Es ist scheinbar ein Automatismus bei Pressemeldungen der Polizei: Sobald eine Radfahrerin in einen Unfall verwickelt ist, muss unbedingt erwähnt werden, ob sie einen Helm trug — auch wenn das für den Unfall, die Verletzungen und überhaupt vollkommen unwichtig ist (genausogut könnte man übrigens bei jedem Autofahrer erwähnen, ob er Radio hörte oder mit eventuell anwesenden Beifahrern sprach …). Und die Zeitungen übernehmen das immer wieder gerne, ohne die dahinterstehenden Überzeugungen und Einstellungen zu hinterfragen. Denn was soll das bezwecken, wenn ich so etwas lese:
Ein 50 Jahre alter Autofahrer übersah nach ersten Ermittlungen beim verbotswidrigen Abbiegen von der Saarstraße in die Untere Zahlbacher Straße den dort vorhandenen Radweg nutzenden Radfahrer, der ohne Helm unterwegs war. (Allgemeine Zeitung Mainz)
Die Schuldfrage scheint absolut unstrittig zu sein, der Radfahrer verhielt sich im Gegensatz zum Pkw-Fahrer vollkommen regelkonform. Warum muss dann der nicht getragene Helm erwähnt werden? Es geht natürlich darum, zumindest implizit Schuld zu verteilen: Hätte der Radfahrer einen Helm getragen, wäre er vielleicht nicht so schlimm verletzt worden (das ist übrigens gar nicht immer so ganz klar …). Und noch eine Agenda steht dahinter: Radfahrer haben bitte immer einen Helm zu tragen, damit sie nicht so ungeschützt sind, wenn die Autofahrer ihre anderthalb Tonnen schwere Waffe nicht mehr im Griff haben (ok, das war jetzt etwas polemisch — aber der Punkt ist doch: Nicht die Radfahrer verursachen diese schweren Unfälle, sondern die Autofahrer. Also müssen sie sich anders verhalten, nicht das Opfer.)
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