Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Schlagwort: verlag Seite 1 von 4

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  • „Sol­i­dar­ität gegen Ama­zon ist eine große Schimäre“ | Welt → zwar in der “welt”, aber trotz­dem ein sehr tre­f­fend­es inter­view mit klaus schöf­fling — das liegt aber vor allem eben an schöf­fling ;-). anlass war die insol­venz von KNV, aber es geht auch/eher um grundle­gende fra­gen des buch­mark­ts

    Ich weiß nicht, ob man jet­zt nach dem Staat rufen muss. Richtig bekla­gen kann sich die Buch­branche, die ja auch mit der Buch­preis­bindung vom Staat geschützt wird, eigentlich nicht.

  • Desire paths: the illic­it trails that defy the urban plan­ners | Guardian → ein schön­er beitrag über tram­pelp­fade im urban­den raum und die möglichkeit, sie zur pla­nung von wegverbindun­gen zu nutzen
  • Die Hand­schrift stirbt aus | Due Oresse → ein kurz­er überblick, wie es (öster­re­ichis­che) kom­pon­is­ten mit dem schreiben ihrer par­ti­turen hal­ten
  • Was hält Demokra­tien zusam­men? | NZZ → aus anlass des todes von böck­en­förde wieder her­vorge­holt: die sehr schöne, klare und deut­liche einord­nung des böck­en­förde-the­o­rems in die deutsche gesh­ci­chte des 20. jahrhun­derts
  • Diese Abende sind eine Qual | Zeit → flo­ri­an zin­neck­er hat für die “zeit” ein nettes inter­view mit igor lev­it über die elbphil­har­monie und ihre akustik geführt — und lev­it bleibt wieder ein­mal cool und über­legen
  • Wada­da Leo Smith Pays Trib­ute to Rosa Parks in New Album | Qwest → inter­view mit dem großen Wada­da Leo Smith, in dem er unter anderem darüber spricht, warum er den begriff “impro­vi­sa­tion” nicht mag:

    Impro­vi­sa­tion was strong in the late ‘60s and ear­ly ‘70s. But then it got very pol­lut­ed, like you can put every­thing into per­form­ing that you want to. There’s no lead­er­ship, no guid­ance. It’s nowhere near the way of Louis Arm­strong, Duke Elling­ton, Miles Davis, Bessie Smith or Abbey Lin­coln who were all right in terms of cre­at­ing oppor­tu­ni­ties in their music. The peo­ple call­ing them­selves impro­vis­ers today are like a soup. You can add every­thing in at once and cook it. But that’s a bad soup. You need to cook var­i­ous por­tions and add in dif­fer­ent things like spices which is what mak­ing music in the present is meant to be. It’s like what the Cre­ator cre­at­ed in the begin­ning. It’s authen­tic­i­ty. You’re bring­ing some­thing into being.

fischernetz

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Ins Netz gegan­gen am 19.4.:

  • Fata, Libel­li. Lit­er­aturkolumne | Merkur → ekke­hard knör­er wirft einen instruk­tiv­en blick auf den buch­markt und seine (haupt-) akteur*innen

    Ein Buch ist ide­al­typ­isch das, was eine Autorin ver­fasst, ein Agent in ihrem Namen verkauft, eine Lek­torin lek­to­ri­ert, ein Ver­lag set­zen lässt, pub­liziert und bewirbt, was ein Händler online oder im Laden verkauft, eine Rezensentin rezen­siert, eine Käuferin kauft. Ein Buch ist also ein ziem­lich kom­plex­es, aus geisti­gen, materiellen, ökonomis­chen Aspek­ten zusam­menge­set­ztes Objekt. […] Das Schreiben von Büch­ern ist eine in jed­er Hin­sicht aufwändi­ge und anstren­gende Sache. Die aller­meis­ten Autorin­nen und Autoren von Lit­er­atur kön­nen, wie sich aus den genan­nten Zahlen ohne viel Rech­nen ergibt, wed­er von den Verkäufen ihrer Büch­er noch von den Vorschüssen leben. Das gilt für die USA, das gilt für Deutsch­land, es gilt wohl über­all auf der Welt. Den­noch erscheinen Jahr für Jahr unfass­bar viele bel­letris­tis­che Titel. Wovon leben all diese Men­schen?

  • Geschlossen gegen imag­inierte Bedro­hun­gen | Süd­deutsche → ein ziem­lich guter essay von felix stephan über die ver­biesterten, eng­stirni­gen kämpfe um (deutungs-)hoheit (auch) in der kul­turszene, die er er im ver­har­ren in den eige­nen echokam­mern begrün­det sieht
  • Aber über Juden­hass nicht lachen wollen! | Über­mei­den → gabriel yoran regt sich ziem­lich zu recht über dumme fra­gen beim dlf auf:
    [Lev­it] soll allen Ern­stes erk­lären, wie sich sein Twit­tern jüdis­ch­er Witze mit Kri­tik an einem Preis für Verächtlich­machung von Auschwitz-Häftlin­gen verträgt. Was ist das für ein furcht­bares Land, in dem ein führen­des, ser­iös­es Medi­um solche Fra­gen stellt?
  • Moni­ka Grüt­ters im Inter­view | Tagesspiegel → ein total irres inter­view mit moni­ka grüt­ters, die sich ern­sthaft darüber beschw­ert, dass bei kul­tur­poli­tis­chen entschei­dun­gen (zu) viele mitre­den wollen. nun ja:

    Manch­mal würde auch der Kul­turbe­trieb eine Autorität gut ver­tra­gen.

  • Die große Inklu­sion | taz → vor­ab­druck eines auzuges aus armin nassehs neuem buch über 1968, “Gab es 1968?”, das — wenn ich den hier veröf­fentlicht­en text als maßstab nehme — sehr inter­es­sant zu sein scheint:

    Als wirk­sames Erbe [von 1968] haben sich Inklu­sion­ss­chübe vol­l­zo­gen, in deren Folge es zu ein­er Gen­er­alin­klu­sion der Bevölkerung kam. Dadurch ist es, so meine These, in allen wes­teu­ropäis­chen Län­dern zu einem mehr oder weniger merk­lichen impliziten Linksruck gekom­men – nicht expliz­it links gemäß der Vorstel­lung der radikalen Rev­o­lu­tion­sper­spek­tive des kleinen harten Kerns von „1968“, wonach die Gesellschaft ein umbaubares Objekt darstellt. Doch die Inklu­sions­dy­namik hat dur­chaus zu ein­er diskur­siv­en Beteili­gung größer­er Grup­pen geführt, und es kam zu ein­er grup­penüber­greifend­en Prämi­ierung von Abwe­ichung allein deshalb, weil die „Arbeit­steilung“ von Schicht­en und Milieus durcheinan­derg­eri­et.
    […] Die Poli­tisierung der Inklu­sion ist das, was ich hier als das impliz­it Linke beze­ich­nen möchte. Es ist links, weil es die egal­itären, auf soziale Ungle­ich­heit zie­len­den For­men von Mit­glied­schaft und Gen­er­alin­klu­sion von Bevölkerun­gen offen­siv ange­ht und sich mit jedem Schritt in Rich­tung Gen­er­alin­klu­sion die Unmöglichkeit ein­han­delt, solche For­men wieder zurück­zu­drehen. Und es ist impliz­it links, weil es für die Ver­fol­gung solch­er Poli­tik kein­er expliz­it linken Seman­tik und Pro­gram­matik bedarf.

zaun im schnee

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  • Düs­sel­dor­fer Verk­lärung | Begleitschreiben → anlässlich der “Düs­sel­dor­fer Erk­lärung” der klein(eren) ver­lage und den wun­sch nach förderung und preise für die immense kul­turelle (sie behaupten sog­ar, es sei eine kün­st­lerisch) leis­tung dieser ver­lage schlägt gre­gor keuschnig vor, gle­ich nägel mit köpfen zu machen:

    Aber es gibt noch Steigerungspo­ten­tial. Wie wäre es mit einem Aufruf, den Leser, die Leserin mit einem adäquat­en Preis staatlich zu unter­stützen? Die Kri­te­rien für die Preisver­gabe sind leicht zu eruieren: Der preiswürdi­ge Leser, die preiswürdi­ge Leserin, muss min­destens 50 Büch­er im Jahr lesen (3 davon Lyrik und min­destens 20% von soge­nan­nten unab­hängi­gen Ver­la­gen). Er/Sie ver­ste­ht sein Tun als kün­st­lerische Leis­tung. Ein Dienst an der Lit­er­atur.

  • Wie ich beina­he ein Pla­giat enthüllte | Zeit → eine nette geschichte über (klas­sis­che) musik und die ver­wirrung, die falsche met­da­dat­en bei stream­ing­di­en­sten aus­lösen kön­nen, hat gabriel yoran hier aufgeschrieben
  • Bürg­er­meis­ter, fangt ein­fach an! | Zeit → ste­fan ramm­ler fordert nicht ganz zu unrecht dazu auf, bei der verkehrspoli­tik und vor allem der verkehr­swende nicht immer nur auf die bun­de­spoli­tik zu star­ren und zu warten, son­dern auch lokal und kom­mu­nal zu denken und vor allem zu han­deln

    Es ist ja nicht so, dass kluge, gut ver­wobene und langfristig aus­gerichtete Konzepte für einen zukun­fts­gerecht­en Umbau des Mobil­itätssys­tems in Deutsch­land fehlten. Man wüsste sehr wohl, wie es gin­ge – man will es aber nicht wollen oder glaubt, es nicht wollen zu kön­nen. Noch immer haben die Han­del­nden nicht ver­standen, dass das Behar­ren beim Alten oder weit­ere Inno­va­tio­nen in der fos­silen Massen­mo­torisierung eben ger­ade nicht die Zukun­ft der deutschen Autoin­dus­trie sich­ern.

  • Die Köni­gin des poet­is­chen Eigensinns | Zeit → michael braun würdigt die große lyrik­erin elke er zu ihrem 80. geburt­stag
  • Plat­tform-Kap­i­tal­is­mus: “Wir müssen über Ver­staatlichung nach­denken”| Zeit → inter­es­santes inter­view mit Nick Srnicek über plat­tfor­men, die plat­tfor­mökonomie und die damit ver­bun­de­nen verän­derun­gen
gefrorenes spinnennetz

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  • Inter­view: “Die Rel­e­vanz von Geschlecht nimmt ab” | Cam­pus Mainz → die ger­man­is­tis­che sprach­wis­senschaft­lerin damaris nübling über sprache und geschlecht, gen­der und gerechtigkeit

    Langfristig wäre es gut, die Kat­e­gorie Geschlecht aufzulösen, statt sie zu drama­tisieren. Das funk­tion­iert neben dem Streuen auch mit neu­tral­isieren­den Pronomen im Plur­al wie “alle”, “viele” oder “manche”. Außer­dem kann man auch anstelle von Per­so­n­en­beze­ich­nun­gen abstrak­tere Begriffe ver­wen­den, zum Beispiel: “Das Insti­tut hat entsch­ieden” anstelle von “Der Insti­tut­sleit­er hat entsch­ieden” und so weit­er.
    Allerd­ings kommt das immer auf den Kon­text an. Feste Rezepte gibt es nicht, Kreativ­ität ist gefragt. Dazu gehören auch die zunehmenden Präsenspar­tizip­i­en im Plur­al wie “Studierende”. Sin­gu­lare wie “der Studierende” tau­gen dage­gen nicht, da Sin­gu­lare immer mit Genus aufge­laden sind. Meine Erfahrung ist, dass es weniger eine Frage der Möglichkeit­en als des Wil­lens ist.

  • Kul­turgut Buch — bröck­elt der Mythos? | Deutsch­land­funk Kul­tur → ein nach­den­klich­es inter­view mit jörg sun­der­meier vom famosen ver­brech­er-ver­lag zur lage des buch­mark­tes und der lit­er­atur im ganz all­ge­meinen

    Ich glaube, momen­tan ist eher das Prob­lem nicht so sehr, dass die Leute nicht lesen wollen oder nicht lesen kön­nen, son­dern dass es ein biss­chen demi mode ist, und ich habe aber den Ein­druck, dass es sich ändert und dass das Lesen wieder zurück­kommt,

  • “Gewon­nen hat die deutsche Nation” | Zeit → noch ein älteres inter­view, das schon lange in mein­er leseliste schlum­mert: georg schmidt spricht über den dreißigjähri­gen krieg (die leserkom­mentare ignori­ert man aber bess­er …)
  • The Ulti­mate Pro­duc­tiv­i­ty Blog → großar­tig, sehr tre­f­fend auf den punkt gebracht
  • Abwe­sen­heit als Krise | Sozialthe­o­ris­ten → span­nende über­legun­gen von ste­fan kühl zum prob­lem der anwe­sen­heit­skon­trollen an uni­ver­sitäten

    Selb­st in Überwachung­sprak­tiken begabte Lehrende wer­den fest­stellen, dass sie trotz einzel­ner Siege über beson­ders auf­fäl­lige Drücke­berg­er am Ende diese Kon­trol­lkämpfe ver­lieren wer­den. Die Kreativ­ität von Studieren­den beim Erfind­en von Wegen, diese Kon­trollen zu unter­laufen, wird immer größer sein als die Kreativ­ität von Lehren­den im Erfind­en neuer Wege der Kon­trolle. Anwe­sen­heit­slis­ten sind deswe­gen ein stumpfes Schw­ert, um das Leis­tungsniveau von Studieren­den anzuheben. […] Das Prob­lem der Abwe­sen­heit von Studieren­den ist also nicht vor­rangig ein Prob­lem der Qual­ität der Lehren­den, son­dern liegt vielmehr in der Gestal­tung der Stu­di­engänge selb­st […] Statt auf das Prob­lem der Abwe­sen­heit mit dem eher brachialen Mit­tel der Anwe­sen­heit­sliste zu reagieren, gäbe es eine Alter­na­tive. Man kön­nte chro­nis­che Abwe­sen­heit­en – oder Anwe­sen­heit­en, die nur über Anwe­sen­heit­slis­ten durchge­set­zt wer­den kön­nen – als ein Zeichen dafür sehen, dass irgen­det­was in dem Stu­di­en­gang nicht stimmt.

  • Trump ist der Geburtshelfer von “Me Too” | SZ → eine gute — und wie mir scheint, sehr tre­f­fende — einord­nung von hed­wig richter der #MeToo-bewe­gung in den wan­del von män­ner-/männlichkeits­bildern und die geschichte der gle­ich­berech­ti­gung

    Die Empörung über die Gewalti­gen, die sich der Leiber der anderen bedi­enen, ist mehr als ein Hash­tag und etwas anderes als eine Het­z­jagd. Sie ist das Ende der let­zten Selb­stver­ständlichkeit: Das Zweifel- und Bedenken­lose ein­er männlichen Herrschaft, das in die Kör­p­er eingeschrieben war, scheint endgültig außer Kraft geset­zt zu sein.

  • The Hori­zon of Desire | Lon­greads → ein her­vor­ra­gen­der essay von lau­rie pen­ny über kon­sens, rape cul­ture, männlich- und weib­lichkeit und die damit ein­herge­hen­den (stereo­typen) erwartun­gen an das ver­hal­ten beim sex

    Rape cul­ture is not about demo­niz­ing men. It is about con­trol­ling female sex­u­al­i­ty. It is anti-sex and anti-plea­sure. It teach­es us to deny our own desire as an adap­tive strat­e­gy for sur­viv­ing a sex­ist world. […] But unless we talk about desire, about agency, about con­sent, then we’ll only ever be fight­ing this cul­ture war in retreat. It’s a real war, one that impacts our bod­i­ly auton­o­my and our eco­nom­ic and polit­i­cal pow­er. The bat­tle for female desire and agency goes way beyond the bed­room, and it’s a bat­tle that right now every­one is los­ing.

weihnachtsbaum im netz

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  • Unter falsch­er Flagge. Rechte “Iden­titäre” set­zen auf Antiken-Pop. Die Geschichte ihrer Sym­bole dürfte ihnen kaum gefall­en | Pop His­to­ry → eine wun­der­bare kleine geschichte: bodo mrozek erzählt, was hin­ter dem lamb­da als signet der iden­titären bewe­gung steckt — wie so oft, ist das zeichen, seine entste­hung und nutzung deut­lich weniger ein­deutig als seine nutzer es gerne hät­ten oder sug­gerieren …
  • Der normierte All­t­ag | Neues Deutsch­land → ein kurz­er rück­blick auf 100 jahre nor­mung in deutsch­land — von kegel­s­tiften bis ret­tungstra­gen …
  • Ist dieser Mann an allem schuld? Oder doch Sig­mar Gabriel? | zeit → bernd ulrich sehr richtig über das irrlichternde denken und argu­men­tieren von sig­mar gabriel und (zumin­d­est teile) der spd:

    Ökolo­gie … wird als etwas Zweitrangiges und im Prinzip schon Geregeltes abge­tan, die fun­da­men­tale Krise wird oft­mals geleugnet. … Und als dann das ZDF segen­sre­icher­weise eine ein­schlägige Umfrage in Auf­trag gab, waren alle ganz über­rascht von den Ergeb­nis­sen: Auf die Frage, ob zum Erre­ichen der Kli­maziele auch dann Kohlekraftwerke abgeschal­tet wer­den soll­ten, wenn das ökonomisch neg­a­tive Fol­gen haben kön­nte, antworteten zwei Drit­tel mit Ja. 82 Prozent gaben an, gegen den Kli­mawan­del werde inter­na­tion­al nicht genug getan, während immer­hin 52 Prozent der Mei­n­ung waren, selb­st Deutsch­land tue hier zu wenig. Offen­bar bewe­gen sich viele Poli­tik­er und Jour­nal­is­ten ökol­o­gisch gese­hen in ein­er Son­der­welt.

  • Büch­er ver­legen und Holz hack­en | Deutsch­land­funk Kul­tur → peter engstler im gespräch mit ulrike timm beim deutsch­land­funk kul­tur
  • Wozu noch Bib­lio­theken? | Deutsch­land­funk → inter­es­san­ter (langer) essay von michael knoche über bib­lio­theken und das inter­net, wenn auch manch­mal etwas selt­same argu­men­ta­tion (u.a.: such­maschi­nen erfassen nicht das ganze inter­net, deswe­gen benötigt man bib­lio­theken, die wis­sen mit aus­gewählten werken bere­it­stellen …)

    Die Fokussierung auf die eigene Samm­lung reicht heute nicht mehr aus. Die eigene Samm­lung muss als Teil eines Net­zw­erks begrif­f­en wer­den. Bib­lio­theken müssen heute viel arbeit­steiliger vorge­hen und viel mehr miteinan­der kooperieren, als dies in der Welt der gedruck­ten Lit­er­atur notwendig war. Bib­lio­theken müssen Bestand hal­ten, aber sie funk­tion­ieren nur noch als Sys­tem.

drahtnetz (detail)

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  • The mys­tery of the phan­tom ref­er­ence | harzing.com → eine schöne geschichte: ein wis­senschaftsver­lag erfind­et für seine for­matvor­lage einen fachar­tikel — und der taucht immer wieder in wis­senschaftlichen pub­lika­tio­nen auf …
  • Frau am Steuer: Pio­nierin­nen in Män­ner­domä­nen | Stan­dard → bet­ti­na bal­a­ka über “frauen am steuer” (und in anderen berufen) in öster­re­ich — eine schöne erin­nerung, wie kurz die zeit der emanzi­pa­tion doch eigentlich ist …

    Man kann sich nie sich­er sein, was ver­rückt ist oder vielle­icht doch eine gute Idee, was nor­mal und was irra­tional, weil einen Geschichte und Gewöh­nung nicht sel­ten eines Besseren belehren. Manch­mal geht gesellschaftliche Verän­derung so schnell, dass eine Gen­er­a­tion der näch­sten davon erzählt wie aus grauer Vorzeit. Was heute vol­lkom­men vernün­ftig erscheint, löst Jahrzehnte später ungläu­biges Kopf­schüt­teln aus. Wir dür­fen davon aus­ge­hen, dass auch einiges von dem, was wir im Augen­blick für gut und richtig, da ver­traut hal­ten, von diesem Schick­sal ereilt wer­den wird.

  • Kli­mawan­del – ich habe darüber gere­det | Kli­mafak­ten → ein wis­senschaftler berichtet über die schwierigkeit­en, mit men­schen über den kli­mawan­del ins gespräch zu kom­men und an strate­gien oder lösun­gen zu arbeit­en
  • The Hori­zon of Desire | Lon­greads → lau­rie pen­ny über con­sent, rape und moral­ität und kul­tur — wie (fast) immer bei ihr, ein großer lesegewinn

    The prob­lem is that tech­ni­cal­ly isn’t good enough. “At least I didn’t active­ly assault any­one” is not a gold stan­dard for sex­u­al moral­i­ty, and it nev­er was. Of course, we have to start some­where, and “try not to rape any­one” is as good a place as any, but it can’t end there. Our stan­dards for decent sex­u­al and social behav­ior should not be defined pure­ly by what is like­ly to get us pub­licly shamed or put in prison, because we are not tod­dlers, and we can do bet­ter. […] This is what con­sent cul­ture means. It means expect­ing more — demand­ing more. It means treat­ing one anoth­er as com­plex human beings with agency and desire, not just once, but con­tin­u­al­ly.

  • The secret tricks hid­den inside restau­rant menus | BBC → über die opti­mierung von speisekarten — also opti­mierung im sinne von mehr geld für’s restau­rant …
  • Com­pul­so­ry hel­met laws won’t make cycling safer | British Cycling → wieder/noch ein­mal der hin­weis, dass helmpflicht­en für radfahrer_innen die kopfver­let­zun­gen nicht unbe­d­ingt reduziert, von anderen (gesund­heitlichen) auswirkun­gen ganz zu schweigen
frey, henrici (cover)

Das Fundament

“Ich baue beim Bau meines Haus­es ganz auf meine Hausautoren, sie sind das Fun­da­ment meines Ver­lags”, sagte Engel­er zu Henri­ci, als sie zusam­men in die Bau­grube blick­ten, wo einige Schrift­steller eben damit beschäftigt waren, mit ein­er Ner­ven­säge Wörter zu zer­legen. Die zu wirren Haufen aufgeschichteten Bausteine wur­den von den werk­müdi­ger­weise damit beauf­tragten Ana­gram­matik­ern so zusam­mengeschot­tert, dass
sie min­destens bis zum Richt­fest fast fest­ge­mauert in der Rede ste­hen wür­den. “Hausautoren sind zwar fundan1ental”, sagte Henri­ci, “aber ich bin beruhigt zu sehen, dass du nicht so sehr auf sie baust, dass du sie ein­mauerst.” Engel­er warf ihm einen etwas mis­strauis­chen Blick zu und meinte: “Unser ganz­er Fun­dus ist auss­chliesslich men­tal, allerd­ings mehr orna­men­tal als instru­men­tal, und weniger mon­u­men­tal als exper­i­men­tal. Deshalb kom­men wir auch ohne Zement aus. Die Wände mögen wie Papi­er ausse­hen, aber sie sind mit Bleis­tiften armiert. Das Haus ruht, wie du bemerkt haben wirst, auf fes­ten Grund­sätzen, denn wir wer­den jet­zt häus­lich, ganz ohne Feld‑, Wald- und Wiesen­poe­sie. Es begin­nt ein neuer Abschnitt.” “Man kön­nte fast sagen: ein Umbruch”, pflichtete ihm Henri­ci bei, “sog­ar noch bevor alles gestrichen ist.” —Hans-Jost Frey, Henri­ci, 11

spinnweben zwischen holz, schwarz-weiß

Ins Netz gegangen (22.5.)

Ins Netz gegan­gen am 22.5.:

  • Ein Tag im Leben eines ICE | SZ → nette (wenn auch nicht sehr tiefge­hende) Reportage über den Zug an sich (also das Gefährt) und der Aufwand, der nötig ist, dass er jeden Tag auf den Gleisen unter­wegs sein kann.
  • Franz Koglmann: “Jazz ist für mich kein Syn­onym für Frei­heit” | Stan­dard → der “stan­dard” grat­uliert franz koglmann zum seibzig­sten mit einem inter­view, von dem hier die (einige?) antworten zu lesen sind

    Ich bin bis heute der Mei­n­ung, die eigentlich wichtige musikalis­che Erschei­n­ungs­form des 20. Jahrhun­derts ist der Jazz und nicht die Zweite Wiener Schule!

  • Fake News mit Fake Jour­nals: Gen­der-Stud­ies-Hoax als Ver­lagsver­sagen | netzpolitik.org → leon­hard dobusch bei net­zpoli­tik über das wahre prob­lem von unser­iösen (wissenschafts-)verlagen:

    Unser­iöse Ver­lage, die gegen Bezahlung jeden Beitrag als ver­meintlich begutachtet pub­lizieren, waren bis­lang vor allem ein Prob­lem für den Wis­senschafts­be­trieb. Wie ein ver­meintlich­er Gen­der-Stud­ies-Hoax zeigt, sind Fake-Ver­lage aber auch eine poten­tielle Grund­lage für Fake News.

  • Wirk­lichkeits­be­wäl­ti­gung als lit­er­arisches Pro­gramm | Voll­text → schon wieder ein text von felix philipp ingold — eine all­gmeine abrech­nung mit der lit­er­aturkri­tik, wie sie heute betrieben wird

    Belege für dieses eindi­men­sion­ale Real­is­muskonzept wie auch für das unge­broch­ene Bedürf­nis nach dem bel­letris­tis­chen Human touch liefert die aktuelle Buchkri­tik in beliebiger Anzahl und mit zunehmender Insis­tenz.

  • Colour Wheels, Charts, and Tables Through His­to­ry | Pub­lic Domain Review → eine schöne über­sicht über diverse ver­suche der let­zten jahrhun­dert, das farb­spek­trum zu organ­isieren und darstel­lungs­for­men dafür zu find­en.
  • How Google Book Search Got Lost | Backchan­nel → schön­er, langer text über google books, die entwick­lung des pro­jek­tes zum (schein­baren?) still­stand — und die lek­tion daraus: “Engi­neer­ing is great, but it’s not the answer to all prob­lems.”
web (unsplash.com)

Ins Netz gegangen (9.12.)

Ins Netz gegan­gen am 9.12.:

  • The Late Medieval Christ­mas Feast | Doing His­to­ry in Pub­lic → Eleanor Rus­sell über das spät­mit­te­lal­ter­liche wei­h­nachts­fest in eng­land:

    Like today, the most spec­tac­u­lar and antic­i­pat­ed part of the medieval Christ­mas was not the Mass, then manda­to­ry, but Christ­mas feast, an event which offered not only an oppor­tu­ni­ty to cel­e­brate the birth of Christ, recon­nect with fam­i­ly and friends, and eat to burst­ing, but also the chance to express social hier­ar­chies and iden­ti­ty.

    To under­stand the ram­i­fi­ca­tions of the Christ­mas feast, we should view it as much of a per­for­mance as the enter­tain­ments which accom­pa­nied it. Guests who per­formed admirably might receive a mark of favour, whilst social sole­cisms, such as start­ing to eat before the host did, could mean dis­grace.

    Like today, the medieval Christ­mas feast was as much about con­sump­tion, com­men­sal­i­ty, and social manoeu­vring as it was about reli­gion.

  • “Diese Summe hat man nicht auf der hohen Kante” | börsen­blatt → noch so ein ten­den­z­iös­er bericht über ver­lage und die vg wort. ich hab’ immer noch nicht kapiert, warum die ver­lage die vg-wort-ein­nah­men so drin­gend brauchen. wenn sie so kreativ und schöpferisch tätig sind und eigene rei­hen entwick­eln (!) — warum passen sie die autorhono­rare bzw. autorin­nen­beteili­gun­gen an den buchum­sätzen in ihren verträ­gen nicht entsprechend an? warum müssen sie das ille­gal über die vg wort finanzieren?
  • Intellek­tuellen-Däm­merung |Tages-Anzeiger → eine ziem­lich gute vertei­di­gung (und erk­lärung) des typus “intellektuelle/r” und sein­er notwendigkeit von mar­tin ebel:

    Prüf­stein intellek­tuellen Engage­ments ist allein, ob es über das eigene Inter­esse hin­aus­ge­ht, ob es das Wohl des Ganzen im Auge hat. Es geht nicht um eine Charak­ter- oder Mut­prü­fung des Intellek­tuellen, son­dern um sein Urteilsver­mö­gen, seine Fan­tasie, seine Orig­i­nal­ität.

    Intellek­tuelle sind auch keine Wel­terk­lär­er noch gar Propheten, denen man blind fol­gen kann. Sie sind aber dazu da, in ein­er Welt, in der Grup­pene­go­is­men sich immer stärk­er artikulieren, daran zu erin­nern, dass es Werte und Inter­essen gibt, die über den Eigen­nutz hin­aus­ge­hen – zum Nutzen aller. Frauen­rechte und Mei­n­ungs­frei­heit, Min­der­heit­en­schutz und Rechtssicher­heit sind solche zen­tralen Werte.

spinnennetz mit tau

Ins Netz gegangen (23.11.)

Ins Netz gegan­gen am 23.11.:

  • #Fak­e­News jet­zt auch im Feuil­leton? | Wolf­gang Michal → wolf­gang michal hat — aus­gelöst von der alarmistis­chen pressemit­teilung des börsen­ver­ban­des und der ungeprüften über­nahme in qual­itätsme­di­en — mal ein biss­chen gerech­net, was die rück­zahlung ille­gal erhal­tener vg-wort-gelder für ver­lage eigentlich wirk­lich bedeutet:

    Doch die notorisch klamme Sit­u­a­tion manch­er Kle­in­stver­lage wird vom reichen Börsen­vere­in ja nur deshalb ins Feld geführt, weil man damit die Herzen notorisch klam­mer Autoren erwe­ichen kann. Da traut sich dann kein­er mehr zu fra­gen, warum man aus­gerech­net kleine Autoren, deren Exis­tenz min­destens eben­so gefährdet ist wie die Exis­tenz klein­er Ver­leger, mit kul­turellen Unter­gangsszenar­ien dazu drän­gen will, auf ihre schmalen Rück­forderungs­be­träge (von weni­gen hun­dert Euro im Schnitt) „frei­willig“ zu verzicht­en? Warum sprin­gen nicht die Mil­liardäre und Mul­ti­mil­lionäre Ber­tels­mann, Springer Sci­ence oder West­er­mann in die Bresche und helfen ihrer ange­blich so bedrängten Branche? Allein mit dem Jahres­gewinn von Ber­tels­mann kön­nten sämtliche Rück­forderun­gen der VG Wort 30 Jahre lang beglichen wer­den.

  • Öffentlich­er Verkehr: Es wird eng | NZZ → an den pendler-bahn­höfen der schweiz wird es eng — weil immer mehr men­schen zugle­ich unter­wegs sind …
  • Wie sich das poli­tis­che The­ater selb­st betrügt – Ein Zwis­chen­ruf | Nachtkri­tik → michael wolf hat ein­wände gegen das ach so tolle, ach so wichtige, ach so gesellschaftlich rel­e­vante the­ater:

    In The­atern wird “exem­plar­isch durchge­spielt, was Demokratie aus­macht: das Aufeinan­der­prallen extrem unter­schiedlich­er Ansätze auszuhal­ten – und diskur­siv zu kanal­isieren”? Nein, ein­fach nein. Poli­tis­ches The­ater ist nur so weit plu­ral­is­tisch, bis es unan­genehm wer­den kön­nte. Es hat kein Inter­esse daran, die Band­bre­ite der Hal­tun­gen ein­er Gesellschaft vorkom­men zu lassen, die – wie eklig! – eben nicht nur aus den Guten beste­ht

  • Nein, die Transen und die Homos sind nicht schuld an Trump | Bild­blog → guter punkt von johannes kram, eigentlich selb­stver­ständlich, aber ger­ade trotz­dem immer wieder auszus­prechen:

    Es geht nicht um Respekt oder Tol­er­anz der einen für die anderen, um etwas, das Mehrheit ein­er Min­der­heit gön­nt. Es geht darum, dass sich die Gesamt­ge­sellschaft erst als kom­plett begreift, wenn alle gle­icher­maßen dazuge­hören.

  • Poli­tologe über Trumps Pop­ulis­mus: „Er bes­timmt, wer das Volk ist“ | taz.de → gutes inter­view mit jan-wern­er müller über pop­ulis­mus, nation, volk und den ganzen krams/quatsch …
  • Men­schen­rechte: Reden wir über das Grundge­setz! | Zeit → birte förster ruft dazu auf, das grundge­setz ernst zu nehmen und in die aktuellen diskus­sio­nen stärk­er einzubeziehen
  • 100 Jahre rus­sis­che Rev­o­lu­tion: Rev­o­lu­tion­sju­biläum ohne Held | NZZ → ulrich m. schmid über die schwierigkeit­en der putin-regierung, die rev­o­lu­tions­feiern des näch­sten jahres mit dem näch­sten spin zu verse­hen (spoil­er: lenin fällt aus, der rus­sis­che staat darf in sein­er größe und großen geschichte ganz nation­al­is­tis­che wieder aufer­ste­hen …)

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