Eigent­lich war es ein Geburts­tags­ge­schenk: Zum zwan­zigs­ten Jah­res­tag ihrer Grün­dung woll­te das Ber­li­ner Ensem­ble „Laut­ten-Com­pa­gney“ sich ein ganz beson­de­res Pro­gramm schen­ken. Gewor­den ist dar­aus inzwi­schen ein Ver­kaufs­ren­ner und Publi­kums­er­folg. Wo sie auch hin­kom­men, ihr Kon­zert „Chir­ping of the Night­in­gale“ kommt immer wie­der gut an. 
Dabei ist es eigent­lich gar kei­ne Kon­zert­mu­sik, die hier zu hören ist. Denn die kur­zen Stü­cke stam­men aus einer Art Tanz-Lehr­buch, die zu den Melo­dien auch immer die Tän­ze notiert: „Die Basis ist eine Samm­lung von John Play­ford von 1651, einem eng­li­schen Dru­cker und Her­aus­ge­ber. Die Stü­cke beglei­ten uns schon lan­ge – weil sie ein­fach so schön sind“, erzählt Wolf­gang Kat­sch­ner, der Lei­ter der Laut­ten-Com­pa­gney. „Play­ford hat hier vie­le Lie­der, Tän­ze und Tunes ver­sam­melt – ein sehr brei­tes Kom­pen­di­um der Musik aus Eng­land, die weit zurück­reicht bis ins 16. Jahr­hun­dert.“ Und die Ber­li­ner ergän­zen die Melo­dien aus der eng­li­schen „Tanz-Bibel“ noch mit Musik aus dem Umfeld – von Hen­ry Pur­cell oder John Raven­scroft. Tän­zer haben sie kei­ne dabei, wenn sie zum Main­zer Musik­som­mer nach St. Ste­phan kom­men, nur ein reich­hal­ti­ges Arse­nal his­to­ri­scher Instru­men­te: Gei­gen, Flö­ten, Cem­ba­lo, Orgel und eine Men­ge Schlag­zeug. Das macht aber nichts, denn Kat­sch­ner ist über­zeugt: „Der Tanz fin­det im Kopf statt.“ Und weil das so ist, weil das Kon­zert so abwechsl­unsgrei­che Musik ver­sam­melt, fin­det er es auch ide­al geeig­net für den Som­mer: „Das ist wun­der­ba­re Unter­hal­tung, bun­te und far­bi­ge, aber auch leich­te Musik.“
Für den nöti­gen Zusam­men­halt in die­sem Kalei­do­skop haben sie auch gesorgt. Die vie­len klei­nen Stü­cke wer­den zu grö­ße­ren Blö­cken zusam­men­ge­fasst, die dra­ma­tur­gi­sche Bögen span­neen. Aber natür­lich spie­len sie auch nicht ein­fach nur das, was Play­ford vor 350 Jah­ren druck­te – das wären näm­lich bloß die Melo­dien. „Die Band­brei­te unse­rer Arran­ge­ments reicht von kur­zen, kon­ven­tio­nel­len Har­mo­ni­sie­run­gen bis zu mini­mal-music-artig geschich­te­ten Melo­die­fet­zen und neu erfun­de­nen Melo­dien“, erklärt Wolf­gang Kat­sch­ner. „Man kann rela­tiv frei damit agie­ren, man kann die Melo­dien in unter­schied­li­che Gewän­der packen. Eine gewis­se Trans­for­ma­ti­on fin­det da schon statt. Und vor allem bleibt noch Raum für die Impro­vi­sa­ti­on: Zum Teil ver­än­dert sich das noch wäh­rend der Kon­zer­te – je nach­dem, wie unse­re Lau­ne ist, wie das Publi­kum reagiert oder was für ein Tag ist.“ So wird sich auch in Mainz ein brei­tes Spek­trum unter­schied­li­cher musi­ka­li­scher Cha­rak­te­re und Far­ben prä­sen­tie­ren – da ist er sich ganz sicher. Denn: „Es macht unheim­lich Spaß, das zu spie­len, das ist für uns ein tota­les Vergnügen.“