Ich hatte mal wieder Gelegenheit, an der schönen Sauer-Orgel (Opus 793) von 1899 in Erbach auszuhelfen — die Orgel wird mir immer nahe bleiben, habe ich hier doch meinen ersten Unterricht genossen und meine ersten Gottesdienste gespielt …
Abgesehen davon ist es aber auch ein schönes pneumatisches Werk mit schönen, charakteristischen Stimmen, auch wenn es nicht arg groß ist.
Schlagwort: erbach
Der gestrige Arbeitsplatz schaut etwas anders aus: Aufgrund einer sehr langwierigen Reparatur/Sanierung des Daches der Evangelischen Stadtkirche in Erbach findet der Gottesdienst momentan im dortigen Gemeindehaus statt. Und da steht “nur” ein chinesischer Stutzflügel. Da der Gottesdienstbesuch im Vergleich zur Gemeindegröße aber auch nicht gerade umwerfend ist, reicht der auch durchaus aus. (Und schön: Beim Gottesdienst bleiben die Fenster offen, da können die Vögel auch mithören und mitsingen …)
Manchmal hat es eben doch einen guten Grund, wenn über die Provinz gelacht und gespöttelt wird. Zum Beispiel diesen hier:
Oder den hier:
(beides Beispiele aus aktuellen Flyern, von der Homepage der Ausstellung “Leben im Römischen Reich”.)
Das ist ja so blöd, dass man eigentlich gar nicht mehr lachen kann. Und es sticht auch dermaßen ins Auge, dass es doch irgend jemandem hätte auffallen müssen. Zumal man ja nicht gerade Spezialwissen benötigt, um diesen Fehler zu erkennen, das darf (und kann) auch ein Grafiker/Setzer wissen …
Die Kartoffelwochen scheinen im Odenwald wirklich eine nachhaltige Wirkung gehabt zu haben (und nur nebenbei: Es ist ja nicht so, dass die Kartoffel als Agrarprodukt im Odenwald noch irgend eine Rolle spielen würde. Im Mümlingtal zumindest — das überblicke ich zumindest halbwegs — wird sie faktisch nicht mehr angebaut. Zumindest nicht in ausreichenden Mengen) und sogar rückwirkend zu wirken, mit der Kraft, schlappe 1500 Jahre (ganz grob geschätzt, ich weiß …) zu überspringen. Und die Geschichtslehrer vor Ort freuen sich auch sehr, wenn sie sehen, was ihre ehemaligen Schüler und jetzigen Küchenchefs so alles gelernt haben.
Kein Wunder, dass “Land” und “Provinz” zum Schimpfwort verkommen sind.
Herrlich. Einfach nur herrlich. Der ersten Lauf im Schnee ist immer etwas besonderes, etwas schönes: Ich liebe es einfach, wenn der Wald, die Felder und die Wege weiß sind. Auch wenn es das Laufen etwas anstrengender macht. Heute morgen war das wieder wunderbar: Nach dem Sturm und den Regenschauern der letzten Tage habe ich überhaupt nicht damit gerechnet — aber die Sonne schien, der Himmel war blau: Ein richtig schöner Wintertag. Und in Erbach lag sogar ein bisschen Schnee. Also habe ich meine Winter– und Schlechtwetterschuhe rausgekramt, die Salomon XA 3D Ultra und bin losgezogen. Ein paar Kilometer weiter und einige Höhenmeter später fand ich mich im Bilderbuch des Winters wieder: Der Wald war richtig dick weiß, der feuchte Schnee hing dick an den Bäumen und auf den Ästen, die Wege waren niedrig und eng von den durch die Schneelast hinunter gekrümmten Bäumen — und einige kleinere hatte der Sturm auch auf die Wege geschmissen. Und ich lief mutterseelenallein im Wald über den noch unberührten Schnee: Nur ab und an kreuzte ein Wildfährte meine jungfräulichen Wege. Das ist — immer wieder — ungeheuer erhebend, ein Gefühl, das sich nur schwer beschreiben lässt. Da möchte man am liebsten laufen und laufen und laufen. Das tat ich dann auch erst einmal.
Dummerweise hatte meine rechte Socke nicht so viel Spaß wie ich: Kurz vor Bullau fing es an zu reiben — und beim nächsten Halt stellte ich mit Schrecken fest: Da ist, genau an der Oberkante des Schuhs, ein schön breites, großes Loch in der Socke! Das war neu — und nicht gerade vorteilhaft. Denn jetzt musste meine zarte Haut dran glauben. Die nächsten Kilometer waren nicht so erfreulich, es rieb und kratzte: Mir war klar, ich sollte doch langsam mal wieder in Richtung Heimat drehen … Passend war auch auf einmal, als ich in Bullau aus dem Wald kam, von dem herrlichen Wetter nichts mehr zu sehen: Graue Wolken überall, die nichts Gutes verhießen. Ganz hinten am Horizont fielen noch ein paar Sonnenstrahlen auf den weiß bestäubten Odenwald — aber da würde ich heute bestimmt nicht mehr hinkommen, nicht mit einer blutenden Ferse.
Also wurde die Runde doch etwas kürzer (22 Kilometer). Lustig war dann der Schluss — nicht so sehr die Tatsache, dass ich immer mehr mit Schnee und Wasser beworfen wurde, je tiefer ich kam und je mehr ich mich wieder Erbach näherte. Nein, eher der Zufall, dass die Wolken sich wieder auflösten und die Sonne wieder durchbrach. Und so hatte ich, als ich am Buchwaldskopf aus dem Wald kam, wieder mal einen herrlichen Blick über das sonnenerfüllte Mümlingtal: Das ist — trotz der zivilisatorischen Verschandelung des Tals — immer wieder erhebend, wenn man nach einem längeren/langen Lauf durch den Wald an dieser Stelle wieder aufs Feld kommt und einen freien Blick über Erbach und Michelstadt und noch mehr hat . Ganz besonders wirkt das natürlich, wenn die Sonne mitspielt. Da macht dann auch die aufgeriebene Ferse auf einmal nicht mehr viel aus.
heute ist so ein tag, der das (tägliche) laufen wieder herrlich und lohnend macht:
der schnee fällt und fällt seit dem morgengrauen (der weg zum gottesidenst war kein großes vergnügen). aber sofort nach der rückkehr vom dienst in die laufklamtotten geschlüpft, den forerunner gestartet und die salomon-schuhe (für den schnee) geschnürt: raus geht es, in den schnee und den winterlichen wald. was schöneres gibt es für einen läufer kaum. gut, rekorde bricht man bei diesem wetter nicht .… vor allem, da ich die gut 32 km von gestern noch etwas in den beinen merkte. aber das ist bei so schönem wetter auch egal. ja, ich finde das wirkliich ausgesprochen schönes laufwetter. auch wenn die sonne nicht scheint. und auch, wenn es ununterbrochen schneit. gut, der wind hätte jetzt nicht sein müssen — dann hätte ich nicht so viel schnee im gesicht gehabt. aber das konnte meine freude nicht trüben.
unterwegs war ich auf einer “standard”-runde: über den buchwaldskopf und sonnenweg zum zirkelberg, dann ein stück den kutschen weg hinauf, oberhalb von erbuch durch den wald in einem großen bogen bis ungefähr zum almenhof und dann über den schachert ins dreiseetal und zurück nach hause. das ist eine sehr schöne, weil sehr leere runde. nach dem ersten kilometer (mit schönen anstiegen) verschwindet man beim buchwaldskopf im wald und lässt mensch und ort hinter sich. am zirkelberg muss man noch einmal kurz die straße überqueren, aber sonst ist man nur auf waldwegen unterwegs. und bis zur rückkehr ins dreiseetal bei kilometer 13 auch meist ganz allein. nur der schluss hat dann noch ein kleines bisschen straße — aber das ist minimal.
so kann man oder ich zumindest auf dieser runde ganz viel genießen. den schönen wald. die ab und an davonstiebenden rehe. die zwitschernden vögel. vor allem aber die sanfte stille, die gedämpfte ruhe, die heute im schnee alles umgibt.
und dann nach 80 minuten die harte rückkehr in die zivilisation: die autos brausen, die menschen schippen schnee mit möglichst viel getöse, der sonntagsbraten duftet bis auf die straße. und man hat es eigentlich gar nicht vermisst. aber die warme dusche genießt man dann schon.
nachdem ich gestern noch einige kilometer geschrubbt habe (mit dem ergebnis, mir einen bösen, bösen wolf gelaufen zu haben — warum auch immer …) und der wochenkilometerzähler sich schon wieder der 80er-marke näherte, beschloss ich heute morgen kurzerhand, das typische herbstwetter dazu zu nutzen, meine neuesten schuhe mal auszuprobieren und gleich auf herz und nieren zu testen: die f‑lite 300 von inov‑8, ein trailschuh der englischen spezialisten.
die bedingungen für so einen test waren nahezu ideal: in den letzten tagen hatte es im odenwald öfters ein wenig geregnet, auch die nacht zum sonntag blieb nicht trocken. die felder sind abgeernte und auch der wald ist jetzt im herbst ein herrliches spielfeld — viel rutschiges laub, weiche erde, massenweise äste, aber durch das teilweise schon gefallene laub nicht mehr ganz so dunkel. denn sonne gab es nur in sehr kleinen dosen — ein paar schöne ausblicke ermöglichte sie mir über das verbaute mümlingtal, mit erstaunlich weiter sicht in richtung bergstraße. die konnte ich vor allem deshalb so genießen, weil meine oberschenkel mit dem schuhtest kreuz und quer über die felder, wiesen und vor allem in den wäldern zwischen rolle und buchwaldskopf nicht so ganz einverstanden waren: nach den knackigen anstiegen — ich musste natürlich alles laufen, gehen kam nicht in frage ;-) — waren mehrmals kurze verschnaufpausen dringend notwendig. zumal der untergrund im wald ja auch eine menge konzentration verlangt. und zwar nicht nur bergauf, sondern gerade auch bergab (ebene gab’s heute fast gar nicht …). denn schnell bleibt man da mal hängen oder stolpert. und dann kann man nicht einmal den schuhen die schuld geben. denn die f‑lite sind wirklich große klasse. schon nach den ersten schritten auf dem weg zur wiese machten sie klar, wo sie hingehören: nicht auf den asphalt … insbesondere wenn die beine und füße am schluss des laufes dann müde sind, machen solche schuhe auf pflaster und asphalt nur sehr, sehr wenig spaß. aber dafür können sie im gelände eben so richtig auftrumpfen: nasses gras, nasses laub, matsch, holz — alles kein problem. der grip ist einfach immer da. dabei sieht die sohle gar nicht so besonders aus und eigentlich ist der f‑lite auch noch gar nicht ein besonderer spezialist. aber für meine zweckeist er wunderbar geeignet: der schuh sitzt fest, wie angegossen passt er, stützt auch seitlich ein wenig, vor allem aber ist er absolut verlässlich auf vielfältigem untergrund. und gibt eine guten, aktiven abdruck, so dass man auch ordentlich speed geben kann. wenn die oberschenkel das mitmachen …
und damit man auch mal sieht, wie so trailschlappen im vergleich zu “normalen” tretern (hier: mizunos wave nexus 2, den ich gerne auf mittleren & längeren strecken trage) darstellen, noch ein paar fotos — nach dem lauf (die f‑lite sind so sauber, weil mich der rückweg wieder durch die “schuhwaschmaschine”, die sehr nassen weiden, geführt hat): —