nach der gestrigen hörprobe (jochen baldes subnoder, the moholo songs) liegt heute gleich die nächste, diesmal ganz frische cd nr. 17 aus der jazzthing-reihe „next generation“ im cd-player: floating around von tim rodig 5. und im grunde gilt dafür genau das, was ich gestern auch schon geschrieben habe: langweilig, aber dafür gut gemacht. ok, das fließt alles schön – aber eben immer nur im kreis herum. ziel oder richtung? – fehlanzeige, das führt nirgendswo hin. und es scheint den musikern auch kein bedürfnis zu sein, irgendetwas zu erreichen, eine veränderung zu bewirken. letztlich ist das kein jazz mehr, sondern nur eine andere form von easy listening. was das soll? keine ahnung, da bin ich immer noch genauso ratlos wie gestern … aufgefallen ist mir aber schon, dass diese reihe gerne quintette oder sextette bevorzugt – immer in mehr oder minder klassischer besetzung mit klavier, bass, schlagzeug und dem rest an den blasinstrumenten. auch elektronik kommt so gut wie gar nicht vor, höchstens mal ein fender Rhodes oder so etwas … – also genau wie schon vor dreißig jahren … reine klassische trios sind wohl zu riskant. und ungewohnte kombinationen, neue konstellationen könnten ja möglicherweise verstören, nicht nur den hintergrund, sondern die ganze aufmerksamkeit beanspruchen. und das darf hier wohl nicht sein.
tim rodig 5: floating around. double moon records 2007 (= jazzthing, next generation, vol. 17)
tim rodig
so, so. Ein Musikwissenschaftler
als Universalkritiker! Da habe ich mich wohl geirrt, als ich in New York,
Hilversum und Amsterdam Jazz studiert habe.Das hätte mir jemand auch mal sagen können, dass meine Musik kein Jazz sondern easy listening ist.Da spiele ich ja seit 20 Jahren die falsche Musik und bin als Komponist auch noch richtungslos.Aber zum Glück gibt es geniale Musikwissenschaftler(die als Hobby Pianisten revolutionäres Comedy Piano spielen),die am Schreibtisch sitzend sich überlegen, dass der Jazz in dieser Form tot ist.
Echt merkwürdig, dass ich in Hamburg seit Jahren ein Publikum habe, dass sich im Alter von 16–70 regelmässig bei meinen Konzerten einfindet. Die haben aber natürlich keine Ahnung und sollten mal auf deine Universal Kritik Seite gehen und lesen, dass diese Musik mit ihrer Zeit (in ihrer Gesamtheit) nichts zu tun hat.Oder noch besser, sie kaufen sich deine revolutionäre Klaviertrio CD Einspielung (reine klassische Klaviertrios gibt es ja kaum!(Bis auf ein paar tausend)) mit unglaublich hipper elektronik. Oh, die gibt es ja gar nicht.
Vielleicht solltest du dich mal selber wagen, etwas anderes als deine Kritiken zu veröffentlichen und dich dann selber an deinen theoretischen Maßstäben, die wenig mit meiner Realität als Musiker zu tun haben, messen.
Aber vielleicht ist das in der brodelnden Kulturmetropole Mainz als Lehramtsstudent auch etwas schwierig?
Viele Grüsse aus Hamburg
Tim Rodig
matthias
schön, tim rodig hat meine webseite gefunden… aber das kann ich nicht ganz unbeantwortet stehen lassen, in diesem kommentar verbergen sich offenbar zu viele missverständnisse und ressentiments. fangen wir am anfang an: „ein musikwissenschaftler als universalkritiker!“ – was wäre daran so schlimm? aber selbst wenn es ein vorwurf sein soll, trift er mich eigentlich nicht. denn ich wüsste nicht, wo und wie ich den anspruch erhöbe, ein universalkritiker zu sein. dann offenbart das aber gleich das nächste und wohl größte missverständnis: der eintrag, auf den sich tim rodig bezieht, will, kann und soll gar keine kritik sein. so etwas wie die hier nebenbei fallengelassenen sätze erreichen die standards, die man – und auch ich – an eine kritik stellen darf, bei weitem nicht. aber nur zur erinnerung: das steht hier in einem weblog (wer nicht weiß, was das ist, schaue z. b. bei wikipedia nach). und ganz äußerlich: der eintrag ist überhaupt nicht in der kategorie „kritik“ abgelegt – das geschah schon bewusst. denn es ist ja nicht mehr als ein erster höreindruck, ein paar knappe überlegungen – ausgehend vom konkreten beispiel – zur veröffentlichungspolitik der „next generation“-serie.
so, auf zum nächsten punkt: was das studium des jazz mit dem endgültigen produkt zu tun hat, erschließt sich mir nicht ganz. nur weil her rodig jazz studiert hat, heißt das noch lange nicht, dass er nichts anderes tun kann, als jazz von sich zu geben.
das ich ein „genialer musikwissenschaftler“ sein soll, ehrt micht natürlich – aber diese ehre muss ich leider zurückweisen. genau wie den dann folgenden persönlichen angriff, der wieder einiges durcheinanderbringt. zum einen ist es ja völlig belanglos, was ich als hobby treibe – wie herr rodig ja zutreffend bemerkt, ist das klavierspiel für mich nur ein hobby (übrigens gibt es nirgends einen hinweis oder gar die behauptung, ich praktizierte „comedy piano“, von „revolutionärem“ wieder einmal ganz zu schweigen). die spitze auf die „schreibtischtäter“ ist natürlich auch wieder eine sehr stumpfe – es spricht ja überhaupt nichts dagegen, am schreibtisch ästhetische maßstäbe zu entwickeln.
und weiter im kommentar: die existenz eines publikums beweist naturgemäß so ziemlich gar nichts (oder alles). zumindest aber überhaupt nicht, dass die musik des herrn rodig meine erwartungen an zeitgenössische (!) jazz-musik erfüllt. und zum nächsten satz kann ich nur sagen: wer lesen kann, ist klar im vorteil. ich bin mir nicht einmal sicher, wie ich das geeifere verstehen soll – jedenfalls hat tim rodig nicht verstanden, was ich mit meiner bemerkung zum fehlenden klaviertrio in der „next generation“-serie zum ausdruck bringen wollte.
danach wird es immer abstruser: dass ein kritiker – um den es hier eigentlich gar nicht gehen sollte – nicht unbedingt besser können muss, was er kritisiert, hat schon lessing einleuchtend und nachdrücklich aufgezeigt. außerdem gilt hier weiterhin: ich weiß halt, dass ich selbst meinen anforderungen an zeitgemäße musik nie gerecht werden würde. deshalb bin ich ja kein musiker geworden. und wieso meine (!) maßstäbe – die er mir hier immerhin doch noch zugesteht – in irgendeiner weise auf seine „realität als musiker“ rücksicht nehmen sollen, ist mir vollkommen schleierhaft. würde ich das tun, würde ich meine maßstäbe ja gerade aufgeben und nur akklamativ alles gut finden, was irgendeine musikerrealität halt so hervorbringt.
der seitenhieb auf die „brodelnde kulturmetropole mainz“ schließlich ist ja wohl noch einmal völlig überflüssig und neben der spur – nur zur erinnerung: frankfurt ist nur eine halbe fahrtstunde entfernt.
schöne grüße aus mainz,
matthias