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Schlagwort: auto

Autobahn und Natur

Wie sehr die Auto­sucht nicht nur die Luft ver­pes­tet, son­dern auch die Hirn­win­dun­gen man­cher Betei­lig­ten vezwir­belt, kann man immer wie­der so neben­bei beob­ach­ten. Zum Bei­spiel in die­sem Text der FAZ zum Neu­bau der Schier­stei­ner Brü­cke zwi­schen Mainz und Wies­ba­den. Der schließt:

So kommt die neue Brü­cke zwi­schen Mainz und Wies­ba­den am Ende der Natur im Rhein­gau zugu­te.

Nun, das ist wahr­lich eine preis­ver­däch­ti­ge Argu­men­ta­ti­on: Der Bau einer Brü­cke, die mehr Ver­kehr ermög­li­chen soll, hilft also der Natur. Gemeint ist natür­lich die Aus­gleichs­ab­ga­be, die hier für die „Reak­ti­vie­rung“ eines Alt­rhein­ar­mes ver­wandt wird – was auch immer das ist: Wird da der Rhein wie­der durch sein altes Bett gelei­tet? Das ist natür­lich rei­ne Augen­wi­sche­rei, denn das wie gut auch immer gemein­te Geld­aus­ge­ben „für“ die Natur an einer Stel­le hebt ja den Ein­griff an einer ande­ren Stel­le nicht auf. Schon gar nicht, wenn es um den Bau von Ver­kehrs­we­gen geht, die ja bekann­ter­ma­ßen gewis­se Nach­fol­ge­wir­kun­gen auf die Umwelt mit sich brin­gen. Aber so weit kann man als Auto­süch­ti­ger wahr­schein­lich nicht mehr den­ken …

Grünes Gewissen?

Fin­de den Feh­ler:

Man kann ihn als Gelän­de­wa­gen fürs grü­ne Gewis­sen ver­ste­hen, den Lexus RX 450h, der mit einem V6-Ben­zi­ner und zwei E‑Motoren eine beein­dru­cken­de Sys­tem­leis­tung von 220 kW (299 PS) bie­tet.

- so beginnt Micha­el Spehr von der FAZ sei­nen Text über die „Remo­te Touch im Lexus RX 450h“. Und mich regt so ein Schwach­sinn immer auf: Wie kann man den bit­te einen Gelän­de­wa­gen, der fast drei Ton­nen wiegt (!), noch dazu mit 220 kW Leis­tung, irgend­wie „grün“ fin­den? Nur weil er nicht aus­schließ­lich auf Ver­bren­nungs­mo­to­ren setzt, ist das doch noch kein öko­lo­gisch irgend­wie ver­tret­ba­res Fort­be­we­gungs­mit­tel. Aber das ist ein typi­sches Phä­no­men, das man bei Tech­nik­jour­na­lis­ten ganz oft beob­ach­ten kann: Wenn ein Pro­dukt nicht ganz und gar den Wahn­sinn des immer mehr, immer stär­ker, immer schnel­ler mit­macht, darf man das schon unge­straft als „grün“ oder „öko“ bezeich­nen.

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