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Schlagwort: wirtschaft

Subventionen

Schon im 19. Jahr­hun­derts war das Pro­blem der sinn­lo­sen Wirt­schafts­po­li­tik und fehl­ge­lei­te­ter Sub­ven­tio­nen zur öko­no­mi­schen För­de­rung einer Regi­on und Hebung ihres all­ge­mei­nen Wohl­stands offen­bar nicht unbe­kannt. Wolf­ram Sie­mann schreibt in sei­nem klei­nen Met­ter­nich-Büch­lein:

Mit dem für ihn nicht sel­te­nen iro­ni­schen Sar­kas­mus gei­ßel­te er die bis­he­ri­ge irre­ge­lei­te­te Wirt­schafts­po­li­tik. Deren Resul­tat sei­en «Pfer­de­ren­nen, Casi­nos, unga­ri­sches Thea­ter und eine Mil­lio­nen kos­ten­de Brü­cke, zu der kei­ne fahr­ba­ren Stra­ßen füh­ren». (104)

– und zitiert dabei Met­ter­nichs Denk­schrift „Über die Unga­ri­schen Zustän­de“ aus dem Jah­re 1844. So viel also zum dem „aus der Geschich­te ler­nen“ – Brü­cken, die ohne Stra­ßen­an­schluss im Nir­gend­wo der (Provinz-)Landschaft her­um­ste­hen, das habe ich auch am Ende des zwan­zigs­ten Jahr­hun­derts mit­ten in der Bun­des­re­pu­blik noch ken­nen gelernt. Ob man frei­lisch (unga­ri­sches) Thea­ter unbe­dingt als nutz­lo­se Inves­ti­ti­on anse­hen will, das kommt wohl doch sehr auf den per­sön­li­chen Stand­punkt an. Heu­te ist das ja wie­der Mode – ich bin aber doch der Mei­nung, dass öffent­lich finan­zier­te Thea­ter in einem der reichs­ten Län­der der Erde eine Selbst­ver­ständ­lich­keit sein sollten.

Ins Netz gegangen (10.1.)

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Ins Netz gegangen (31.12.)

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Ins Netz gegangen (14.11.)

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  • Hip | waahr – Joa­chim-Ernst Ber­endt refe­riert 1962 in „Twen“ Nor­man Mailers Hips­ter-Theo­rie und ergänzt sie um eini­ge Beobachtungen/​Bemerkungen zum Jazz:

    Daß die „Bot­schaf­ter“ so schnell wech­seln – in drei Jah­ren von Miles über Min­gus zu Col­tra­ne -, hat nichts mit modi­scher Unbe­stän­dig­keit zu tun. Es ist erfor­der­lich – drin­gend not­wen­dig. Fast alles näm­lich, was Jazz bedeu­tet, ist ver­drängt wor­den – und zwar im Zei­chen der wach­sen­den Akzep­tie­rung des Jazz. Es ist ver­drängt wor­den von denen, die ihn akzep­tie­ren: von der Tole­ranz und Groß­zü­gig­keit über die Direkt­heit und Ehr­lich­keit bis zur Frei­zü­gig­keit und Frei­heit. Des­halb muß das, wor­auf es ankommt, immer noch kon­zen­trier­ter und noch inten­si­ver gesagt wer­den. Die Inten­si­tät von ges­tern wird heu­te schon von den Squa­res ver­harm­lost. Miles-Davis-Phra­sen tauch­ten zwei Jah­re nach Beginn sei­nes Hip-Erfol­ges in der Schla­ger­mu­sik auf./

  • Pro­zess ǀ Ziem­lich fes­te Freunde—der Frei­tag – Wahr­schein­lich das Bes­te, was ich bis­her zum Wulff-Pro­zess gele­sen habe (wenn auch etwas über­spitzt). Nur die Kom­men­ta­re darf man natür­lich nciht lesen …

    Die­ses Ver­fah­ren aber wird zei­gen, dass es eben um mehr geht als nur gut 750 Euro. Näm­lich um eine von allen Betei­lig­ten als nor­mal emp­fun­de­ne Nähe zwi­schen Poli­tik und Wirt­schaft, in der gegen­sei­ti­ge Gefäl­lig­kei­ten zur Regel gehö­ren, um abseits eines öffent­li­chen Nut­zens per­sön­li­che Vor­tei­le zu erzie­len. Wenn man so will, steht der Fall Wulff/​Groenewold für das Anfangs­sta­di­um von Ent­wick­lun­gen, die zu sol­chen End­punk­ten wie Schröder/​Gazprom, Koch/​Bilfinger oder eben Klaeden/​Daimler füh­ren. Das Gericht in Han­no­ver könn­te, wenn es klug und mutig genug urteilt, sol­che gerad­li­ni­gen Ent­wick­lun­gen für die Zukunft zumin­dest erschweren.

  • Voy­ant Tools: Reve­al Your Texts – Voy­eur is a web-based text ana­ly­sis envi­ron­ment. It is desi­gned to be user-fri­end­ly, fle­xi­ble and powerful.
    What you can do with Voyeur:
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    • use texts from dif­fe­rent loca­ti­ons, inclu­ding URLs and uploa­ded files
    • per­form lexi­cal ana­ly­sis inclu­ding the stu­dy of fre­quen­cy and dis­tri­bu­ti­on data; in particular
    • export data into other tools (as XML, tab sepa­ra­ted values, etc.)
    • embed live tools into remo­te web sites that can accom­pa­ny or com­ple­ment your own content
  • „In vie­len Krip­pen herr­schen hane­bü­che­ne Zustän­de“ – Poli­tik – Süddeutsche.de – RT @SZ: „In vie­len Krip­pen herr­schen hane­bü­che­ne Zustän­de“: ein Inter­view zum #Kita-Aus­bau im Rah­men der #Agenda2017
  • Kom­men­tar: Schland­netz gegen NSA – die feuch­ten Schen­gen-Träu­me der Tele­kom | hei­se online – hei​se​.de zum Schland­netz-Unsinn der Telekom:

    Das wäre die schlech­tes­te Kon­se­quenz, die man aus dem NSA-Skan­dal zie­hen könn­te: Eine Natio­na­li­sie­rung des Inter­nets, mit regio­na­lem Pee­ring unter Ägi­de der Tele­kom. Mit Pee­ring-Punk­ten, an denen sich die natio­na­len Regie­run­gen mit ihrem Über­wa­chungs­hun­ger güt­lich hal­ten können.

  • Super­vi­rus bad­BI­OS ist mög­li­cher Nach­fol­ger von Stux­net | ZEIT ONLINE – cra­zy: bad­BI­OS: Super­vi­rus oder Schar­la­ta­ne­rie? Com­pu­ter­vi­rus mit spek­ta­ku­lä­ren Fähig­kei­ten elek­tri­siert die Fachwelt
  • Klaus­po­li­tik » Lie­ber Franz Josef Wag­ner – Eine Reak­ti­on auf Franz Josef Wag­ners offe­nen Brief an Edward Snow­den – Auch „Klaus­po­li­tik“ nimmt sich noch Franz-Josef Wag­ners Brief an Edward Snow­den an:

    Der Autor hat eine Face­book-Fan­page, einen Wiki­pe­dia-Ein­trag und offen­sicht­lich einen Dachschaden./

    und kommt zu dem Schluss: 

    Sei­ne Argu­men­ta­ti­on ist wirr, sprung­haft und so naiv, dass das doch irgend­wie Sati­re sein muss. Dass sie es nicht ist, ist erschre­ckend – mit Jour­na­lis­mus hat der Bei­trag nichts mehr gemein und erin­nert allen­falls an einen kon­fu­sen, längst in die Unsicht­bar­keit down­ge­vo­te­ten Spon­tan­post einer unmo­de­rier­ten Kommentarspalte./

  • Induk­ti­ons­schlei­fe auf Rad­weg – You­Tube – so geht’s also auch: RT @FahrradClub: Jetzt anse­hen: Induk­ti­ons­schlei­fe auf dem Rad­weg – – so muss das gehen!

Ins Netz gegangen (1.6.)

Ins Netz gegan­gen (29.5.–1.6.):

  • Mau­ert Luther nicht ein! – DIE WELT – Der His­to­rik Heinz Schil­ling ist mit den bis­he­ri­gen Vor­be­rei­tun­gen des Refor­ma­ti­ons-Jubi­lä­ums 2017 nicht so ganz zufrieden …

    Die Kluft zwi­schen gegen­warts­ori­en­tier­tem Ver­kün­di­gungs­be­geh­ren und Ver­lan­gen nach his­to­ri­scher wie bio­gra­fi­scher Tie­fen­boh­rung ist zu über­brü­cken, will das Refor­ma­ti­ons­ju­bi­lä­um nicht unter das hohe Niveau der auf das 20. Jahr­hun­dert bezo­ge­nen Gedenk­kul­tur unse­res Lan­des zurück­fal­len. Es geht um die eben­so simp­le wie fol­gen­rei­che Fra­ge, wie viel Wis­sen­schaft das Refor­ma­ti­ons­ju­bi­lä­um braucht und wie viel Wis­sen­schaft es ver­trägt. Denn nur auf einer soli­den his­to­ri­schen Basis ist eine nach­hal­ti­ge Aus­ein­an­der­set­zung mit dem „pro­tes­tan­ti­schen Erbe“ in der euro­päi­schen Neu­zeit und glo­ba­len Moder­ne möglich.

  • „Es muss ja nicht alles von mir sein“ – DIE WELT – Lite­ra­tur – Frank Kas­par besucht Moni­ka Rinck und lässt sich von ihr erklä­ren und zei­gen, wie man heu­te Gedich­te schreibt, ohne pein­lich und ner­vend zu sein (was ihn anschei­nend ziem­lich über­rascht, dass das geht …):

    Wer in Moni­ka Rincks Tex­te ein­taucht, dem schwirrt bald der Kopf vor lau­ter Stim­men und Spra­chen, die dort frei zusam­men­schie­ßen. Deutsch, Eng­lisch, Fran­zö­sisch, Ita­lie­nisch und Pfäl­zisch, inne­re tref­fen auf äuße­re Stim­men, rhyth­misch Aus­ge­feil­tes auf bewusst gesetz­te Brü­che, Sprün­ge, Aus­ru­fe: Ha! Ach so! Hoho­ho! Die „Gischt der wirk­li­chen gespro­che­nen Spra­che“, die Wal­ter Ben­ja­min an Alfred Döb­lins Mon­ta­ge-Roman „Ber­lin Alex­an­der­platz“ so begeis­tert hat, gur­gelt zwi­schen den Zei­len und macht das Gewe­be leben­dig und beweglich.

  • Emme­rich Joseph von Breid­bach zu Bür­res­heim: Vor­kämp­fer der katho­li­schen Auf­klä­rung – FAZ -

    Emme­rich Joseph von Breid­bach zu Bür­res­heim, auch bekannt unter dem Spitz­na­men „Breit­fass von Schüt­tes­heim“ – angeb­lich trank er zu jeder Mahl­zeit sechs Maß Rhein­wein. Emme­rich galt als offen­her­zig und volks­nah, obwohl sei­ne Ansich­ten so gar nicht in Ein­klang mit dem wun­der­gläu­bi­gen Barock-Katho­li­zis­mus der kon­ser­va­ti­ven Land­be­völ­ke­rung stan­den. Er las Vol­taire und Dide­rot, wur­de schließ­lich zum bedeu­tends­ten Herr­scher der katho­li­schen Auf­klä­rung. Beson­ders sei­ne Schul­re­form wirk­te nach­hal­tig. Letzt­lich schuf die Ratio­na­li­sie­rung des Kur­main­zer Aus­bil­dungs­sys­tems die Grund­la­ge für die Revo­lu­ti­on in der Domstadt.

    Dass die Main­zer den Wein lie­ben, ist also nichts Neues …

  • Lebens­mit­tel­spe­ku­la­ti­on in der Frü­hen Neu­zeit – Wie Wet­ter, Grund­herr­schaft und Getrei­de­prei­se zusam­men­hin­gen | Die Welt der Habs­bur­ger – Nah­rungs­mit­tel­spe­ku­la­ti­on ist kei­ne Erfin­dung und auch nicht nur ein Pro­blem des 21. Jahr­hun­derts – wer hät­te es gedacht .…:

    Die Preis­stei­ge­run­gen waren jedoch nicht nur auf Wet­ter­ka­prio­len zurück­zu­füh­ren, auch das Ver­hal­ten der welt­li­chen und kirch­li­chen Grund­her­ren trug maß­geb­lich zum Anstieg der Getrei­de­prei­se bei. 

  • »Wie ein Rausch« | Jüdi­sche All­ge­mei­ne – Ein Inter­view mit dem Kla­vier­duo Tal & Groe­thuy­sen über Wag­ner, Alfred Pringsheim und Israel:

    Dar­in liegt auch die Leis­tung des Bear­bei­ters. Er steht ja stän­dig vor gro­ßen Fra­gen: Wie tei­le ich das auf? Wie kann ich mög­lichst viel vom Ori­gi­nal unter­brin­gen, sodass es plas­tisch ist, aber nicht über­la­den? Aber auch pia­nis­tisch rea­li­sier­bar? Und es hat sich her­aus­ge­stellt, dass Alfred Pringsheim, der eigent­lich Auto­di­dakt war, mit die inter­es­san­tes­ten und auch pia­nis­tischs­ten Lösun­gen gefun­den hat.

    Schön auch der Schluss­satz: „Und was Wag­ner angeht, sind wir jetzt wie­der für eine Wei­le bedient.“ – ich glau­be, das gilt nach die­sem Jahr für alle …

  • Adress­comp­toir: Auf der Suche nach Grill­par­zer – Hein­rich Lau­be irrt durch Wien:

    Grill­par­zer, wo bin ich über­all hin­ge­ra­then, um Dich zu finden!—erster Hof, zwei­te Stie­ge, drit­ter Stock, vier­te Thür! Es wir­beln mir noch die Beschrei­bun­gen im Kop­fe. Nach einer vor­mit­täg­li­chen Such­jagd stand ich end­lich in einer schma­len, öden Gas­se vor einem gro­ßen schweig­sa­men Hause

    Grill­par­zers über­ra­schend beschei­de­ne Woh­nung kann man übri­gens im städ­ti­schen Wien-Muse­um besich­ti­gen.

testlese: „das war ich nicht“

tubuk, die­ser sym­pa­thi­sche buchvertriebe/​buchhandel, der stolz dar­auf, „nicht jedes buch“ zu ver­kau­fen – es ist näm­lich ein ver­such diver­ser klein- und kleinst­ver­la­ge (die sich auf soge­nann­te „jun­ge“ lite­ra­tur kon­zen­trie­ren), sich bes­ser zu ver­mark­ten – hat eine schö­ne akti­on, bei der jeden monat meist zehn bücher an soge­nann­te „test­le­ser“ ver­lost wer­den: die bekom­men dann ein aktu­el­les buch aus einem der teil­neh­men­den ver­la­ge geschenkt – zum test­le­sen eben. denn tubuk ver­sucht, nicht nur bücher zu ver­schi­cken, son­dern auch so etwas wie eine „com­mu­ni­ty“ aufzubauen.
die­sen monat war ich dabei: kris­tof magnus­sons „das war ich nicht“ bekam ich zum tes­ten. kei­ne offen­ba­rung, um da vor­weg­zu­neh­men. aber net­te abend-lek­tü­re und das mei­ne ich sonst noch so dazu:

bücher über das wirt­schafts­le­ben, sein funk­tio­nie­ren und sei­ne pro­ble­me zu schrei­ben, scheint wirk­lich schwer zu sein. vie­le gute gibt es davon nicht. und der bereich der ban­ken und ande­ren finanz­dienst­leis­tun­gen ins­be­son­de­re der gegen­wart ist davon beson­ders getrof­fen. das ist alles inzwi­schen viel zu kom­pli­ziert, kom­plex und weit ent­fern vom täg­li­chen erfah­rung­ho­ri­zont der leser. inso­fern ist magnus­sons „das war ich nicht“ ein ehren­wer­ter ver­such. beson­ders weit kommt er aber auch nicht.

sein plot hat viel von einem labor­ver­such: drei per­so­nen, drei schick­sa­le, die – natür­lich – eng mit­ein­an­der ver­wo­ben sind und immer enger in kon­takt tre­ten und auf­ein­an­der ein­wir­ken. da ist mei­ke, die „lit. über­set­ze­rin“ von zunächst gro­schen­ro­ma­nen und jetzt genau einem ame­ri­ka­ni­schen autor, die gera­de aus ham­burg und ihrer bezie­hung nach fries­land geflüch­tet ist. dann jas­per, auch ein deut­scher aus bochum, der in chi­ca­go bei irgend einer bank irgend etwas han­delt. und der eben­falls in chi­ca­go leben­de hen­ry – genau der autor, den mei­ke über­setzt. und der nicht mehr schreibt. so. mit aller­lei ver­wick­lun­gen ver­hed­dern sich die­se drei lebens­läu­fe also inein­an­der, jas­per gelingt es mehr oder weni­ger aus ver­se­hen und neben­bei, sei­ne bank in den kon­kurs zu trei­ben. und am schluss sind alle hap­py in fries­land ver­sam­melt. aber der schluss ist eh’ das schwächs­te – abso­lut her­vor­seh­bar und ewig her­aus­ge­zö­gert. spä­tes­tens seit jas­pers flucht war­tet man als leser eigent­lich nur noch dar­auf, dass das ende jetzt auch kommt. wie gesagt: das ist ein ganz net­ter roman, halb­wegs ordent­lich geschrie­ben ohne beson­de­re sti­lis­ti­sche ansprü­che, mit eini­gen ver­lo­ren her­um­ste­hen­den glanz­lich­tern. übri­gens gelingt es auch magnus­son nicht, das finanz­we­sen, den han­del mit optio­nen etc., wirk­lich zum the­ma zu machen – auch wenn er es ver­sucht. aber das wer­den dann nur recht tro­cke­ne beleh­run­gen, die fast stö­ren. denn eigent­lich geht es ihm ja doch nur um sein figurentrio.

in der nzz gibt es eine ers­te rezen­si­on – sehr ange­tan ist roman bucheli.

kris­tof magnus­son: das war ich nicht. Mün­chen: Kunst­mann 2010.

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