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Schlagwort: sprachwissenschaft

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Ins Netz gegangen (14.6.)

Ins Netz gegan­gen am 14.6.:

  • Geschichte link­er Medi­en im Überblick: Eine ganz andere Sicht | taz → ein net­ter, kurz­er abriss und überblick über linke medi­en in deutsch­land und nebe­nand
  • Welch­er Islam? Zum Islam in Feuil­leton und Forschung | Geschichte der Gegen­wart → almut höfert plädiert für mehr genauigkeit mit “dem islam”

    Wir kön­nen wed­er auf den Islam- noch den Europabegriff verzicht­en, aber die Ver­wen­dung bei­der Begriffe ist sehr viel kom­pliziert­er als gemein­hin angenom­men wird. Wir tun gut daran, die Gren­zen zwis­chen „uns“ und „den Anderen“ fließend zu hal­ten und die Grund­lage ein­er geein­ten Men­schheit höher zu set­zen. Es wäre schon viel geholfen, zwis­chen spä­tan­tikem, mit­te­lal­ter­lichem und mod­ernem Islam und Europa zu dif­feren­zieren: Denn der „Islam“ ist kein außer­his­torisches Phänomen.

  • Effizien­zgewinne und Rebound-Effek­te: Umweltwirkun­gen des Diese­lantriebs im Ver­gle­ich | Zukun­ft Mobil­ität → mar­tin ran­del­hoff rech­net mal durch (und vor), ob der diese­lantrieb wirk­lich so “umwelt­fre­undlich” ist und seine steuer­liche bevorzu­gung zu recht genießt

    Ins­beson­dere vor dem Hin­ter­grund des erhöht­en Ausstoß von gesund­heits­ge­fähren­den Luftschad­stof­fen stellt sich daher die Frage, ob der Diese­lantrieb seine Stel­lung in Deutsch­land behal­ten sollte. Diese ist auch vor dem Hin­ter­grund zu beant­worten, dass der Otto­mo­tor im Ver­gle­ich zum Diesel­mo­tor umfan­gre­iche CO2-Reduk­tionspoten­ziale besitzt und Alter­na­tiv­en zu kon­ven­tionellen Antrieben konkur­ren­zfähig wer­den.

    Die steuer­liche Bevorzu­gung von Diesel-Pkw wie auch Dieselkraft­stoff set­zt Fehlanreize und erzeugt Rebound-Effek­te, welche eine neg­a­tive Kli­maschutzwirkung zur Folge haben. Die Diskus­sion, ob der Diesel diese Begün­s­ti­gung weit­er­hin genießen soll und – vor dem Hin­ter­grund der hohen Fol­gekosten auf­grund von Gesund­heitss­chä­den – weit­er­hin genießen darf, ist daher über­fäl­lig.

  • Post­mod­erne als Papp­kam­er­ad | Geschichte der Gegen­wart → noch mal “geschichte der gegen­wart”, dieses mal über die mis­repräsen­ta­tion der­post­mod­erne in (vie­len) aktuellen diskus­sio­nen

    Wer solche The­sen auf­stellt, wird selb­st zum Konstruk­teur, zum Konstruk­teur ein­er Post­mo­derne, die mit der ‚Reali­tät‘ der Post­mo­derne nichts zu tun hat. Und er wird zum Konstruk­teur eines Realis­mus, der blind ist für die durch Konstruk­tio­nen herge­stellte Reali­tät. … Wer etwas als konstru­iert voraus­setzt, sagt damit nicht, dass das Konstru­ierte nicht real sei. … Wenn man nun aber die konser­va­tive, rechts­po­pu­lis­ti­sche Mimi­kry von post­mo­der­nen Begrif­fen als ‚Post­mo­derne‘ liest, dann ist wirk­lich Hopfen und Malz verlo­ren. Dage­gen hil­ft nur das Studi­um der post­mo­der­nen Theo­rien selb­st. Denn diese eignen sich noch immer beson­ders gut dazu, dieje­ni­gen Konstruk­tio­nen, die ihren Konstruk­ti­ons­cha­rak­ter leug­nen, aber auch dieje­ni­gen, die im Gewand der Subver­sion auftre­ten, zu analy­sie­ren.

  • Das Dep­pen­leerze­ichen gibt es nicht: Eine Art Rep­lik | Sprachlog → kristin kopf über das “dep­pen­leerze­ichen” und all­ge­mein die n+n‑komposita im deutschen in all ihren for­men

Ins Netz gegangen (10.8.)

Ins Netz gegan­gen am 10.8.:

  • Nor­bert Blüm: Nation­al­is­mus ist Idi­otie | Süddeutsche.de → was sind das nur für zeit­en, dass ich einen text von nor­bert blüm zum lesen empfehlen muss …

    Nation­al­is­mus ver­ste­ht etwas von Macht, Glanz und Glo­ria, weniger von Men­schlichkeit. Macht ist die Triebfed­er jed­wed­er nation­al­is­tis­ch­er Poli­tik. Warum sollte ich dem Nation­al­staat nach­trauern? Er ist ein Zwis­chen­spiel der Geschichte, wed­er gottgegeben noch naturgewach­sen.

  • Kühlschränke gibt’s bei Kater Muschi → ein net­ter text über leben und einkaufen arno schmidts in darm­stadt (1955–1958)
  • Wahlkampfro­man 2016. “So wird das Leben.” – Mar­lene Streeruwitz → “Bei der Wieder­hol­ung der Wahl zum öster­re­ichis­chen Bun­de­spräsi­den­ten ste­ht die Entschei­dung für oder gegen die Demokratie an. Mar­lene Streeruwitz erzählt in ihrem drit­ten Wahlkampfro­man was diese Entschei­dung im wirk­lichen Leben bedeutet.”
  • Jour­nal­ist: Zeit-Online-Chefredak­teur Jochen Weg­n­er: “Wir sind anders” → ein inter­es­santes und teil­weise sehr ent­lar­ven­des inter­view. matthias daniel find­et es z.b. (in einem fachmedi­um! für jour­nal­is­ten) “irre”, dass zeit-online den train­er des dfb mit ein­er nicht­nachricht (er macht weit­er) nicht als topthe­ma hat­te …

    und immer wieder wun­dern mich medien­zahlen — so “erre­icht” ze.tt ange­blich 10 % der bevölkerung in deutsch­land. das erscheint mir irre viel …

    und eine schöne bull­shit-phrase: genaue, per­son­al­isierte nutzer­dat­en sind “ein qual­i­fiziert­er Kon­takt zu vie­len Lesern”

  • Lan­guage Stuff – Google Dri­ve → irre viele (englis­chsprachige) gram­matiken irre viel­er sprachen, lei­der (in meinen stich­proben) ohne ordentliche bib­li­ographis­che nach­weise. teil­weise sprach­lehrbüch­er, teil­weise wis­senschaftliche
  • Ohne Pflug auf den Ack­er — Land­wirte passen sich dem Kli­mawan­del an | Deusch­landra­dio Kul­tur → schönes fea­ture über den umgang von (vor­wiegend bio-)landwirten in bran­den­burg mit dem sich ändern­den kli­ma und den damit ein­herge­hen­den verän­derun­gen in ihrer arbeit

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Ins Netz gegan­gen am 19.8.:

The Incomprehensbles

Lin­guis­ten ;-)

(scham­los über­nom­men aus dem lin­guis­ten-blog.)

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  • Kolumne von Sascha Lobo: Snow­den wird poli­tisch ver­fol­gt — SPIEGEL ONLINE — Lei­der hat Sascha Lobo wohl recht:

    Zu propagieren, es han­dele sich im Fall Snow­den nicht um poli­tisch motivierte Ver­fol­gung, lässt nur eine Inter­pre­ta­tion zu: dass ver­dacht­sun­ab­hängige, totale Überwachung in Demokra­tien irgend­wie okay sei. Das ist keine Mei­n­ung, das ist eine Kapit­u­la­tion.

  • Hilde­mar Trans­la­tion Project — Ein schönes Pro­jekt: Kol­la­bo­ra­tives Über­set­zen ein­er wichti­gen früh­mit­te­lal­ter­lichen Quelle, Hilde­mars Kom­men­tar zur reg­u­la bene­dic­ti aus dem 9. Jahrun­dert

    Hilde­mar of Corbie’s Com­men­tary on the Rule of Bene­dict is one of the most impor­tant sources for the his­to­ry of monas­ti­cism, but for many years the text was only acces­si­ble in two obscure nine­teenth-cen­tu­ry edi­tions. The goal of the Hilde­mar Project is to make this text more acces­si­ble for research and teach­ing pur­pos­es. The first step is to pro­vide a ful­ly search­able ver­sion of the Latin text along with an Eng­lish trans­la­tion. This trans­la­tion is a col­lab­o­ra­tive effort of more than fifty schol­ars includ­ing spe­cial­ists in monas­ti­cism, Latin, man­u­scripts stud­ies, and Car­olin­gian his­to­ry.

  • Wenn Physik­er Voyn­ich-Forschung betreiben | TEX­per­i­men­Tales -

    Ach. Wer hätte gedacht, dass etwas, das von einem Mittelalter/Frühneuzeitmenschen geschrieben wurde (die Außerirdis­chen­the­o­rie lasse ich mal außer acht), eher ein­er natür­lichen Sprache als ver­schriftlichen Algo­rith­men, ein­er com­put­er­gener­ierten Zufalls­folge oder der Basen­ab­folge von Pilz-DNA entspricht?

was kann literatur?

genau, das ist immer wieder die frage.

aber hier geht es um sebas­t­ian kiefers essay mit diesem titel. eigentlich kön­nte hier vieles und inter­es­santes passieren, aber bei kiefer kommt vor allem einiges selt­sames her­aus. das fängt damit an, dass für ihn lit­er­atur nur aus sätzen beste­ht. und die prob­leme fan­gen damit ja ger­ade erst an. immer­hin hat er bemerkt, dass konkrete poe­sie und laut­poe­sie da prob­lema­tisch wer­den. aber er weist ihnen den schwarzen peter gle­ich wieder selb­st zu: sie müssen ihm beweisen, dass sie über­haupt lit­er­atur seien – und das kön­nen sie sein­er mei­n­ung nach eben nicht. (mal abge­se­hen von der frag­würdi­gen argu­men­ta­tion­sstrate­gie: müssen sie über­haupt lit­er­atur sein? muss man das bes­tim­men kön­nen, ob es lit­er­atur oder „bildende“ kun­st ist? ich sage nur dieter roth…) so ein­sichtig das argu­ment des satzes als grund­lage aller lit­er­atur auch schein mag, mir scheint doch eine unter­forderung des lesers vorzuliegen: kiefer behauptet näm­lich, dass jed­er unvoll­ständi­ge satz vom leser automa­tisch (!) ver­voll­ständigt würde, auch die gebilde der konkreten poe­sie zu sätzen geformt wür­den. das ist natür­lich ein sehr eingeschränk­ter begriff des ver­ste­hens. und das prob­lem der eingeschränk­ten sichtweisen set­zt sich fort: er schlägt dann ein ver­such der „bauhaus-lit­er­atur“ vor, die – im anschluss an hölder­lins poet­ik und klop­stock – eine art ton-satz-lehre der lit­er­atur sein soll – ein­er lit­er­atur, die „nicht anderes als eine kom­po­si­tion­skun­st des satzar­ti­gen bezugnehmens sein kann“ (60). da bin ich doch sehr skep­tisch, ob sich das so wirk­lich hal­ten lässt.

man muss kiefer bei allen frageze­ichen, die in meinem text auf­blinken, doch zugute hal­ten, dass er sich dezi­diert von der „mehrheit­slit­er­atur“ abwen­det und den kun­stcharak­ter des lit­er­arischen schreibens wieder gestärkt sehen will – in ein­er art neuen „hohen“ tons, die die lit­er­atur aus der „zone des geschmacks“ (169) rück­führt und eine extrem elitäre „brave new art world“ begrün­det.

mein prob­lem damit noch ein­mal: das ziel deckt sich verblüf­fend genau mit meinen ansprüchen und ide­alen der lit­er­atur (etwa: „wortkun­st mit uni­ver­sal­isier­barem erken­nt­nisanspruch“ (170)), aber die sta­tio­nen dahin sind doch mit selt­samkeit­en gepflastert …

sebas­t­ian kiefer: was kann lit­er­atur? graz, wien: droschl 2006 (essay 55)

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