Gemeinsames Musikhören und die dazu gehörenden Diskussionen waren und sind die Keimzelle dieses Vereins. Vor zwanzig Jahren fanden sich einige Idealisten zusammen, um den Jazz, die freie improvisierte Musik häufiger nach Mainz zu bringen: Der Upart-Verein war gegründet. Im Kern ist das seit damals vor allem eine basisdemokratisch organisierte Vereinigung von Idealisten und Fans. Angefangen hat alles an der Universität, im Asta, der 1987 das erste „Akut-Festival“ veranstaltete. Und der harte Kern machte dann nach dem Ende des Studiums einfach weiter – jetzt eben als Verein. Die knapp zwanzig Mitglieder – viel größer ist der Verein auch heute nicht, trotz des stetigen Kommens und Gehens – übernahmen das Akut-Festival und führten es in Eigenregie fort.
Das ist auch heute noch der Kern der Veranstaltungsarbeit von Upart. Auch wenn sie vor einigen Jahren den schweren Entschluss fassen mussten, nur noch im zweijährigen Turnus große Namen der improvisierten Musik nach Mainz zu holen. Das lag, natürlich, am Geld: Das Publikumsinteresse an experimenteller, freier Musik ist in den beiden Dekaden deutlich zurückgegangen, wie Gründungsmitglied Uwe Saßmannshausen weiß: „Es ist nicht einfacher geworden.“ Auch die Zuschüsse von Stadt und Land sind immer weiter geschrumpft. Und doch machen sie immer weiter, versichtert Saßmannshausen: „Wir sind halt unverdrossene Idealisten. So lange es irgendwie geht und wir noch Spaß daran haben, wird es Upart weiter geben.“
Und das ist ein großes Glück für Mainz, wie man beim Jubiläumskonzert in der Alten Patrone erfahren konnte. Dafür hatte sich der Verein zwei große Meister des zeitgenössischen Jazz geleistet: Den deutschen Saxophonisten Peter Brötzmann und seinen amerikanischen Kollegen Ken Vandermark. Zunächst vergnügten sich die beiden Bläser im intimen Duo. Ausgerüstet mit verschiedenen Saxophonen und Klarinetten stürzten sie sich ins Vergnügen – nicht nur für das Publikum, sondern offenbar auch für die beiden Bläser. Mit großer, nie nachlassender Intensität, wahnsinnigem Ideenreichtum und natürlich der gerade für Brötzmann typischen ungebändigten Energie.
In ganz andere Gefilde stürmte das Frame-Quartett, Vandermarks Kerntruppe aus Chicago mit Fred Lonberg-Holm am elektronisch verstärkten und gewandelten Cello, Nate McBride am ebenfalls elektronisch behandelten Bass und Tim Daisy am – ganz klassischen – Schlagzeug. Mit vertrackten Arrangements, per Handzeichen abgerufenen Schnitten, experimentieren diese vier an der Grenze zwischen teilweise notierter und improvisierter Musik. Sie beginnen mal mit verträumten Streicher-Intro, lassen krachende Gewitter folgen, unterbrechen das mit harten Beats oder synthetischem Gefrickel aus den Effektgeräten – und sie finden aus den unwegsamsten Gebieten immer auf fast wundersame Weise wieder zusammen. Mit solcher Musik kann man zwar keine großen Massen anziehen, am immerhin die Alte Patrone ganz gut füllen. Und Geld verdienen muss Upart mit ihren Konzerten ja nicht – der unschlagbare Vorteil ehrenamtlicher Initiativen.
(mein text für die mainzer rhein-zeitung. eine ausführlichere betrachtung des konzertes steht schon seit vorgestern im blog.)