Ins Netz gegangen am 9.12.:
- 30. Neohistofloxikon oder Neue Floskeln braucht das Land | Geschichte wird gemacht — achim landwehr wird grundsätzlich:
Es ist eigentlich immer an der Zeit, das eigene Denken über Vergangenheit und Geschichte mal etwas durchzuschütteln und auf den grundsätzlichen Prüfstand zu stellen.
- Who is afraid of jazz? | JazzZeitung — “Wer hätte gedacht, dass ich sogar Bruckner einmal spannender und frenetischer finden würde als neuen Jazz!”
- Essay: Schläfrig geworden — DIE WELT — er osteuropa-historiker karl schlögel widerspricht in der “welt” den verfassern & unterzeichnern des aufrufes “wieder krieg in europa?” — meines erachtens mit wichtigen argumenten:
Denn in dem Aufruf ist neben vielen Allgemeinplätzen, die die Eigenschaft haben, wahr zu sein, von erstaunlichen Dingen die Rede. So lautet der erste Satz: “Niemand will Krieg” – so als gäbe es noch gar keinen Krieg. Den gibt es aber. Russische Truppen haben die Krim besetzt
[…] Abermals ist vom “Nachbarn Russland” die Rede: Wie muss die Karte Europas im Kopf derer aussehen, die so etwas von sich geben oder mit ihrer Unterschrift in Kauf nehmen! Peinlich – und wahrscheinlich in der Eile von den viel beschäftigten, ernsthaften Unterzeichnern nicht zur Kenntnis genommen – die Behauptung, Russland sei seit dem Wiener Kongress Mitgestalter der europäischen Staatenwelt. Das geht viel weiter zurück, wie auch Laien wissen, die schon von Peter dem Großen gehört haben. Und ausgerechnet die Heilige Allianz zu zitieren, mit der die Teilung Polens zementiert, die polnischen Aufstände niedergeworfen und die 1848er-Revolution bekämpft worden ist – das passt nicht gut zur Ernsthaftigkeit eines um den Dialog bemühten Unternehmens. Vom Molotow-Ribbentrop-Pakt – eine zentrale Erfahrung aller Völker “dazwischen” und im 75. Jahr der Wiederkehr des Vertrages, der den Zweiten Weltkrieg möglich gemacht hat – ist im Text gar nicht die Rede, einfach zur Seite geschoben, “verdrängt”. - Was bewegt Yvan Sagnet?: Hoffnung der Sklaven | ZEIT ONLINE -
Arbeiter aus dem Sudan, aus Burkina Faso, aus Mali, aus fast jedem Land Afrikas. In dreckigen Mänteln suchen sie vor den Müllhaufen nach Verwertbarem. Es ist, als würde man durch einen düsteren, apokalyptischen Roman von Cormac McCarthy fahren. An den Feldwegen, die von den Landstraßen abgehen, stehen Prostituierte. Rumäninnen und Bulgarinnen. So sieht es aus, das Herz der italienischen Tomatenproduktion.
— fritz schaap in der zeit über den versuch des gewerkschafters yvan sagnet, die miserablen bedingungen der arbeiter in italien, v.a. der erntehelfer, zu verbessern. der sagt u.a.
“Der Käufer muss wissen: Wenn er in den Supermarkt geht und ein Kilogramm italienische Tomaten für achtzig Cent kauft, dann wurden diese Tomaten von miserabel entlohnten Arbeitern geerntet, die man ohne Weiteres als moderne Sklaven bezeichnen kann.”
- Eine wichtige Information der Vereinigten Geheimdienste — YouTube — Better no Letter: Eine wichtige Information der Vereinigten Geheimdienste (siehe auch: The U.S.S.A. says: BETTER NO LETTER!)
- Union kritisiert Ramelow-Wahl in Thüringen: Verlogene Heulsusen | tagesschau.de — wow, bei der ARD & der Tagesschau ist jemand genauso angewidert vom Verhalten der CDU in Thüringen wie ich
- Forschung: So will doch keiner arbeiten! | ZEIT ONLINE — Forschung: So will doch keiner an Unis arbeiten! — Dieses Mal mit einer Historikerin
- Zerschlagen, aber im Sammlungskontext erschließbar: In der Bayerischen Staatsbibliothek wurde über den Ankauf des Schott-Archivs informiert | nmz — neue musikzeitung — Zerschlagen, aber im Sammlungskontext erschließbar: Die Bestände des Archivs des Schott-Verlages teilen sich künftig auf die Staatsbibliotheken München und Berlin sowie sechs Forschungseinrichtungen auf. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
- So entstand der Mythos der “Trümmerfrauen” — Politik — Süddeutsche.de — die sz lässt sich von der historikerin leonie treber noch einmal erklären, woher die “trümmerfrauen” kommen:
Es wurde ein äußerst positives Bild dieser Frauen vermittelt: Dass sie sich freiwillig und mit Freude in die harte Arbeit stürzen und den Schutt wegräumen, um den Wiederaufbau voranzutreiben. Die PR war auch enorm wichtig, weil die Trümmerräumer — wie zuvor erwähnt — stigmatisiert waren und solche schweren Jobs bis dahin eigentlich nicht von Frauen erledigt werden sollten. Deshalb wurde das Bild der “Trümmerfrau” positiv aufgeladen mit den Stereotypen, die wir noch heute mit dem Begriff verbinden.
- Mainzer Schott-Musikverlag: Historisches Archiv wird öffentlich zugänglich — Rheinland-Pfalz | SWR.de — “optimale Erschließung” = Zerstörung des Zusammenhangs. Schott-Musikverlag: Archiv wird öffentlich zugänglich
- Hat die Jugend keinen Ehrgeiz mehr? | Blog Magazin — philipp tingler über die gegenwart, die kultur und den ehrgeiz zum glück:
Gegenwärtig leben wir in einer Gesellschaft, die Selbstperfektionierung, die Arbeit am Ich, als Selbstgenuss postuliert; einer der letzten Leitwerte in der irreduziblen Vielfalt der uns allenthalten umgebenen Kontingenzkultur ist: Authentizität. Dafür steht auch Diane von Fürstenberg. Die Biografie als Projekt. Wenn jetzt also plötzlich alle aus ihrem Leben ein Kunstwerk machen wollen, dann ist das nicht nur ein ethischer, sondern auch ein sehr ehrgeiziger Imperativ: Lebenswelten und ‑formen werden ambitioniert durchästhetisiert, und das Pathos der Selbsterschaffung richtet sich auf die beiden grossen Ziele der Postwachstumsgesellschaft: Spass und Glück.
[…] Wir sehen also, dass Ehrgeiz durchaus nicht verschwunden ist, sondern sich nur verirrt hat.seine therapie ist übrigens ziemlich einfach (und wahrscheinlich gar nicht so verkehrt): selbstironie als die “schönste Form der Eigenliebe”
- Duden | Konrad-Duden-Preis 2014 geht an Damaris Nübling | — Der Konrad-Duden-Preis 2014 geht an @DFDmainz-Projektleiterin Damaris Nübling
- E‑Books: Wir sind die Fährtenleser der neuen Literatur — Bücher — FAZ — elke heinemann über die vielfalt der neuen (kleine) e‑book-verlage:
Dichtung ist längst auch digital: Auf der Suche nach E‑Books abseits des Mainstreams führt der Weg in Deutschland vor allem nach Berlin. Doch die engagierten Spezialverlage haben auch spezielle Probleme.
- Gender-Debatte: Anschwellender Ekelfaktor | ZEIT ONLINE — wunderbar: robin detje rechnet gnadenlos mit den kolumnenhetzern #ulfharaldjanmatthias aber (schade nur, dass das bei der @Zeit wieder niemand lesen wird und harald deshalb weiter die leserschaft vergiften darf):
Heute tobt die Schlussstrichdebatte Feminismus. Ende: nicht abzusehen. Alternde Männer an vorderster Front. Hoher Unterhaltungswert, aber auch anschwellender Ekelfaktor. Die Argumentation wieder faszinierend: Feminismus gibt es inzwischen doch schon so lange, das nervt, Frauen nerven ja immer, und die Frauen wollen offenbar tatsächlich, dass wir Männer unser Verhalten ändern, weshalb jetzt wir die eigentlichen Opfer sind.
[…] Und deshalb husch, husch, ihr allmännermächtigen Diskursbeherrscher, zurück in eure Eckkneipe. Die jetzt leider von einem Gender-Studies-Lesben‑, Transen- und X‑trupp übernommen wird, und ihr schiebt für eine Weile in der Küche Abwaschdienst.Entschuldigung, aber das wird man sich als aufgeklärter, älterer deutscher Mann doch noch wünschen dürfen.
- “Feminismus kann niemals Lifestyle sein” • Denkwerkstatt — gabriele michalitsch im interview mit einigen sehr richtigen beobachtungen:
Feminismus kann niemals Lifestyle sein, Feminismus ist immer politisch. Wenn die Medien eine solche Diskussion befeuern, ist das eine Form von Antifeminismus und der Versuch, den Begriff Feminismus zu vereinnahmen, ihm seine politische Relevanz abzusprechen. Feminismus war zudem nie männerfeindlich, er wurde immer auch von Männern mitgetragen. Wenn, dann wendet er sich gegen bestimmte Konzeptionen von Männlichkeit – wie auch Weiblichkeit. Wäre dieser angeblich neue Feminismus nicht Gegenstand öffentlicher Debatten, müssten wir uns erst gar nicht damit auseinandersetzen – in meinen Augen ist das eine antifeministische Strategie.
und später auf den punkt gebracht:
Wenn Feminismus auf Karriere mit Kindern reduziert wird, ist das das Ende des Feminismus.