ihren weg hat diese cd zu mir mit der 55. aus­gabe der bad alche­my gefun­den. und natür­lich war ich sofort ganz beson­ders ges­pan­nt — die ton­träger-beila­gen, die rigo dittmann seinen heften bei­legt, haben mich noch nie ent­täuscht. und dieses mal war es sog­ar ein namensvet­ter (noch nie habe ich von einem mad­er musik gehört …). und diese cd hat mich nicht ent­täuscht, son­dern mit jedem hören erneut begeis­tert. denn zunächst ist das alles ganz harm­los, was hier in langer arbeit solis­tisch im heim­stu­dio zusam­menge­baut wurde.

das sind näm­lich wirk­lich aus­ge­sprochen syn­thetis­che, also im echt­en wort sinne zusam­men gefügte schön­heit­en, die immer wieder hochgr­a­dig aus­getüftelt sind und mit ihrer kom­plex­ität (die vor allem die klan­gliche kon­sti­tu­tion eines phantastischen/imaginären feldes bet­rifft, weniger die ablaufend­en struk­turen) kaum hin­ter dem berg hal­ten. allerd­ings, und das macht das ganze wieder so angenehm (und nie nervtö­tend-besser­wis­serisch), stellen sie ihre kon­struk­tion allerd­ings auch nicht aus: man darf sie wahrnehmen (und schätzen), muss sie aber über­haupt nicht reg­istri­eren, kann sie sog­ar get­rost über­hören und trotz­dem spaß an der musik haben.

über all dem hängt dabei immer eine leicht res­ig­na­tive melan­cholie: das bewusst­sein, dass die welt damit nicht zu ändern sei – aber was soll’s, davon lassen wir uns trotz­dem nicht vom musik­machen abhal­ten — das scheint die ein­stel­lung udo maders (bei mam­bo-bar ste­ht ein biss­chen etwas über ihn) zu sein.

zugle­ich sind die fuchs­baum­melo­di­en auch ein schönes beispiel für ent-tabuisierung (um es vor­läu­fig ein­mal so zu beze­ich­nen) des akko­rdeons in der aktuellen musikkul­tur, dem zeit­genös­sis­chen musik-diskurs (in sein­er gesamten bre­ite). was udo mad­er daran offen­bar inter­essiert, ist ger­ade die unvol­lkom­men­heit seines ein­fachen, ten­den­ziell beschädigten instru­mentes (das klan­glich wirk­lich sehr beschei­den ist), dass er mit­samt seinen dys­funk­tion­al­itäten allerd­ings wiederum per­fekt und naht­los in die kleinen idyllen, die minia­turen sein­er traum-phan­tasien ein­baut.

der pseu­do-dilet­tan­tismus dieser cd geht aber über die wahl der instru­mente hin­aus. denn die musik gibt sich gerne den charak­ter des unfer­ti­gen, unkon­trol­lierten, unbezähmten, spon­taneität – aber das stimmt alles wieder nur halb, das ist (natür­lich) in langer arbeit genauestens aus­getüftelt.

über­haupt bietet udo mad­er mit seinen fuchs­baumelo­di­en immer eine vielzahl der hör­möglichkeit­en (vielle­icht passt der von win­ter & win­ter so gern ver­wen­dete und geprägte begriff „hör­film“ hier in beson­der­er weise: als hör-kurz­film sozusagen …). denn seine melo­di­en sind vor­wiegend kurze ein­drück, oft kaum mehr als kleine ein­fälle, die nie in größe oder umfassende for­men gezwun­gen wer­den. das hat auch deshalb immer etwas anar­chis­tisch-archais­ches: die unbeküm­mertheit um wirkung und posi­tion­ierung im geschichtlichen und ästhetis­chen feld scheint das klan­gliche ergeb­nis wesentlich zu bes­tim­men: just for fun sozusagen, kein ziel ist damit beab­sichtigt (schon gar nicht das des pop, näm­lich star-sta­tus/berühmtheit …), ein­fach für eigenes ich gemacht (was natür­lich nie wirk­lich stim­men kann, denn dann wäre es nicht veröf­fentlicht wor­den – aber indem es im eigen­ver­lag, völ­lig selb­st bes­timmter her­stel­lung pro­duziert, erscheint, wird das prob­lem zumin­d­est extrem reduziert, nahe ins unwahrnehm­bare ver­schoben …)

es bleibt aber kat­e­go­r­i­al doch sehr schw­er zu fassen: alles, was mir dazu ein­fällt, stimmt immer nur halb oder teil­weise. meine konzepte passen alle nicht richtig. vielle­icht macht das diese cd so reizvoll: obwohl sie eigentlich doch so unspek­takulär ist: dass sie in keine schublade passt. und dass ich mir auch keine lade für sie kon­stru­ieren kann, die wirk­lich passt.

udo mad­er: fuchs­baum­melo­di­en.