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Schlagwort: simon nabatov

Taglied 25.5.2012

Jaz­zfest Bonn 2010, Brot­fab­rik, Nils Wogram — Simon Naba­tov Duo

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und noch ein Bonus­track

Taglied 1.3.2012

Passend zur CD von heute noch etwas entsprechende Musik:

Simon Naba­tov spielt Her­bie Nichols:

Simon Naba­tov plays “The Spin­ning Song” by Her­bie Nichols

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(The Spin­ning Song)
Simon Naba­tov plays “Lady Sings The Blues” by Her­bie Nichols

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(Lady Sings The Blues)

Und Her­bie Nichols spielt Her­bie Nichols:


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(The Spin­ning Song)

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(Lady Sings The Blues)

Spinning: Simon Nabatov spielt Herbie Nichols

Wer immer (noch) Zweifel hat, dass Jazz eine Kun­st ist, der höre sich mal Simon Naba­tovs neueste Solo-CD an. Da spielt der rus­sis­chstäm­mige Pianist — ein­er der größten Ken­ner und Kön­ner im zeit­genös­sis­chen Jazz (und nicht nur unter den Pianis­ten, auch wenn er über eine aus­ge­sprochen for­mi­da­ble Tech­nik ver­fügt), auch wenn er vielle­icht nicht der kreativste Musik­er ist. Das merkt man schon an der Vielfalt seine Pro­jek­te — und der FIn­ger­fer­tigkeit, mit der er sich den ver­schieden­sten Stilen und Aus­druck­weisen anpasst (allein schon die ver­schiede­nen Unternehmungen in wech­sel­nden Kon­stel­la­tio­nen mit Nils Wogram, von seinen Solo­pro­jek­ten ganz zu schweigen).

Jet­zt hat er sich die Musik des eher vergesse­nen Pianis­ten Her­bie Nichols (hier eine kleine Würdi­gung von Hans-Jür­gen Schaal)vorgenom­men: “Spin­ning Songs” heißt die bei Leo-Records erschienene Auf­nahme. Und zeigt wieder ein­drück­lich, was Naba­tov drauf hat: Das ist eine der kun­stvoll­sten Piano-Jazz-Plat­ten nicht nur der let­zten Zeit, son­dern über­haupt. Hier tre­f­fen zwei Größen aufeinan­der: Ein genialer Kom­pon­ist und ein schöpferisch­er Pianist. Denn Naba­tov führt vor, was in der Musik Her­bie Nichols drin steckt. Und was ihm dazu ein­fällt — die Gren­zen sind sehr, sehr fließend.

Vielle­icht liegt es an der Ähn­lichkeit der bei­den Musik­er, dass das hier so toll funk­tion­iert: Bei­des sind Jazz-Musik­er, die sich stark der “klas­sis­chen” Musik des 20. Jahrhun­derts öffne(te)n und das auch in ihrer Musik hören lassen. Das passiert bei Naba­tov sowieso öfters, bei Nichols liegt es nahe, da auch er sich von zeit­genös­sichen Kom­pon­is­ten wie Bartók und Satie bee­in­flussen ließ. Jet­zt kom­men noch Debussy, Ligeti und vieles andere hinzu. Und es bleibt doch Jazz: Ein gar nicht so klein­er Rest Unfer­tigkeit, eine deut­liche Prise Spon­taneität ist immer zu hören. Diese Offen­heit und Jet­zge­bun­den­heit bei gle­ichzeit­iger Dichte des Klavier­satzes und Fülle der Ideen — diese Kom­bi­na­tion ist typ­isch für Simon Naba­tov (und ziem­lich einzi­gar­tig).

Gle­ich die ersten bei­den Stücke der CD lassen das schon sehr deut­lich hören: Die in manch­er Hin­sicht etü­den­hafte (Ligeti!) wirk­ende “2300 Skid­doo” und vor allem das weit aus­greifende, sich manch­mal auch etwas ver­lierende, hin und her wen­dende Moment des “Spin­ning Song” zeigen Naba­tov auf der Höhe sein­er Kun­st, sein­er pianis­tichen Fer­tigkeit und seines Ein­fall­sre­ich­tums. Und wie hinge­bungsvoll er sich dann “Lady Sings the Blues”, Nicols bekan­ntester Kom­po­si­tion (weil Bil­lie Hol­i­day sie sang), wid­met, wie fein und dann auch wieder kraftvoll er das aus­lotet — ein­fach wun­der­bar, ein echter Hör­genuss, der in sein­er Vielschichtigkeit vieles ent­deck­en lässt.

Immer aber gilt dabei: Naba­tov pflegt einen sehr freien Umgang mit der Musik Her­bie Nichols. Er denkt sie weit­er, entick­elt sie spie­lend weit­er — so dass das am Ende eben dur­chaus eine echte Naba­tov-CD ist. Er macht das hier auch nicht zum ersten Mal, 2009 hat er schon einen Video-Mitschnitt eines Konz­ertes mit diesem Mate­r­i­al veröf­fentlicht. Und trotz­dem ist das auch auf dieser CD noch (wieder?) frisch, noch sprühend vor Ent­deck­ergeist, manch­mal auch so sprühend vor Ein­fällen und Idee, die alle unterge­bracht wer­den (müssen), dass es leicht etwas über­laden wirken kön­nte. Aber Naba­tov ist dann doch Pianist und Musik­er genug, das ger­ade noch zu bändi­gen — so weit, dass der Über­fluss ganz richtig erscheint und die Wild­heit nur so weit gezähmt wird, dass es Ohrenkom­pat­i­bel wird. Zumin­d­est so einiger­maßen — aber garantiert für offene, spaßfreudi­ge Ohren.

Simon Naba­tov: Spin­ning Songs of Her­bie Nichols. Leo Records LR 632, 2012.

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