lon­don, ams­ter­dam, darm­stadt, salzburg, berlin, ham­burg – da ist jemand weit herum gekom­men. und das war nur der anfang, frankre­ich und ital­ien hat er auch aus­giebig bereist: der englis­che musik­forsch­er charles bur­ney. das inter­es­sante an seinen fahrten ist, dass er nicht ein­fach urlaub gemacht hat, son­dern sozusagen auf fort­bil­dung war. und er hat getreulich buch geführt – dort kann man heute noch vieles über das musik­leben europas im 18. jahrhun­dert ler­nen: ein „musi­calis­ches viel­er­ley“. das ist der titel für die abschlusskonz­erte ein­er koop­er­a­tion des musik­wis­senschaftlichen insti­tutes und der musikhochschule in der vil­la musi­ca.

die stu­den­tis­chen musik­er kom­men ger­ade aus einem inter­pra­tionskurs, die musik­wis­senschaftler haben ein pro­grammheft beiges­teuert, das zu einem regel­recht­en büch­lein gewor­den ist – mit vie­len abbil­dun­gen, quellen und instruk­tiv­en ein­führun­gen

aber das ist nur bei­w­erk, eigentlich geht es um die musik, und zwar um kam­mer­musik mit vio­line aus eini­gen von bur­ney besucht­en städten – mit einem zusät­zlichen abstech­er nach dessau, um auch friedrich wil­helm rust mit ein­er vio­lin-sonate vorzuführen. so-young park hat sich der aparten mis­chung aus aus­druck­swillen und form­strenge mit klaren ton und großen gesten angekommen.l doch das ist schon vorge­grif­f­en – bur­neys reise begann natür­lich in lon­don. das ist durch eine triosonate von hän­del repräsen­tiert. mehr zu bestaunen gab es aber in ams­ter­dam. dort war näm­lich etwas ziem­lich ver­rück­tes zu find­en „il labir­in­to armon­i­co“ von pietro locatel­li. das ist ein teu­flisch schw­eres capric­co – ein vor­läufer pagani­nis sozusagen. musik kann man das kaum nen­nen, aber bewun­dern darf man die stu­pende vir­tu­osität schon, mit der sich igor tsin­man an den gebroch­enen dreik­län­gen, den dop­pel­grif­f­en und den anderen absur­ditäten abar­beit­et. salzburg wird – natür­lich – von mozart vertreten. jochen klein­schmidt und annette ziegler zeigen mit zwei sein­er kirchen­sonat­en ganz unbeschw­ert und fre­undlich, wie groß der abstand zu den meis­ten sein­er zeitgenossen war.

und schließlich in ham­burg, kurz vor der rück­kehr auf die insel, der ver­such, georg philipp tele­mann mal wieder von seinem image als biedere kom­ponier­mas­chine zu befreien. das gelingt den bei­den geigern mit der sonate in b‑dur für zwei vio­li­nen aber nur halb­wegs: das andante ist ohne zweifel außeror­dentlich anrührend – weil die bei­den es mit bedacht und vor­sicht so schweben lassen, als erk­länge es in der schw­erelosigkeit. der rest der sonate ist da nur die notwendi­ge vor­bere­itung, der take-off ins all und die – span­nende, weil ja immer beson­ders kri­tis­che – rück­kehr auf die erde. tele­mann hat davon wohl noch nichts gewusst, aber das macht ja nichts.