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Schlagwort: unterricht

Docere

quodque parum novit, nemo docere potest
[Nie­mand kann lehren, was er wenig ver­ste­ht.]Ovid, Tris­tia, 2,348

cobweb in sunlight

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    • Should pri­ma­ry schools teach phi­los­o­phy? | Durham Uni­ver­si­ty → philoso­phie­un­ter­richt hil­ft:

      We found that Phi­los­o­phy for Chil­dren has some promis­ing effects in improv­ing children’s social and com­mu­ni­ca­tion skills, team work, resilience and abil­i­ty to empathise with oth­ers. Inter­est­ing­ly, these pos­i­tive effects are more pro­found in chil­dren from dis­ad­van­taged groups.

    • Willst Du quälen? Frage „Wie weit bist Du?“ | Wild Dueck Blog → gunter dueck über die unsitte von man­agern, immer auskun­ft über gegen­wär­tige arbeit­en und zukün­ftige zeitliche entwick­lun­gen zu ver­lan­gen:

      Wer also eine Delle in den Zahlen hat, wird sofort mit zusät­zlich­er Arbeit über­häuft, die Delle zu logisch zu erk­lären. Das gelingt im Prinzip leicht, weil der Nach­fra­gende die Fein­heit­en ja nicht in den Zahlen ste­hen hat.

    • Ich wün­sche mir Mut zur Unter­schei­dung | FAZ → peter-andré alt (der ja ein augeze­ich­neter bio­graph ist …) als vor­sitzen­der der hochschul­rek­torenkon­ferenz im inter­view:

      Die Ten­denz zur Vere­in­heitlichung, wie wir sie in den let­zten fün­fzehn Jahren beobacht­en kon­nten, ist gefährlich, weil sie Uni­for­mität fördert. Das haben wir in manchen Bere­ichen der Exzel­len­zini­tia­tive beobacht­en kön­nen. Ich wün­sche mir mehr Mut zur Unter­schei­dung und auch mehr Unter­stützung dabei durch die Poli­tik. […] Ich halte ein ein­jähriges Studi­um Gen­erale vor dem Bach­e­lor für ein gutes Mit­tel. Es zeigt sich immer stärk­er, dass zahlre­iche Abi­turi­en­ten auf die Uni­ver­sität nicht vor­bere­it­et sind.

    • Absurde Elek­tri­fizierung | SZ → sebas­t­ian her­rmann hat ziem­lich recht, wenn er sich über die elek­tri­fizierung der fahrrän­der san­ft lustig macht. mir fehlt ja noch ein weit­eres argu­ment: “klas­sis­che” fahrradtech­nik kann man (mit etwas geschick) weit­ge­hend kom­plett selb­st warten und vor allem repari­eren — die neuen elek­tro­n­is­chen teile oft über­haupt nicht mehr .…

      Den­noch steckt Absur­dität im Konzept, Mechanik am Rad durch Elek­tron­ik zu erset­zen: Der unschlag­bare Vorteil des Fahrrads beste­ht schließlich darin, dass es seinem Fahrer Frei­heit schenkt — die Frei­heit, aus eigen­er Kraft jedes erwün­schte Ziel zu erre­ichen und unab­hängig von Ladek­a­beln oder Updates zu sein.

      Aufk­lärung ist riskantes Denken. Wir, die Erben, wollen dieses Risiko nicht mehr einge­hen. Wir wollen eigentlich keine Zukun­ft, wir wollen nur, dass unsere priv­i­legierte Gegen­wart nie aufhört, obwohl sie zuse­hends um uns herum bröck­elt und ges­pal­ten wird.

      Um das, was kommt, nicht zu erlei­den, son­dern zu gestal­ten, bedarf es nicht nur neuer Tech­nolo­gien und Effizien­zsteigerun­gen, kein­er hohen Mauern und kein­er Abschreck­ung, son­dern ein­er Trans­for­ma­tion des west­lichen Lebens­mod­ells, denn erst wenn Men­schen wieder einen real­is­tis­chen Grund zur Hoff­nung haben, wird die Angst ver­schwinden.

      Dafür brauchen wir den Mut, wieder etwas zu riskieren beim Nach­denken über die Welt und über die eigene Posi­tion in ihr. Die Aufk­lärung ist nötiger denn je, aber nicht in ihrer ratio­nal­is­tis­chen Veren­gung oder ihrer ökonomis­chen Par­o­die.

spinnweben zwischen holz, schwarz-weiß

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  • Die Drop­box­isierung des Lehrernach­wuch­ses | Bob Blume → bob blume über das hem­mungslose teilen und unre­flek­tierte weit­er­ver­wen­den von unter­richts­ma­te­r­i­al:

    Zwis­chen Kol­lab­o­ra­tion und dreis­tem Pla­giat führt heutzu­tage ein schmaler Grat. Schlim­mer als Arbeits­blät­ter abzu­greifen und nichts selb­st zu pro­duzieren ist aber der Gedanke, der dahin­ter ste­ht.

  • Archäolo­gen erforschen Achtziger­jahre | Spiegel → kurzes inter­view mit dem archäolo­gen atti­la dészi, der die “freie repub­lik wend­land” aus­gräbt und damit für archäolo­gen unge­wohnt zeit­geschichte beforscht

    Denn die Archäolo­gie leis­tet Beiträge, die andere Diszi­plinen nicht abdeck­en kön­nen. Dazu zählt etwa die Erforschung von All­t­ags­ge­gen­stän­den. Wer sollte son­st her­aus­find­en, was von der “Repub­lik Freies Wend­land” heute noch übrig ist.

  • Wir müssen über Nazis reden | Moritz Hoff­mann → der his­torik­er moritz hoff­mann über nazis, die afd, erin­nerungspoli­tik und das deutsche par­la­ment
  • Philosoph Wolf­gang Welsch: «Das ange­blich Eigene ist hochgr­a­dig fik­tiv» | NZZ → ein sehr gutes inter­view mit dem philosophen wolf­gang welsch über kul­tur, iden­tität, nation­al­is­men etc. und vie­len klu­gen antworten:

    In solchen Zeit­en ist der Rück­griff auf ange­blich Eigenes und Bewährtes ein sim­ples Mit­tel der Selb­stver­sicherung. Aber es hil­ft nur der Seele. Prak­tisch ist es völ­lig unpro­duk­tiv: Das ange­blich Eigene und Bewährte stellt sich bei näher­er Betra­ch­tung als hochgr­a­dig fik­tiv her­aus. […] Wir sind, genau betra­chtet, alle kul­turelle Mis­chlinge. Die Iden­titäten sind nicht mehr kernar­tig, son­dern straus­sar­tig oder net­zw­erkar­tig ver­fasst: Sie gehen über die Gren­zen der alten Kul­turen und nationalen Kul­tur­fik­tio­nen hin­aus, sie vere­inen lokale, regionale und glob­ale Ele­mente in sich und sind in diesem Sinn tran­skul­turell. Wenn die Bürg­er ihre fak­tis­che Tran­skul­tur­al­ität anerken­nen, wäre damit für die Prax­is viel gewon­nen. Wer sich sein­er eige­nen inneren kul­turellen Plu­ral­ität bewusst gewor­den ist, der wird im Frem­den auch Eigenes erken­nen, anstatt von vorn­here­in auf Abwehr zu schal­ten. […] Im Übri­gen ist Dif­ferenz­bil­dung für Indi­viduierung uner­lässlich – man muss anders sein als andere oder auf seine eigene Weise ähn­lich sein wie andere. Aber das Dif­fer­ente darf doch nicht als das ganz Andere – das Fremde, das nicht die gle­ichen Rechte wie man selb­st hat – ange­se­hen wer­den. Das ist der Fehler von Kleinkindern. […] Es ist gut, ein Stand­bein zu haben, und für viele Men­schen bildet die lokale, regionale oder nationale Iden­tität dieses Stand­bein. Aber das Stand­bein darf nicht zum Klump­fuss wer­den, und es ist nichts ohne ein Spiel­bein.

  • Boomen die Geis­teswis­senschaften, und nie­mand merkt es?| NZZ → die antwort: vielle­icht, irgend­wie schon. aber vielle­icht auch nicht mehr lange. es ist — wie halt immer — kom­pliziert …

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  • «Dig­i­tal Human­i­ties» und die Geis­teswis­senschaften: Geist unter Strom — NZZ Feuil­leton — sehr selt­samer text von urs hafn­er, der vor allem wohl seine eigene skep­sis gegenüber “dig­i­tal human­i­ties” bestäti­gen wollte. dabei unter­laufe ihm einige fehler und er schlägt ziem­lich wilde volten: wer “human­i­ties” mit “human­wis­senschaften” über­set­zt, scheint sich z.b. kaum auszuken­nen. und was die verz­er­rende darstel­lung von open access mit den dig­i­tal human­i­ties zu tun hat, ist auch nicht so ganz klar. ganz abge­se­hen davon, dass er die fäch­er zumin­d­est zum teil fehlrepräsen­tiert: es geht eben nicht immer nur um close read­ing und inter­pre­ta­tion von einzel­tex­ten (abge­se­hen davon, dass e‑mailen mit den dig­i­tal human­i­ties unge­fähr so viel zu tun hat wie das nutzen von schreib­maschi­nen mit kittler’schen medi­en­the­o­rien …)
  • Lyrik: Reißt die Seit­en aus den Büch­ern! | ZEIT ONLINE — nette idee von thomas böhm, die lyrik zu vere­inzeln (statt in lyrik­bän­den zu sam­meln), das gedicht als optis­ches sprachkunst­werk zu ver­mark­ten (auch wenn ich seine argu­men­ta­tio­nen oft über­haupt nicht überzeu­gend finde)
  • Ein­sam auf der Säule « Lyrikzeitung & Poet­ry News — gute kri­tikkri­tik zur besprechung des aktuellen “Jahrbuchs für Lyrik” in der “zeit”, die auch mich ziem­lich ver­wun­dert hat.

    Unter­schei­dung, Alter­na­tiv­en, Schw­er­punk­t­set­zung? Fehlanzeige. Rez. zieht es vor, sich als scharfe Kri­tik­erin zu insze­nieren, jede Dif­feren­zierung schwächte das Bild nur. Lieber auf der Schul­ter von Riesen, hier neben Krüger, Benn & Co. vor allem Jos­sif Brod­sky, auf die behauptet magere deutsche Szene her­ab­blick­en. Ein­sam ist es dort oben auf der Säule!

  • Verkehrssicher­heit: Brun­ners let­zte Fahrt | ZEIT ONLINE — sehr inten­sive reportage von hen­ning susse­bach über die prob­leme der/mit altern­den aut­o­fahrern (für meinen geschmack manch­mal etwas trä­nen­drüsig, aber ins­ge­samt trotz­dem sehr gut geschrieben)

    Urlaub­szeit in Deutsch­land, Mil­lio­nen Reisende sind auf den Straßen. Da biegt ein 79-Jähriger in falsch­er Rich­tung auf die Auto­bahn ein – fünf Men­schen ster­ben. Ein Unglück, das zu ein­er brisan­ten Frage führt: Kann man zu alt wer­den fürs Aut­o­fahren?

  • Lyrik und Rap: Die härteste Gan­gart am Start | ZEIT ONLINE — uwe kolbe spricht mit mach one (seinem sohn) und kon­stan­tin ulmer über lyrik, raps, rhyth­mus und the­men der kun­st

    Dass ich mit meinen Gedicht­en kein großes Pub­likum erre­iche, ist für mich etwas, worunter ich sel­ten lei­de. Ich möchte das, was ich mache, auf dem Niveau machen, das mir vorschwebt. Dabei nehme ich auch keine Rück­sicht mehr. Ich gehe an jeden Rand, den ich erre­ichen kann.

  • Rainald Goetz: Der Weltab­schreiber | ZEIT ONLINE — sehr schöne und stim­mende (auch wenn das the­ater fehlt …) würdi­gung rainald goet­zes durch david hugen­dick anlässlich der bekan­nt­gabe, dass goetz diesjähriger büch­n­er-preis-träger wird

    Die einzige Reak­tion auf die Zudringlichkeit der Welt kann nur in deren Pro­tokoll beste­hen, die zugle­ich ein Pro­tokoll der eige­nen Über­forderung sein muss.

  • “Panora­mafrei­heit”: Wider den Urhe­ber­rechts-Extrem­is­mus — Süddeutsche.de — leon­hard dobusch zum ver­such, in der eu das urhe­ber­recht noch weit­er zu ver­schär­fen:

    Wir alle sind heute ein biss­chen wie Licht­en­stein oder Warhol. Wir erstellen und teilen ständig Fotos und Videos, in denen Werke ander­er vorkom­men. Zeit, dass das Urhe­ber­recht darauf einge­ht.

  • Stravinsky’s Ille­gal “Star Span­gled Ban­ner” Arrange­ment | Tim­o­thy Judd — ich wusste gar nicht, dass es von straw­in­sky so ein schönes arrange­ment der amerikanis­chen hmyne gibt. und schon gar nicht, dass die ange­blich ver­boten sein soll …
  • Essay Griechen­land und EU: So deutsch funk­tion­iert Europa nicht — taz.de — ulrich schulte in der taz zu griechen­land und der eu, mit vie­len sehr guten und tre­f­fend­en beobach­tun­gen & beschrei­bun­gen, unter anderem diesen

    Von CSU-Spitzenkräften ist man inzwis­chen gewohnt, dass sie jen­seits der bay­erischen Lan­des­gren­ze so dumpf agieren, als gössen sie sich zum Früh­stück fünf Weiß­bier in den Hals.
    […] Das Char­mante an der teils irrlichtern­den Syriza-Regierung ist ja, dass sie einge­spielte Riten als nackt ent­larvt.

  • Sich „kon­struk­tiv ver­hal­ten“ heißt, ernst genom­men zu wer­den | KRZYSZTOF RUCHNIEWICZ — Stel­lung­nahme ehe­ma­liger Mit­gliedern des Wis­senschaftlich Beraterkreis­es der (sowieso über­mäßig vom Bund der Vertreibenen dominierten) Stiftung Flucht, Vertrei­bung, Ver­söh­nung zur Farce der Wahl des neuen Direk­tors unter Kul­turstaatsmin­is­terin Moni­ka Grüt­ters
  • Kon­sum: Kleine Geschichte vom richti­gen Leben | ZEIT ONLINE — marie schmidt weiß nicht so recht, was sie von craft beer, handgeröstetem kaf­fee und dem ganzen zele­bri­erten super-kon­sum hal­ten soll: fetisch? rückbesin­nung alte handw­erk­liche werte? oder was?
  • Alle Musik ist zu lang — wun­der­bare über­legun­gen von diet­mar dath zur musik, der welt und ihrer philoso­phie

    Alle bere­its vorhan­dene, also aufgeschriebene oder aufgeze­ich­nete Musik, ob als Schema oder als wieder­gabefähige Auf­führung erhal­ten, ist für Men­schen, die heute Musik machen wollen, zu lang, das heißt: Das kön­nen wir doch nicht alles hören, wir wollen doch auch mal anfan­gen. Wie gesagt, das gilt nicht nur für die Werke, son­dern schon für deren Muster, Prinzip­i­en, Gat­tun­gen, Tech­niken.
    […] Musik hält die Zeit an, um sie zu ver­brauchen. Während man sie spielt oder hört, passiert alles andere nicht, insofern han­delt sie von Ewigkeit als Ereig­nis- und Taten­losigkeit. Aber bei­de Aspek­te der Ewigkeit, die sie zeigt, sind in ihr nicht ein­fach irgend­wie gegeben, sie müssen hergestellt wer­den: Die Ereignis­losigkeit selb­st geschieht, die Taten­losigkeit selb­st ist eine musikalis­che Tat.

  • Lit­er­atur­blogs are bro­ken | The Dai­ly Frown — fabi­an thomas attestiert den “lit­er­atur­blogs” “fehlende Dis­tanz, Gefall­sucht und Harm­losigkeit aus Prinzip” — und angesichts mein­er beobach­tung (die ein eher kleines und unsys­tem­a­tis­ches sam­ple hat) muss ich ihm lei­der zus­tim­men.
  • Inter­view ǀ „Ent-iden­ti­fiziert euch!“ — der Fre­itag — großar­tiges gespräch zwis­chen har­ald fal­ck­en­berg und jonathan meese über wag­n­er, bayreuth, kun­st und den ganzen rest:

    Ja, ich hab total auf lieb Kind gemacht. Ich merk­te ja schon, dass ich im Wag­n­er-Forum so als Mon­ster dargestellt wurde. Ich bin kein Mon­ster. Ich wollte das Ding nur radikalisieren. Ich hab auf nett gemacht und so getan, als wäre ich gar nicht ich selb­st. Was ich ja immer tue. Sei niemals du selb­st. Keine Selb­st­suche, bitte. Keine Pil­ger­fahrt. Keine Möncherei. Ich bin ein­fach wie ’n Spielkind da range­gan­gen, und ich dachte, jet­zt geht’s ab.
    […] Kul­tur ist genau­so beschissen wie Gegenkul­tur. Main­stream ist genau­so beschissen wie Under­ground. Kul­tur und Gegenkul­tur ist das Gle­iche. Poli­tik kannst du nicht mit Kul­tur bekämpfen. Son­dern nur mit Kun­st. Du kannst nicht eine neue Partei grün­den, weil sie genau­so scheiße ist wie jede andere. Du kannst keine neue Reli­gion grün­den, weil sie genau­so scheiße ist wie alle anderen. Du kannst keine neue Eso­terik schaf­fen, weil sie genau­so scheiße ist wie jede andere. Du kannst keine Spir­i­tu­al­ität schaf­fen, die bess­er wäre als alle anderen.
    Jede Partei ist gle­ich scheiße, jede Reli­gion ist gle­ich zukun­ft­sun­fähig, jede Eso­terik ist abzulehnen. Ich benutze Eso­terik, aber ich iden­ti­fiziere mich nicht damit. Ich iden­ti­fiziere mich nicht mit Wag­n­er, ich iden­ti­fiziere mich nicht mit Bayreuth, ich iden­ti­fiziere mich mit gar nichts.
    Ent-iden­ti­fiziert euch! Seid nicht mehr! Seid eine Num­mer! Seid endlich eine Num­mer!
    Das ist geil. Seid kein Name! Seid kein Indi­vidu­um! Seid kein Ich! Macht keine Nabelbeschau, keine Pil­ger­reise, geht niemals ins Kloster, guckt euch niemals im Spiegel an, guckt immer vor­bei!
    Macht niemals den Fehler, dass ihr auf den Trip geht, euch selb­st spiegeln zu wollen. Ihr seid es nicht. Es ist nicht die Wichtigtuerei, die die Kun­st aus­macht, son­dern der Dienst an der Kun­st. Die Kun­st ist völ­lig frei. Meine Arbeit, die ist mir zuzuschreiben, aber nicht die Kun­st. Die spielt sich an mir ab.

  • Eine Bemerkung zur Kom­pe­ten­zori­en­tierung by Fach­di­dak­tik Deutsch -

    »Fak­ten­wis­sen« kommt nicht zuerst, wenn Kom­pe­ten­zori­en­tierung ernst genom­men wird – Kön­nen kommt zuerst. Kom­pe­ten­zori­en­tierung bedeutet, die Ler­nen­den zu fra­gen, ob sie etwas kön­nen und wie sie zeigen kön­nen, dass sie es kön­nen. Weil ich als Lehren­der nicht mehr zwin­gend sagen kann, auf welchem Weg dieses Kön­nen zu erre­ichen ist. Dass dieses Kön­nen mit Wis­sen und Moti­va­tion gekop­pelt ist, ste­ht in jed­er Kom­pe­ten­zde­f­i­n­i­tion. Wer sich damit auseinan­der­set­zt, weiß das. Tut das eine Lehrkraft nicht, ist das zunächst ein­fach ein­mal ein Zeichen dafür, dass sie sich nicht mit Kom­pe­ten­zori­en­tierung beschäftigt hat. Fehlt diese Bere­itschaft, müssen zuerst die Voraus­set­zun­gen dafür geschaf­fen wer­den.

  • Essay zum UN-Weltkul­turerbe: Mord mit besten Absicht­en — taz.de -

    Und immer noch drän­geln die Städte, die Dör­fer, die Regio­nen, dass sie ja als Erste ein­bal­samiert wer­den. Wie die Län­der, die sich um Olymp­is­che Spiele bewer­ben, ohne sich klarzu­machen, dass sie damit ihren Unter­gang her­auf­beschwören wie Griechen­land mit Athen.

  • Wie man nicht für die Vor­rats­daten­spe­icherung argu­men­tiert | saschalobo.com — sascha lobo seziert den tweet von rein­hold gall. wie (fast) immer exzel­lent. schade (und mir unver­ständlich), dass solche texte in den großen, pub­likum­swirk­samen medi­en keinen platz find­en — warum ste­ht das nicht im print-spiegel, der gedruck­ten faz oder süd­deutschen?
  • Sex (und gen­der) bei der Fifa | Männlich-weib­lich-zwis­chen — ein schön­er text zum prob­lem der bes­tim­mung des geschlechts, des biol­o­gis­chen, wie es die fifa ver­sucht — näm­lich über den testos­teron-spiegel. mit dem (inzwis­chen erwart­baren) resul­tat: so kann man das jeden­falls nicht machen.

    an darf also ver­muten und hof­fen, dass auch diese Def­i­n­i­tion von sex zu sportlichen Zweck­en dem­nächst, wie bish­er alle anderen Def­i­n­i­tio­nen auch, als unbrauch­bar und absurd erweisen – aber wohl, eben­falls wie immer, erst zu spät.

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Ins Netz gegan­gen am 13.3.:

  • Diedrich Diederich­sen über Pop-Kul­tur: „Es gibt keinen Ursprung“ — taz.de — DD im taz-Inter­view zu seinem neuen Buch:

    Mein Aus­gangspunkt ist: Pop­musik ist sowohl eine Kun­st sui gener­is als auch eine Kul­turindus­trie. Es gibt da keinen sauberen Ursprung. Große Umbruch­punk­te in der Pop­musik waren oft Momente der Nieder­lage, der Ver­nutzung und des Ruins, wo eigentlich Kom­mu­nika­tion schon nicht mehr möglich war. Von da kon­nte man neu anfan­gen. […] Der Diskurs stellt über­haupt erst den Zusam­men­hang her zwis­chen brasil­ian­is­ch­er und angolanis­ch­er Pop­musik. Von sich aus tun sie das näm­lich nicht.

  • Gen­derthe­o­rie: Rev­o­lu­tion von oben? | ZEIT ONLINE — Jens Jessen ver­sucht sehr hart und insistierend, Mar­tin Lücke — der mitver­ant­wortlich für den Berlin­er Queer His­to­ry Month ist, vorzuführen. Und scheit­ert sehr kon­se­quent …

    ZEIT: Aber ist es Auf­gabe des Staates, mith­il­fe der Schulen so etwas Pri­vates wie Wohlwollen und Wertschätzung einzu­fordern und einzuler­nen?

    Lücke: Was heißt hier pri­vat? Schule hat die Auf­gabe, gesellschaftliche Brüche zum The­ma zu machen und zu bear­beit­en. Das hört sich schreck­lich nach Indok­tri­na­tion an, aber wenn es um Grundw­erte geht und um Neben- und Miteinan­der, dann, finde ich, darf Schule das.

  • Valery Gergiev announces ‘full sup­port’ for Putin’s annex­a­tion of Crimea — Da haben die Münch­n­er ja einen Top­kan­di­dat­en verpflichtet …
  • Porträt: Er hat die Hölle von innen gese­hen — tagesanzeiger.ch — Ahn Myong-chol war Wächter im Gulag in Nord­ko­rea. Sieben Jahre lang diente er im Lager 22 bei Hoery­ong – bis zu sein­er Flucht. Nun erzählt er seine Geschichte.
  • Stand­punkt Fahrrad­helm und BGH: Der Helm hil­ft nicht — taz.de — Für Ulrike Winkel­mann ist die Sache mit den Hel­men ganz klar (und ich kann ihr da nur zus­tim­men):

    Wer Helmpflicht fordert, will eigentlich nur die Aut­o­fahrer davor schützen, beim Tot­fahren eines Radlers trau­ma­tisiert zu wer­den.

  • Yel­low-Kri­tik­er: “Jeden Tag Ver­stöße gegen Per­sön­lichkeit­srechte” › meedia.de — Mats Schö­nauer und Moritz Tscher­mak erk­lären, warum sie auf topfvoll­go­ld die Regen­bo­gen­presse sezieren:

    Ein generelles Prob­lem ist sich­er, dass sich diese Akzep­tanz der Blät­ter einge­bürg­ert hat. Jed­er weiß, dass in der Regen­bo­gen­presse Mist ste­ht, aber darüber aufgeregt hat sich nie­mand so wirk­lich. […]

    Wir stoßen jeden Tag auf Ver­stöße gegen Per­sön­lichkeit­srechte, aber auch Ver­stöße gegen ein gewiss­es moralisch-jour­nal­is­tis­ches Ver­ständ­nis. Ger­ade deshalb kön­nen wir diese Gle­ichgültigkeit der Leute, diese “Lasst sie doch machen”-Einstellung nicht nachvol­lziehen.

  • Insti­tut für Zeit­geschichte: AAP-Open Access — Seit 1993 legt das Insti­tut für Zeit­geschichte daher unmit­tel­bar nach Ablauf der inter­na­tion­al üblichen dreißigjähri­gen Aktensper­rfrist einen Jahrgang mit aus­gewählten, oft­mals auch geheimen Doku­menten aus dem Poli­tis­chen Archiv des Auswär­ti­gen Amts vor. Auf­grund des steti­gen Pub­lika­tion­srhyth­mus ent­lang der Aktensper­rfrist haben die AAPD inter­na­tion­al Maßstäbe geset­zt. Sie sind seit fast zwei Jahrzehn­ten für Fach­his­torik­er, Studierende sowie alle Inter­essierte das Mit­tel der Wahl für einen Ein­stieg in die Forschung zur bun­desre­pub­likanis­chen Außen­poli­tik.

Ins Netz gegangen (11.12.)

Ins Netz gegan­gen am 11.12.:

  • Kathrin Pas­sig über Wolf­gang Her­rn­dorf und sein Buch »Arbeit und Struk­tur« — Lit­er­atur — Kathrin Pas­sig über Wolf­gan Her­rn­dorf, sein Blog/Buch, das Prob­lem der Ster­be­hil­fe und die Schwierigkeit, sich “vernün­ftig” selb­st zu töten.

    Man hat es nicht leicht mit den Schrift­stellern. Sie vertreten ihre Mei­n­ung schön und überzeu­gend, auch wenn es sich um eine mäßig durch­dachte Mei­n­ung han­delt. Eben­so schwierig ist es mit ihren Fre­un­den. Als ich zusagte, diesen Beitrag zu schreiben, wollte ich für eine bessere Regelung der Ster­be­hil­fe in Deutsch­land plädieren – nicht ger­ade für die Extrem­form der Lib­er­al­isierung, die Her­rn­dorf sich wün­schte, aber doch dafür, dass Ster­be­wil­lige es leichter haben soll­ten als er. Aber vor dem Gesetz beste­ht kein Unter­schied zwis­chen meinem Wun­sch und denen ander­er Hin­terblieben­er, die aus akutem Unglück her­aus die Todesstrafe für Kin­der­mörder fordern, ohne sich dafür zu inter­essieren, dass das Recht noch andere Sit­u­a­tio­nen als die ihre zu berück­sichti­gen hat.

    Es ist ein­fach, anhand von Arbeit und Struk­tur die Nachteile des beste­hen­den Sys­tems zu kri­tisieren. Aber es ergibt sich keineswegs ein­fach daraus, wie ein anderes Sys­tem auszuse­hen hätte.

  • Pub­lika­tion von “Mein Kampf” — “Der Auf­trag ist gestoppt” — Süddeutsche.de — die spin­nen wirk­lich in Bay­ern: Nach 70 Jahren hin und her um Hitlers “Mein Kampf” beschließen sie nun, das sei volksver­het­zend und blasen kurz­er­hand die schon ziem­lich weit fort­geschrit­tene wis­senschaftlich kom­men­tierte Edi­tion des IfZ ab.

    Nun trifft die Staat­sregierung die Entschei­dung im Allein­gang. Das Buch sei volksver­het­zend, sagte Staatskan­zle­ichefin Haderthauer. Wenn Ver­lage das Buch in Zukun­ft veröf­fentlichen woll­ten, werde die Staat­sregierung Strafanzeige stellen./

  • ZDF-Geschichts­fernse­hen: Pein­lich­ste Miss­geschicke der His­to­ry — FAZ — Nach­dem ich gele­sen habe, was Ste­fan Nigge­meier über die ZDF-Ver­suche, mit Geschichte Fernse­hen und Quote zu machen, geschrieben hat, möchte ich mir den Kram wirk­lich nicht mehr anse­hen:

    Manch­mal wirkt es, als mussten die Autoren blind in einen Con­tain­er mit wiederzu­ver­w­er­ten­dem Mate­r­i­al greifen und es irgend­wie zu einem gemein­samen Ober­be­griff zusam­men­klöp­peln.

  • xkcd: File Exten­sions — xkcd ist heute mal wieder außergewöhn­lich gut:
  • Twit­ter / medieval­gill: Feel­ing frisky? Pls con­sult … — RT @AndyKesson: For those who missed it, the medieval sex flow chart, cour­tesy of @sirthopas and @medievalgill. Stop! Sin!
  • Zustell­prax­is von Paket­di­en­sten: Post war da — Geld — Süddeutsche.de — Jour­nal­is­mus ist anders: Eine SZ-Schreiberin hat ihr Paket nicht bekom­men. Und schimpft. Ohne die Gegen­seite zu hören
  • Georg Büch­n­er: Ausstel­lung zum 200. Geburt­stag | ZEIT ONLINE — Der Tagesspiegel ist von der Darm­städter Büch­n­er-Ausstel­lung auch nicht so ganz begeis­tert:

Geschichte(n) machen: Narrativer Konstruktivismus im Geschichtsunterricht

Für Skrip­tum, die stu­den­tis­che Onlinezeitschrift für Geschichte und Geschichts­di­dak­tik an der Uni Mainz, habe ich ger­ade Jörg van Nor­dens Habil­i­ta­tion­ss­chrift “Was machst du für Geschicht­en? Didak­tik eines nar­ra­tiv­en Kon­struk­tivis­mus” besprochen — ein dur­chaus inter­es­san­ter Ver­such (auch wenn ich zumin­d­est auf der the­o­retisch-begrif­flichen Seite an der einen oder anderen Stelle Vor­be­halte habe …), die Ideen des Kon­struk­tivis­mus nicht nur all­ge­mein päd­a­gogisch und all­ge­meine geschichtswis­senschaftlich (bei­des wäre nichts so sehr neues mehr) umzuset­zen, son­dern eben zu ein­er didak­tik der geschichtsver­mit­tlung zu kom­binieren. die kom­plette rezen­sion gibt es bei Skrip­tum online: klick.

fundstück

song chart memes

via ste­fan nig­ger­meier

und noch mehr:
song chart memes

silence

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