DXB > MUC, 2018-12-10:
Schlagwort: reise
Ins Netz gegangen am 7.12.:
- Mehrsprachigkeit : Ein Kind, drei Sprachen | ZEIT — martin spiewak hat für die “Zeit” aufgeschrieben, wie kinder mit mehrsprachigkeit umgehen — nämlich in der regel positiv.
- Dichter und Computer im radikalen Zwiegespräch | FAZ.net — elke heinemann geht in der FAZ der frage nach, wie digitalisierung (die hier vor allem computerisierung meint) die lyrik verändert bzw. verändern kann/könnte/wird …
Viele Literaturgattungen nähern sich vorsichtig den Maschinen an, nur die Lyrik hat Berührungsängste. Wie digital kann ein Gedicht sein?
- Marlene Streeruwitz: Die Stunde der Wahrheit des Geldes | derStandard.at — marlene streeruwitz über die auflösung der demokratischen gesellschaft ins lachen, am beispiel der usa & donald trump: “Die Entwertung demokratischen Verhandelns in der Gesellschaft erfolgt über die Entwertung von Minderheiten.”
So wird das Prinzip der Geschwisterlichkeit aus der politischen Kultur entfernt. Demokratie war geschwisterlich gedacht. Verantwortung füreinander sollte das Prinzip sein. Die Übernahme von Pflichten und die gerechte Verteilung der Rechte waren vorgesehen. Das bedeutete je neues Verhandeln der Aufteilung der Rechte und der Übernahme von Pflichten. Denn. Die Grundrechte der Person achtend kann es keine endgültige Regelung dieser Verteilung geben. Es muss stets neu verhandelt werden. Keiner und keine soll über den anderen stehen. Und. Um das leben zu können, müssen alle daran Beteiligten sich ihrer Grundrechte bewusst sein. Alle müssen den Wert der Person an den Grundrechten messen und daraus auf ihren eigenen Wert und den der anderen schließen. Der Wert muss bewusst sein.
[…]
Das Grundrecht der Person auf Würde ist im Lachen der anderen aufgelöst.Das ist dann ziemlich unwiederbringlich. Denn. Es bleibt der Entscheidung der Lachensbestimmer überlassen, wer wie ernst genommen wird. Die Lachenden sind nur noch Gefolgschaft. Im Fall von Donald Trump geht es genau darum. Die demokratische Verhandlung soll durch Führung ersetzt werden. Der Kapitalist will aber nicht ins Patriarchat zurückkehren. Vater zu sein. Das hieße ja auch wieder nur die Übernahme von Verantwortung. Der Postkapitalist Trump will die Welt ja nur für den Geldfluss in seine Tasche zurichten. Denn. In der Logik unserer verwirtschaftlichten Welt der fragmentierten Dienstleistungswirtschaft gibt es als mögliches Ziel einer Politik ohnehin nur die Weiterfüllung der Taschen des einen Prozents der Allesbesitzenden. Es ist darin dann wieder logisch, dass einer aus diesem Besitzstand heraus die Rhetorik der Schmähung der Anderen so authentisch liefern und sich so in den Besitz des Lachens der Mitschmähenden setzen kann.
- Verhütung — Antibabypille — hübsch riskant | Süddeutsche.de — ein interessanter text von werner bartens, der aufzeigt, wie man leute dazu bringt, völlig gegen jede logik medikamente zu bevorzugen, die unsicherer sind als andere
Unter jungen Frauen nimmt der Marktanteil der Pillen der 3. und 4. Generation trotzdem stetig zu. Das ist einigermaßen rätselhaft, denn die Risikobewertung der Europäischen Arzneimittelbehörde hat eindeutig ergeben, dass die Präparate zu einem deutlich höheren Embolie- und Thromboserisiko führen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hat im Frühjahr 2014 entschieden, dass in immer mehr Beipackzetteln auf die erhöhte Gefahr hingewiesen werden muss. Sonstige Konsequenzen bisher: keine.
die ärzte — die das ja verschreiben müssen — bekommen auch ihr fett weg …
- Legendäre Seleukiden-Festung Acra in Jerusalem entdeckt -
Die Wissenschafter entdeckten kürzlich bei Ausgrabungen unter dem früheren Givati-Parkplatz südlich des Tempelberges Überreste der legendären Festung Acra. Die Zitadelle war vor etwa 2.150 Jahren unter dem Seleukiden-König Antiochus IV. Epiphanes gebaut worden.
- Städtebeschimpfungen — auch cool: thomas bernhards städtebeschimpfungen, auf der karte verordnet und mit zitaten garniert …
- Jan Böhmermann : Ich hab Kulturkritik | ZEIT ONLINE — @davidhug in der Zeit über jan böhmermann, sein “ich hab polizei” und die kritik daran …
Dabei ist Gangsterrap inzwischen Mainstream, ähnlich wie Peter Maffay oder Xavier Naidoo es schon lange sind. Das tut vielleicht weh, aber da müssen wir alle eben durch.
- Überwachung für mehr Sicherheit? Ein fataler Trend — Lobo-Kolumne — SPIEGEL ONLINE — muss man immer wieder empfehlen: sascha lobos spiegel-kolumne …
Die Evidenz ist tot, es lebe das medial inszenierte Gefühl der Evidenz.
- Peter Kurzeck — ein Getriebener der Sprache | Frankfurter Rundschau — claus-jürgen göpfert berichtet in der FR über peter kurzeck, sein schreiben, seinen nachlass und die arbeit des stroemfeld-verlages (und der lektoren deuble & loss), den in eine publikationsfähige form zu bringen:
Im Gespräch mit seinem Freund Rudi Deuble erscheint Kurzeck als ein Getriebener. „Zu Ruhe kam der nie!“ Sehr früh sei er stets aufgestanden in seiner zweiten Heimat Uzés, habe gearbeitet bis zum Mittag. Dann folgte ein ausgedehnter Spaziergang durch die sonnendurchglühte Landschaft, danach ein Mittagessen und ein kurzer Schlaf. Am Nachmittag habe er dann wieder zu schreiben begonnen, bis etwa um 22 Uhr.
Mit der Schreibmaschine: Die Seiten waren stets nur zu einem Drittel bis zu einer Hälfte beschrieben, in ganz engem Zeilenabstand, dazwischen hatte der Autor noch handschriftliche Korrekturen eingetragen. Die untere Manuskripthälfte war weiteren Anmerkungen gewidmet. Symbole wie Dreiecke und Kreuze strukturierten den Text. Die Arbeit der Lektoren glich der von Archäologen.
- Fremdenhass : “Ich halte das für hochgefährlich” | ZEIT ONLINE — gutes interview mit norbert frei über die aktuellen gefahren für die deutsche demokratie
Was wir derzeit erleben, ist etwas anderes, nämlich eine zunehmende, fundamentale Verachtung für die Demokratie, für das “System” und die “Systemparteien”. Ich halte das für hochgefährlich, gerade auch weil sich solche Stimmungen über die digitalen Kommunikationskanäle so leicht verbreiten lassen. Dadurch ist eine Parallelöffentlichkeit entstanden, die sich für die “bürgerliche Öffentlichkeit” kaum mehr interessiert.
- Justiz : Das soll Recht sein? | ZEIT ONLINE — die Zeit gibt dem strafverteidiger schwenn möglichkeit, auf probleme (wie u.a. das fehlende protokoll) der deutschen strafgerichtsverfahren aufmerksam zu machen
Die größte Gefahr für den Unschuldigen lauert in den Vorentscheidungen. An ihnen sind oft dieselben Berufsrichter beteiligt, die später an der Hauptverhandlung mitwirken und das Urteil fällen. […] Auch ein Haftbefehl darf nur ergehen, wenn der Tatverdacht dringend, die spätere Verurteilung eines Angeklagten also hochwahrscheinlich ist. Und da lauert die zweite Falle. Denn hat der Richter den Haftbefehl selbst erlassen oder aufrechterhalten, so wird es ihm später schwerfallen, von der eigenen Verurteilungsprognose abzurücken.
- Tourismus : “Der deutsche Urlauber hat ein ausgesprochenes Strukturbedürfnis” | ZEIT ONLINE — die Zeit hat mit drei sehr unterschiedlichen reiseleitern darüber gesprochen, wie sie “die deutschen” im urlaub wahrnehmen und empfinden. sehr vergnüglich
- Wir verlieren täglich Tausende Datenpunkte Zeit- und Mediengeschichte — konrad lischka weist auf ein echtes problem hin: die fehlende archivierung von online-medien/-nachrichten
Zwei Jahrzehnte Onlinejournalismus sind vorbeigezogen, ohne dass jemand die Datenbasis für die Erforschung dieser Gründerzeit geschaffen hat. All das ist für immer verloren, wir haben heute dank Brewster Kahle immerhin Bruchstücke und Momentaufnahmen. Enorm wichtige Daten für die Erforschung von Themenkarrieren und veränderten Nutzungsgewohnheiten in den 20 Jahren Onlinejournalismus wäre die Abrufzahlen der archivierten Werke. All diese Daten lagen einmal digital in irgendwelchen Datenbanken vor. Vielleicht sind sie noch irgendwo da draußen. Aber wenn heute jemand die Onlineberichterstattung über den 11.9.2001 mit der über den 13.11.2015 vergleichen will, hat er noch viel weniger Material als ein Historiker, der die archivierten Zeitungsausgaben aus dem 19. Jahrhundert für seinen Bergarbeiterstreik untersucht.
Ins Netz gegangen am 31.10.:
- Größenwahn ǀ Der reiche Mann und das Meer — der Freitag — geschichten aus einer fernen welt. heute: als besatzung auf einer superyacht. …
Häufig wird von Exzessen berichtet. Jeder hat mindestens eine haarsträubende Geschichte auf Lager, schwer zu sagen, was davon wahr ist und was übertrieben. Das Schwein, das aus Dänemark eingeflogen wird, weil jemand einen Braten wünscht. Der Besitzer, der Kleinwüchsige anheuert, damit sie zu seiner Belustigung um das Boot herum Wasserski fahren. Die Wäsche, die per Learjet zur Reinigung nach Paris geht. Der künstliche Strand, der jeden Tag im Heck einer Yacht angelegt wird. Die Deckies, die das umgebende Meer per Hand nach Quallen absuchen, ehe ein Gast eine Runde schwimmt. Jeder Wunsch ist Befehl.
- USA: Kulturkampf um den Geschichtsunterricht « DiePresse.com — schlimm:
Seit Amerikas Konservative als Reaktion auf die ihrer Ansicht nach exzessiven gesellschaftlichen Bewegungen der 1960er-Jahre die „Culture Wars“ erklärt haben, ist das in Schulen und Universitäten vermittelte Geschichtsbild eine der am wildesten umfochtenen Fragen. Je mehr die Geschichtswissenschaft sich um ein differenziertes Verständnis der Vergangenheit bemüht, desto stärker sehen sich rechte Anhänger der Idee von Amerikas Ausnahmerolle in der Welt von linken Defätisten umzingelt, die die Jugend mit Hass auf das Vaterland zu indoktrinieren versuchen.
- Vielleicht später: Eine Reise — LOGBUCH (Suhrkamp-Blog) — schön (detlef kuhlbrodt unterwegs. immer ein interessantes vergnügen für den betrachter/leser)
- Krawalle in Köln: Harmonie mit Hooligans | ZEIT ONLINE — “Wenn Rechtsradikale, die sich zu Tausenden versammeln, keine politische Veranstaltung sind, … ?” >
- Marc-André Hamelin: Keine Angst vor Extremisten | ZEIT ONLINE — volker hagedorn lässt seiner (absolut gerechtfertigten) begeisterung von marc-andré hamelin freien lauf:
Die Hand ist es, die diese Musik spielt, nicht der Pianist. Man sieht förmlich ein Lebewesen über die Tasten rasen, krabbeln, springen, sich in sie hineinstürzend wie in Wogen. Keine Bewegung zu viel, wie ein Tier, das sich in Jahrhunderten der Evolution vollendet seinem Biotop angepasst hat.
- Dan Visel on Twitter: “I am not a sommelier, but you know you are drinking Fine Wine when there is “Lorem Ipsum” on the label: http://t.co/fntrp92lEO” — RT @dbvisel: I am not a sommelier, but you know you are drinking Fine Wine when there is “Lorem Ipsum” on the label
Wien also mal wieder. Dieses Mal aber unter ganz besonderen Gesichtspunkten: “Wien — die kaiserliche Residenzstadt” hieß die Exkursion des Historischen Seminars, an der ich — aufgrund einiger glücklicher Umstände — trotz verspäteter Anmeldung noch teilnehmen durfte/konnte. So machte ich mich am Freitag also wieder einmal auf nach Wien, eine meiner Lieblingsstädte.
Das war aber auch schon gleich die erste Herausforderung: Treffpunkt zur Abfahrt war 7:30 Uhr am Mainzer Hauptbahnhof. Das hieß für mich: Der Wecker klingelte um 5:30 Uhr, damit ich noch ohne größere Zeitnot eine Runde laufen gehen konnte. Trotz der unbarmherzigen Zeit hat das gut geklappt, ich war dann sogar noch fast zu früh am Bahnhof, wo so langsam alle anderen der 15 Teilnehmer eintrudelten. Der Regionalzug braucht uns dann unproblematisch zum Frankfurter FLughafen, von dort ging’s mit Air Berlin — bzw. mit dem Airbus 320 der Niki Air — ohne Problem nach Wien Schwechat. Und dort erst mal wieder in den Zug, der uns zu Wien Mitte brachte, von wo aus die Straßenbahn weiterhalf. Und nach ein paar hundert Metern Fußmarsch standen wir dann in der Baustelle, d.h. direkt vor dem Hotel Academia in der Pfeilgasse. Das liegt zwar recht praktisch, nicht weit vom Burgring, ist aber auch recht spartanisch und fast schon ein Denkmal. Seit der Eröffnung in den 1960ern hat sich an der Inneneinrichtung nämlich offenbar gar nichts getan — nur etwas abgenutzt wurde sie im Laufe der Zeit. Aber immerhin war’s sauber — und viel Zeit verbrachten wir da ja eh nicht.
Schon am ersten Tag ging es gleich mittags los — mit einem großen Rundgang durch den 1. Bezirk und entsprechenden Ausführungen zur “Stadttopographie” — Parlament, Rathaus (Alt und Neu), Burgtheater, Universität, Votivkirche, Judenplatz, St. Ruprecht, St. Stephan, Albertina, Staatsoper — und schließlich noch die Hofburg in all ihren Teilen (vor der neuen Burg, auf dem Heldenplatz, wurde allerdings gerade noch das Erntedankfest des Bauernverbandes aufgebaut). Mit dem Extra-Referat zur Baugeschichte waren wir dann erst fertig, als die Sonne schon längst verschwunden war und das Licht nur noch vom Mond und aus den Straßenlaternen schien.
Samstags klingelte mein Handywecker wieder ausgesprochen früh, nämlich bereits um 6:30. Wieder eine Morgenlaufrunde, die mich über den Ring und Karlsplatz zum Bellevue führte, wo um diese Zeit noch (fast) nichts los war. Über Naschmarkt und Karlsplatz fand ich deann den Weg zurück — auch wenn ich zwischendurch an meinem Orientierungssinn etwas zweifelte. Und angesichts der Alkoholleichen, die beim Naschmarkt aus dem Club in die Taxen fielen, einen anderen Rückweg bevorzugt hätte. Nach dem eher kargen Frühstück (leider ohne Müsli) war es auch schon Zeit für dem gemeinsamen Abmarsch: Zurück zum Belvedere. Dieses Mal aber mit der Straßenbahn. Und dort dann ausführliche Erkundung: Erst mit dem biographischen Referat zu Prinz Eugen, dem Erbauer dieser Sommerresidenz (das auch gleich den Hintergrund für mein eigenes Referat am Mittag lieferte). Und dann ein super ausführlicher Vortrag zur barocken Gartenbaukunst, mit dem großartigsten Handout, das ich je gesehen habe — vollgestopft mit (farbigen!) Abbildungen und Hinweisen … Der Garten beschäftigte uns noch den Rest des Vormittags — bei dem strahlenden Sonnenschein und Temperarturen um 30 °C hatten wir allerdings die Tendenz, Schattenzu suchen. Danach führte uns unser Weg zum Arsenal, wo sich das Herresgeschichtliche Museum befindet. Davor, im Schweizerpark, durfte ich noch zu “Prinz Eugen als österreichischem Erinnerungsort” referieren — trotz meiner etwas knappen Vorbereitung und meiner eher konfusen Notatate hat das ganz gut geklappt. Das Heeresgeschichtliche Museum war ein sehr seltsames Erlebenis: Ein großartiger Bau (vor allem wenn man den ursprünglichen Zweck als Arsenal bedenkt), der ganz unbescheiden auf das Arsenal von Venedig (vor allem in der äußeren Gestaltung) und den dortigen Markusdom (insbesondere im Inneren, den Decken und der Benutzung von Gold(-farbe), Die Ausstellung in diesem Meisterwerk des Historizismus war allerdings so ziemlich die schrecklichste, die ich ich erinnere — nicht nur wegen der Exponate, sondern auch wegen der Präsentation: Ohne Zusammenhang, ohne Erklärung, ohne Ordnung und Einordnung werden hier einfach mannigfaltige Waffen, Schlachtenbilder, Heerführer etc … hingestellt. Der Prinz-Eugen-Raum ist dann auch ein ziemlicher Witz: Ein unbeleuchtetes, stark nachgedunkeltes Porträt, die Bahrtücher und kaum mehr, das ganze unauffällig in der Ecke untergebracht. Etwas besser war die Ausstellung im Teil zum Zweiten Weltkrieg — aber auch hier noch total überladen. Ntürlich interessiert mich Militärgeschichte auch allerhöchstens peripher — aber das ist ja sozusagen mein Problem. Hier zeigte sie sich aber auch von ihrer unansehnlichsten Seite. Eine kleine spezielle Freude bereitete allerdings die Probe einer kleinen Schauspieltruppe, die an Heiner Müllers “Wolokolamsker Chaussee “arbeitete und auf dem Balkon des Arsenals einiges ausprobierte — ich habe lange keinen Müller-Text (in diesem unverwechselbaren Sound!) mehr live gehört …
Nach der Mittagspause in der “kleinen Steiermark” im Schweizerpark trafen wir uns am Karlsplatz wieder zur Abfahrt zum von Touristen natürlich total überlaufenen Schloss Schönbrunn, wo wir uns an der Ecke des Gartens zunächst Maria Theresia widmeten, bevor wir den Garten spazierend erschlossen — inklusive einem Abstecher zur Gloriette mit ihrem schönen Ausblick über Garten, Schloss und Stadt. Nach der Rückkehr in die Stadt verschlug es uns in die “Kantine” im Museumsquartier, wo man nicht nur gut speisen konnte, sondern auch sehr schön am Samstag Abend einfach noch entspannt den Tag ausklingen lassen konnte.
Der Sonntag begann — natürlich — wieder mit einem Morgenlauf. Dieses Mal führten meine Füße mich über die Westbahn auf die Heiligenstädter Straße, einfach gerade stadtauswärts. Zum GLück fand ich auf dieser Strecke eine McDonalds-Filiale, sonst wäre es zu einem Notfall gekommen — morgens laufen ist einfach nicht mein Ding …Vormittags standen zunächst zwei weitere Sommerresidenzen auf der Stadt, die im 18. Jahrhundert noch vor der Stadt lagen, heute aber schon zum Kern gehören. Wir begannen mit dem Palais Schönborn: Davon ist aber nur sehr wenig übrig, vor allem vorm Garten gar nichts — und auch noch dazu mit einer falsch beschriftete Beschilderung, wie wir feststellen mussten. Dann widmeten wir uns dem Palais Liechtenstein, das nicht nur von Anfang an wesentlich repräsentativer, größer und ästhetische beeindruckernder angelegt war, sondern auch schön restauriert wurde und vor allem über einen schönen Garten verfügt. Das ist allerdings auch nicht mehr die origianle barocke Anlage, sondern eine Umgestaltung des 19. Jahrhunderts zum Englischen Garten. Natürlich wurde der “reine” Besuch der Orte auch hier jeweils mit den entsprechenen Fachreferaten zur Familiengeschichte ergänzt. Das Ende des Vormittagsprogramms bildete — nach einem Überblick über Wien als “Stadt, in der der Kaiser residierte” — der Besuch des Wien-Museums neben der Karlskirche. Und das lohnt sich wirklich. Nicht nur wegen der vielen Stadtansichten, auch die Exponate sind hier bunt gemischt aus Stadtleben und Kunst und mit kurzen, aber ausreichenden Texten schön zusammengestellt. Highlights sind — neben den Fenstern und Statuen von St. Stephan (den Originalen, die dort schon im 19. Jahrhundert durch Kopien ersetzt wurden) — vor allem die drei auf-/nachgebauten Räume: Das Wohnzimmer Alfred Loos’, die Wohnugn von Grillparzer und ein großbürgerlicher-adliger Jugendstil-Salon. Eine lebendige, umfassende Austellung zur Geschichte Wiens in Schlaglichtern.
Den Nachmittag widmeten wir ausführlich der Karlskirche, dem äußeren und inneren Bildprogramm, ihrer Planung, Entstehung und Ausführung. Und natürlich besodners den Fresken der inneren Kuppeln, weil noch die Möglichkeit bestand, das ehemal szu Restaurierungsarbeiten aufgestellte Gerüst mit dem Lift (und einigen abschließenden Treppen) zu nutzen, die Fresken aus wirklich unmittelbarer Nähe zu bestaunen — erstaunlich, wie detailreich die ausgeführt wurden, obwohl sie doch eigentlich für die Betrachtung vom Boden aus angelegt waren. Aus der Laterne ganz oben konnte man sogar einen schönen, weiten Blick über die Wiener City werfen — nur schade, dass man nicht hinaus konnte: Das wäre spannend gewesen … Den Rest des Nachmittags verbrachten wir dann mit einem Spaziergang über den Graben und auf dem angenehm entspannten Erntedankfest, wo es auch leckeren Saft gab — bei gut 30 °C und weiterhin purem Sonnenschein ein wahre Genuss. Abends landeten wir dann zu Speis und Trank im “Bettelstudenten”, der uns mit einem großzügigen Gutschein über die Hälfte des Rechnungswertes überraschte — damit war der Plan für Montag auch klar …
Aber noch war es nicht so weit. Der Montag begann nämlich noch etwas früher — wegen des Aufbruchs um 8:30 Uhr fiel mein Morgenlauf allerdings auch etwas kürzer aus. Unser Programm führte uns zunächst zum Haus‑, Hof- und Staatsarchiv, mit interessanter, weit ausgreifender Führung. Interessant nicht nur die Geschichte des Archives, sondern auch die des Archivsbaus, einer Stahlträgerkonstruktions mit Gitterböden (für die bessere Luftzirkulation) in den Depots, die auch über erstaunlich kunstvoll gearbeitete Metallregale (die zugleich Teil der tragenden Konstruktion sind) aus dem 19. Jahrhundert verfügt. Und in denen natürlich wahnsinnige Schätze lagern … Sehen durften wir — neben einigen Faksimiles — davon einige der privaten Tagebücher Karl VI. Interessant, wie sich so eine Schrift im Laufe der Jahre verändert. Und wie auf manchen Seiten mehr Ziffern als Buchstaben zu finden sind, weil Karl gerade in späteren Jahren doch einiges nur chiffriert notierte. Dem Besuch der “archivalischen Sätze” schloss sich ein Besuch der weltlichen an: In der Schatzkammer der Burg bestaunten wir vor allem die Reichsinsignien (mit Referat, natürlich), die alte Kaiserkrone, Szepter, Schwert, Reichsapfel und den ganzen wertvollen Krempel, nicht zuletzt die Krönungsgewänder. Und natürlich auch den Schatz des Ordens vom Goldenen Vlies, den uns ein anderes Referat schon vorgestellt hatte.
Nach unserer kleinen Pause im Cafe Central — ein Kaffeehausbesuch pro Wienbesuch ist ja sozusagen obligatorisch — fuhren wir mit U‑Bahn und Bus nach Klosterneuburg, bestaunten unterwegs schon den Karl-Marx-Hof, eines der größten Projekte des Sozialwohnungsbaus und widmeten dann viel Aufmerksamkeit dem Stift Klosterneuburg, seiner barocken Kirche mit ihrer fast pronographischen Pracht und vor allem dem Residenzteil, den mageren Resten des Escorial-Plans Karls VI. (allein die Reichskrone auf der Mittelkuppel hat jagigantische Ausmaße auch wenn sie nur aus Kupfer ist …) und sahen auch, wie solche Prachtbauten im Rohbau aussahen … Auf dem Rückweg kehrten wir noch beim Heurigen ein und genossen ausreichende Mengen des “Sturms”, wie die Österreicher den Federweißen nennen. Abschließen mussten wir den Abend natürlich mit einer Rückkehr zum Bettelstudenten — schließlich brannte der Gutschein ein Loch in unsere Tasche (überlebte aber naturgemäß den Abend nicht …).
Am Dienstag schließlich ging es noch einmal früher los, jetzt klingelte mein Wecker um 6:15 Uhr — so langsam wurde es hart. Und die Lust, überhaupt zu laufen, schwand auch merklich … Nach dem Frühstück zogen wir um 8 Uhr los, die Koffer schon einmal in Wien Mitte für den Flug aufgeben und widmeten uns dann noch, ganz zum Schluss, der habsburgischen Memorialkultur: Zunächst in der schönen Augustinerkirche, wo vor allem die Herzgruft Beachtung fand, dann in der Kapuzinergruft mit den irrsinnigen Sakrophagen der Habsburger, vor allem den Prachtexemplaren von etwa Karl VI. oder dem gemeinsamen Sakrophag von Maria Theresia und ihrem Gemahl Franz Stephan. Und das war’s auch schon fast: In der verbleibendne Freizeit gingen wir zu dritt noch ins Mumok, in die großartige, gerade erst eröffnete Ausstellung “Museum der Wünsche” — so etwas wie eine Retrospektive des Museums, aus der eigenen Sammlung v.a., die grandiose Klassiker der Moderne mit zeitgenössischen Verrücktheiten kombiniert und versucht, da so etwas wie Ordnung hineinzubringen: Ungemein faszinierend wirklich in fast jedem Raum, nur halt wahnsinnig viel …
Nach dem abschließenden leckeren Käsekrainer düsten wir mit dem CAT zum Flughafen — und dann auch schon Up & Away nach Deutschland, mit der S‑Bahn von Frankfurt zurück nach Mainz, wo mein Bett mich sozusagen schon erwartete …
Eine spannende Exkursion war das, sicher, auch ziemlich anstrengend — aber schön. Und lehrreich. Und interessant. Nicht zuletzt wegen der angenehmen Gruppe ;-)
PS: Der Titel ist natürlich eine popkulturelle Referenz [die mit Wien nix weiter zu tun hat …] — wer findet’s heraus?
nach langer zeit kam vor einigen wochen ein anruf von klaus ripper: ob ich nicht mit der hans-von-der-au-gruppe in die slowakei nach zvolen fahren möchte — so dringend brauchten sie offenbar einen akkordeonisten, dass sie mich fragten ;-). denn mein akkordeon hat in der letzten zeit doch recht ordentlich staub angesetzt. glücklicherweise war es gerade die woche nach pfingsten und damit vorlesungsfreie zeit in mainz — das passte also bestens. und ruckzuck war ich engagiert. schnell noch den pfingstsonntag freigeschaufelt — das war dann zwar unnötig (weshalb ich kurzfristig noch in erbach georgelt habe) und dann kam auch schon die spannende erste probe. schließlich stand einiges neues (norddeutsches vor allem) auf dem programm, vieles war mir aber auch von früher noch bekannt — und vor allem nach ein oder zwei mal durchspielen wieder ganz klar im gedächtnis. es ist schon verrückt, was im hinrstübchen alles die jahre überdauert … die musik war auch mit mir noch eine sparbesetzung der musik (klarinette, gitarre und mein akkordeon, später kam noch die zweite klarinette hinzu), lief aber doch ziemlich gut. ok, wie sich dann hier und da zeigen sollte: die routine im zusammenspiel mit den tänzern war halt nicht mehr da — kam im laufe des aufenhaltes in zvolen allerdings auch wieder zurück.
doch der reihe nach, noch stehen wir am 28.5. in erbach auf dem parkplatz am parkdeck und warten auf den bus. der wird gerade noch in der martin-luther-straße mit den schließkörben, dem bändertanz-kranz und den bänken für den bankerltanz beladen. der rest des gepäcks der 27 leute (inkl. einiger akkordeons — alleine von mir schon zwei: eines für die „normalen” auftritte und eines für den geplanten umzug) und die verpflegung ging dann auch noch gerade so in den bus. ziemlich pünktlich um 1.00 (also wirklich mitten in der nacht) setzte sich der bus dann in bewegung. in walldürn sammelten wir dann noch mareike ein und dann ging es endgültig und unaufhaltsam gen wien. nunja, so ganz unaufhaltsam leider doch nicht: wir machten ziemlich viel pause. zum schlafen kam ich natürlich im bus überhaupt nicht — einige minuten kurzes wegdämmern waren da schon das höchste der gefühle. bei der letzten pause kurz vor wien kam dann die eingepackte verpflegung ins spiel und ermöglichte uns ein wahrhaft fürstliches reise-frühstück. so gestärkt kurvten wir dann noch fast eine halbe stunden quer durch wien zum jugendgästehaus wien-brigittenau (am friedrich-engels-platz, fast direkt an der donau). da war es allerdings erst halb zwölf — und vor 13 uhr konnten wir die zimmer nicht beziehen. also ließen wir den bus gerade da stehen und verzogen uns erst einmal in den prater — als gäste der stadt wien, denn der automat in der tram kannte keine gruppenkarte und für alle reichte unser kleingeld nicht. im prater habe ich mich dann bald vom rest der gruppe getrennt, um mich mit simon zu treffen, der, welch überraschung, verspätet zum treffpunkt kam. zusammen sind wir dann gemütlich ins kaffeehaus gegangen und haben den nachmittag verquatscht. zum schluss noch eine gemeinsame rundfahrt durch wien mit tram und s‑bahn, über hernals — wo simon gerade wohnt — zurück zum handelskai, von wo aus ich zurück zum jugendgästehaus geeilt bin. und dort war ich gerade noch rechtzeitig, um die anderen auf dem weg vom haupthaus zur dependance, wo wir untergebracht waren, zu treffen. nach dem abendessen verschwanden die kids dann ruckzuck in den betten — und eine ungewöhnliche (und seltene) ruhe kehrte ein. nicht aber auf unserem zimmer. dort brachte nämlich mann claudia massierend zum schreien — worauf ich mich aus dem staub machte, um am donauufer erst einmal eine runde zu laufen. bei meiner rückkehr herrschten dann wieder normale zustände auf unserem zimmer …
am 29.5. ging es nach dem mittelmäßigen frühstück dann um 10 uhr weiter in die slowakei. auf der autobahn wollten die kinder dann im bus tatsächlich „die wolke” schauen — nun gut, wir hatten sie gewarnt … tatsächlich kehrte so ruhe ein — und alle wurden gehörig deprimiert. dabei fand ich den film noch wesentlich weniger schlimm als das buch — gut, damals war ich noch erheblich jünger. aber mir schien doch, dass der film viel stärker auf hannah und elmar konzentriert war als das buch: das ist eher ein first-love-drama als ein gesellschafts- /energiepolitisches drama wie die literarische vorlage. unterdessen endete die autobahn nahe der grenze in einer gigantischen baustelle — das ist auch unbedingt nötig, denn momentan quält sich der nicht gerade wenige verkehr (vor allem natürlich unmengen an lastwagen) durch die landstraßen und kleine dörfer. die grenze war schnell passiert, kontrolliert wurde überhaupt nicht. war es um bratislava herum ausgesprochen flach, tauchten immer mehr hügel auf, je näher wir nitra kamen. dort machten wir dann auf einem parkplatz unsere mittagspausen und labten uns an den resten aus den unerschöpflichen tiefen der verpflegungskisten. die fahrt nach zvolen ging dann ohne probleme weiter, die schnellstraße 50 führte uns fast ohne unterbrechung direkt dorthin, in die nun deutlich hügligere und stark bewaldetet gegend.
in zvolen selbst waren dann nach einigem kuddelmuddel die zimmer im internat schnell bezogen. nur der busfahrer weigerte sich, bei uns zu übernachten — ok, wirklich viel ruhe war da auch nicht oft. aber dass der auch die beiden alternativangebote ausschlug — die immerhin für die anderen busfahrer gut genug waren — was soll’s. das hotel musste er dann ja auch noch wechseln, das erste war nicht gut genug. nerviger fand ich freilich, dass er ausgerechnet in zvolen auch noch seine 24 stunden ruhezeit abfeiern musste: wenn ich einen bus mit fahrer für sechs tage miete, erwarte ich eigentlich, dass ich den auch zur verfügung habe. und nicht nur fünf tage den bus nutzen kann. gut, der fahrer muss natürlich auf seine lenkzeiten achten. aber von seiten des unternehmers wissmüller finde ich so etwas recht unverschämt — es ist ja schließlich nicht unsere sache, dass er direkt nacht unserer rückkehr wieder sofort zur nächsten fahrt aufbrechen muss. schließlich bekommt das unternehmen ja eine menge geld dafür — da würde ich schon eine entsprechende leistung erwarten.
lange konnten wir freilich nicht im internat bleiben, es war noch ein erster auftritt in einer art kurklinik zu absolvieren. der klappte sogar halbwegs gut (ok, meine idee, den rheinländer aus hetzbach zu spielen, war vielleicht nicht der beste einfall ;-)). und danach stürzten sich die slowakischen mädchen auch noch auf unsere jungs, was diese fast unerträglich stolz machte … nach dem abendessen im internat war dann natürlich noch heftige gaudi mit und ohne musik auf den zimmern.
auch der 30.5. begann für mich natürlich laufend (mehr zu meinen versuchen, bei so einer fahrt die täglich-laufen-serie am leben zu erhalten, steht unter laufen im ausland). dann gabe es ein frühes und ausgesprochen mageres frühstück — vor allem ganz ohne aufputschende getränke: kaffee oder tee gab es morgens überhaupt nicht. danach ging es dann auch schon gleich weiter im engen terminplan: zunächst zur probe im kulturhaus. dort wurde aufmarsch und finale des auftritts bzw. der auftritte an diesem vormittag geprobt. das ging dann auch einigermaßen zügig über die bühne. die auftritte selbst (beim ersten: fischer- und webertanz; beim zweiten dann hohenbuckoer springer und bayrische polka mit bankerltanz) waren dann zwar etwas stressig, aber sonst in ordnung. und schon ging es auch wieder weiter: zunächst zum mittagessen, dann überraschend drei ganze stunden ohne programm: ruhe pur. eigentlich war ja noch der umzug und auftritt auf dem marktplatz geplant, aber das fiel im wahrsten sinne des wortes ins wasser: schon vormittags waren die ersten schauer aufgezogen, die jetzt jede freiluftveranstaltung unmöglich machten. das kurzer hand auf die beine gestellte alternativprogramm führte uns nach banska bystrica, ca. 20 kilometer von zvolen, zum großen „europa-center”, einem neuzeitlichen konsumtempel der extraklasse: ein einzige, fast ununterbrochene kette klamottenläden — wahnsinn, so viel kann man gar nicht anziehen … zum glück konnten wir auch alle wieder mit zurück ins internat nehmen. dort waren wir wieder nur kurz zum essen, es ging noch ein zweites mal ins kulturhaus, zur „discothéque für die kinder”. das war eine recht lustige sache. vor allem der grandios mitmach-tanz, der zum gesang von zwei sich ständig wiederholenden wörter weit über zwanzig minuten andauerte — der dj musste dem schließlich gewaltsam einhalt bieten.
am 31.5. ging es wieder gleich nach dem frühstück los: zunächst war der fototermin am schloss zu absolvieren. dann stand für den rest des vormittags der besuch einer schule, eine einheitsschule für die ersten acht klassen, im slowakischen grundschule genannt, auf dem programm. etwas überraschend wurden wir nach einer führung durch die ziemlich baufälligen gebäude auch noch in den deutschunterricht integriert — die lehrer hatten sich viele mühe gegeben mit der vorbereitung, die unsere kinder nicht so recht erwidern mochten. das spannendste, was sie zu erzählen wussten, war der großartige einkauf in banska bystrica: 20 liter cola. für vier leute.
danach ging es dann in die turnhalle, zum tanzen für die gesamte schule. der bändertanz klappte zwar nicht richtig (und mir fiel erst danach wieder ein, wass ich beim zusammenbrechenden geflecht zu tun gehabt hätte), doch sonst war auch das in ordnung. und so ganz nebenbei löste sich auch noch das mysterium der verschwundenen schwarzen weste: ilona fiel nun nämlich auf, dass acht westen für neun jungen immer einen ohne übrig lassen — in bad könig war es offenbar der falsche, der keine mehr abbekommen hat und deshalb alarm schlug … nach dem mittagessen in der schulkantine durften wir dann noch eine weile auf klaus warten, der ncoh schnell zum rektor entführt worden war. und nach knapp zwei stunden faulen nichtstun ging das nachmittagsprogramm weiter. der auftritt auf dem marktplatz war zwar inzwischen wieder dem alltäglich, nachmittäglichen regen zum opfer gefallen. aber im schloss gab es noch einiges zu tun: während die tänzer sich in tanz- und volkskunst-workshops vergnügten (bei denen die zeit aber offenbar sehr knapp bemessen war), mussten die musiker mit klaus zum offiziellen empfang beim bürgermeister. der tauchte dann zwar gar nicht auf, schickte aber seine vertreterin, die sogar deutsch konnte und somit unseren übersetzer überflüssig machte. den beginn der veranstaltung hätten wir beinahe noch verpasst: es hieß zunächst, der einmarsch zur nationalhymne solle noch geprobt werden — bevor das geschah, ging es dann aber schon gleich richtig los. und dann durfte jeder sein geschenk überreichen, ein paar worte sagen und eine kurze vorführung abliefern. wir spielten die „bauernhochzeit” und den „brautwalzer” — das geht immer und kommt gut an. für uns schloss sich dann ein express-rundgang durch die schloss-galerie an, an deren ausgang wir auch den rest der gruppe wieder trafen. zurück im internat stand dann die erste packorgie an: der bus sollte noch schnell, bevor seine zwangspause anfing, mit den schließkörben und instrumenten und sonstigem gerät beladen werden.
der 1.6. bescherte uns einen freien vormittag, den wir mit einem rundgang durch zvolen verbrachten. viel zu sehen gibt es da allerdings nicht. eine fußgängerzone (am platz des slowakischen nationalaufstandes, der nicht mehr als das übliche sozialistische helden-monument ist), die gerade aufwendig neu gestaltet wird. eine kleine katholische kirche mit einigen betenden frauen. eine größere evangelische kirche, erbaut 1921, die leider verschlossen war. aber nicht für uns: denn als wir versuchten, durch die fenster einen blick ins innere zu erhaschen, sah uns offenbar die küsterin und öffnet uns die tür. innen ein schlichter, klassizistisch angehauchter kirchenraum mit einem schönen altar, der von einer großen, gütig dreinblickenden jesusfigur überragt wird, die ausnahmsweise einmal nicht am kreuz hängt. nach dem mittagessen ging es dann zum großen finale: das „galakoncert”, wie die slowaken so etwas nennen, im städtischen theater. dafür musste aber zunächst einmal ordentlich geprobt werden. die einzelnen gruppen waren recht schnell fertig. aber der einzug und vor allem das finale erforderte eine menge arbeit — und viele, viele wiederholungen. einige davon gingen allerdings auf das konto der gruppenleiter, insbesondere der russische und der serbische stellten sich nicht besonders geschickt an bei dem sehr ausgeklügelten zeremoniell. das programm lief dann aber auch am schnürchen — nur haben wir leider nix davon mitbekommen, weil der zuschauerraum ausverkauft und die seitenbühnen uns verboten waren. unser teil lief auch sehr zufriedenstellend: der hetlinger bandriter und der bankerltanz kamen auch bei diesem etwas älteren publikum gut an. danach gab es dann wieder ein schnelles abendessen und ganz, ganz eilige vorbereitungen für die disco zum abschluss. die ging natürlich nicht ohne eine erneute runde des mitmach-tanzes ab — aber immerhin war dieses mal etwas früher schluss. und die tscheschichen musiker hatten im foyer um ihr zymbal herum eine improvisierte gegenveranstaltung eröffnet. um halb zwölf waren dann auch fast alle schon im bett, denn
am 2.6. ging es wieder sehr früh los: um halb sieben wurde der bus gepackt (davor war ich natürlich wieder laufen — nur kurz, das war schon sakrisch früh …). dann noch einmal das frühstück ohne kaffee (den es immerhin später im bus in genügenden mengen gab) und ab gings richtung heimat. ein kleinen zwischenstopp gab es aber noch einmal beim schloss, wo wir noch eine dvd mit aufzeichnungen des festivals überreicht bekamen (und werner noch vom auto angefahren wurde, was zum glück glimpflich ablief) diese dvd wollte klaus aber im bus nicht zeigen. doch immerhin gab es auf dieser fahrt etwas unterhaltsameres als bei der hinfahrt: shrek 2. die rückfahrt schien dann auch angenehmer als die hinfahrt. das lag vielleicht auch daran, dass wir nur die absolut nötigen pausen machten. und so schafften wir es, mit dem in würzburg gewechselten fahrer, sogar vor den anvisierten 22 uhr wieder in erbach zu sein.
diese fotos hat mir freundlicherweise der fotograph der russischen gruppe, garmonyia, zur verfügung gestellt:
p.s.: wie wenig man vom slowakischen versteht, mag ein ausschnitt aus dem festival-prospekt illustrieren: