Heute war es so weit: Mein erster Einsatzals Pacemaker stand auf dem Plan. Und zwar beim Arque-Lauf. Der zeichnet sich ja dadurch aus, dass in bestimmten Gruppen mit bestimmten Tempi gelaufen wird: 5:00min/km, 5:30, 6:00, 6:30 und 7 min/km. Das ganze über ein schöne Strecke von Kelkheim nach Mainz, über offizielle 34,xx km.
Gabi Gründling hatte im Sommer den #twitterlauftreff gefragt, ob jemand Lust hat, Pacemaker für diese Lauf — übrigns ein Spendenlauf — zu werden. Und ich hatte mich gemeldet. Und das dann erst einmal wieder schön vergessen. Zum Glück kam noch eine Erinnerungsmail …
Deswegen hat also heute um 6:15 Uhr der Wecker geklingelt. Und ich hatte keine Lust, mein schön gemütliches Bett zu verlassen. Natürlich habe ich es trotzdem getan, rechtzeitig, um den „Dom-Shuttle“, den Bus vom Fischtor in Mainz zum Start in Kelkheim, zu erwischen. Die Fahrt verlief mit der obligatorischen Läuferplauderei ziemlich zügig — auch ganz nett, so durch den Morgen zu fahren …
Am Sportplatz Reis in Kelkheim dann die Anmeldung, das Abholen des Pacemaker-Leibchens und Warten. Das Umziehen verschob ich noch ein wenig: Schön kalt war’s da oben am Waldrand. So richtig unangehm: 1 °C, aber vor allem neblig-feucht. Kein schönes Wetter, um in Laufkleidung herzumstehen. Ich hatte mich auf die Wettervorhersage verlassen: 6–8 °C, purer Sonnenschein war für den Vormittag sowohl in Kelkheim als auch in Mainz gemeldet. Also bin ich in kurzer Hose, dünnem Unterhemd, dünnem #twitterlauftreff-Shirt, dazu Ärmling und ein Buff-Tuch, gestartet. Vor und während dem Start war das definitiv zu wenig — böse gefroren habe ich. Unterwegs war es dann aber genau richtig.
Gruppe C also, die zweitschnellste (lieber wäre mir D gewesen, aber dafür hatten sich mehr Pacemaker gemeldet). Bis Samstag waren nur drei Pacemaker bekannt, darunter auch @ironchrissi vom #twitterlauftreff. Morgens tauchten dann aber noch weitere zwei auf, so dass wir mit fünf Leuten ausreichend stark waren: 3–4 vorne, zum Bremsen der übereifrigen Läufer, 1–2 hinten, damit das Feld zusammenbleibt. Die Gruppe war auch nicht übermäßig groß — laut Meldeliste 69 Läufer (fast nur Männer), so viele waren es aber wohl doch nicht.
Der Start, so ganz stilecht mit Pistolenschuss, erfolgte, wir sammelten unser Begleit-Polizei-Motorrad ein und legten los. Die ersten Kilometer waren fast notwendigerweise zu schnell — es ging nur bergab und wir wollten warm werden. Die Vereinigung mit der Mini-Gruppe vom Startplatz Stückes klappte auch. Dann, am Ortsausgang von Kelkheim, kam bald der erste — und schwerste — Anstieg. Das ging aber besser als ich befürchtete — ich fühlte mich ziemlich gut dabei. Dann geht es einige Kilometer leicht wellig durch den Wald — da zog es sich schon mal etwas auseinander — und schließlich wieder hinunter in den nächsten Ort, wo wir prompt einen kleinen Verlaufer einbauten, weil mein Kollege nicht auf mich hören wollte und zu früh abbog.
Und dann kam auch schon bald die erste Verpfegungsstation zwischen Kilometer 12 und 13 am Ortsausgang von Marxheim. Der weitere Weg nach einer kurzen Stehrast führte uns, immer noch gut im Schnitt mit um die 5:27 min/km durch verschiedene Orte, auch ein Stück Bundesstraße entlang — immer mit Polizeischutz und Krankenwagen als Verfolger.
Nach der zweiten Verpflegung in den Feldern bei Kilometer 20 oder so wurde der Druck aufs Tempo vorne etwas höher: Ein paar Läufer hatten es etwas eiliger als der vorgesehene Schnitt. Das ließ sich aber alles gut regeln, während die Strecke bei inzwischen wirklich herrlichstem Laufwetter — ca. 8 °C (geschätzt), Sonne pur — einfach wunderbar durch die Weinberge und am Main entlang führte.
Die dritte Verpflegung war dann auch schon in Hochheim, ungefähr bei Kilometer 28. Dann wurde der Weg etwas unschöner: Zunächst mit überraschend nervigem Pflaster (ist mir dort noch nie so aufgefallen). Und ich mag auch das Stück von Hochheim nach Kostheim nicht — keine Ahnung, warum eigentlich. Am Deich kann’s eigentlich nicht liegen, die laufe ich sonst eigentlich gerne …
Etwas später, am Anfang der Maaraue, war dann ziemlich plötzlich die Luft raus, die Beine wollten nicht mehr so recht, die Kraft fehlte. Und der Wille reichte nicht mehr. Ich ließ mich also ans Ende der Gruppe zurück fallen und begleitete die Letzten — die hatten noch etwas mehr Probleme als ich — mit nach Mainz und ins Ziel.
Da gab’s natürlich wieder die obligatorische Fünf-Minuten-Terrine — das gehört einfach zum Arque-Lauf dazu. Reichhaltige Getränke-Auswahl war auch vorhanden: Das war mehr, als so mancher Stadtmarathon (ja, auch der in Mainz) bei in der Regel deutlich höheren Anmeldegebühren auf die Beine stellt. Überhaupt lief die Organisation wieder wie am Schnürchen: Man merkt eben, dass die das schon einige Jahre machen. Schade nur, dass die Teilnehmerzahlen das nicht (mehr) widerspiegeln: 341 Läufer waren am Samstag gemeldet, da kamen natürlich noch einige Nachmeldunge hinzu. Seit einigen Jahren werden es kontinuierlich weniger Läufer (bei den Radfahrern werden es eher mehr). Vielleicht ist das denen zu wenig glamourös, zu wenig Event? Und Marathoni kann man sich dann auch nicht nennen. So ganz verstehen kann ich das aber nicht: Das ist doch gerade das Schöne am Laufen, dass man auch so etwas wunderbar machen kann, ganz ohne Druck. Und wenn man sich halbwegs richtig einschätzt, muss man wirklich einfach nur (mit-)laufen, sich nicht um Weg oder Tempo kümmern. Und bekommt sogar noch Verpflegung auf den knapp 35 Kilometern — das ist doch einfach schön. Insbesondere natürlich, wenn das Wetter so großartig ist wie heute. Da hat es sich wirklich gelohnt, dass ich zum ersten Mal beim Laufen meine Kontaktlinsen — sonst bin ich ja komplett ohne Sehhilfen unterwegs — benutzt habe: underschöne Ausblicke im Taunus und den Weinbergen am Main, mit herbstlichem Laub und natürlich strahlendem Sonnenschein. Besser geht’s eigentlich nicht.
Arque-Lauf 2011: Gruppe C (5:30 min/km), Laufzeit heute: 3:11:33 (ja, wirklich!) für 34,630 Kilometer (hat auch ziemlich genau so auf meinem Garmin gestanden).