Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Schlagwort: gender

Ins Netz gegangen (9.12.)

Ins Netz gegan­gen am 9.12.:

  • 30. Neo­histofloxikon oder Neue Floskeln braucht das Land | Geschichte wird gemacht — achim landwehr wird grund­sät­zlich:

    Es ist eigentlich immer an der Zeit, das eigene Denken über Ver­gan­gen­heit und Geschichte mal etwas durchzuschüt­teln und auf den grund­sät­zlichen Prüf­s­tand zu stellen.

  • Who is afraid of jazz? | JazzZeitung — “Wer hätte gedacht, dass ich sog­ar Bruck­n­er ein­mal span­nen­der und frenetis­ch­er find­en würde als neuen Jazz!”
  • Essay: Schläfrig gewor­den — DIE WELT — er osteu­ropa-his­torik­er karl schlögel wider­spricht in der “welt” den ver­fassern & unterze­ich­n­ern des aufrufes “wieder krieg in europa?” — meines eracht­ens mit wichti­gen argu­menten:

    Denn in dem Aufruf ist neben vie­len All­ge­mein­plätzen, die die Eigen­schaft haben, wahr zu sein, von erstaunlichen Din­gen die Rede. So lautet der erste Satz: “Nie­mand will Krieg” – so als gäbe es noch gar keinen Krieg. Den gibt es aber. Rus­sis­che Trup­pen haben die Krim beset­zt
    […] Aber­mals ist vom “Nach­barn Rus­s­land” die Rede: Wie muss die Karte Europas im Kopf der­er ausse­hen, die so etwas von sich geben oder mit ihrer Unter­schrift in Kauf nehmen! Pein­lich – und wahrschein­lich in der Eile von den viel beschäftigten, ern­sthaften Unterze­ich­n­ern nicht zur Ken­nt­nis genom­men – die Behaup­tung, Rus­s­land sei seit dem Wiener Kongress Mit­gestal­ter der europäis­chen Staaten­welt. Das geht viel weit­er zurück, wie auch Laien wis­sen, die schon von Peter dem Großen gehört haben. Und aus­gerech­net die Heilige Allianz zu zitieren, mit der die Teilung Polens zemen­tiert, die pol­nis­chen Auf­stände niederge­wor­fen und die 1848er-Rev­o­lu­tion bekämpft wor­den ist – das passt nicht gut zur Ern­sthaftigkeit eines um den Dia­log bemüht­en Unternehmens. Vom Molo­tow-Ribben­trop-Pakt – eine zen­trale Erfahrung aller Völk­er “dazwis­chen” und im 75. Jahr der Wiederkehr des Ver­trages, der den Zweit­en Weltkrieg möglich gemacht hat – ist im Text gar nicht die Rede, ein­fach zur Seite geschoben, “ver­drängt”.

  • Was bewegt Yvan Sag­net?: Hoff­nung der Sklaven | ZEIT ONLINE -

    Arbeit­er aus dem Sudan, aus Burk­i­na Faso, aus Mali, aus fast jedem Land Afrikas. In dreck­i­gen Män­teln suchen sie vor den Müll­haufen nach Ver­w­ert­barem. Es ist, als würde man durch einen düsteren, apoka­lyp­tis­chen Roman von Cor­mac McCarthy fahren. An den Feld­we­gen, die von den Land­straßen abge­hen, ste­hen Pros­ti­tu­ierte. Rumänin­nen und Bul­gar­in­nen. So sieht es aus, das Herz der ital­ienis­chen Tomaten­pro­duk­tion.

    — fritz schaap in der zeit über den ver­such des gew­erkschafters yvan sag­net, die mis­er­ablen bedin­gun­gen der arbeit­er in ital­ien, v.a. der ern­te­helfer, zu verbessern. der sagt u.a.

    “Der Käufer muss wis­sen: Wenn er in den Super­markt geht und ein Kilo­gramm ital­ienis­che Tomat­en für achtzig Cent kauft, dann wur­den diese Tomat­en von mis­er­abel ent­lohn­ten Arbeit­ern geern­tet, die man ohne Weit­eres als mod­erne Sklaven beze­ich­nen kann.”

  • Eine wichtige Infor­ma­tion der Vere­inigten Geheim­di­en­ste — YouTube — Bet­ter no Let­ter: Eine wichtige Infor­ma­tion der Vere­inigten Geheim­di­en­ste (siehe auch: The U.S.S.A. says: BETTER NO LETTER!)
  • Union kri­tisiert Ramelow-Wahl in Thürin­gen: Ver­lo­gene Heul­susen | tagesschau.de — wow, bei der ARD & der Tagess­chau ist jemand genau­so angewidert vom Ver­hal­ten der CDU in Thürin­gen wie ich
  • Forschung: So will doch kein­er arbeit­en! | ZEIT ONLINE — Forschung: So will doch kein­er an Unis arbeit­en! — Dieses Mal mit ein­er His­torik­erin
  • Zer­schla­gen, aber im Samm­lungskon­text erschließbar: In der Bay­erischen Staats­bib­lio­thek wurde über den Ankauf des Schott-Archivs informiert | nmz — neue musikzeitung — Zer­schla­gen, aber im Samm­lungskon­text erschließbar: Die Bestände des Archivs des Schott-Ver­lages teilen sich kün­ftig auf die Staats­bib­lio­theken München und Berlin sowie sechs Forschung­sein­rich­tun­gen auf. Über den Kauf­preis wurde Stillschweigen vere­in­bart.
  • So ent­stand der Mythos der “Trüm­mer­frauen” — Poli­tik — Süddeutsche.de — die sz lässt sich von der his­torik­erin leonie tre­ber noch ein­mal erk­lären, woher die “trüm­mer­frauen” kom­men:

    Es wurde ein äußerst pos­i­tives Bild dieser Frauen ver­mit­telt: Dass sie sich frei­willig und mit Freude in die harte Arbeit stürzen und den Schutt wegräu­men, um den Wieder­auf­bau voranzutreiben. Die PR war auch enorm wichtig, weil die Trüm­mer­räumer — wie zuvor erwäh­nt — stig­ma­tisiert waren und solche schw­eren Jobs bis dahin eigentlich nicht von Frauen erledigt wer­den soll­ten. Deshalb wurde das Bild der “Trüm­mer­frau” pos­i­tiv aufge­laden mit den Stereo­typen, die wir noch heute mit dem Begriff verbinden.

  • Mainz­er Schott-Musikver­lag: His­torisches Archiv wird öffentlich zugänglich — Rhein­land-Pfalz | SWR.de — “opti­male Erschließung” = Zer­störung des Zusam­men­hangs. Schott-Musikver­lag: Archiv wird öffentlich zugänglich
  • Hat die Jugend keinen Ehrgeiz mehr? | Blog Mag­a­zin — philipp tin­gler über die gegen­wart, die kul­tur und den ehrgeiz zum glück:

    Gegen­wär­tig leben wir in ein­er Gesellschaft, die Selb­st­per­fek­tion­ierung, die Arbeit am Ich, als Selb­st­genuss pos­tuliert; ein­er der let­zten Leitwerte in der irre­duz­i­blen Vielfalt der uns allen­thal­ten umgebe­nen Kontin­gen­zkul­tur ist: Authen­tiz­ität. Dafür ste­ht auch Diane von Fürsten­berg. Die Biografie als Pro­jekt. Wenn jet­zt also plöt­zlich alle aus ihrem Leben ein Kunst­werk machen wollen, dann ist das nicht nur ein ethis­ch­er, son­dern auch ein sehr ehrgeiziger Imper­a­tiv: Lebenswel­ten und ‑for­men wer­den ambi­tion­iert durchäs­thetisiert, und das Pathos der Selb­ster­schaf­fung richtet sich auf die bei­den grossen Ziele der Post­wach­s­tums­ge­sellschaft: Spass und Glück.
    […] Wir sehen also, dass Ehrgeiz dur­chaus nicht ver­schwun­den ist, son­dern sich nur verir­rt hat.

    seine ther­a­pie ist übri­gens ziem­lich ein­fach (und wahrschein­lich gar nicht so verkehrt): selb­stironie als die “schön­ste Form der Eigen­liebe”

  • Duden | Kon­rad-Duden-Preis 2014 geht an Damaris Nübling | — Der Kon­rad-Duden-Preis 2014 geht an @DFDmainz-Projektleiterin Damaris Nübling
  • E‑Books: Wir sind die Fährten­leser der neuen Lit­er­atur — Büch­er — FAZ — elke heine­mann über die vielfalt der neuen (kleine) e‑book-ver­lage:

    Dich­tung ist längst auch dig­i­tal: Auf der Suche nach E‑Books abseits des Main­streams führt der Weg in Deutsch­land vor allem nach Berlin. Doch die engagierten Spezialver­lage haben auch spezielle Prob­leme.

  • Gen­der-Debat­te: Anschwellen­der Ekelfak­tor | ZEIT ONLINE — wun­der­bar: robin det­je rech­net gnaden­los mit den kolum­nen­het­zern #ulfhar­ald­jan­matthias aber (schade nur, dass das bei der @Zeit wieder nie­mand lesen wird und har­ald deshalb weit­er die leser­schaft vergiften darf):

    Heute tobt die Schlussstrichde­bat­te Fem­i­nis­mus. Ende: nicht abzuse­hen. Alternde Män­ner an vorder­ster Front. Hoher Unter­hal­tungswert, aber auch anschwellen­der Ekelfak­tor. Die Argu­men­ta­tion wieder faszinierend: Fem­i­nis­mus gibt es inzwis­chen doch schon so lange, das nervt, Frauen ner­ven ja immer, und die Frauen wollen offen­bar tat­säch­lich, dass wir Män­ner unser Ver­hal­ten ändern, weshalb jet­zt wir die eigentlichen Opfer sind.
    […] Und deshalb husch, husch, ihr allmän­ner­mächti­gen Diskurs­be­herrsch­er, zurück in eure Eck­kneipe. Die jet­zt lei­der von einem Gen­der-Stud­ies-Les­ben‑, Transen- und X‑trupp über­nom­men wird, und ihr schiebt für eine Weile in der Küche Abwasch­di­enst.

    Entschuldigung, aber das wird man sich als aufgek­lärter, älter­er deutsch­er Mann doch noch wün­schen dür­fen.

  • “Fem­i­nis­mus kann niemals Lifestyle sein” • Denkw­erk­statt — gabriele michal­itsch im inter­view mit eini­gen sehr richti­gen beobach­tun­gen:

    Fem­i­nis­mus kann niemals Lifestyle sein, Fem­i­nis­mus ist immer poli­tisch. Wenn die Medi­en eine solche Diskus­sion befeuern, ist das eine Form von Antifem­i­nis­mus und der Ver­such, den Begriff Fem­i­nis­mus zu vere­in­nah­men, ihm seine poli­tis­che Rel­e­vanz abzus­prechen. Fem­i­nis­mus war zudem nie män­ner­feindlich, er wurde immer auch von Män­nern mit­ge­tra­gen. Wenn, dann wen­det er sich gegen bes­timmte Konzep­tio­nen von Männlichkeit – wie auch Weib­lichkeit. Wäre dieser ange­blich neue Fem­i­nis­mus nicht Gegen­stand öffentlich­er Debat­ten, müssten wir uns erst gar nicht damit auseinan­der­set­zen – in meinen Augen ist das eine antifem­i­nis­tis­che Strate­gie.

    und später auf den punkt gebracht:

    Wenn Fem­i­nis­mus auf Kar­riere mit Kindern reduziert wird, ist das das Ende des Fem­i­nis­mus.

Ins Netz gegangen (18.2.)

Ins Netz gegan­gen am 18.2.:

  • Chris Board­man: “Hel­mets not even in top 10 of things that keep cycling safe” | road.cc — Chris Board­man berät die britis­che Regierung in Sachen Fahrrad­verkehr. Und er ver­tritt die Posi­tion: Helme brin­gen wenig. Die Dat­en leg­en näm­lich nahe, dass nicht so sehr Helme vor Ver­let­zun­gen schützen, son­dern vor allem Infra­struk­tur.
    Board­man “likened the cul­ture of hel­met use among keen cyclists to peo­ple wear­ing body armour because they have got used to being shot at.”
  • Fotografie: Krieg ist fotografisch nicht darstell­bar | Kul­tur — Berlin­er Zeitung — Ger­hard Paul ver­tritt im Inter­view die These, dass (mod­erne) Kriege fotografisch nicht abzu­bilden sind:

    …, dass der Krieg das Unmod­el­lier­bare schlechthin ist. Er ist viel zu kom­plex, um ihn durch Fotografie oder Film sicht­bar zu machen. Der mod­erne Krieg ist raum­greifend. Er ist mit fotografis­chen oder filmis­chen Mit­teln nicht darstell­bar.

    Aber da es natür­lich trotz­dem Bilder (und Filme) von Kriegen gibt, gilt immer­hin:

    Jed­er Krieg hat seine eigene ästhetis­che Ken­nung und seine eige­nen Bilder.

  • kul­tur & geschlecht — Das online­jour­nal kul­tur & geschlecht ist ein trans­diszi­plinäres Forum für Nach­wuchs-wis­senschaftler/in­nen der Ruhr-Uni­ver­sität Bochum, die zu Geschlechter­fra­gen und ihren Kon­tex­ten forschen. Es wird am Lehrstuhl für Medi­enöf­fentlichkeit und Medi­en­ak­teure mit beson­der­er Berück­sich­ti­gung von Gen­der des Insti­tuts für Medi­en­wis­senschaft der Ruhr-Uni­ver­sität Bochum von Astrid Deu­ber-Mankowsky und Anja Michaelsen her­aus­gegeben, gefördert von der Fakultät für Philolo­gie und dem Rek­torat der RUB.

    Ziel ist, Pro­jek­te, umfassendere Hausar­beit­en, Bach­e­lor- und Mas­ter­ar­beit­en, Tagun­gen und Work­shops, mit inno­v­a­tiv­en Ansätzen und Fragestel­lun­gen der Geschlechter­forschung ein­er größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der Schw­er­punkt liegt auf aktuellen kul­tur-wis­senschaftlichen Gen­der Stud­ies. Dabei ist uns beson­ders wichtig, über ‚klas­sis­che’ The­men und Zugänge hin­aus­ge­hend Bezüge herzustellen. Dadurch hof­fen wir, rela­tionale Beziehun­gen sicht­bar zu machen, und um eine Per­spek­tive, die den Gen­der Stud­ies von Beginn an eigen ist: dass Geschlech­ter­dif­ferenz nicht als isoliertes Phänomen zu begreifen ist, son­dern nur durch umfassendes, trans­diszi­plinäres Befra­gen kom­plex­er kul­tureller Prozesse.

  • Sin­gen auf dem Rad­weg « Velophil — huch:

    An drei Stellen in Ams­ter­damer Parks hängte sie Schilder mit der Auf­schrift “Zang­fi­etspad” auf, was so viel heißt wie Gesangsrad­weg. Zudem war auf dem Schild ein sin­gen­der Rad­fahrer abge­bildet, und unter ihm stand die Auf­forderung: Hier kön­nen Sie offiziell auf dem Rad sin­gen.

  • Georg Diez über Homo­pho­bie — SPIEGEL ONLINE — Georg Diez in sein­er Spiegel-Kolumne:

    Man kann die Räder ja kaum noch zählen, die da alle zurückge­dreht wer­den sollen, mit solch biol­o­gis­tis­chem, fun­da­men­tal­is­tis­chem, bedrück­en­dem Unsinn — und das Trüb­sin­nig­ste daran ist, dass das alles im halb­sei­de­nen Gewand eines Kon­ser­vatismus geschieht, der seine eigene Über­lebtheit mit der Vertei­di­gung von ange­blich christlichen Werten cam­ou­fliert.

Ins Netz gegangen (28.8.)

Ins Netz gegan­gen am 28.8.:

  • xkcd: Mon­ster — Mon­ster (via Pub­lished arti­cles)
  • Die Wahrheit über die Geschlechter | — Grandios: Kat­ja ver­rät uns endlich die Wahrheit über die Geschlechter. Zum Beispiel diese hier:

    Da kleine Babys noch nicht ihren Kopf heben kön­nen, um ihr Geschlecht­steil zu sehen, muss man sie sofort nach der Geburt rosa oder hell­blau klei­den, damit sie wis­sen, welchem Team sie ange­hören.

  • Parteien­wer­bung als “Wohlfühl­pro­pa­gan­da” — Medi­en­wis­senschaftler Bolz über den Wahlkampf | Deutsch­landra­dio Kul­tur — Nor­bert Bolz im Gespräch mit Deutsch­landra­dio Kul­tur über den Wahlkampf und ins­beson­dere die Wahlwer­bung:

    abso­lut inhalt­slose, botschaft­slose Pro­pa­gan­da ist das, im Grunde Wohlfühl­pro­pa­gan­da, und das ist die weitest­mögliche Ent­fer­nung von einem poli­tis­chen Wahlkampf. […] Aber das ist ja alles so offen­sichtlich insze­niert, dass ich glaube, dass kein Bürg­er darauf hine­in­fällt.

  • Bild dir deinen Spiegel: Mor­gen kommt der Niko­laus | debat­tier­sa­lon — Mar­i­on Kraske über die “Entk­er­nung der vierten Gewalt” am Beispiel des “Spiegels”:

    Das alles sind Belege für die zunehmende Ent­poli­tisierung der ein­sti­gen pub­lizis­tis­chen Speer­spitze, die auf das Kon­to ein­er in weit­en Teilen apoli­tisch denk­enden Führungsriege geht. Saßen da früher alte, unbe­queme Haude­gen mit Rück­grat, weit­gereiste und welt­ge­wandte Geis­ter, denen Ameri­ka eben­so ver­traut war wie Alban­ien oder Afghanistan, tum­meln sich (im Übri­gen auch in anderen Redak­tio­nen) heute glat­te und angepasste Hauskar­ri­eris­ten, die die Welt wahlweise aus dem Elfen­bein­turm oder vom Deck der Segely­acht beurteilen, die zwar streets­mart und Talk­show-kom­pat­i­bel sind, denen poli­tis­che Prozesse allerd­ings egal und poli­tis­ches Denken augen­schein­lich fremd sind.

Ins Netz gegangen (24.8.)

Ins Netz gegan­gen am 24.8.:

  • The Deal That Brought Dvo­rak to New York — NYTimes.com — The con­tract that brought Dvo­rak to the new world — six pages of grace­ful­ly hand­writ­ten claus­es, bound by green rib­bon …
    einige Auszüge davon hat die NYT auch online gestellt: http://www.nytimes.com/2013/08/24/arts/music/the-fine-print-of-dvoraks-contract.html
  • Prob­lema­tis­che Wahlkampf­plakate XII | Rep­tilien­fonds — Aus dem Rep­tilien­fonds:

    Und während “der Euro gerettet wird”, Deutsche den Hit­ler­gruß zeigen, der Ver­fas­sungss­chutz so bleibt, wie er ist, um die näch­ste Neon­azi-Kaderor­gan­i­sa­tion aufzubauen, Frauen mit Migra­tionsh­in­ter­grund zuhause bleiben müssen, weil ihnen die CSU dafür einen Hun­ni in die Schürze steckt, die Zusam­me­nar­beit mit den Entwick­lungslän­dern zu ein­er Art Neo-Koloni­sa­tion umge­baut wird, die Arbeit­slosigkeit in prekären Jobs ver­steckt ist und die deutsche Außen­poli­tik zur Belan­glosigkeit wird, während all das passiert, soll man eines Sep­tem­ber­mor­gens auf­ste­hen und sagen: “Dann geh’ ich mal die Mut­ti wählen.”

  • Tot oder lebendig im Gangs­ta-Kap­i­tal­is­mus — taz.de — Klaus Wal­ter zum 50jährigen Jubiläum von Mar­tin Luther Kings “I have a dream”-Rede, zu deren (falsch­er) Vere­in­nah­mung und der Wende der schwarzen Bürg­er­rechts­be­we­gung:

    Ego-Pol­i­tics erset­zen Bürg­er­rechts­be­we­gung. Fün­fzig Jahre nach “I have a dream” sind die Idole des schwarzen Ameri­ka Rap­per wie Jay‑Z und Kanye West. Sie haben sich durchge­boxt

  • Kolumne von Sibylle Berg über das Ende der Lit­er­aturkri­tik — SPIEGEL ONLINE — Sibylle Berg mal wieder, voll im Recht:

    Jubel­nd äußern sich die Leser über ein neues drol­liges Hitler- oder Pfer­de­buch. Wun­der­bar, dass man es kann — grauen­haft, wenn Ver­braucher­mei­n­un­gen das einzige Kor­rek­tiv in der Kul­tur wer­den. Hat­te ich mir mit mein­er Aus­sage, zeit­genös­sis­che Kun­st würde von Experten in den Kanon befördert, schon viele Fre­unde gemacht, gilt es doch auch in allen anderen Bere­ichen unseres Lebens. […] Kein­er muss den Empfehlun­gen eines Lit­er­atur­wis­senschaftlers fol­gen, aber als Gege­nen­twurf zur eige­nen Mei­n­ung war sie ab und zu hil­fre­ich.

    Und natür­lich brin­gen die Kom­mentare gle­ich die ach-so-wertvollen Gegen­beispiel aus der Welt der Lit­er­atur­blogs. Und die gibt es ja dur­chaus. Nur ohne die Schlagkraft der “alten” Kul­turkri­tik. Und das darf man dur­chaus ver­mis­sen, ohne gle­ich als ewig Gestrige abgestem­pelt wer­den zu müssen. Und auch, ohne direkt davon etwas zu haben.

  • Panz­er­faust | Das Mag­a­zin — Ein schweiz­er Wehrpflichtiger berichtet — vom Grauen, Unsinn und Chaos des Mil­itärs:

    Und dass man auch noch gehorcht! Und diese gottver­dammten Lieder! (springt auf, geht herum, ruft auss­er sich) Ich habe ein­fach so über­haupt keinen Bock herumzuballern, mich von Gle­ichal­tri­gen figgen zu lassen und per­verse Lieder zu sin­gen! Muss aber! (stösst die Luft aus, set­zt sich, sagt leise) Kannst du mir erk­lären, warum das jemand geil find­et? Manch­mal ist es – ziem­lich unheim­lich.

  • Jill Peters Pho­tog­ra­phy — Sworn Vir­gins of Alba­nia — ein inter­es­santes Pro­jekt der Pho­tographin Jill Peters: In Alban­ien gibt es eine Tra­di­tion, nach der Frauen als Män­ner leben kön­nen — allerd­ings unter der Bedin­gung der Jungfräulichkeit & Keuschheit:

    “Sworn Vir­gin” is the term giv­en to a bio­log­i­cal female in the Balka­ns who has cho­sen, usu­al­ly at an ear­ly age, to take on the social iden­ti­ty of a man for life. As a tra­di­tion dat­ing back hun­dreds of years, this was some­times nec­es­sary in a soci­ety that lived with­in trib­al clans, fol­lowed the Kanun, an archa­ic code of law, and main­tained an oppres­sive rule over the female gen­der. […] As an alter­na­tive, becom­ing a Sworn Vir­gin, or ‘bur­ne­sha” ele­vat­ed a woman to the sta­tus of a man and grant­ed her all the rights and priv­i­leges of the male pop­u­la­tion. In order to man­i­fest the tran­si­tion such a woman cut her hair, donned male cloth­ing and some­times even changed her name. Male ges­tures and swag­gers were prac­ticed until they became sec­ond nature. Most impor­tant­ly of all, she took a vow of celiba­cy to remain chaste for life. She became a “he”.

  • The Heart of the Mat­ter: David Miran­da and the Preclu­sion of Pri­va­cy — RT @jayrosen_nyu: This post by @barryeisler (ex-CIA) explains bet­ter than any­thing I’ve read why they stopped David Miran­da at Heathrow

Ins Netz gegangen (10.6.)

Ins Netz gegan­gen (7.6.–10.6.):

  • Tage­buch­seit­en von Hitlers Chef-Ide­olo­gen Rosen­berg gefun­den — Süddeutsche.de — Offen­bar sind weit­ere Teile des Tage­buchs von Alfred Rosen­berg aufge­taucht — aber nichts genaues weiß man nicht:

    Nun, fast 67 Jahre nach Rosen­bergs Hin­rich­tung, tauchen weit­ere Papiere auf: Wie die Nachricht­e­na­gen­tur Reuters berichtet, liegen dem Unit­ed Staates Holo­caust Memo­r­i­al Muse­um 400 Seit­en vor. Möglicher­weise stam­men die nun aufge­taucht­en Papiere von Kemp­n­er oder aus dem Bestand von Kemp­n­ers Sekretär. Es soll sich um eine lose Samm­lung von Tage­buch­no­ti­zen han­deln, die Rosen­berg zwis­chen 1936 und 1944 abge­fasst hat.

  • Venedig — Venice, as ren­dered by Ottoman admi­ral and car­tog­ra­ph­er Piri Reis in his Kitab‑i Bahriye, a book of por­tolan charts and sail­ing direc­tions pro­duced in the ear­ly 16th cen­tu­ry
  • The Last Conun­drum — Geek&Poke
  • Sibylle Berg zur Sprachre­form an der Uni Leipzig — SPIEGEL ONLINE -

    Das Abend­land geht in Deutsch­land immer sofort und irrsin­nig schnell unter, wenn man eine Neuerung wagt, etwas gegen das Gewohn­heit­srecht untern­immt.

  • Berlin­er Stadtschloss: Deutsche Selb­st­feier | ZEIT ONLINE — Armin Nasse­hi über den “Bau” des “Berlin­er Schloss­es”:

    Her­aus­gekom­men aber ist nun his­torisieren­der nationaler Klein­mut

Netzfunde der letzten Tage (26.4.–29.4.)

Meine Net­z­funde für die Zeit vom 26.4. zum 29.4.:

  • Fran­zo­bel: Warum wir die Arbeit abschaf­fen sollen — Ich frage mich … — derStandard.at › Kul­tur — Fran­zo­bel, der über­bor­dende Phan­tast der öster­re­ichis­chen Lit­er­atur, schlägt vor, die Arbeit endlich abzuschaf­fen und PANDA, die “Partei der Nichtar­beit” zu grün­den:

    Arbeit, das sind wir — und son­st nichts mehr. Aber Arbeit ermüdet, und wir sind nicht dafür geschaf­fen.

  • Ephemera — Der Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz oder die Angst des Feuil­leton­is­ten vor dem Weib­lichen — Ana­tol Ste­fanow­itsch über die merk­würdi­gen Reak­tio­nen der Feuil­leton anlässlich des Vorschlags für einen “Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Patz” in Berlin:

    [Moses Mendelssohn] wäre sich­er dankbar für den Beschluss der grü­nen Bezirk­sregierung in Friedrichshain-Kreuzberg, neuen oder neu zu benen­nen­den Straßen solange die Namen von Frauen zu geben, bis fün­fzig Prozent aller Straßen im Bezirk nach Frauen benan­nt sind. Denn seien wir ehrlich, ohne einen solchen Beschluss wäre nie­mand auf die Idee gekom­men, seine Frau mit in den Straßen­na­men aufzunehmen.

  • The next gen­er­a­tion of Instapa­per – Marco.org — Mar­co Arment verkauft Instapa­per:

    I’m hap­py to announce that I’ve sold a major­i­ty stake in Instapa­per to Beta­works. We’ve struc­tured the deal with Instapaper’s health and longevi­ty as the top pri­or­i­ty, with incen­tives to keep it going well into the future. I will con­tin­ue advis­ing the project indef­i­nite­ly, while Beta­works will take over its oper­a­tions, expand its staff, and devel­op it fur­ther.

Netzfunde vom 6.1. bis zum 11.1.

Meine Net­z­funde für die Zeit vom 6.1. zum 15.1.:

feldforschung oder erzählung?

am woch­enende gele­sen: thomas mei­neck­es schmales bänd­chen feld­forschung (frank­furt am main: suhrkamp 2006). der unter­ti­tel behauptet, das seien erzäh­lun­gen. ich habe da so meine zweifel.
eigentlich war ich bish­er von mei­neck­es schrift­stel­lerischen arbeit­en immer recht ange­tan: tomboy habe ich vor eini­gen jahren mit großem vergnü­gen gele­sen, dann auch holz und The church of John F. Kennedy sehr genossen. die vor­e­in­stim­mung auf diesen band, der als &gdquo;narrativer Beitrag zur im AUgust 2006 eröffneten Aus­setlung ‘das achte feld. geschlechter, leben und begehren in der kun­st sein 1960’“ ent­stand, war also dur­chaus pos­i­tiv. den hin­ter­grund zitiere ich aus dem klap­pen­text deshalb so aus­führlich, weil er wahrschein­lich nicht ganz unwesentlich für die form des textes bzw. der elf stücke ver­ant­wortlich ist. vor allem aber, weil er so auf­fäl­lig noch ein­mal das wort „nar­ra­tiv“ bemüht. denn das ist eigentlich der knack­punkt bei diesem werk: wird hier über­haupt erzählt? ist es erzählen, wenn seit­en­lang die diskus­sion ein­er englis­chsprachi­gen mail­ingliste über drag queens und kings bzw. ihre zwis­chen­stufen und über­lagerunge und deren angemessene und kor­rek­te beze­ich­nung zitiert wird? oder ist das zitat nur fik­tion? die per­so­nen­na­men sind jeden­falls real und kön­nten auch — nach ein­er kurzen inter­net­suche — zu den entsprechen­den aus­sagen passen. eigentlich ist es aber egal, denn die wirk­lichkeit ist offen­bar nur noch der/ein/ text — und das heißt ja auch, dass wirk­lichkeit (und erst recht natür­lich mime­sis) kein kri­teri­um mehr ist. also, die frage bleibt aber auch unab­hängig von der fik­tion­al­ität dieser pas­sage: was wird hier eigentlich erzählt? natür­lich geht es um geschlecht(er), um ihrer kon­struk­tion, wahrnehmung etc. — fast hätte ich geschrieben: das übliche mei­necke-the­ma. aber noch ein­mal: ist das erzählt? es wir ja nur „be“-schrieben, nur sit­u­a­tio­nen geschildert. nur ganz sel­ten geschieht etwas, gibt es entwick­lun­gen und nur in weni­gen ansätzen gibt es so etwas wie zeit. und das scheint mir doch schon ein merk­mal von erzählen zu sein, dass zeit in irgend ein­er form anwe­send ist, eine rolle spielt. wenn über­haupt noch reste sozusagen von dem, was man geläu­fig unter erzählen fasst, zu find­en sind, sind sie ganz mei­necke-typ­isch neu­tral­isiert1: das grund­sät­zliche präsens zum beispiel. die unklarheit von gender/sex der erzählstimme — wo es sie noch gibt. zum beispiel in mis­ter gay, der rekon­struk­tion eines über­falls auf eine schwu­len­bar, bei der es natür­lich auch wieder um die ver­schwim­menden gren­zen geht: die übergänge von real­ität in fik­tion, von bericht (dessen stilmit­tel vorherrschen) zur erzäh­lung zum drehbuch, von psyschich­er „nor­mal­ität“ zu „krankheit“ usw. usf. oder, auch eine eher spezielle art des erzäh­lens: odysee, wo der text nur noch aus ein­er zeittafel und der — deu­ten­den — über­schrift beste­ht.
da ließe sich bes­timmt noch viel mehr dazu sagen. aber ob es sich lohnt? denn immer wieder dreht es sich aber — in dieser häu­fung dann auch schon sehr pen­e­trant — um die unklarheit­en des geschlechts, seine kon­struk­tio­nen, seine iden­titäten (und deren kon­struk­tio­nen)2 und so weit­er: „schon als klein­er junge war sie“ (63). wer das aber kapiert hat — und die mei­necke-leser ken­nen das ja eh’ schon -, dem ist eigentlich auch schon alles klar, was diese texte wollen. und der rest ist vor allem lang­weile.

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  1. ein typ­is­ch­er anfang bei mei­necke geht z.b. so: „bras­sai, unter dem ungarischen namen gyu­la halász geboren im sieben­bür­gis­chen kro­n­stadt, rumänisch brasov, wovon er sein pseu­do­nym phonetisch ableit­ete, dessen lebensweg von öster­re­ich-ungarn über deutsch­land nach frankre­ich führt, in den frühen 1930er jahren, auf seinen nok­tur­nen fotografis­chen streifzü­gen durch das soge­nan­nte geheime paris, augen­blick­lich im le mon­o­cle, ein­er, wie er sich, het­eronormiert, aus­drückt, auss­chließlich dem schö­nen geschlecht gewid­me­ten bar, in welch­er sämtliche frauen, die wirtin, sie hört auf den namen lulu de mont­par­nasse, die ander­norts leicht­bek­lei­de­ten bar- und ani­mier­mäd­chen, die kell­ner­in­nen, selb­st die garder­o­biere, män­nerklei­der tra­gen.“ (58) und das ist ger­ade ein­mal der erste absatz, es geht noch fünf seit­en so weit­er.
  2. „er brachte mir bei, was ich war, denn ich hat­te ja nie zuvor von fag hags gehört.“ (104)

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