Jasper van‘t Hof ist so ein musikalis­ches Chamäleon, das man nur immer wieder staunend beobacht­en kann — was hat dieser Pianist im Laufe sein­er lan­gen Kar­riere nicht schon alles gemacht! Vom klas­sis­chen Mod­ern Jazz unter­nahm er immer wieder Aus­flüge in alle Rich­tun­gen, zur klas­sis­chen und vor allem zur Welt­musikt. Und nicht ein­mal Kirche ist ihm heilig – auch die Orgel eroberte er sich längst für seinen Jazz. Genau das Richtige also für die Eröff­nung des Jaz­z­som­mers in der Chris­tuskirche. Denn der fing damit sehr vielver­sprechend an. „Duolog“ hat van‘t Hof sein Konz­ert über­schrieben, denn er war dieses Mal nicht alleine auf der Orgelem­pore: Der Sax­o­fon­ist Ulli Jüne­mann leis­tete ihm Gesellschaft. Aber die Ver­hält­nisse waren sehr klar: Der Organ­ist ist hier der Chef. Und der Bläs­er darf sich ab und an mehr oder weniger zaghaft hinzuge­sellen, darf für etwas mehr Abwech­slung und Farbe sor­gen. Denn bei aller Vir­tu­osität, die der nieder­ländis­che Jazzer an den Tag legte: Die Möglichkeit­en der Orgel nutzte er nur sehr beschränkt, sie schien unter seinen Hän­den nur als ein etwas spezieller Syn­the­siz­er zu fungieren. Seine Reg­is­ter­auswahl blieb sehr ein­seit­ig und lück­en­haft. Er schien mit dem Instru­ment der Chris­tuskirche auch über­haupt nicht ver­traut: Immer wieder pro­bierte er mal dieses oder jenes Reg­is­ter mit­ten im Spiel, um zu hören, was passiert. Es spricht aber für ihn, wie er mit der Sit­u­a­tion umging: Denn die so gese­hen man­gel­hafte Vor­bere­itung nutzte er immer wieder als kreative Anstöße für seine Impro­vi­sa­tio­nen.
Die erscheinen die meiste Zeit aus­ge­sprochen filmisch. Ver­i­ta­ble Hör­filme sind es, kleine Expe­di­tio­nen ins farb­trächtige und faszinierende Reich der Naturschön­heit vielle­icht. Auf jeden Fall eröff­nen sie der Phan­tasie und Vorstel­lungskraft des Zuhör­ers weite Räume. Und aus den weit aus­laden­den Panora­men, die van‘t Hof mit seinen metrisch ver­track­ten Melo­di­en und min­i­mal­is­tis­che-repetiv­en Begleit­fig­uren entwick­elt, entste­ht dann immer wieder, den ganz langsamen Kam­eraschwenks und ihrer kaum merk­lichen Per­spek­tivver­schiebung gle­ich, neue Zusam­men­hänge. Über­all find­et er neue Schön­heit­en, kleine Arabesken und ver­schnörkelte Lin­ien, die nur einen Sinn und eine Daseins­berech­ti­gung haben: das Pub­likum zu erfreuen. Und auch wenn seine Meth­o­d­en leicht zu durch­schauen sind und seine Impro­vi­sa­tio­nen nicht immer vor Inspi­ra­tion sprühen, so gelingt ihm doch genau das: Eine akustis­che Reise in ein irreales, geträumtes Land der Schön­heit, ohne die lästi­gen Sor­gen und Gefahren des alltäglichen Lebens.