­er­geb­nis­se wer­den in einem gedruck­ten „Bild­at­las“ sowie durch eine inter­net­ba­sier­te Daten­bank öffent­lich zugäng­lich gemacht. Die Koope­ra­ti­on mit den außer­mu­sea­len und musea­len Ein­rich­tun­gen – von klei­nen Hei­mat­mu­se­en über die stadt- und kul­tur­ge­schicht­li­chen Muse­en bis hin zu den gro­ßen Kunst­mu­se­en in Leip­zig, Dres­den, Schwe­rin, Frankfurt/​Oder und Ber­lin – ermög­licht es, bis­lang im Depot ver­wahr­te und nicht ver­öf­fent­lich­te Wer­ke wie­der „sicht­bar“ zu machen. Die gro­ße Aus­stel­lung „Abschied von Ika­rus. Bild­wel­ten in der DDR – neu gese­hen“ in Koope­ra­ti­on mit der Klas­sik Stif­tung Wei­mar prä­sen­tiert die Ergeb­nis­se des Ver­bun­des im Neu­en Muse­um Wei­mar.

  • Schö­ner Ver­le­gen – mit dem Geld ande­rer Leu­te | Über­me­di­en → ste­fan nig­ge­mei­er sehr gut & rich­tig zu den ein­sei­tig hyper­ven­ti­lie­ren­den medi­en­re­ak­tio­nen auf das vg-wort-urteil:

    Wenn jetzt wirk­lich das gro­ße Ver­lags­ster­ben ein­setz­te, wäre das eine bemer­kens­wer­te Iro­nie: Es wür­de bedeu­ten, dass das gan­ze schö­ne Geschäft über vie­le Jah­re nur funk­tio­nier­te, weil Ver­la­ge rechts­wid­rig Geld kas­sier­ten, das eigent­lich den Urhe­bern zuge­stan­den hät­te.

  • Müll­ent­sor­ger in Sozia­len Netz­wer­ken „Sie berich­ten von Depres­sio­nen“ | taz → Tau­sen­de Phil­ip­pi­ner sor­tie­ren aus, was uns im Inter­net an Bil­dern nicht begeg­nen soll. Der Ber­li­ner Thea­ter­re­gis­seur Moritz Rie­se­wieck hat dort recher­chiert.

    Was wir in Mani­la sehen, ist die Pas­si­ons­ge­schich­te des Inter­net­zeit­al­ters.

Ins Netz gegangen (25.4.)

Ins Netz gegan­gen am 25.4.:

  • Ori­gi­nal­ma­nu­skript zu Arthur Koest­lers Son­nen­fins­ter­nis ent­deckt | FAZ → inter­es­san­ter bericht über den zufäl­li­gen fund des typo­skripts von arthur koest­lers „son­nen­fins­ter­nis“ – und was das für den text und sei­ne rezep­ti­on bedeu­ten könn­te
  • Wem gehört das Geld der VG Wort? | Wolf­gang Mich­al → die ein­zi­ge gute, tref­fen­de und rich­ti­ge ein­schät­zung und erklä­rung des vg-wort-urteils, die ich bis­her gele­sen habe – die zei­tun­gen etc. schla­gen sich ja anschei­nend alle auf die sei­te der ver­la­ge, die jetzt ihren recht­mä­ßig erhal­te­nen gel­dern nach­jam­mern
  • War­um die „Reform“ des Sexu­al­straf­rechts kei­ne ist | Ver­fas­sungs­blog → ulri­ke lembke erklärt im ver­fas­sungs­blog, war­um die straf­rechts­re­form der bun­des­re­gie­rung so schlecht und vor allem unzu­rei­chend ist

    Die Bun­des­re­gie­rung ver­passt die Chan­ce, den min­de­ren straf­recht­li­chen Schutz der sexu­el­len Selbst­be­stim­mung und die fak­ti­sche Straf­lo­sig­keit sexu­el­ler Über­grif­fe in Deutsch­land durch einen gro­ßen Wurf zu been­den. Erfor­der­lich ist ein Grund­tat­be­stand der „nicht ein­ver­ständ­li­chen sexu­el­len Hand­lun­gen“, wel­cher sich zur Ver­ge­wal­ti­gung so ver­hält wie Dieb­stahl zu Raub, denn die sexu­el­le Selbst­be­stim­mung ver­dient den glei­chen Schutz wie das Eigen­tum. Im Rechts­staat zählt nicht, wer am schnells­ten zurück­schlägt. Und in der Sexua­li­tät zählt seit lan­gem eine Ver­hand­lungs­mo­ral, die beid­sei­ti­ges Ein­ver­ständ­nis zur Bedin­gung gemein­sa­mer Lust macht. Auch dahin­ter soll­te der straf­recht­li­che Schutz nicht zurück­blei­ben.

  • Gericht: Haut­far­be darf bei Kon­trol­le kei­ne Rol­le spie­len | law blog → udo vet­ter weist auf ein urteil des ovg rhein­land-pfalz hin, dass die hür­den für eine dis­kri­mi­nie­rungs­freie poli­zei­kon­trol­le aus­rei­chend hoch hängt – die haut­far­be darf näm­lich danach nicht wesent­li­ches teil des „motiv­bün­dels“ sein. mal sehen, ob das bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt das auch so sieht – ich kann mir nicht vor­stel­len, dass die bun­des­po­li­zei das auf sich sit­zen lässt (und revi­si­on ist zuge­las­sen)
  • Kei­ne Ver­le­ger­be­tei­li­gung: VG Wort erlei­det Nie­der­la­ge in Karls­ru­he | Bör­sen­blatt → das bgh macht mit der far­ce schluss, dass die vg wort mit dem geld der autorin­nen & autoren ver­la­ge suben­tio­niert (für die ist das natür­lich ein bit­te­rer ein­nah­me­ver­lust …)

Ins Netz gegangen (20.4.)

Ins Netz gegan­gen am 20.4.:

  • The Stran­ge Tale of Social Auto­psy, the Anti-Harass­ment Start-up That Des­cen­ded Into Gamer­ga­te Truthe­rism | NYMag → tol­le geschich­te über ein kick­star­ter-pro­jekt, das auf omi­nö­se wei­se hate-speech & cyber­bul­ling bekämp­fen woll­te und dann ganz schnell sich selbst in gamer­ga­te-ver­schwö­run­gen ver­strick­te – weil die initia­to­rin offen­bar kei­ne ahnung hat(te), was im inter­net der jetzt­zeit so alles pas­siert …: „So over­all, Social Autopsy’s Kick­star­ter roll­out has not been wit­hout its hic­cups.“
  • Infor­ma­tio­nel­le Selbst­zer­trüm­me­rung | ctrl+verlust → inter­es­san­te über­le­gun­gen von mspro: hin­dert das kon­zept der infor­ma­tio­nel­len selbst­be­stim­mung nicht eigent­lich einen effek­ti­ven daten­schutz oder einen schutz der indi­vi­du­en vor miss­bräuch­li­cher nut­zung ihrer daten?

    Man kann das noch wei­ter­spin­nen, wie ich es ja bereits seit eini­gen Jah­ren tue 4: Wenn wir 1. nicht mehr kon­trol­lie­ren kön­nen, wel­che Daten über uns an wel­chen Stel­len gesam­melt wer­den, weil wir die gan­ze Welt mit immer mehr und immer unsicht­ba­re­ren Sen­so­ren aus­stat­ten;
    Wenn wir 2. die Kapa­zi­tä­ten von Lei­tun­gen und Daten­trä­gern immer wei­ter erhö­hen, so dass Daten in immer grö­ße­rem Umfang immer pro­blem­lo­ser von A nach B kopiert wer­den kön­nen;
    Wenn wir 3. immer bes­se­re Metho­den und Soft­ware zur Daten­aus­wer­tung bereit­stel­len, die noch aus den unschul­digs­ten Daten kom­ple­xe Pro­fil­bil­dun­gen und unvor­her­ge­se­he­ne Erkennt­nis­se erlau­ben;
    Wenn wir also den infor­ma­tio­nel­len Kon­troll­ver­lust auf den Ebe­nen der Samm­lung, Spei­che­rung und Aus­wer­tung erle­ben, wie kön­nen wir dann über­haupt noch – egal wo – von einer „infor­mier­ten Ein­wil­li­gung“ spre­chen, ohne uns in die eige­ne Tasche zu lügen?

  • Klei­ne Kri­tik am digi­ta­len Dis­kurs | Bob Blu­me → bob blu­me ist vom „digi­ta­len dis­kurs“ etwas des­il­lu­sio­niert und über­legt, was digi­ta­le bil­dung in der schu­le soll/​kann/​muss … – auch die kom­men­ta­re steu­ern inter­es­san­te über­le­gun­gen bei
  • Kli­ma­wan­del: Wir Umwelt­ver­wal­ter | Zeit → guter text über die ent­wick­lung der umwelt­be­we­gung und ‑poli­tik in der schweiz

    Wir Schwei­zer sind gute Umwelt­ver­wal­ter, sehen uns gern als Vor­bil­der und sind manch­mal ganz gern auch Umwelt­träu­mer, und wo Umwelt­schutz kos­tet, haben wir das Geld dafür. Sobald es aber um Ver­hal­tens­wei­sen oder gar um Macht­struk­tu­ren geht, las­sen wir lie­ber alles beim Alten.

    Für die anste­hen­den gro­ßen Umwelt­pro­ble­me vom Kul­tur­land­ver­lust über das Arten­ster­ben bis zum Kli­ma­wan­del wird das nicht genü­gen.

  • HIS­TO­di­gi­ta­LE → oer-platt­form der leip­zi­ger uni für das fach geschich­te, mit schwer­punkt auf leip­zig-the­men
  • „Lie­ber Papa“ – Toch­ter bit­tet Ihren Vater um ein Gefal­len – You­Tube
  • Old man yells at cloud | Cof­fee And TV → auch nerds seh­nen sich nach der guten, alten zeit – nur begrün­den sie es halt mit einem dou­glas-adams-zitat
    (im grun­de trifft lukas aber einen punkt, den ich ähn­lich emp­fin­de, was die ver­füg­bar­keit von musik, bil­dern, tex­ten angeht …)
  • The cult of memo­ry: when histo­ry does more harm than good | The Guar­di­an → sehr gute über­le­gun­gen (mit vie­len bei­spie­len) von david rieff über den „kult der erin­ne­rung“, das unbe­ding­te „nie ver­ges­sen“ und die pro­ble­me, die das (gesell­schaft­lich) her­vor­ru­fen kann

    The con­se­quence of this is that remem­brance as a spe­ci­es of mora­li­ty has beco­me one of the more unas­sailable pie­ties of the age. Today, most socie­ties all but vene­ra­te the impe­ra­ti­ve to remem­ber. We have been taught to belie­ve that the remem­be­ring of the past and its corol­la­ry, the memo­ri­a­li­sing of coll­ec­ti­ve his­to­ri­cal memo­ry, has beco­me one of humanity’s hig­hest moral obli­ga­ti­ons.

    But what if this is wrong, if not always, then at least part of the time? What if coll­ec­ti­ve his­to­ri­cal memo­ry, as it is actual­ly employ­ed by com­mu­ni­ties and nati­ons, has led far too often to war rather than peace, to ran­cour and resent­ment rather than recon­ci­lia­ti­on, and the deter­mi­na­ti­on to exact reven­ge for inju­ries both real and ima­gi­ned, rather than to com­mit to the hard work of for­gi­ve­ness?

    […]

    The­re is also too much remem­be­ring, and in the ear­ly 21st cen­tu­ry, when peo­p­le throug­hout the world are, in the words of the his­to­ri­an Tzve­tan Todo­rov, “obses­sed by a new cult, that of memo­ry”, the lat­ter seems to have beco­me a far grea­ter risk than the for­mer.

Ins Netz gegangen (14.4.)

Ins Netz gegan­gen am 14.4.:

  • Farm to Fable | Tam­pa Bay Times → ein inter­es­san­ter und auf­wen­dig recher­chier­ter, aber sehr lan­ger (und bis­wei­len arg lang­at­mi­ger) text der restau­rant­kri­ti­ke­rin der „tam­pa bay times“ in flo­ri­da über die lügen der gas­tro­no­mie, was „local“ (in deutsch­land eher: regio­nal) zuta­ten (und her­kunfts­an­ga­ben über­haupt) angeht. auf den punkt gebracht:

    If you eat food, you are being lied to every day.

    (es gibt aber auch posi­ti­ve bei­spie­le …)

  • Bil­ler unread | der Frei­tag → micha­el ange­le vom „frei­tag“ schreibt eine sam­mel­re­zen­sen­si­on der kri­ti­ken von bil­lers „bio­gra­fie“

    So bil­de­te sich mir beim Lesen ein eige­ner klei­ner Roman über einen Kri­ti­ker, was will man mehr.

  • Exit-Stra­te­gie: Herrn­dorfs Revol­ver | FAS → julia encke hat sich im lite­ra­tur­ar­chiv mar­bach die waf­fe von wolf­gang herrn­dorf zei­gen las­sen und erzählt für die „fas“ die geschich­te, wie sie dort­hin kam

    Doch ist die eigent­li­che Poin­te viel­leicht eine ganz ande­re. Denn von Wolf­gang Herrn­dorf liegt hier in Mar­bach jetzt nur der Revol­ver und kein Manu­skript, kei­ne Skiz­ze, kei­ne hand­schrift­li­chen Noti­zen. Nur die Reli­quie sozu­sa­gen, aber nicht die Schrift. Wer „Arbeit und Struk­tur“ liest – die­ses über­wäl­ti­gen­de Buch mit zwei Prot­ago­nis­ten: Wolf­gang Herrn­dorf und sei­ne Waf­fe -, der kennt auch die Pas­sa­gen, in denen der Autor sei­ne Abnei­gung gegen­über Ger­ma­nis­ten ziem­lich deut­lich zum Aus­druck bringt. Dass die Ger­ma­nis­ten jetzt nur das Werk­zeug der Been­di­gung des Schrei­bens in die Hän­de bekom­men und nicht den Text selbst, das hät­te ihm mög­li­cher­wei­se gefal­len. Es passt jeden­falls zu der Art von Scher­zen, die Wolf­gang Herrn­dorf moch­te.

  • Unge­wöhn­li­cher Klang­po­et: Zum Tod des Kom­po­nis­ten Josef Anton Riedl | BR-Klas­sik → heu­te erst erfah­ren: josef anton riedl ist gestor­ben. für br-klas­sik hat hel­mut rohm einen guten nach­ruf geschrie­ben.

    Sein eige­nes mul­ti­me­dia­les, Gat­tungs­gren­zen spren­gen­des Schaf­fen aber lässt sich kaum auf den Punkt brin­gen. Jeden­falls hat er – wie sein Freund Die­ter Schne­bel es tref­fend sag­te – nie „nor­ma­le“ Musik geschrie­ben.

  • Aldis final Dis­count­down | Kraut­re­por­ter → peer scha­der über den „stra­te­gie­wech­sel“ bei aldi und die damit ein­her­ge­hen­den pro­ble­me für händ­ler, her­stel­ler und kun­den
  • A Smart Black­let­ter Font: 7 Ques­ti­ons for Ger­rit Ans­mann | Typography.Guru → war­um – und vor allem wie – ein deut­scher phy­si­ker eine frak­tur-schrift für das 21. jahr­hun­dert aufbereitet/​aktualisiert
  • How an inter­net map­ping glitch tur­ned a ran­dom Kan­sas farm into a digi­tal hell | Fusi­on → cra­zy sto­ry, was pas­siert, wenn eine/​mehrere ip-loca­ti­ons-fir­ma beschlie­ßen, ips, deren adres­se sie nicht genau ken­nen, der „mit­te“ eines lan­des zuord­nen – da wohnt unter umstän­den näm­lich jemand …
  • Natur­schutz: Was ist nur aus uns gewor­den? | Zeit → haral wel­zer ist etwas rat­los – all das grü­ne leben, das bemü­hen um nach­hal­tig­keit und öko­lo­gie – es scheint nichts zu nut­zen, weil das „immer mehr“ aus dem kapi­ta­lis­ten sys­tem offen­bar nicht weg­zu­be­kom­men ist …

    Der Preis für das so per­fekt funk­tio­nie­ren­de Bünd­nis zwi­schen Öko­be­sorg­nis und Nor­mal­wirt­schaft ist hoch: Nicht nur klafft heu­te zwi­schen der aus­ge­bau­ten Exper­to­kra­tie in Minis­te­ri­en, Uni­ver­si­tä­ten, Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen und Umwelt­ver­bän­den und ‑räten aller Art und der bun­ten, aber eher staats­fer­nen und ent­po­li­ti­sier­ten Gras­wur­zel­ak­ti­vis­ten-Sze­ne eine gro­ße gesell­schafts­po­li­ti­sche Lücke, auch ist den Grü­nen ihr Mar­ken­kern abhan­den­ge­kom­men, seit die gan­ze Gesell­schaft sym­bo­lisch ergrünt ist.

    Das wirkt sich umso dra­ma­ti­scher aus, als die Fol­gen einer fort­ge­setz­ten Natur­zer­stö­rung heu­te immer deut­li­cher wer­den – bis hin zu den sozia­len Fol­gen in Gestalt von Flucht und Ver­trei­bung. Eine Wei­le lang hat die Öko­be­we­gung als Moder­ni­sie­rungs­im­puls für eine moder­ne Gesell­schaft gewirkt, die so etwas regel­mä­ßig braucht, um neue Märk­te, Pro­duk­te und Bedürf­nis­se zu erschlie­ßen. Aber in die­ser Moder­ni­sie­rung hat sie sich selbst weit­ge­hend ver­lo­ren. Ivan Illich hat­te auf Selbst­be­gren­zung bestan­den, weil es kei­ner noch so effi­zi­enz­ge­schärf­ten Pro­duk­ti­vi­tät jemals gelin­gen kön­ne, „die nach Belie­ben geschaf­fe­nen und mul­ti­pli­zier­ten Bedürf­nis­se zu befrie­di­gen“. Wohl wahr. Aber Selbst­be­gren­zung ist einem Sys­tem wesens­fremd, des­sen Erfolgs­re­zept gera­de dar­in liegt, unab­läs­sig natür­li­che Gren­zen zu über­schrei­ten.

  • wör­ter­buch­kri­tik an einer wer­be­an­zei­ge | lexi­ko­gra­phieb­log → schön: wer sei­ne anzei­ge als lexi­kon­ein­trag gestal­tet, muss auch damit rech­nen, dass ein lexi­ko­graph sie lexi­ko­gra­phisch kri­ti­siert …

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