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Schlagwort: richard strauss

Ins Netz gegangen (28.7.)

Ins Netz gegan­gen am 28.7.:

  • Helene Fis­ch­er, eine Erkun­dung: Atem­los durch Tag und Nacht — FAZ — johan­na ador­ján über schlecht­en geschmack, fußballer, schlager bzw. dessen gegen­wär­tige schund­stufe in per­son helene fis­ch­er:

    Sie hat eine gute Kör­perspan­nung und wirkt vol­lkom­men klar, als ertrage sie das alles bei vollem Bewusst­sein.

    (sehr amüsant auch die eifer­n­den kom­mentare der fis­ch­er-verehrer …)

  • Som­mer­in­ter­views bei ARD und ZDF: „Ich merke, Sie sind schon ganz auf Inhalt“ — FAZ — ste­fan nigge­meier über die jour­nal­is­tis­che nichtrel­e­vanz der tra­di­tion der “som­mer­in­ter­views” in der ard und beim zdf:

    Wobei es nicht so ist, dass Merkel konkrete Antworten grund­sät­zlich schuldig bleibt. Das ZDF zeigte auch, wie Schausten sie vor dem Gespräch empf­ing […] und, weil es der Tag vor dem WM-Finale war, als Erstes sagte: „Ich habe mich gefragt, wie lange man nach Brasilien fliegt.“ – „Zwölf Stun­den.“ Geht doch.

  • Emser Depesche: Bis­mar­cks Redak­tion | Aktenkunde — wieder sehr instruk­tive, hol­ger berwinkels aktenkundliche erläuterung der emser depesche
  • Richard Strauss Quel­len­verze­ich­nis — Das Richard-Strauss-Quel­len­verze­ich­nis (RSQV) ist ein musik­wis­senschaftlich­es Online-Pro­jekt. Unser Ziel ist es, sämtliche weltweit erre­ich­baren Quellen zum Werk des Kom­pon­is­ten Richard Strauss nach neuesten tech­nis­chen und wis­senschaftlichen Stan­dards zu verze­ich­nen. Die Quellen wer­den anhand ver­schieden­ster Kri­te­rien erschlossen: enthal­tene Werke, Schreiber, Wid­mungsträger, Besitzer, Stan­dort, Sig­natur, Umfang, For­mat, Datierung u.a. Die RSQV Daten­bank ist ein mod­ernes, effizientes Werkzeug, das eine flex­i­ble und schnelle Quel­len­recherche erlaubt.
  • Wer hauptver­ant­wortlich für Ersten Weltkrieg ist — Poli­tik — Süddeutsche.de — auch anni­ka mom­bauer set­zt die akzente etwas anders als christo­pher clark

    Die Ver­ant­wor­tung Deutsch­lands und Öster­re­ich-Ungar­ns am Krieg ist sehr groß.

  • Das lebenslange Nach­denken über Pop — WDR 5 — cool: der total eupho­rische und aufgekratzte rainald goetz spricht mit diedrich diederich­sen über “über pop-musik” — »Kün­stler ver­dum­men durch die Lehre, The­o­retik­er verk­lu­gen durch sie.« — Rainald Goetz,

Romantik en masse

Von Ferne tönen sie schon vor dem Beginn, die Hörn­er. Sie solle heute, im 7. Meis­terkonz­ert, eine beson­dere Rolle spie­len. „Die Roman­tik­er“ ist das Konz­ert mit der Deutschen Staat­sphil­har­monie Rhein­land-Pfalz unter Karl-Heinz Stef­fens betitelt. Und da gehören Hörn­er unbe­d­ingt dazu – schließlich ist das Horn neben der Harfe wohl eines der roman­tis­chen Instru­mente über­haupt. Sie sind das, auch wenn das zweite Hornkonz­ert von Richard Strauss natür­lich m engeren Sinne nicht mehr zur eigentlichen Roman­tik gehört: Die Urauf­führung des druck­frischen Werkes fand 1943 statt und sei „ganz nett aus­ge­fall­en“, wie der Kom­pon­ist anmerk­te.

Nun ist „nett“ meis­tens kein beson­ders wohlwol­len­des ästhetis­ches Urteil. Aber es trifft doch sehr gut, was Strauss hier geschrieben hat. Und der Hor­nist Ste­fan Dohr steigt gle­ich mit den ersten Tönen voll ein. Mit viel Ein­satz lässt er alle Seit­en der Musik lebendig wer­den: Das kraftvolle Schmettern eben­so wie die weichen Melodielin­ien. Ger­ade die san­ften Kan­tile­nen gelin­gen ihm her­vor­ra­gend, aber auch seine wun­der­bare Übergänge zum forschen, kraftvollen Spiel, mit dem er das Orch­ester müh­e­los dominiert, zeigen Dohr als über­legten Solis­ten. Zumal Steff­fens sich und das Ensem­ble sehr zurück­hält und sich vor­wiegend auf das Begleit­en konzen­tri­ert. Zusam­men ergibt das eine sehr vitale, lebendig strö­mende Musik – vor allem dank des ener­gis­chen Zugriffs Dohrs, der aus der manch­mal etwas trock­e­nen Par­ti­tur alles her­ausholt, was sie an begeis­tern­dem Witz und Esprit über­haupt hergibt.

Unzweifel­hafte zur Roman­tik gehört Bruck­n­ers vierte Sym­phonie – die trägt das ja schon im Beina­men. Und Stef­fens sucht genau das auch gezielt zu ver­wirk­lichen. Mit einem aus­ge­sprochen geheimnisumwit­tert­erten Beginn fängt er an. Und die dun­klen, etwas ver­schat­teten Seit­en der Musik bleiben das Beste in Stef­fens Inter­pre­ta­tion. Auch son­st set­zt der Diri­gent weit­er­hin vor allem auf Stim­mungen statt Struk­turen und ist nicht so sehr auf die Sub­til­itäten des Klanggeschehens aus, son­dern vor allem auf seine Wirkung. Und dafür hat er ein geschick­tes Händ­chen: Er ver­liert sich nicht in Details, er lässt die mon­u­men­tale Sin­fonik Bruck­n­ers nicht erstar­ren, son­dern hält sie als Diri­gent, der immer auf den jew­eili­gen Moment bedacht ist, in unabläs­siger Bewe­gung. Ger­ade deshalb bleibt das hier aber auch sehr irdisch. Und manch­mal, vor allem zum Ende hin, nehmen die große Gesten etwas über­hand. Dabei lässt Stef­fens auch einige lose Fäden hän­gen und Übergänge unerledigt. Immer­hin, die Staat­sphil­har­monie hält durch und bleibt bis zum Schluss sehr klangge­waltig und durch­set­zungsstark. Und damit ist bei Bruck­n­er schon das meiste getan – und der Roman­tik auch zu ihrem Recht ver­holfen.

(geschrieben für die Mainz­er Rhein-Zeitung.)

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