Über 450 Jahre hat der Luther-Choral „Verleih‘ uns Frieden gnädiglich“ inzwischen auf dem Buckel und wird doch immer noch gesungen. Norbert Linke, Professor in Duisburg und den Kirchenmusikern durch seine populären und poppigen Choralvorspiele, den „Organ Pops“, bestens bekannt, hat sich von diesem Lied zu einem Chorwerk anregen lassen.
Er selbst legt die Inspiration und/oder Anlehung im Untertitel der „Bitte um Frieden“ offen. Aber das wäre auch sonst unüberhörbar, zu deutlich sind die melodischen Übereinstimmungen. Es ist ein fast unbedarft wirkender, schnell einzustudierender Chorsatz geworden, der im Gottesdienst wunderbar Platz findet. Wenn nicht sowieso schon im Unisono, wird der vierstimmige Chor fast ausschließlich parallel geführt. Begleitet wird er von der Orgel, die regelmäßig (nach ein bis zwei Versen meist) kleine Zwischenspiele beisteuert, die für etwas größere Lücken und Auflockerung in der „Bitte“ sorgen, dadurch aber überhaupt etwas Farbe und Bewegung ins Spiel bringen. Denn Linkes „Bitte um Frieden“ ist nicht gerade ein optimistisch-strahlendes Chorwerk: Friede kann allein durch Gott werden – aber so recht glauben mag das der Chor hier nicht mehr, er versinkt bei den Schlussworten, die doch eigentlich von dem festen Glauben auf die Güte Gottes sprechen sollten, im bodenlosen Nichts, in der gähnenden Leere – nur noch zwei lang gehaltene Orgelakkorde besiegeln das Schicksal.
Norbert Linke: Bitte um Frieden. Nach dem Luther-Choral „Verleih‘ uns Frieden gnädiglich“ (1531) für gemischten Chor und Orgel. Berlin: Verlag Neue Musik NM 2512 2003. 10 Seiten. 9,80 Euro.
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