Heri­bert Prantl for­dert in der „Süd­deut­schen Zei­tung“:

Die ers­te Maß­nah­me gegen Steu­er­oa­sen ist daher eine seman­ti­sche: Man muss ihnen die­sen Namen ent­zie­hen.

Schön wäre ja, wenn sein eige­nes Medi­um das auch tun wür­de. Die SZ schreibt aber auch ger­ne mög­lichst oft „Steu­er­oa­se“. Und bebil­dert das mit net­ten Strän­den und tür­ki­sem Meer und Yach­ten etc. …

Das mag man als Baga­tel­le anse­hen – aber es ist doch eine bezeich­nen­de. Vor allem, wenn man sich die wei­te­ren Tex­te anschaut. Beson­ders gestol­pert bin ich ja über die wie­der­holt ver­wen­de­te For­mu­lie­rung:

Eine anony­me Quel­le hat der SZ und ande­ren inter­na­tio­na­len Medi­en einen Daten­satz mit 130.000 Namen zugäng­lich gemacht.

In die­sem Fall auch noch von einem „Daten­leck“ zu spre­chen, ist min­des­tens genau­so mani­pu­lie­rend, schön­fär­bend und täu­schend wie der Begriff „Steu­er­oa­se“. Denn was steckt denn dahin­ter: Irgend­je­mand (oder meh­re­re Irgend­je­mands) hat mehr oder weni­ger sys­te­ma­tisch Daten gesam­melt und – nach gän­gi­ger Ter­mi­no­lo­gie – „gestoh­len“, näm­lich nicht Berech­tig­ten wei­ter­ge­lei­tet, also kopiert und zugäng­lich gemacht. Das ist auch erst ein­mal ein Ver­ge­hen – es mag aus mora­lisch „guten“ Grün­den gesche­hen sein und im Ver­gleich zu den dadurch auf­ge­deck­ten Ver­feh­lun­gen mög­li­cher­wei­se läss­lich sein (bis­her ist das ja offen­bar noch nicht so wirk­lich klar, wie viel wirk­li­che recht­lich rele­van­te Ver­feh­lun­gen für die deut­schen Tei­le der Daten über­haupt anzu­neh­men sind). Aber das ist doch ein akti­ver Vor­gang, den jemand (oder meh­re­re) bewusst aus­ge­übt hat, mög­li­cher­wei­se sogar über län­ge­re Zeit – die Daten sind ja nicht, wie gera­de der Begriff „Daten­leck“ sug­ge­riert, aus Ver­se­hen und von selbst aus ihren jewei­li­gen Quel­len gespru­delt … So viel Ehr­lich­keit soll­te dann doch sein – vor allem wenn man sie selbst von den ande­ren so unbe­dingt ein­for­dert …