Sie sind gekommen, um zu unterhalten. Und von ihrer Mission lassen sie sich nicht abbringen, keine Handbreit. Schon ihr Name, „Fanfara Kalashnikov“, macht ja deutlich, dass Subtilität und Verführung nicht ihr Stil sind: Hier wird Blasmusik mit brachialer Unterhaltungsgewalt gemacht. Friedlich ist das nicht, Gefangene machen Fanfara Kalashnikov sowieso nicht. Wer Ruhe und Entspannung sucht, ist beim Eröffnungskonzert des „Mit Pauken & Trompeten“-Festivals auf der Malakoff-Terrasse falsch und muss unverrichteter Dinge wieder nach Hause gehen. Die anderen dürfen sich freuen und gerne vereinahmen lassen.
Blasmusik könnte aber in die Irre führen. Denn was die Blechbläser hier veranstalten, hat mit traditionellen Blaskapellen so viel zu tun wie ein Formel-1-Bolide mit einem Smart. Die acht Männer halten sich aber auch nicht gerade zurück. Nicht musikalisch und auch sonst nicht – ja, ein bisschen Machismus gehört da durchaus dazu, auch im Auftreten, Kleidung und Benehmen. Das kann man ihnen aber durchgehen lassen, denn zum Reden sind sie nicht gekommen – sondern als Gute-Laune-Botschafter der rumänischen Musik. Das ist aber schon wieder ungenau: Klar hat Fanfara Kalashnikov ihre Wurzeln in der Folklore Rumäniens. Aber was sie spielen, ist weit mehr: Funk, Rock, Jazz, andere Folklorismen vor allem des Balkans finden sich da ganz selbstverständlich zu einem ziemlich einzigartigen Sound gemixt. Egal, was sie verarbeiten – es wird immer zu ihrer Musik. „Balkan Speed Brass“ nennen sie das. Auf Speed wähnt man sie durchaus: Unbändige Energie verbreiten sie für weit über zwei Stunden, wie ein Wirbelwind fegen sie durch die Ohren, viel stärker als das leichte Lüftchen am Rheinufer.
Wenn sie einmal loslegen, lassen sie ihre Lippen kaum noch von den Instrumenten. Unbändig und unablässig treiben sie die harten Rhythmen voran und legen darüber noch ein paar virtuose und immer wieder berührende Soli – in all ihrer Rasanz und Energiegeladenheit versteckt sich nämlich noch mehr als nur ein kleiner Rest Poesie und Romantik. Die Methode ist dabei fast immer die gleiche: Die beiden Baritonhörner in perfekter Synchronizität geben, zusammen mit dem Sousaphon und dem spartanisch ausgestattetem Schlagzeuger, einen fetten, konstanten Beat vor. Über dem ausgesprochen präzisen Fundament legen Gitarre, Saxophon und Trompeten in langen Wiederholungen ihre eingängigen Melodien und Improvisationen. Total tanzbar ist das, eigentlich pure Partymusik. Aber man kann auch beim Zuhören Spaß haben. Und immerhin, ein paar Mainzer hält es auch nicht auf den Bänken: Wirklich ein kraftvoller Auftakt für „Mit Pauken und Trompeten“.
(geschrieben für die Mainzer Rhein-Zeitung.)
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