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Schlagwort: taschenbuch

Ins Netz gegangen (15.6.)

Ins Netz gegan­gen (11.6.–15.6.):

  • Peter Kurzeck zum Siebzig­sten: Leben­s­plan bis zum Lit­er­aturnobel­preis — FAZ — Andreas Platthaus find­et sehr emphatis­che Worte für seinen Geburt­stags­gruß an Peter Kurzeck:

    Es ist diese Liebe zur eige­nen Geschichte, die Kurzeck zu einem Erzäh­ler macht, der diese Beze­ich­nung wie kein Zweit­er ver­di­ent.

  • Zum 70. Geburt­stag: Ein Ständ­chen für Peter Kurzeck | hr-online.de — Ulrich Son­nen­schein rei­ht sich für den hr in die Rei­he der Grat­u­lanten zu Peter Kurzecks 70. Geburt­stag ein:

    Nun wird er schon 70 und es gibt noch so viel zu erzählen. Von Peter Kurzecks großes Roman­pro­jekt “Das alte Jahrhun­dert”, das in zwölf Büch­ern die let­zten zwei Jahrzehnte des 20. Jahrhun­derts auf­be­wahren soll, sind erst fünf erschienen. Und wer die Arbeitsweise von Peter Kurzeck ken­nt, schaut mit bangem Blick auf das Pro­jekt und erken­nt, dass es wahrschein­lich Frag­ment bleiben muss, so wie das Leben auch immer nur ein Frag­ment ist.

  • Ver­lage drosseln Taschen­buch-Pro­duk­tion radikal — buchre­port — Nicht nur die Telekom drosselt ihr Ange­bot, auch die Ver­lage sind dabei:

    Ein so niedriger Novitäten­pegel wie in diesem Juni wurde jeden­falls in den ver­gan­genen 20 Jahren nicht gemessen.

  • Johannes Brahms’ Bre­mer Tri­umphlied: Ver­schol­lenes Werk wieder­ent­deckt -

    Musik­wis­senschaftler der Uni­ver­sität Bre­men haben das bis­lang ver­schollen geglaubte Noten­ma­te­r­i­al der Urauf­führung des Tri­umphliedes op. 55 von Johannes Brahms im Archiv der Phil­har­monis­chen Gesellschaft Bre­men wiederge­fun­den. Anhand der his­torischen Abschriften der Chor- und Orch­ester­stim­men und im Ver­gle­ich zur bekan­nten, späteren Fas­sung des großan­gelegten Werks ist es Pro­fes­sor Ulrich Tad­day und Katrin Bock gelun­gen, die Par­ti­tur der Urauf­führung von 1871 voll­ständig zu rekon­stru­ieren.

    Das Ergeb­nis der mehrmonati­gen Forschungsar­beit über­trifft alle Erwartun­gen der Wis­senschaftler. Die Kom­po­si­tion unter­schei­det sich so sehr von der bekan­nten, späteren Fas­sung, dass es gerecht­fer­tigt ist, sie als eigen­ständi­ges Werk zu beze­ich­nen: Die Bre­mer Fas­sung des Tri­umphliedes.

  • Der Wortzerteil­er — taz.de — Jörg Mage­nau in seinem aus­führlichen Nachruf auf Wal­ter Jens:

    Jens sprach, um zu sprechen, und berauschte sich daran.

Bildungsdünkel

Wie viel Bil­dungs­dünkel kann man eigentlich in einen ein­fachen Bericht zum 50jährigen Beste­hen eines Ver­lages steck­en?1 Eine ganze Menge, wenn man Hannes Hin­ter­meier heißt und für die FAZ schreibt. Der begin­nt gle­ich größen­wahnsin­nig:

Diesem Ver­lag ist nie­mand entkom­men. Es dürfte schw­er sein, einen Haushalt zu find­en, in dem kein Band aus dem Deutschen Taschen­buchver­lag ste­ht.

Wo lebt dieser Mann eigentlich? Eine gewisse Über­schätzung des Bil­dungs­bürg­er­tums (oder sein­er Reste, denn ein echter Bil­dungs­bürg­er würde Taschen­büch­er nie kaufen …) mag ja schön und gut sein — aber das geht doch der­maßen offen­sichtlich zu weit. Schließlich gibt es mehr als genug Haushalte, in denen gar kein Buch ste­ht (ja! und das sind nicht wenige!), von den Bän­den des dtv ganz zu schweigen. So toll sind die ja schließlich auch nicht, bei aller Liebe … Mir scheint — aber das ist nur per­sön­liche Wahrnehmung — deren Hochzeit eher die 1970er, vielle­icht noch die 80er Jahre gewe­sen zu sein. Inzwis­chen ist der Ver­lag zwar nicht belan­g­los, aber schon länger nicht mehr von dieser über­ra­gen­den Bedeu­tung.

Hin­ter­meiers Text geht dann entsprechend lob­hudel­nd und hochtra­bend weit­er — Infor­ma­tio­nen, die der Rede wert wären, find­en sich allerd­ings wenige.

Einen Geis­tesver­wandten hat er aber offen­bar im Verleger/Geschäftsführer Wolf­gang Balk gefun­den. Der wird zitiert:

„Hand aufs Herz: Wirk­lichen Leses­paß macht das nicht, das kann mir nie­mand weis­machen.“

Da fällt mir doch fast die Kinnlade aus dem Gelenk. Hat der Mann mal ein E‑Book-Lesegerät wie etwa den Kin­dle in der Hand gehabt und wirk­lich damit gele­sen? Und dann ein dtv-Taschen­buch, am besten noch eines, das schon 10–20 Jahre alt ist? Das ist doch über­hautp kein Ver­gle­ich, der Kin­dle schlägt die dtv-Taschen­büch­er um Län­gen. Da kön­nen die Umschläge noch so toll kün­st­lerisch gestal­tet sein2, das Papi­er ist oft schlecht, die Folierung der Umschläge löst sich, die Bindung ist unbe­friedi­gend, der Buch­satz auch nicht immer per­fekt. Und warum soll ich für Unter­hal­tungslit­er­atur, die ich in der Regel nicht oft und nicht inten­siv lese, ein Buch in den Schrank stellen? Aber Hin­ter­meier macht es sich in seinem Bil­dungs­dünkel entsprechend ein­fach:

Die amerikanis­che Haus­frau, so hört man allen­thal­ben, lese ihre Thriller schon auf iPad, Kin­dle und Kon­sorten.

Soso, diese amerikanis­che Haus­frau also, der Unter­gang der abendländis­chen Kut­lur. Was soll das Ganze eigentlich? Selb­stvergewis­serung ein­er unterge­hen­den Spezies?

Show 2 foot­notes

  1. Den ich über einen Artikel, der die dtv-Erfahrun­gen eines Alth­is­torik­ers beschreibt, von Uwe Wal­ter im FAZ-Blog “Antike und Abend­land” gefun­den habe.
  2. Und ich bin nicht der Mei­n­ung, das Celesti­no Piat­ti damit kün­st­lerich her­aus­ra­gen­des geleis­tet hat: Das ist solides, ordentlich­es Pro­duk­t­de­sign, nicht mehr und nicht weniger.

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