Schlagwort: whistleblower
Ins Netz gegangen (3.7.–4.7.):
- Guttenberg, Schavan und die Folgen: Maulkorb bei Plagiatsverdacht — Tagesspiegel -
Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) planen einen Maulkorb für Forscher, die wissenschaftliches Fehlverhalten öffentlich machen wollen – das befürchten zumindest Wissenschaftler, die jetzt einen offenen Brief im Internet veröffentlicht haben.
- Internet-Sicherheitsexperte Felix von Leitner : Der Überwachung entgehen? Das macht richtig viel Arbeit! — FAZ — fefe im FAZ-Interview bringt’s auf den Punkt:
Terrorismus ist ja definiert als Einschüchterung, als Angriff, der nicht mich direkt angreift, sondern mir Angst macht und ich so meine Lebensart ändere. Das ist doch genau, was hier gerade passiert! Nur dass eben nicht „die Terroristen“ diesen Angriff durchführen, sondern die Geheimdienste. Dieses ewige „aber die Terroristen“ ist doch genau so hohl wie der Hinweis auf die angebliche parlamentarische Kontrolle. Im öffentlichen Diskurs muss mal jemand die Frage stellen, ob der real erlebte Terror nicht eher von den Diensten ausgeht, anstatt dass sie uns vor ihm schützen.
- law blog» Bewegte Zeiten -
Die Verweigerung von Überflugrechten ist zwar grundsätzlich zulässig, da jeder Staat auch seinen Luftraum als Hoheitsgebiet betrachtet. Allerdings ist nicht mal ansatzweise erkennbar, welche nachvollziehbaren eigenen Interessen Frankreich und Portugal mit der Verweigerung der Überflugrechte verfolgen könnten. Von der Maschine des bolivianischen Präsidenten ging keinerlei Gefahr für die beiden Länder aus – selbst wenn Snowden sich an Bord befunden hätte.
Von daher ist das schon ein höchst ungewöhnlicher Vorgang.
Die DFG — die immerhin einen Großteil der deutschen Forschung finanziert und damit auch inhaltlich maßgebend bestimmt — hat zusammen mit der Hochschulrektorenkonferenz beschlossen, dass “gute wissenschaftliche Praxis” (eine Wortkonstruktion, die mich immer sehr an die genauso unspezifierte “gute fachliche Praxis” der Bäuerinnen und Bauern erinnert) verlangt, dass Whistleblower ihre Beobachtungen, Entdeckungen und Befürchtungen — zum Beispiel von Plagiaten — nicht öffentlich machen sollen, sondern nur den zuständigen Gremien der Hochschulen vermelden — damit, so muss man sich das wohl denken, die dann in Ruhe und ohne von den blöden Fragen der nervenden Öffentlichkeit (die zwar alles bezahlt, aber was soll’s …) oder gar Fachkolleginnen und ‑kollegen belästigt zu werden, entscheiden können, was sie zu tun gedenken. Fast wie die arcana imperii also …
Wer das — wie ich — nicht so gut findet und solche Dinge auch zukünftig lieber öffentlich verhandelt sehen möchte, der oder die möge bitte diese von Stefan Heßbrüggen initiierte Petition hier mitzeichnen. Viel Hoffnung habe ich zwar nicht, dass sie wirklich etwas bewegt, aber versuchen sollte und muss man es wenigstens. Also: Mitzeichnen!
Nachtrag: Der Peteten Stefan Heßbrüggen hat im Redaktionblog von Hypotheses noch einmal ausführlich begründet, warum die Petition notwendig ist und warum HRK & DFG irren.