Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Schlagwort: finanzsystem

Ins Netz gegangen (4.11.)

Ins Netz gegan­gen am 4.11.:

  • The tragedy of James Bond — lau­rie pen­ny hat sich alte james-bond-filme angeschaut:

    The expe­ri­ence was like hav­ing your fore­brain slow­ly and labo­ri­ous­ly beat­en to death by a wilt­ing erec­tion wrapped in a copy of the Patri­ot Act: sav­age and sil­ly and just a lit­tle bit pathet­ic.

    sie bleibt aber nicht bei der per­sön­lichen abscheu, son­dern zeigt meines eracht­ens (aber ich bin ja auch kein bond-ken­ner) sehr gut, warum die bond-fig­ur (heute) prob­lema­tisch ist:

    The prob­lem with Bond is that he is sup­posed to be the good guy. He is a bor­der­line rapist who is employed by the gov­ern­ment to mur­der peo­ple – and yet he is not an anti-hero. He is just a hero. … Bond is a hero for no oth­er rea­son than that he is on our side, which is how most west­ern nations and par­tic­u­lar­ly the British come to terms with their par­tic­u­lar lega­cy of hor­ror – with a qui­et embar­rass­ment that nonethe­less knows how to defend itself by force.
    […] James Bond, more than any­thing, is a trag­ic fig­ure and his tragedy is the tragedy of white, impe­ri­al­ist mas­culin­i­ty in the 21st cen­tu­ry. It is a tragedy of irrel­e­vance that becomes all the more poignant and painful in the retelling.

  • Lau­da­tio auf Rainald Goetz von Jür­gen Kaube — FAZ — der voll­ständigkeit hal­ber noch die recht gute lau­da­tio von jür­gen kaube auf rainald goetz für den büch­n­er­preis
  • My Top 30 Fonts with the Sex­i­est Amper­sands — sehr schöne samm­lung sehr schön­er amper­sand-umset­zun­gen
  • Poli­tis­che Lit­er­atur: Gegen die herrschende Klasse | ZEIT ONLINE — ein dur­chaus inter­es­santes gespräch hat ijo­ma man­gold mit ulrich peltzer, ili­ja tro­janow & jen­ny erpen­beck über lit­er­atur und poli­tik, ver­gan­gen­heit, gegen­wart und zukun­ft geführt:

    Es gibt das Bedürf­nis der Lit­er­aturkri­tik und der Öffentlichkeit nach Wel­terk­lärung beziehungsweise nach Auf­fächerung von Erfahrun­gen, die man son­st nur aus den Medi­en ken­nt. An die Lit­er­atur wird eine Auf­gabe delegiert, die möglicher­weise nicht unbe­d­ingt eine gen­uin lit­er­arische Funk­tion ist.
    […] Das Moment von Utopie ist mit einem philosophis­chen Begriff von Geschichte ver­bun­den, und der ist uns ver­loren gegan­gen. Wir sehen uns nur noch mit der Empirie der Prob­leme kon­fron­tiert und ver­suchen, sie prak­tisch zu lösen, aber wir haben keinen Entwurf von Zukun­ft mehr, der die Erfahrun­gen der Ver­gan­gen­heit aufnehmen und ver­wan­deln würde, um zu einem anderen Begriff der Zukun­ft zu kom­men als dem, dass die Häuser gedämmt wer­den.

    sehr schön deut­lich wer­den auch die ver­schiede­nen arten, “poli­tisch” zu denken als lit­er­atin — bei peltzer z.b. immer ins philosophisch-his­torische gehend oder bei erpen­beck vom per­sön­lich-indi­vidu­ellen erleb­nis aus

  • Max Wal­len­horst: Das Darm­städter Nebeneinan­der-Sitzen – Merkur — sehr schön­er text im merku-blog von max wal­len­horst über rainald goetz & die büch­n­er­preisver­lei­hung in darm­stadt
  • Deutsche Bank: Sie nen­nen es Ster­be­haus | ZEIT ONLINE -

    Es war ein Bankraub von innen. sehr schöne reportage von marc brost & andreas veiel über macht und ver­ant­wor­tung, ethik, gier und konkur­renz auf den höch­sten ebe­nen der wirtschaft — hier am beispiel der deutschen bank (sehr schön auch, dass sie zeigen, dass das alles selb­st auf betrieb­swirtschaftlich­er ebene (von der volk­swirtschaftlichen ganz zu schweigen) unsin­nig war/ist)

  • Hin­lan­gen — Schön an Rainald Goetz’ Tex­ten ist, was Volk­er Wei­der­mann entset­zt : literaturkritik.de — markus joch über volk­er wei­der­manns selt­same volte, plöt­zlich rainald goetz abso­lut gut zu find­en — und das prob­lem dabei, vor allem bei der rel­a­tivierung in bezug auf “Johann Holtrop”, die wohl auf einem missver­ständ­nis der goet­zschen poet­ik beruht

    Gestern wet­tern, heute bejubeln ‒ ein­er immer­hin, Michael Angele vom „Fre­itag“, hat den pünk­tlichen Kur­swech­sel ver­merkt, auf Face­book. Soll man es damit bewen­den lassen? Ungern. Das Prob­lem ist, wie Wei­der­mann die Kurve kriegen will. Gebetsmüh­le­nar­tig von Inten­sität und Kraft schwär­men, aber den Aggres­sion­spegel von „Johann Holtrop“ ein biss­chen bekrit­teln, als sei er ein Aus­reißer ‒ das ist wie Willy Brandt her­vor­ra­gend find­en, bis auf Emi­gra­tion und Ost­poli­tik. Absurd, weil Inten­sität und Polemik bei Goetz natür­lich stets zusam­menge­hören.

  • Der Rei­hungskün­stler — konkret — joseph wälzholz zeigt die rhetorischen kniffe volk­er wei­der­manns (bei ein paar begrif­f­en musste ich wirk­lich über­legen …)

    Ein genialer Rhetorik­er: Nie­mand set­zt hochkom­plizierte Stilmit­tel so vir­tu­os ein wie der Feuil­leton­ist Volk­er Wei­der­mann. Eine Col­lage in 19 Motiv­en und 79 Fußnoten.

  • Vom Fehlen des Wider­ständi­gen. Weit­ere Gedanken über Fer­ney­hough. — moritz eggert über fer­ney­houghs musik und den unter­schiede zwis­chen par­ti­tur (aufre­gend, kom­plex) und klang (nicht immer über­wälti­gend …) — zu den par­ti­turen hat er kür­zlich schon etwas geblog­gt: http://blogs.nmz.de/badblog/2015/10/19/die-quadratur-der-linie-ein-neuer-blick-auf-das-werk-von-brian-ferneyhough/
  • Neon­azis: Hei­di und die Brand­s­tifter | ZEIT ONLINE — inter­es­sante, gute, pack­ende reportage von daniel müller & chris­t­ian fuchs über eine im neon­azi-fam­i­lien-milieu sozial­isierte junge frau, die sich von dieser ide­olo­gie inzwis­chen abge­wandt hat

    Sie stammt aus ein­er Fam­i­lie von treuen Nazis, als Kind wurde sie in geheimen Lagern gedrillt. Ihre früheren Kam­er­aden zün­deln heute bei NPD und Pegi­da. Hei­di Ben­neck­en­stein hat sich anders entsch­ieden.

  • Stadt Wien veröf­fentlicht pos­i­tive Shar­row-Studie | It start­ed with a fight… — die stadt wien hat an drei wichti­gen, verkehrsstarken straßen unter­sucht, wie aufge­malte fahrrad­pik­togramme (mit pfeil), die soge­nan­nten “shar­rows”, sich auch ohne weit­ere verän­derun­gen des verkehrsraums aus­ge­sprochen gün­stig für rad­fahrerin­nen auswirken:

    Diese Studie „Wirkung von Fahrrad-Pik­togram­men im Straßen­verkehr“ […] zeigt sehr pos­i­tive Ergeb­nisse: Gesteigerte Sicher­heit des Rad- und Autoverkehrs durch verbesserte Inter­ak­tion, Abnahme der Über­holvorgänge und größeren Sicher­heitsab­stand der Autos beim Über­holen.

  • 1001 Dinge | Schmalenstroer.net — eine liste von lis­ten, die man lebendig abar­beit­en “muss”, von einem lis­ten­has­s­er …
  • Warum Akif Pir­incçi aus falschen Grün­den das Richtige passierte und warum das nicht gut ist | Thomas Trappe — kluge beobach­tun­gen von thomas trappe zur wahrnehmung von und dem umgang mit rechtsextremen/rassisten etc., bei “pegi­da” und ander­swo

    Erstens: Die Gründe, warum solche Per­so­n­en kurzzeit­ig oder für immer von der Bühne ver­schwinden, sind meist triv­iales NS-Word­ing. Zweit­ens: Es trifft in aller Regel die Richti­gen. Drit­tens: Indem man es sich aber so ein­fach macht, gibt man ihnen und ihren Unter­stützern die Rolle, die sie so gerne ein­nehmen, näm­lich die des unter­drück­ten Quer­denkers. Was sie, viertens, niemals sind.

Ins Netz gegangen (19.5.)

Ins Netz gegan­gen am 19.5.:

  • Eurokrise: “Es gibt keine ein­deuti­gen Geg­n­er” | ZEIT ONLINE — joseph vogl im gespräch mit der “zeit”:

    Ein­er­seits hat es ein gewaltiges Umverteilung­spro­gramm gegeben, bei dem pri­vate Schuld­ner – also vor allem die hoch ver­schulde­ten Großbanken – mith­il­fe öffentlich­er Gelder saniert wur­den. Ander­er­seits hat man mit der Restau­ra­tion des Finanzsys­tems auch das alte Schla­mas­sel der Zeit vor 2008 wieder her­bei­fi­nanziert: Es herrschen heute wieder die gle­ichen Risiko­la­gen, die gle­iche Insta­bil­ität an den Finanzmärk­ten. Para­dox­er­weise entste­ht diese neue Unsicher­heit eben genau durch die Maß­nah­men, also das Auss­chüt­ten von viel Geld, mit denen die Krise bekämpft wer­den sollte. Was sich in dieser Zeit hinge­gen tat­säch­lich verän­dert hat, ist die Art und Weise, wie wir regiert wer­den. […] Wir erleben also ger­ade ein finanzpoli­tis­ches Dou­blebind: Ein­er­seits gibt die herrschende Dog­matik vor, dass das Wirtschaftswach­s­tum nur mit Investi­tio­nen und neuem bil­ligem Geld zu erre­ichen ist. Ander­er­seits erhöht das gle­iche bil­lige Geld die Risikoan­fäl­ligkeit auf den Märk­ten. Dieses Dilem­ma kennze­ich­net also an einem Punkt ihre Macht und gle­ichzeit­ig ihre struk­turelle Ohn­macht.

    — er sagt noch einiges mehr, was das inter­view sehr lesenswert macht. und sehr beze­ich­nend ist, dass solche eigentlich emi­nent ökonomis­chen (und poli­tis­chen) beobach­tun­gen ger­ade ein kul­tur­wis­senschaftler machen muss — die “fach­leute” scheinen da (zumin­d­est in der deutschen öffentlichkeit) keine posi­tion und/oder stimme zu find­en …

  • Wolf­gang Ull­rich: „Urhe­ber­rechte für die sozialen Net­zw­erke gän­zlich sus­pendieren“ – iRights.info — der kun­sthis­torik­er wolf­gang ull­rich im inter­view mit irights über kun­st, inter­net, jus­tiz, das urhe­ber­recht — und tech­noviking

    Das Urhe­ber­recht denkt auch in den sozialen Net­zw­erken viel zu sehr vom klas­sis­chen Werk­be­griff her und nicht vom Ort, an dem etwas stat­tfind­et. Und da sehe ich die Par­al­le­len zur Prob­lematik in der Kun­st. Wer etwas in die Social Media platziert, gibt es frei – und die Welt kann damit machen, was sie will. Aber in den meis­ten Fällen macht die Welt gar nichts damit. Ab und zu passiert dann doch etwas, es entste­ht gar ein Mem.[…] Mein­er Mei­n­ung nach hinkt bei etlichen Urteilen die Recht­sprechung der Kun­st­prax­is um zwei bis drei Jahrzehnte hin­ter­her. Und das ist auch beim Tech­noviking der Fall.

  • Wehrma­cht: Die vergesse­nen Sol­datin­nen | ZEIT ONLINE — die his­torik­erin karen hage­mann erin­nert an die rolle der frauen im zweit­en weltkrieg

    Nicht nur in der pop­ulären Erin­nerung wurde das Aus­maß der mil­itärischen Krieg­sun­ter­stützung von Frauen lange vergessen, selb­st in der umfan­gre­ichen Geschichtss­chrei­bung zum Zweit­en Weltkrieg wer­den Frauen zumeist nur als Arbei­t­erin­nen in der Kriegsin­dus­trie oder Kranken­schwest­ern porträtiert. Dies ist um so bemerkenswert­er, als wir heute auf fast dreißig Jahre Forschung zum The­ma Geschlecht, Mil­itär und Krieg zurück­blick­en kön­nen und die Ära der Weltkriege zu den am besten erforscht­en Peri­o­den über­haupt gehört. Dieser Befund gilt nicht nur für die deutsche, son­dern ähn­lich auch für die inter­na­tionale Geschichtswis­senschaft. Wie ist die Ver­drän­gung zu erk­lären? Warum fällt es vie­len offen­bar noch heute so schw­er, sich Frauen als Sol­datin­nen vorzustellen?
    Ein Grund hier­für dürfte die Bedeu­tung sein, die dem Recht, im Dien­ste des Staates oder ein­er anderen höheren Macht Waf­fen tra­gen und töten zu dür­fen – oder im Kriegs­fall zu müssen – für die Markierung der Geschlech­ter­dif­feren­zen zukommt. Seit der Antike ist dieses Recht männlich kon­notiert. Die kom­ple­men­täre Rolle der Frauen bestand bis ins frühe 20. Jahrhun­dert hinein vor allem darin, Män­ner zum Kampf zu motivieren, Ver­wun­dete zu pfle­gen und Gefal­l­ene zu betrauern. […]Teil der Demo­bil­isierung in der Nachkriegszeit war in allen kriegs­beteiligten Staat­en eine Poli­tik, die die Vorkriegs­geschlechterord­nung und damit die soziale Sta­bil­ität wieder­her­stellen sollte. Frauen wur­den aus den Armeen ent­lassen und mussten ihre während des Krieges ein­genomme­nen Arbeit­splätze in Indus­trie, Han­del und Ver­wal­tung für die heimkehren­den Vet­er­a­nen frei machen, die wieder alleinige Fam­i­lienernährer wer­den soll­ten. Die 1950er Jahren mit ihrem Wirtschaftswun­der wur­den in West­deutsch­land und anderen Län­dern Wes­teu­ropas dank ein­er entsprechen­den Fam­i­lien­poli­tik zum “gold­e­nen Zeital­ter” des Mod­ells der “Alleinverdiener-Hausfrau”-Familie.

  • Stradi­varis Cel­lo: Oh, Mara! | ZEIT ONLINE — car­olin pirich über eines der berühmtesten cel­los aus der stradi­vari-werk­statt und seinen momen­tan­ten besitzer, chris­t­ian poltéra:

    “Das Mara zu spie­len ist wie mit der Stimme eines anderen zu sprechen”, sagt der neue Part­ner des Mara. “Das dauert ein, zwei Jahre, bis es nach mir klingt.”

  • Social Media: Das Netz bist du! | ZEIT ONLINE — kil­ian troti­er porträtiert den britis­chen anthro­polo­gen daniel miller (und seine forschung), der weltweit die nutzung sozialer net­zw­erke erforscht und schon mal eines fest­gestellt hat: die regionalen nutzung­sun­ter­schiede sind gewaltig.
  • Eine Lanze für bloggende Studierende: Patrick Bah­n­ers zur Causa Mün­kler-Watch | Redak­tions­blog — patrick bah­n­ers legt dar, warum es nicht ganz so abstrus, unver­schämt und ohne vor­bild ist, als bloggende studierende mit einem kri­tis­chen blog anonym bleiben zu wollen. und macht neben­bei eine inter­es­sante anmerkung:

    Heikel für Mün­kler ist, dass einige der ihm zugeschriebe­nen Ein­las­sun­gen, die ihn in keinem guten Licht daste­hen lassen, für Leute, die ihn ken­nen, einen nur allzu glaub­würdi­gen Sound haben.

  • Nachruf auf Odo Mar­quard — Mit Witz zum Denken anre­gen — ein Nachruf auf den Philosophen Odo Mar­quard beim deutsch­landra­dio
  • Gewalt | Schmalenstroer.net — michael schmalen­stroer bringt auf den punkt, warum man bei der darstel­lung von gewalt­täti­gen momenten der geschichte manch­mal sich ein­er sehr krassen sprache (und/oder bilder) bedi­enen muss:

    Wenn Dig­i­tal­Past also bru­tal ist, dann beschw­ert euch bei euren Großel­tern. Weil die bru­tal waren.

  • Streik: Hur­ra, Deutsch­land liegt lahm | ZEIT ONLINE — sehr guter kom­men­tar zum streiken in deutschlnd, unter anderem mit diesem schö­nen und lei­der so abso­lut zutr­e­f­fend­en satz: »Die SPD agiert momen­tan also unge­fähr so sozialdemokratisch wie Ayn Rand beim Rest­posten­verkauf.«
  • The Opera Plat­form — schöne ini­tia­tive:

    Die Opern­plat­tform ist eine Part­ner­schaft zwis­chen Opera Europa, einem 155 Opern und Fest­spiele umfassenden Net­zw­erk, dem Kul­tursender ARTE und 15 Opern­häusern aus ganz Europa. Sie wird vom Pro­gramm Kreatives Europa der Europäis­chen Kom­mis­sion unter­stützt und ist für alle Beiträge offen, die Oper einem bre­it­eren Pub­likum zugänglich machen wollen.

  • Bahn-Streik: Danke, Claus Wesel­sky! — Aug­stein-Kolumne — SPIEGEL ONLINE — sehr richtiger kom­men­tar von jakob aug­stein zur rel­e­vanz des gdl-streiks & warum die deutschen der gdl danken soll­ten

Ins Netz gegangen (7.4.)

Ins Netz gegan­gen am 7.4.:

  • christian2 | Pro­jek­tbeschrei­bung — an der hab wolfen­büt­tel wird ein fürstlich­es tage­buch aus dem 17. jahrhun­dert ediert:

    Die dig­i­tale Edi­tion der Tage­büch­er des reformierten Fürsten Chris­t­ian II. von Anhalt-Bern­burg (1599–1656) aus dem Zeitraum von 1621 bis 1656 erschließt einen quan­ti­ta­tiv wie qual­i­ta­tiv ganz einzi­gar­ti­gen Brenn­spiegel der deutschen und europäis­chen Geschichte sowie der vielfältig­sten Diskurse während der ersten Hälfte des 17. Jahrhun­derts. Darüber hin­aus weist die Quelle einen außergewöhn­lich hohen Anteil an ver­bal­isiert­er zeit­genös­sis­ch­er Sub­jek­tiv­ität auf, der dem Text stel­len­weise sog­ar lit­er­arische Qual­ität ver­lei­ht. Die trans­diszi­plinäre Bedeu­tung des Werkes bet­tet sich in eine Vielzahl von Forschungsin­ter­essen und ‑kon­tex­ten ein. Dazu zählen nicht nur die jüng­sten Unter­suchun­gen zur klas­sis­chen Poli­tik- und Mil­itärgeschichte, zu früh­neuzeitlichen Selb­stzeug­nis­sen, zur Sozial‑, All­t­ags- und Geschlechtergeschichte, zur Kon­fes­sion­al­isierung, zu ver­schiede­nen Aspek­ten des Dreißigjähri­gen Krieges, zur Hof- und Adels­forschung oder zur Sprach‑, Lit­er­atur- und all­ge­meinen Kul­turgeschichte, son­dern auch zu The­men wie der Geschichte der Emo­tio­nen und des Traumes in jen­er Epoche. Als eine den gegen­wär­ti­gen wis­senschaftlichen Stan­dards entsprechende dig­i­tale Edi­tion wird sie den ver­schieden­sten Forschungsper­spek­tiv­en eine Vielzahl von Anknüp­fungspunk­ten bieten kön­nen.
    Das in quan­ti­ta­tiv­er wie qual­i­ta­tiv­er Hin­sicht unübertrof­fene, im Lan­deshauptarchiv Dessau-Roßlau auf­be­wahrte Diar­i­um beste­ht aus 23 Bän­den mit unge­fähr 17.400 größ­ten­teils eigen­händig in deutsch­er (ca. 87%), franzö­sis­ch­er (ca. 11%), ital­ienis­ch­er (ca. 1%), lateinis­ch­er, spanis­ch­er und nieder­ländis­ch­er Sprache beschriebe­nen Seit­en.

    das ist ein ziem­lich aufwendi­ges, großes und langes pro­jekt:

    Das auf 12 Jahre angelegte DFG-Pro­jekt begin­nt mit ein­er drei­jähri­gen Pilot­phase, inner­halb welch­er zunächst die knapp 1.500 Seit­en umfassende Peri­ode vom Jan­u­ar 1635 bis August 1637 tran­skri­biert und veröf­fentlicht wird. Deren beson­ders dichte und viel­seit­ige Nieder­schriften stellen ein geeignetes Feld zur Bewährung und Justierung der edi­torischen Grund­satzentschei­dun­gen hin­sichtlich der Wieder­gabe und Kom­men­tierungstiefe der Texte in den Gren­zen des zeitlich Möglichen dar. Außer­dem ver­sprechen sie einen Ertrag, der par­a­dig­ma­tisch die wis­senschaftliche Bedeu­tung des gesamten Fürstent­age­buch­es zeigt.

  • Ver­schol­lene Büch­er zum Ersten Weltkrieg ent­deckt — georg giers­berg erzählt in der faz (etwas wirr) die geschichte der offiz­iösen wirtschafts­geschichte des ersten weltkrieges aus den zwis­chenkriegs­jahren nach, die offen­bar so brisant war, dass die veröf­fentlichung damals nach dem druck unter­sagt wurde und die entsprechen­den stu­di­en (fast) ver­schwun­den sind
  • Bruck­n­er Online — das bruck­n­er-archiv hat was online gestellt:

    bruckner-online.at ist ein umfan­gre­ich angelegtes Anton Bruck­n­er-Inter­net­por­tal (Webarchiv), in dem neben der elek­tro­n­is­chen Doku­men­ta­tion hand­schriftlicher Quellen auch Kom­po­si­tio­nen, rel­e­vante Per­so­n­en und Orte enthal­ten sind. Zudem wer­den von allen Hand­schriften, Erst­druck­en und der Alten Gesam­taus­gabe voll­ständi­ge Dig­i­tal­isate zur Ver­fü­gung gestellt.

  • David Gar­rett: Habt mich bitte lieb! | ZEIT ONLINE — julia spin­o­la hat sich david gar­ret mit den brahmssonat­en ange­hört und war nicht begeis­tert. deshalb schreibt sie einen erstk­las­si­gen ver­riss:

    David Gar­rett will endlich wieder als ser­iös­er Musik­er ver­standen wer­den und geht mit den Vio­lin­sonat­en von Johannes Brahms auf Tournee

    sehr amüsant auch die leserin­nen­stim­men — unter den fan­boys und ‑girls find­en sich so ziem­lich alle pseudoar­gu­mente gegen kri­tik, die seit jahrhun­derten wider­legt sind … (und viel hass auf jeman­den, der ihr idol nicht vergöt­tert) — sehr amüsant …

  • Vom Mythos der tech­nis­chen Insti­tu­tion « Michalis Pan­telouris — michalis pan­telouris liefert ein paar hin­ter­gründe zu legit­i­ma­tion, zie­len und prob­le­men (u.a. demokrati­ethe­o­retis­che, von den ökonomis­chen ganz abge­se­hen) der teil­nehmer der “troi­ka”:

    Poli­tis­che Insti­tu­tio­nen sind niemals ein­fach tech­nisch, aber die hierzu­lande weit­ge­hend unkri­tis­che Darstel­lung der Troi­ka-Insti­tu­tio­nen als solche, die ein­fach nur die Ein­hal­tung von bere­its aus­ge­han­del­ten Verträ­gen überwachen sorgt dafür, dass jed­er ihr Wider­sprechende automa­tisch als Ver­trags­brech­er wahrgenom­men wer­den muss. Das ist es, was viele Medi­en mit der neuen griechis­chen Regierung machen: Um eine Diskus­sion um ihre Poli­tik zu ver­mei­den, ziehen sie die Diskus­sion ins Unpoli­tis­che, ins Tech­nis­che: Verträge sind einzuhal­ten; Die Regierung ist inkom­pe­tent (was man poli­tisch ja kaum sein kann); Sie wollen “Refor­men zurück­drehen”.
    Die Wahrheit ist eine andere: Die Troi­ka hat eine Poli­tik vertreten, eine Ide­olo­gie, die in Wahrheit nir­gends in Europa eine Mehrheit hat. Es gibt auch in Deutsch­land keine neolib­erale Mehrheit. Es sind zwei unter­schiedliche Dinge, ob man auf die Ein­hal­tung von Verträ­gen pocht, oder ob man einem anderen Land eine Poli­tik aufzwingt, und dann eine, die ganz expliz­it von der Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt wird. Mit dem Mythos der rein tech­nis­chen Ein­griffe wird die Abschaf­fung der Demokratie ver­schleiert.

  • Grabun­gen in der St. Johan­niskirche in Mainz — markus schug über die spek­takulären aus­grabun­gen unter der johan­niskirche in mainz, wo schon zu merowinigis­ch­er zeit eine große kirche stand …
  • Peti­tio­nen: Peti­tion 58168 — eine wun­der­bare peti­tion (die sich­er erfol­g­los bleiben wird, aber trotz­dem — im sinne der bewusst­seins­bil­dung — notwendig ist): Der Deutsche Bun­destag möge beschließen, dass homöopathis­che Behand­lungsmeth­o­d­en nicht mehr als Satzungsleis­tung von geset­zlichen Krankenkassen gezahlt wer­den dür­fen. — das ist übri­gens schon der gesamte text der peti­tion.
  • Klage gegen Kruz­i­fix-Pflicht in Bay­ern: Karl­sruhe vertrödelt heik­les Urteil — taz.de — hört sich sehr pein­lich & feige an, wie das bun­desver­fas­sungs­gericht unter voßkuh­le & müller mit dieser klage umge­ht
  • Ein­führung in den Fefis­mus. | H I E R — mspr0 erk­lärt fefe (und den “fefis­mus”) und rech­net gle­icht mit ihm ab — und ver­bal­isiert damit ziem­lich genau mein eigenes unbe­ha­gen mit fefe …

    Fefe ist mehr als der Men­sch, es ist mehr als das Blog. Zusam­men mit seinem Leser­mob ist es eine Has­s­mas­chine. Diese Shit­stormkul­tur gegen alles, was ihnen Fremd ist, ist kaum noch ohne God­wingepulle zu beschreiben.[…] Die Nerd­szene lei­det extrem unter dem Fefis­mus. Es wird Zeit, dass es in ihr zu ein­er Form der Selb­staufk­lärung kommt. Ne…

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  • Zum Tod von Jacques Le Goff — Nils Minkmar würdigt den großen Mediävis­ten Jacques Le Goff in seinem Nachruf:

    Kein The­ma war zu entle­gen, keine Fragestel­lung zu banal, als dass er nicht darauf eingestiegen wäre. Sein Fun­dus an Anek­doten, Lese­frücht­en und Zitat­en aus den Quellen war so beschaf­fen, dass immer etwas passte, nie erlebte man ihn sprach- oder lust­los. Doch er nutzte diese beson­dere Posi­tion eines wei­thin bekan­nten Gelehrten und >pub­lic intel­lec­tu­al< nicht, um sich eine akademis­che Macht­ba­sis zu erre­icht…

  • buecher-magazin.de | Reportage: Poet­is­che Spuren­suche — Auf dem Weg zur Gegen­wart­slyrik — Elis­a­beth Dietz hat sich nach dem Befind­en der Gegen­wart­slyrik erkundigt — bei ihren Macherin­nen und bei den Vertreibern:

    Was macht eigentlich die Lyrik? Man sieht sie nur noch sel­ten in der Öffentlichkeit, und wenn, dann redet sie wirr.

  • Liebenswerte Löwen für die Rhön « BILD­blog — Grandios: Die DPA fällt auf einen sehr durch­sichti­gen Aprilscherz des Hes­sis­chen Umwelt­min­is­teri­ums rein
  • Stiftung Lyrik Kabi­nett — “Die Gedicht­büch­er des Jahres 2013”, eine kluge Liste der Deutschen Akademie für Sprache & Dich­tung mit dem Münch­en­er Lyrik Kabi­nett (und einige kenne ich sog­ar schon …)
  • ‘Women con­duc­tors? It’s not get­ting any bet­ter, only worse’ — »This is a pure­ly bio­log­i­cal ques­tion.« Ein alter Sack (und Diri­gen­ten­lehrer — als solch­er auch sehr erfol­gre­ich und ein­flussre­ich) sagt, Frauen kön­nten nicht dirigieren
  • Mario Barth: Recherche? Nie gehört! Wozu auch? — Ste­fan Nigge­meier in der FAZ über die (neuen ?) Untiefen des deutschen Fernse­hens:

    Eine aggres­sive Dummheit, ein bru­tales Nicht-wis­sen-Wollen prägt diese Sendung. Für Mario Barth und seine Hand­langer ist alles eins: Ob tat­säch­liche krim­inelle Verun­treu­un­gen, ärg­er­liche Fehlpla­nun­gen oder unab­se­hbare Aus­gaben, deren Sinn einem Laien nicht unmit­tel­bar ein­leucht­en — wenn man es mit dem Desin­ter­esse des Mario Barth betra­chtet, sieht alles gle­ich aus. Jedes Beispiel ein Beleg für das, was…

  • Die deutsche Sehn­sucht, unschuldig zu sein — taz.de — Gerd Krume­ich, Spezial­ist für den Ersten Weltkrieg, resümiert die Debat­ten um die (deutsche) Kriegschuld und beson­ders die begeis­terte Rezep­tion der The­sen Christo­pher Clarks in Deutsch­land — und kommt zu einem dif­feren­ziert­eren Schluss:

    Alle Mächte waren vor 1914 an der Zus­pitzung und Ver­feindlichung des Allianzsys­tems beteiligt. Genau­so wie am Wet­trüsten. Da hat Deutsch­land keine beson­dere Ver­ant­wor­tung. Aber die Explo­sion des Juli 1914 gab es, weil das Deutsche Reich auf den Zünde…

  • Thomas Piket­ty im Inter­view: Rück­kehr des Kap­i­tals — Süddeutsche.de — Der Ökonom Thomas Piket­ty warnt vor ein­er zunehmend ungle­ichen Verteilung des Ver­mö­gens — weil inzwis­chen der nor­male Zus­tand einge­treten ist, dass das Wirtschaftswach­s­tum nicht bei fünf oder mehr Prozent liegt, geht die Schere zwis­chen Arbei­t­en­den und Ver­mö­gen­den immer weit­er auf:

    Der Wohl­stand ist nicht richtig verteilt. Deswe­gen bin ich für eine pro­gres­sive Ver­mö­gen­s­teuer, die steigt, je reich­er jemand ist.

Ins Netz gegangen (3.1.)

Ins Netz gegan­gen am 3.1.:

  • Gegner_innen und poli­tis­che Kon­flik­te | Aus Liebe zur Frei­heit — Noti­zen zur Arbeit der sex­uellen Dif­ferenz — Antje Schrupp macht auf einen inter­es­san­ten Punkt der poli­tis­chen Diskus­sion und Tätigkeit aufmerk­sam: Das Ver­schwinden der Geg­n­er­schaft:

    Mein­er Ansicht nach geht es eher darum, die Kat­e­gorie der „Gegner_innenschaft“ wieder bewusst in das poli­tis­che Reper­toire aufnehmen (das per­sön­liche, das der eige­nen Gruppe…), als zusät­zliche Möglichkeit sozusagen, das eigene Ver­hält­nis zu anderen Akteurin­nen zu begreifen – neben den bei­den bere­its gängi­gen Kat­e­gorien von „Geht gar nicht/ist dumm“ oder „Kann-man-tolerieren“.

  • Thomas Mei­necke (F.S.K.) singt… — YouTube — das ist Cool­ness: Thomas Mei­necke singt/litaneit Dr. Arnold Fanck >
  • %post_author%: Thomas Mei­neck­es Clip//Schule ohne Worte 1 — LOGBUCH (Suhrkamp-Blog) — Die “Clip//Schule” von Thomas Mei­necke ist übri­gens eine aus­ge­sprochen span­nende Sache (mit coolem Namen) >
  • Ausstel­lung: Free Jazz in der DDR | ZEIT ONLINE — Christoph Dieck­mann nutzt die Gele­gen­heit der Ausstel­lungseröff­nung in Cot­tbus, die Zeit-Leser über den Free Jazz in der DDR zu informieren:

    Die Free Jazzer der DDR kom­mu­nizierten. Sie lebten Fan­tasie und Indi­vid­u­al­ität. Sie wur­den keine Opfer des Sys­tems. Statt Frei­heit einzuk­la­gen, nah­men sie sich Frei­heit und gaben sie an uns weit­er. Das bleibt. Gel­ernt ist gel­ernt.

    Den West­musik­ern erschien die DDR als Free-Jazz-Paradies. Daheim erfreuten sie ein paar Dutzend Unen­twegte, im Osten lauscht­en emphatis­che Men­gen. Gage gab es freilich nur in Mark der DDR. Mit diesem “Indi­an­ergeld” war im West­en wenig anz­u­fan­gen. Man kon­nte es im Reser­vat ver­saufen. Oder Instru­mente kaufen.

  • Meine Heimat: Dieses Stück Ger­many — FAZ
    Die “Oden­wald­hölle” — Anto­nia Baum lässt ihrem Hass auf den Oden­wald (hier das Weschnitz­tal, also fast schon Bergstraße) freien Lauf …
  • Völk­er­rechtler über Spa­rau­fla­gen: „Das ist Hartz IV für Europa“ — taz.de
    Andreas Fis­ch­er beklagt in der taz, dass die EU die Spa­rau­fla­gen juris­tisch nicht kor­rekt entwick­elt und umge­set­zt hat:

    Die „Mem­o­ran­den of Under­stand­ing”, die Vere­in­barun­gen über die Kred­i­tau­fla­gen, greifen in eine ganze Rei­he von Grund- und Men­schen­recht­en ein.

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