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Schlagwort: reise

Über den Wolken …

DXB > MUC, 2018-12-10:

Ins Netz gegangen (7.12.)

Ins Netz gegan­gen am 7.12.:

  • Mehr­spra­chig­keit : Ein Kind, drei Spra­chen | ZEIT – mar­tin spie­wak hat für die „Zeit“ auf­ge­schrie­ben, wie kin­der mit mehr­spra­chig­keit umge­hen – näm­lich in der regel posi­tiv.
  • Dich­ter und Com­pu­ter im radi­ka­len Zwie­ge­spräch | FAZ.net – elke hei­ne­mann geht in der FAZ der fra­ge nach, wie digi­ta­li­sie­rung (die hier vor allem com­pu­te­ri­sie­rung meint) die lyrik ver­än­dert bzw. ver­än­dern kann/​könnte/​wird …

    Vie­le Lite­ra­tur­gat­tun­gen nähern sich vor­sich­tig den Maschi­nen an, nur die Lyrik hat Berüh­rungs­ängs­te. Wie digi­tal kann ein Gedicht sein?

  • Mar­le­ne Stre­eru­witz: Die Stun­de der Wahr­heit des Gel­des | derStandard.at – mar­le­ne stre­eru­witz über die auf­lö­sung der demo­kra­ti­schen gesell­schaft ins lachen, am bei­spiel der usa & donald trump: „Die Ent­wer­tung demo­kra­ti­schen Ver­han­delns in der Gesell­schaft erfolgt über die Ent­wer­tung von Min­der­hei­ten.“

    So wird das Prin­zip der Geschwis­ter­lich­keit aus der poli­ti­schen Kul­tur ent­fernt. Demo­kra­tie war geschwis­ter­lich gedacht. Ver­ant­wor­tung für­ein­an­der soll­te das Prin­zip sein. Die Über­nah­me von Pflich­ten und die gerech­te Ver­tei­lung der Rech­te waren vor­ge­se­hen. Das bedeu­te­te je neu­es Ver­han­deln der Auf­tei­lung der Rech­te und der Über­nah­me von Pflich­ten. Denn. Die Grund­rech­te der Per­son ach­tend kann es kei­ne end­gül­ti­ge Rege­lung die­ser Ver­tei­lung geben. Es muss stets neu ver­han­delt wer­den. Kei­ner und kei­ne soll über den ande­ren ste­hen. Und. Um das leben zu kön­nen, müs­sen alle dar­an Betei­lig­ten sich ihrer Grund­rech­te bewusst sein. Alle müs­sen den Wert der Per­son an den Grund­rech­ten mes­sen und dar­aus auf ihren eige­nen Wert und den der ande­ren schlie­ßen. Der Wert muss bewusst sein.
    […]
    Das Grund­recht der Per­son auf Wür­de ist im Lachen der ande­ren auf­ge­löst.

    Das ist dann ziem­lich unwie­der­bring­lich. Denn. Es bleibt der Ent­schei­dung der Lachens­be­stim­mer über­las­sen, wer wie ernst genom­men wird. Die Lachen­den sind nur noch Gefolg­schaft. Im Fall von Donald Trump geht es genau dar­um. Die demo­kra­ti­sche Ver­hand­lung soll durch Füh­rung ersetzt wer­den. Der Kapi­ta­list will aber nicht ins Patri­ar­chat zurück­keh­ren. Vater zu sein. Das hie­ße ja auch wie­der nur die Über­nah­me von Ver­ant­wor­tung. Der Post­ka­pi­ta­list Trump will die Welt ja nur für den Geld­fluss in sei­ne Tasche zurich­ten. Denn. In der Logik unse­rer ver­wirt­schaft­lich­ten Welt der frag­men­tier­ten Dienst­leis­tungs­wirt­schaft gibt es als mög­li­ches Ziel einer Poli­tik ohne­hin nur die Wei­ter­fül­lung der Taschen des einen Pro­zents der Alles­be­sit­zen­den. Es ist dar­in dann wie­der logisch, dass einer aus die­sem Besitz­stand her­aus die Rhe­to­rik der Schmä­hung der Ande­ren so authen­tisch lie­fern und sich so in den Besitz des Lachens der Mit­schmä­hen­den set­zen kann.

  • Ver­hü­tung – Anti­ba­by­pil­le – hübsch ris­kant | Süddeutsche.de – ein inter­es­san­ter text von wer­ner bar­tens, der auf­zeigt, wie man leu­te dazu bringt, völ­lig gegen jede logik medi­ka­men­te zu bevor­zu­gen, die unsi­che­rer sind als ande­re

    Unter jun­gen Frau­en nimmt der Markt­an­teil der Pil­len der 3. und 4. Gene­ra­ti­on trotz­dem ste­tig zu. Das ist eini­ger­ma­ßen rät­sel­haft, denn die Risi­ko­be­wer­tung der Euro­päi­schen Arz­nei­mit­tel­be­hör­de hat ein­deu­tig erge­ben, dass die Prä­pa­ra­te zu einem deut­lich höhe­ren Embo­lie- und Throm­bo­se­ri­si­ko füh­ren. Das Bun­des­in­sti­tut für Arz­nei­mit­tel und Medi­zin­pro­duk­te hat im Früh­jahr 2014 ent­schie­den, dass in immer mehr Bei­pack­zet­teln auf die erhöh­te Gefahr hin­ge­wie­sen wer­den muss. Sons­ti­ge Kon­se­quen­zen bis­her: kei­ne.

    die ärz­te – die das ja ver­schrei­ben müs­sen – bekom­men auch ihr fett weg …

  • Legen­dä­re Seleu­ki­den-Fes­tung Acra in Jeru­sa­lem ent­deckt -

    Die Wis­sen­schaf­ter ent­deck­ten kürz­lich bei Aus­gra­bun­gen unter dem frü­he­ren Giva­ti-Park­platz süd­lich des Tem­pel­ber­ges Über­res­te der legen­dä­ren Fes­tung Acra. Die Zita­del­le war vor etwa 2.150 Jah­ren unter dem Seleu­ki­den-König Antio­chus IV. Epi­pha­nes gebaut wor­den.

  • Städ­te­be­schimp­fun­gen – auch cool: tho­mas bern­hards städ­te­be­schimp­fun­gen, auf der kar­te ver­ord­net und mit zita­ten gar­niert …
  • Jan Böh­mer­mann : Ich hab Kul­tur­kri­tik | ZEIT ONLINE@davidhug in der Zeit über jan böh­mer­mann, sein „ich hab poli­zei“ und die kri­tik dar­an …

    Dabei ist Gangs­ter­rap inzwi­schen Main­stream, ähn­lich wie Peter Maf­fay oder Xavier Naidoo es schon lan­ge sind. Das tut viel­leicht weh, aber da müs­sen wir alle eben durch.

  • Über­wa­chung für mehr Sicher­heit? Ein fata­ler Trend – Lobo-Kolum­ne – SPIEGEL ONLINE – muss man immer wie­der emp­feh­len: sascha lobos spie­gel-kolum­ne …

    Die Evi­denz ist tot, es lebe das medi­al insze­nier­te Gefühl der Evi­denz.

  • Peter Kurz­eck – ein Getrie­be­ner der Spra­che | Frank­fur­ter Rund­schau – claus-jür­gen göp­fert berich­tet in der FR über peter kurz­eck, sein schrei­ben, sei­nen nach­lass und die arbeit des stroem­feld-ver­la­ges (und der lek­to­ren deub­le & loss), den in eine publi­ka­ti­ons­fä­hi­ge form zu brin­gen:

    Im Gespräch mit sei­nem Freund Rudi Deub­le erscheint Kurz­eck als ein Getrie­be­ner. „Zu Ruhe kam der nie!“ Sehr früh sei er stets auf­ge­stan­den in sei­ner zwei­ten Hei­mat Uzés, habe gear­bei­tet bis zum Mit­tag. Dann folg­te ein aus­ge­dehn­ter Spa­zier­gang durch die son­nen­durch­glüh­te Land­schaft, danach ein Mit­tag­essen und ein kur­zer Schlaf. Am Nach­mit­tag habe er dann wie­der zu schrei­ben begon­nen, bis etwa um 22 Uhr.

    Mit der Schreib­ma­schi­ne: Die Sei­ten waren stets nur zu einem Drit­tel bis zu einer Hälf­te beschrie­ben, in ganz engem Zei­len­ab­stand, dazwi­schen hat­te der Autor noch hand­schrift­li­che Kor­rek­tu­ren ein­ge­tra­gen. Die unte­re Manu­skript­hälf­te war wei­te­ren Anmer­kun­gen gewid­met. Sym­bo­le wie Drei­ecke und Kreu­ze struk­tu­rier­ten den Text. Die Arbeit der Lek­to­ren glich der von Archäo­lo­gen.

  • Frem­den­hass : „Ich hal­te das für hoch­ge­fähr­lich“ | ZEIT ONLINE – gutes inter­view mit nor­bert frei über die aktu­el­len gefah­ren für die deut­sche demo­kra­tie

    Was wir der­zeit erle­ben, ist etwas ande­res, näm­lich eine zuneh­men­de, fun­da­men­ta­le Ver­ach­tung für die Demo­kra­tie, für das „Sys­tem“ und die „Sys­tem­par­tei­en“. Ich hal­te das für hoch­ge­fähr­lich, gera­de auch weil sich sol­che Stim­mun­gen über die digi­ta­len Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ka­nä­le so leicht ver­brei­ten las­sen. Dadurch ist eine Par­al­le­löf­fent­lich­keit ent­stan­den, die sich für die „bür­ger­li­che Öffent­lich­keit“ kaum mehr inter­es­siert.

  • Jus­tiz : Das soll Recht sein? | ZEIT ONLINE – die Zeit gibt dem straf­ver­tei­di­ger schwenn mög­lich­keit, auf pro­ble­me (wie u.a. das feh­len­de pro­to­koll) der deut­schen straf­ge­richts­ver­fah­ren auf­merk­sam zu machen

    Die größ­te Gefahr für den Unschul­di­gen lau­ert in den Vor­ent­schei­dun­gen. An ihnen sind oft die­sel­ben Berufs­rich­ter betei­ligt, die spä­ter an der Haupt­ver­hand­lung mit­wir­ken und das Urteil fäl­len. […] Auch ein Haft­be­fehl darf nur erge­hen, wenn der Tat­ver­dacht drin­gend, die spä­te­re Ver­ur­tei­lung eines Ange­klag­ten also hoch­wahr­schein­lich ist. Und da lau­ert die zwei­te Fal­le. Denn hat der Rich­ter den Haft­be­fehl selbst erlas­sen oder auf­recht­erhal­ten, so wird es ihm spä­ter schwer­fal­len, von der eige­nen Ver­ur­tei­lungs­pro­gno­se abzu­rü­cken.

  • Tou­ris­mus : „Der deut­sche Urlau­ber hat ein aus­ge­spro­che­nes Struk­tur­be­dürf­nis“ | ZEIT ONLINE – die Zeit hat mit drei sehr unter­schied­li­chen rei­se­lei­tern dar­über gespro­chen, wie sie „die deut­schen“ im urlaub wahr­neh­men und emp­fin­den. sehr ver­gnüg­lich
  • Wir ver­lie­ren täg­lich Tau­sen­de Daten­punk­te Zeit- und Medi­en­ge­schich­te – kon­rad lisch­ka weist auf ein ech­tes pro­blem hin: die feh­len­de archi­vie­rung von online-medi­en/-nach­rich­ten

    Zwei Jahr­zehn­te Online­jour­na­lis­mus sind vor­bei­ge­zo­gen, ohne dass jemand die Daten­ba­sis für die Erfor­schung die­ser Grün­der­zeit geschaf­fen hat. All das ist für immer ver­lo­ren, wir haben heu­te dank Brews­ter Kah­le immer­hin Bruch­stü­cke und Moment­auf­nah­men. Enorm wich­ti­ge Daten für die Erfor­schung von The­men­kar­rie­ren und ver­än­der­ten Nut­zungs­ge­wohn­hei­ten in den 20 Jah­ren Online­jour­na­lis­mus wäre die Abruf­zah­len der archi­vier­ten Wer­ke. All die­se Daten lagen ein­mal digi­tal in irgend­wel­chen Daten­ban­ken vor. Viel­leicht sind sie noch irgend­wo da drau­ßen. Aber wenn heu­te jemand die Online­be­richt­erstat­tung über den 11.9.2001 mit der über den 13.11.2015 ver­glei­chen will, hat er noch viel weni­ger Mate­ri­al als ein His­to­ri­ker, der die archi­vier­ten Zei­tungs­aus­ga­ben aus dem 19. Jahr­hun­dert für sei­nen Berg­ar­bei­ter­streik unter­sucht.

Ins Netz gegangen (31.10.)

Ins Netz gegan­gen am 31.10.:

  • Grö­ßen­wahn ǀ Der rei­che Mann und das Meer—der Frei­tag – geschich­ten aus einer fer­nen welt. heu­te: als besat­zung auf einer super­yacht. …

    Häu­fig wird von Exzes­sen berich­tet. Jeder hat min­des­tens eine haar­sträu­ben­de Geschich­te auf Lager, schwer zu sagen, was davon wahr ist und was über­trie­ben. Das Schwein, das aus Däne­mark ein­ge­flo­gen wird, weil jemand einen Bra­ten wünscht. Der Besit­zer, der Klein­wüch­si­ge anheu­ert, damit sie zu sei­ner Belus­ti­gung um das Boot her­um Was­ser­ski fah­ren. Die Wäsche, die per Lear­jet zur Rei­ni­gung nach Paris geht. Der künst­li­che Strand, der jeden Tag im Heck einer Yacht ange­legt wird. Die Deckies, die das umge­ben­de Meer per Hand nach Qual­len absu­chen, ehe ein Gast eine Run­de schwimmt. Jeder Wunsch ist Befehl.

  • USA: Kul­tur­kampf um den Geschichts­un­ter­richt « DiePresse.com – schlimm:

    Seit Ame­ri­kas Kon­ser­va­ti­ve als Reak­ti­on auf die ihrer Ansicht nach exzes­si­ven gesell­schaft­li­chen Bewe­gun­gen der 1960er-Jah­re die „Cul­tu­re Wars“ erklärt haben, ist das in Schu­len und Uni­ver­si­tä­ten ver­mit­tel­te Geschichts­bild eine der am wil­des­ten umfoch­te­nen Fra­gen. Je mehr die Geschichts­wis­sen­schaft sich um ein dif­fe­ren­zier­tes Ver­ständ­nis der Ver­gan­gen­heit bemüht, des­to stär­ker sehen sich rech­te Anhän­ger der Idee von Ame­ri­kas Aus­nah­me­rol­le in der Welt von lin­ken Defä­tis­ten umzin­gelt, die die Jugend mit Hass auf das Vater­land zu indok­tri­nie­ren ver­su­chen.

  • Viel­leicht spä­ter: Eine Rei­se – LOGBUCH (Suhr­kamp-Blog) – schön (det­lef kuhl­brodt unter­wegs. immer ein inter­es­san­tes ver­gnü­gen für den betrachter/​leser)
  • Kra­wal­le in Köln: Har­mo­nie mit Hoo­li­gans | ZEIT ONLINE – „Wenn Rechts­ra­di­ka­le, die sich zu Tau­sen­den ver­sam­meln, kei­ne poli­ti­sche Ver­an­stal­tung sind, … ?“ >
  • Marc-André Hame­lin: Kei­ne Angst vor Extre­mis­ten | ZEIT ONLINE – vol­ker hage­dorn lässt sei­ner (abso­lut gerecht­fer­tig­ten) begeis­te­rung von marc-andré hame­lin frei­en lauf:

    Die Hand ist es, die die­se Musik spielt, nicht der Pia­nist. Man sieht förm­lich ein Lebe­we­sen über die Tas­ten rasen, krab­beln, sprin­gen, sich in sie hin­ein­stür­zend wie in Wogen. Kei­ne Bewe­gung zu viel, wie ein Tier, das sich in Jahr­hun­der­ten der Evo­lu­ti­on voll­endet sei­nem Bio­top ange­passt hat.

  • Dan Visel on Twit­ter: „I am not a som­me­lier, but you know you are drin­king Fine Wine when the­re is “Lorem Ipsum” on the label: http://t.co/fntrp92lEO“ – RT @dbvisel: I am not a som­me­lier, but you know you are drin­king Fine Wine when the­re is “Lorem Ipsum” on the label

Again and Again and Again and Again

Wien also mal wie­der. Die­ses Mal aber unter ganz beson­de­ren Gesichts­punk­ten: „Wien – die kai­ser­li­che Resi­denz­stadt“ hieß die Exkur­si­on des His­to­ri­schen Semi­nars, an der ich – auf­grund eini­ger glück­li­cher Umstän­de – trotz ver­spä­te­ter Anmel­dung noch teil­neh­men durfte/​konnte. So mach­te ich mich am Frei­tag also wie­der ein­mal auf nach Wien, eine mei­ner Lieb­lings­städ­te.

Das war aber auch schon gleich die ers­te Her­aus­for­de­rung: Treff­punkt zur Abfahrt war 7:30 Uhr am Main­zer Haupt­bahn­hof. Das hieß für mich: Der Wecker klin­gel­te um 5:30 Uhr, damit ich noch ohne grö­ße­re Zeit­not eine Run­de lau­fen gehen konn­te. Trotz der unbarm­her­zi­gen Zeit hat das gut geklappt, ich war dann sogar noch fast zu früh am Bahn­hof, wo so lang­sam alle ande­ren der 15 Teil­neh­mer ein­tru­del­ten. Der Regio­nal­zug braucht uns dann unpro­ble­ma­tisch zum Frank­fur­ter FLug­ha­fen, von dort ging’s mit Air Ber­lin – bzw. mit dem Air­bus 320 der Niki Air – ohne Pro­blem nach Wien Schwe­chat. Und dort erst mal wie­der in den Zug, der uns zu Wien Mit­te brach­te, von wo aus die Stra­ßen­bahn wei­ter­half. Und nach ein paar hun­dert Metern Fuß­marsch stan­den wir dann in der Bau­stel­le, d.h. direkt vor dem Hotel Aca­de­mia in der Pfeil­gas­se. Das liegt zwar recht prak­tisch, nicht weit vom Burg­ring, ist aber auch recht spar­ta­nisch und fast schon ein Denk­mal. Seit der Eröff­nung in den 1960ern hat sich an der Innen­ein­rich­tung näm­lich offen­bar gar nichts getan – nur etwas abge­nutzt wur­de sie im Lau­fe der Zeit. Aber immer­hin war’s sau­ber – und viel Zeit ver­brach­ten wir da ja eh nicht.

Schon am ers­ten Tag ging es gleich mit­tags los – mit einem gro­ßen Rund­gang durch den 1. Bezirk und ent­spre­chen­den Aus­füh­run­gen zur „Stadt­to­po­gra­phie“ – Par­la­ment, Rat­haus (Alt und Neu), Burg­thea­ter, Uni­ver­si­tät, Votiv­kir­che, Juden­platz, St. Ruprecht, St. Ste­phan, Alber­ti­na, Staats­oper – und schließ­lich noch die Hof­burg in all ihren Tei­len (vor der neu­en Burg, auf dem Hel­den­platz, wur­de aller­dings gera­de noch das Ern­te­dank­fest des Bau­ern­ver­ban­des auf­ge­baut). Mit dem Extra-Refe­rat zur Bau­ge­schich­te waren wir dann erst fer­tig, als die Son­ne schon längst ver­schwun­den war und das Licht nur noch vom Mond und aus den Stra­ßen­la­ter­nen schien.

Sams­tags klin­gel­te mein Han­dy­we­cker wie­der aus­ge­spro­chen früh, näm­lich bereits um 6:30. Wie­der eine Mor­gen­lauf­run­de, die mich über den Ring und Karls­platz zum Bel­le­vue führ­te, wo um die­se Zeit noch (fast) nichts los war. Über Nasch­markt und Karls­platz fand ich deann den Weg zurück – auch wenn ich zwi­schen­durch an mei­nem Ori­en­tie­rungs­sinn etwas zwei­fel­te. Und ange­sichts der Alko­hol­lei­chen, die beim Nasch­markt aus dem Club in die Taxen fie­len, einen ande­ren Rück­weg bevor­zugt hät­te. Nach dem eher kar­gen Früh­stück (lei­der ohne Müs­li) war es auch schon Zeit für dem gemein­sa­men Abmarsch: Zurück zum Bel­ve­de­re. Die­ses Mal aber mit der Stra­ßen­bahn. Und dort dann aus­führ­li­che Erkun­dung: Erst mit dem bio­gra­phi­schen Refe­rat zu Prinz Eugen, dem Erbau­er die­ser Som­mer­re­si­denz (das auch gleich den Hin­ter­grund für mein eige­nes Refe­rat am Mit­tag lie­fer­te). Und dann ein super aus­führ­li­cher Vor­trag zur baro­cken Gar­ten­bau­kunst, mit dem groß­ar­tigs­ten Hand­out, das ich je gese­hen habe – voll­ge­stopft mit (far­bi­gen!) Abbil­dun­gen und Hin­wei­sen … Der Gar­ten beschäf­tig­te uns noch den Rest des Vor­mit­tags – bei dem strah­len­den Son­nen­schein und Tem­per­ar­tu­ren um 30 °C hat­ten wir aller­dings die Ten­denz, Schat­ten­zu suchen. Danach führ­te uns unser Weg zum Arse­nal, wo sich das Her­res­ge­schicht­li­che Muse­um befin­det. Davor, im Schwei­zer­park, durf­te ich noch zu „Prinz Eugen als öster­rei­chi­schem Erin­ne­rungs­ort“ refe­rie­ren – trotz mei­ner etwas knap­pen Vor­be­rei­tung und mei­ner eher kon­fu­sen Nota­ta­te hat das ganz gut geklappt. Das Hee­res­ge­schicht­li­che Muse­um war ein sehr selt­sa­mes Erle­benis: Ein groß­ar­ti­ger Bau (vor allem wenn man den ursprüng­li­chen Zweck als Arse­nal bedenkt), der ganz unbe­schei­den auf das Arse­nal von Vene­dig (vor allem in der äuße­ren Gestal­tung) und den dor­ti­gen Mar­kus­dom (ins­be­son­de­re im Inne­ren, den Decken und der Benut­zung von Gold(-farbe), Die Aus­stel­lung in die­sem Meis­ter­werk des His­to­ri­zis­mus war aller­dings so ziem­lich die schreck­lichs­te, die ich ich erin­ne­re – nicht nur wegen der Expo­na­te, son­dern auch wegen der Prä­sen­ta­ti­on: Ohne Zusam­men­hang, ohne Erklä­rung, ohne Ord­nung und Ein­ord­nung wer­den hier ein­fach man­nig­fal­ti­ge Waf­fen, Schlach­ten­bil­der, Heer­füh­rer etc … hin­ge­stellt. Der Prinz-Eugen-Raum ist dann auch ein ziem­li­cher Witz: Ein unbe­leuch­te­tes, stark nach­ge­dun­kel­tes Por­trät, die Bahr­tü­cher und kaum mehr, das gan­ze unauf­fäl­lig in der Ecke unter­ge­bracht. Etwas bes­ser war die Aus­stel­lung im Teil zum Zwei­ten Welt­krieg – aber auch hier noch total über­la­den. Ntür­lich inter­es­siert mich Mili­tär­ge­schich­te auch aller­höchs­tens peri­pher – aber das ist ja sozu­sa­gen mein Pro­blem. Hier zeig­te sie sich aber auch von ihrer unan­sehn­lichs­ten Sei­te. Eine klei­ne spe­zi­el­le Freu­de berei­te­te aller­dings die Pro­be einer klei­nen Schau­spiel­trup­pe, die an Hei­ner Mül­lers „Wolo­ko­lams­ker Chaus­see „arbei­te­te und auf dem Bal­kon des Arse­nals eini­ges aus­pro­bier­te – ich habe lan­ge kei­nen Mül­ler-Text (in die­sem unver­wech­sel­ba­ren Sound!) mehr live gehört …

Nach der Mit­tags­pau­se in der „klei­nen Stei­er­mark“ im Schwei­zer­park tra­fen wir uns am Karls­platz wie­der zur Abfahrt zum von Tou­ris­ten natür­lich total über­lau­fe­nen Schloss Schön­brunn, wo wir uns an der Ecke des Gar­tens zunächst Maria The­re­sia wid­me­ten, bevor wir den Gar­ten spa­zie­rend erschlos­sen – inklu­si­ve einem Abste­cher zur Glo­ri­et­te mit ihrem schö­nen Aus­blick über Gar­ten, Schloss und Stadt. Nach der Rück­kehr in die Stadt ver­schlug es uns in die „Kan­ti­ne“ im Muse­ums­quar­tier, wo man nicht nur gut spei­sen konn­te, son­dern auch sehr schön am Sams­tag Abend ein­fach noch ent­spannt den Tag aus­klin­gen las­sen konn­te.

Der Sonn­tag begann – natür­lich – wie­der mit einem Mor­gen­lauf. Die­ses Mal führ­ten mei­ne Füße mich über die West­bahn auf die Hei­li­gen­städ­ter Stra­ße, ein­fach gera­de stadt­aus­wärts. Zum GLück fand ich auf die­ser Stre­cke eine McDo­nalds-Filia­le, sonst wäre es zu einem Not­fall gekom­men – mor­gens lau­fen ist ein­fach nicht mein Ding …Vor­mit­tags stan­den zunächst zwei wei­te­re Som­mer­re­si­den­zen auf der Stadt, die im 18. Jahr­hun­dert noch vor der Stadt lagen, heu­te aber schon zum Kern gehö­ren. Wir began­nen mit dem Palais Schön­born: Davon ist aber nur sehr wenig übrig, vor allem vorm Gar­ten gar nichts – und auch noch dazu mit einer falsch beschrif­te­te Beschil­de­rung, wie wir fest­stel­len muss­ten. Dann wid­me­ten wir uns dem Palais Liech­ten­stein, das nicht nur von Anfang an wesent­lich reprä­sen­ta­ti­ver, grö­ßer und ästhe­ti­sche beein­dru­ckern­der ange­legt war, son­dern auch schön restau­riert wur­de und vor allem über einen schö­nen Gar­ten ver­fügt. Das ist aller­dings auch nicht mehr die ori­gi­an­le baro­cke Anla­ge, son­dern eine Umge­stal­tung des 19. Jahr­hun­derts zum Eng­li­schen Gar­ten. Natür­lich wur­de der „rei­ne“ Besuch der Orte auch hier jeweils mit den ent­spre­che­nen Fach­re­fe­ra­ten zur Fami­li­en­ge­schich­te ergänzt. Das Ende des Vor­mit­tags­pro­gramms bil­de­te – nach einem Über­blick über Wien als „Stadt, in der der Kai­ser resi­dier­te“ – der Besuch des Wien-Muse­ums neben der Karls­kir­che. Und das lohnt sich wirk­lich. Nicht nur wegen der vie­len Stadt­an­sich­ten, auch die Expo­na­te sind hier bunt gemischt aus Stadt­le­ben und Kunst und mit kur­zen, aber aus­rei­chen­den Tex­ten schön zusam­men­ge­stellt. High­lights sind – neben den Fens­tern und Sta­tu­en von St. Ste­phan (den Ori­gi­na­len, die dort schon im 19. Jahr­hun­dert durch Kopien ersetzt wur­den) – vor allem die drei auf-/nach­ge­bau­ten Räu­me: Das Wohn­zim­mer Alfred Loos‘, die Woh­nugn von Grill­par­zer und ein groß­bür­ger­li­cher-adli­ger Jugend­stil-Salon. Eine leben­di­ge, umfas­sen­de Aus­tel­lung zur Geschich­te Wiens in Schlag­lich­tern.

Den Nach­mit­tag wid­me­ten wir aus­führ­lich der Karls­kir­che, dem äuße­ren und inne­ren Bild­pro­gramm, ihrer Pla­nung, Ent­ste­hung und Aus­füh­rung. Und natür­lich bes­od­ners den Fres­ken der inne­ren Kup­peln, weil noch die Mög­lich­keit bestand, das ehe­mal szu Restau­rie­rungs­ar­bei­ten auf­ge­stell­te Gerüst mit dem Lift (und eini­gen abschlie­ßen­den Trep­pen) zu nut­zen, die Fres­ken aus wirk­lich unmit­tel­ba­rer Nähe zu bestau­nen – erstaun­lich, wie detail­reich die aus­ge­führt wur­den, obwohl sie doch eigent­lich für die Betrach­tung vom Boden aus ange­legt waren. Aus der Later­ne ganz oben konn­te man sogar einen schö­nen, wei­ten Blick über die Wie­ner City wer­fen – nur scha­de, dass man nicht hin­aus konn­te: Das wäre span­nend gewe­sen … Den Rest des Nach­mit­tags ver­brach­ten wir dann mit einem Spa­zier­gang über den Gra­ben und auf dem ange­nehm ent­spann­ten Ern­te­dank­fest, wo es auch lecke­ren Saft gab – bei gut 30 °C und wei­ter­hin purem Son­nen­schein ein wah­re Genuss. Abends lan­de­ten wir dann zu Speis und Trank im „Bet­tel­stu­den­ten“, der uns mit einem groß­zü­gi­gen Gut­schein über die Hälf­te des Rech­nungs­wer­tes über­rasch­te – damit war der Plan für Mon­tag auch klar …

Aber noch war es nicht so weit. Der Mon­tag begann näm­lich noch etwas frü­her – wegen des Auf­bruchs um 8:30 Uhr fiel mein Mor­gen­lauf aller­dings auch etwas kür­zer aus. Unser Pro­gramm führ­te uns zunächst zum Haus‑, Hof- und Staats­ar­chiv, mit inter­es­san­ter, weit aus­grei­fen­der Füh­rung. Inter­es­sant nicht nur die Geschich­te des Archi­ves, son­dern auch die des Archivs­baus, einer Stahl­trä­ger­kon­struk­ti­ons mit Git­ter­bö­den (für die bes­se­re Luft­zir­ku­la­ti­on) in den Depots, die auch über erstaun­lich kunst­voll gear­bei­te­te Metall­re­ga­le (die zugleich Teil der tra­gen­den Kon­struk­ti­on sind) aus dem 19. Jahr­hun­dert ver­fügt. Und in denen natür­lich wahn­sin­ni­ge Schät­ze lagern … Sehen durf­ten wir – neben eini­gen Fak­si­mi­les – davon eini­ge der pri­va­ten Tage­bü­cher Karl VI. Inter­es­sant, wie sich so eine Schrift im Lau­fe der Jah­re ver­än­dert. Und wie auf man­chen Sei­ten mehr Zif­fern als Buch­sta­ben zu fin­den sind, weil Karl gera­de in spä­te­ren Jah­ren doch eini­ges nur chif­friert notier­te. Dem Besuch der „archi­va­li­schen Sät­ze“ schloss sich ein Besuch der welt­li­chen an: In der Schatz­kam­mer der Burg bestaun­ten wir vor allem die Reichs­in­si­gni­en (mit Refe­rat, natür­lich), die alte Kai­ser­kro­ne, Szep­ter, Schwert, Reichs­ap­fel und den gan­zen wert­vol­len Krem­pel, nicht zuletzt die Krö­nungs­ge­wän­der. Und natür­lich auch den Schatz des Ordens vom Gol­de­nen Vlies, den uns ein ande­res Refe­rat schon vor­ge­stellt hat­te.

Nach unse­rer klei­nen Pau­se im Café Cen­tral – ein Kaf­fee­haus­be­such pro Wien­be­such ist ja sozu­sa­gen obli­ga­to­risch – fuh­ren wir mit U‑Bahn und Bus nach Klos­ter­neu­burg, bestaun­ten unter­wegs schon den Karl-Marx-Hof, eines der größ­ten Pro­jek­te des Sozi­al­woh­nungs­baus und wid­me­ten dann viel Auf­merk­sam­keit dem Stift Klos­ter­neu­burg, sei­ner baro­cken Kir­che mit ihrer fast pro­no­gra­phi­schen Pracht und vor allem dem Resi­denz­teil, den mage­ren Res­ten des Escori­al-Plans Karls VI. (allein die Reichs­kro­ne auf der Mit­tel­kup­pel hat jagi­gan­ti­sche Aus­ma­ße auch wenn sie nur aus Kup­fer ist …) und sahen auch, wie sol­che Pracht­bau­ten im Roh­bau aus­sa­hen … Auf dem Rück­weg kehr­ten wir noch beim Heu­ri­gen ein und genos­sen aus­rei­chen­de Men­gen des „Sturms“, wie die Öster­rei­cher den Feder­wei­ßen nen­nen. Abschlie­ßen muss­ten wir den Abend natür­lich mit einer Rück­kehr zum Bet­tel­stu­den­ten – schließ­lich brann­te der Gut­schein ein Loch in unse­re Tasche (über­leb­te aber natur­ge­mäß den Abend nicht …).

Am Diens­tag schließ­lich ging es noch ein­mal frü­her los, jetzt klin­gel­te mein Wecker um 6:15 Uhr – so lang­sam wur­de es hart. Und die Lust, über­haupt zu lau­fen, schwand auch merk­lich … Nach dem Früh­stück zogen wir um 8 Uhr los, die Kof­fer schon ein­mal in Wien Mit­te für den Flug auf­ge­ben und wid­me­ten uns dann noch, ganz zum Schluss, der habs­bur­gi­schen Memo­ri­al­kul­tur: Zunächst in der schö­nen Augus­ti­ner­kir­che, wo vor allem die Herz­gruft Beach­tung fand, dann in der Kapu­zi­ner­gruft mit den irr­sin­ni­gen Sakro­pha­gen der Habs­bur­ger, vor allem den Pracht­ex­em­pla­ren von etwa Karl VI. oder dem gemein­sa­men Sakro­phag von Maria The­re­sia und ihrem Gemahl Franz Ste­phan. Und das war’s auch schon fast: In der ver­blei­bendne Frei­zeit gin­gen wir zu dritt noch ins Mumok, in die groß­ar­ti­ge, gera­de erst eröff­ne­te Aus­stel­lung „Muse­um der Wün­sche“ – so etwas wie eine Retro­spek­ti­ve des Muse­ums, aus der eige­nen Samm­lung v.a., die gran­dio­se Klas­si­ker der Moder­ne mit zeit­ge­nös­si­schen Ver­rückt­hei­ten kom­bi­niert und ver­sucht, da so etwas wie Ord­nung hin­ein­zu­brin­gen: Unge­mein fas­zi­nie­rend wirk­lich in fast jedem Raum, nur halt wahn­sin­nig viel …

Nach dem abschlie­ßen­den lecke­ren Käse­krai­ner düs­ten wir mit dem CAT zum Flug­ha­fen – und dann auch schon Up & Away nach Deutsch­land, mit der S‑Bahn von Frank­furt zurück nach Mainz, wo mein Bett mich sozu­sa­gen schon erwar­te­te …

Eine span­nen­de Exkur­si­on war das, sicher, auch ziem­lich anstren­gend – aber schön. Und lehr­reich. Und inter­es­sant. Nicht zuletzt wegen der ange­neh­men Grup­pe ;-)

PS: Der Titel ist natür­lich eine pop­kul­tu­rel­le Refe­renz [die mit Wien nix wei­ter zu tun hat …] – wer findet’s her­aus?

zvolen mit der hans-von-der-au-gruppe

nach lan­ger zeit kam vor eini­gen wochen ein anruf von klaus rip­per: ob ich nicht mit der hans-von-der-au-grup­pe in die slo­wa­kei nach zvo­len fah­ren möch­te – so drin­gend brauch­ten sie offen­bar einen akkor­deo­nis­ten, dass sie mich frag­ten ;-). denn mein akkor­de­on hat in der letz­ten zeit doch recht ordent­lich staub ange­setzt. glück­li­cher­wei­se war es gera­de die woche nach pfings­ten und damit vor­le­sungs­freie zeit in mainz – das pass­te also bes­tens. und ruck­zuck war ich enga­giert. schnell noch den pfingst­sonn­tag frei­ge­schau­felt – das war dann zwar unnö­tig (wes­halb ich kurz­fris­tig noch in erbach geor­gelt habe) und dann kam auch schon die span­nen­de ers­te pro­be. schließ­lich stand eini­ges neu­es (nord­deut­sches vor allem) auf dem pro­gramm, vie­les war mir aber auch von frü­her noch bekannt – und vor allem nach ein oder zwei mal durch­spie­len wie­der ganz klar im gedächt­nis. es ist schon ver­rückt, was im hinrstüb­chen alles die jah­re über­dau­ert … die musik war auch mit mir noch eine spar­be­set­zung der musik (kla­ri­net­te, gitar­re und mein akkor­de­on, spä­ter kam noch die zwei­te kla­ri­net­te hin­zu), lief aber doch ziem­lich gut. ok, wie sich dann hier und da zei­gen soll­te: die rou­ti­ne im zusam­men­spiel mit den tän­zern war halt nicht mehr da – kam im lau­fe des auf­en­hal­tes in zvo­len aller­dings auch wie­der zurück.

doch der rei­he nach, noch ste­hen wir am 28.5. in erbach auf dem park­platz am park­deck und war­ten auf den bus. der wird gera­de noch in der mar­tin-luther-stra­ße mit den schließ­kör­ben, dem bän­der­tanz-kranz und den bän­ken für den ban­kerl­tanz bela­den. der rest des gepäcks der 27 leu­te (inkl. eini­ger akkor­de­ons – allei­ne von mir schon zwei: eines für die „nor­ma­len” auf­trit­te und eines für den geplan­ten umzug) und die ver­pfle­gung ging dann auch noch gera­de so in den bus. ziem­lich pünkt­lich um 1.00 (also wirk­lich mit­ten in der nacht) setz­te sich der bus dann in bewe­gung. in wall­dürn sam­mel­ten wir dann noch marei­ke ein und dann ging es end­gül­tig und unauf­halt­sam gen wien. nun­ja, so ganz unauf­halt­sam lei­der doch nicht: wir mach­ten ziem­lich viel pau­se. zum schla­fen kam ich natür­lich im bus über­haupt nicht – eini­ge minu­ten kur­zes weg­däm­mern waren da schon das höchs­te der gefüh­le. bei der letz­ten pau­se kurz vor wien kam dann die ein­ge­pack­te ver­pfle­gung ins spiel und ermög­lich­te uns ein wahr­haft fürst­li­ches rei­se-früh­stück. so gestärkt kurv­ten wir dann noch fast eine hal­be stun­den quer durch wien zum jugend­gäs­te­haus wien-bri­git­ten­au (am fried­rich-engels-platz, fast direkt an der donau). da war es aller­dings erst halb zwölf – und vor 13 uhr konn­ten wir die zim­mer nicht bezie­hen. also lie­ßen wir den bus gera­de da ste­hen und ver­zo­gen uns erst ein­mal in den pra­ter – als gäs­te der stadt wien, denn der auto­mat in der tram kann­te kei­ne grup­pen­kar­te und für alle reich­te unser klein­geld nicht. im pra­ter habe ich mich dann bald vom rest der grup­pe getrennt, um mich mit simon zu tref­fen, der, welch über­ra­schung, ver­spä­tet zum treff­punkt kam. zusam­men sind wir dann gemüt­lich ins kaf­fee­haus gegan­gen und haben den nach­mit­tag ver­quatscht. zum schluss noch eine gemein­sa­me rund­fahrt durch wien mit tram und s‑bahn, über her­nals – wo simon gera­de wohnt – zurück zum han­dels­kai, von wo aus ich zurück zum jugend­gäs­te­haus geeilt bin. und dort war ich gera­de noch recht­zei­tig, um die ande­ren auf dem weg vom haupt­haus zur depen­dance, wo wir unter­ge­bracht waren, zu tref­fen. nach dem abend­essen ver­schwan­den die kids dann ruck­zuck in den bet­ten – und eine unge­wöhn­li­che (und sel­te­ne) ruhe kehr­te ein. nicht aber auf unse­rem zim­mer. dort brach­te näm­lich mann clau­dia mas­sie­rend zum schrei­en – wor­auf ich mich aus dem staub mach­te, um am donau­ufer erst ein­mal eine run­de zu lau­fen. bei mei­ner rück­kehr herrsch­ten dann wie­der nor­ma­le zustän­de auf unse­rem zim­mer …

am 29.5. ging es nach dem mit­tel­mä­ßi­gen früh­stück dann um 10 uhr wei­ter in die slo­wa­kei. auf der auto­bahn woll­ten die kin­der dann im bus tat­säch­lich „die wol­ke” schau­en – nun gut, wir hat­ten sie gewarnt … tat­säch­lich kehr­te so ruhe ein – und alle wur­den gehö­rig depri­miert. dabei fand ich den film noch wesent­lich weni­ger schlimm als das buch – gut, damals war ich noch erheb­lich jün­ger. aber mir schien doch, dass der film viel stär­ker auf han­nah und elmar kon­zen­triert war als das buch: das ist eher ein first-love-dra­ma als ein gesell­schafts- /​energiepolitisches dra­ma wie die lite­ra­ri­sche vor­la­ge. unter­des­sen ende­te die auto­bahn nahe der gren­ze in einer gigan­ti­schen bau­stel­le – das ist auch unbe­dingt nötig, denn momen­tan quält sich der nicht gera­de weni­ge ver­kehr (vor allem natür­lich unmen­gen an last­wa­gen) durch die land­stra­ßen und klei­ne dör­fer. die gren­ze war schnell pas­siert, kon­trol­liert wur­de über­haupt nicht. war es um bra­tis­la­va her­um aus­ge­spro­chen flach, tauch­ten immer mehr hügel auf, je näher wir nitra kamen. dort mach­ten wir dann auf einem park­platz unse­re mit­tags­pau­sen und lab­ten uns an den res­ten aus den uner­schöpf­li­chen tie­fen der ver­pfle­gungs­kis­ten. die fahrt nach zvo­len ging dann ohne pro­ble­me wei­ter, die schnell­stra­ße 50 führ­te uns fast ohne unter­bre­chung direkt dort­hin, in die nun deut­lich hüg­li­ge­re und stark bewal­de­tet gegend.
in zvo­len selbst waren dann nach eini­gem kud­del­mud­del die zim­mer im inter­nat schnell bezo­gen. nur der bus­fah­rer wei­ger­te sich, bei uns zu über­nach­ten – ok, wirk­lich viel ruhe war da auch nicht oft. aber dass der auch die bei­den alter­na­tiv­an­ge­bo­te aus­schlug – die immer­hin für die ande­ren bus­fah­rer gut genug waren – was soll’s. das hotel muss­te er dann ja auch noch wech­seln, das ers­te war nicht gut genug. ner­vi­ger fand ich frei­lich, dass er aus­ge­rech­net in zvo­len auch noch sei­ne 24 stun­den ruhe­zeit abfei­ern muss­te: wenn ich einen bus mit fah­rer für sechs tage mie­te, erwar­te ich eigent­lich, dass ich den auch zur ver­fü­gung habe. und nicht nur fünf tage den bus nut­zen kann. gut, der fah­rer muss natür­lich auf sei­ne lenk­zei­ten ach­ten. aber von sei­ten des unter­neh­mers wiss­mül­ler fin­de ich so etwas recht unver­schämt – es ist ja schließ­lich nicht unse­re sache, dass er direkt nacht unse­rer rück­kehr wie­der sofort zur nächs­ten fahrt auf­bre­chen muss. schließ­lich bekommt das unter­neh­men ja eine men­ge geld dafür – da wür­de ich schon eine ent­spre­chen­de leis­tung erwar­ten.
lan­ge konn­ten wir frei­lich nicht im inter­nat blei­ben, es war noch ein ers­ter auf­tritt in einer art kur­kli­nik zu absol­vie­ren. der klapp­te sogar halb­wegs gut (ok, mei­ne idee, den rhein­län­der aus hetz­bach zu spie­len, war viel­leicht nicht der bes­te ein­fall ;-)). und danach stürz­ten sich die slo­wa­ki­schen mäd­chen auch noch auf unse­re jungs, was die­se fast uner­träg­lich stolz mach­te … nach dem abend­essen im inter­nat war dann natür­lich noch hef­ti­ge gau­di mit und ohne musik auf den zim­mern.

auch der 30.5. begann für mich natür­lich lau­fend (mehr zu mei­nen ver­su­chen, bei so einer fahrt die täg­lich-lau­fen-serie am leben zu erhal­ten, steht unter lau­fen im aus­land). dann gabe es ein frü­hes und aus­ge­spro­chen mage­res früh­stück – vor allem ganz ohne auf­put­schen­de geträn­ke: kaf­fee oder tee gab es mor­gens über­haupt nicht. danach ging es dann auch schon gleich wei­ter im engen ter­min­plan: zunächst zur pro­be im kul­tur­haus. dort wur­de auf­marsch und fina­le des auf­tritts bzw. der auf­trit­te an die­sem vor­mit­tag geprobt. das ging dann auch eini­ger­ma­ßen zügig über die büh­ne. die auf­trit­te selbst (beim ers­ten: fischer- und weber­tanz; beim zwei­ten dann hohen­buck­oer sprin­ger und bay­ri­sche pol­ka mit ban­kerl­tanz) waren dann zwar etwas stres­sig, aber sonst in ord­nung. und schon ging es auch wie­der wei­ter: zunächst zum mit­tag­essen, dann über­ra­schend drei gan­ze stun­den ohne pro­gramm: ruhe pur. eigent­lich war ja noch der umzug und auf­tritt auf dem markt­platz geplant, aber das fiel im wahrs­ten sin­ne des wor­tes ins was­ser: schon vor­mit­tags waren die ers­ten schau­er auf­ge­zo­gen, die jetzt jede frei­luft­ver­an­stal­tung unmög­lich mach­ten. das kur­zer hand auf die bei­ne gestell­te alter­na­tiv­pro­gramm führ­te uns nach bans­ka bystri­ca, ca. 20 kilo­me­ter von zvo­len, zum gro­ßen „euro­pa-cen­ter”, einem neu­zeit­li­chen kon­sum­tem­pel der extra­klas­se: ein ein­zi­ge, fast unun­ter­bro­che­ne ket­te kla­mot­ten­lä­den – wahn­sinn, so viel kann man gar nicht anzie­hen … zum glück konn­ten wir auch alle wie­der mit zurück ins inter­nat neh­men. dort waren wir wie­der nur kurz zum essen, es ging noch ein zwei­tes mal ins kul­tur­haus, zur „dis­co­thé­que für die kin­der”. das war eine recht lus­ti­ge sache. vor allem der gran­di­os mit­mach-tanz, der zum gesang von zwei sich stän­dig wie­der­ho­len­den wör­ter weit über zwan­zig minu­ten andau­er­te – der dj muss­te dem schließ­lich gewalt­sam ein­halt bie­ten.

am 31.5. ging es wie­der gleich nach dem früh­stück los: zunächst war der foto­ter­min am schloss zvolen, schloss zu absol­vie­ren. dann stand für den rest des vor­mit­tags der besuch einer schu­le, eine ein­heits­schu­le für die ers­ten acht klas­sen, im slo­wa­ki­schen grund­schu­le genannt, auf dem pro­gramm. etwas über­ra­schend wur­den wir nach einer füh­rung durch die ziem­lich bau­fäl­li­gen gebäu­de auch noch in den deutsch­un­ter­richt inte­griert – die leh­rer hat­ten sich vie­le mühe gege­ben mit der vor­be­rei­tung, die unse­re kin­der nicht so recht erwi­dern moch­ten. das span­nends­te, was sie zu erzäh­len wuss­ten, war der groß­ar­ti­ge ein­kauf in bans­ka bystri­ca: 20 liter cola. für vier leu­te.
danach ging es dann in die turn­hal­le, zum tan­zen für die gesam­te schu­le. der bän­der­tanz klapp­te zwar nicht rich­tig (und mir fiel erst danach wie­der ein, wass ich beim zusam­men­bre­chen­den geflecht zu tun gehabt hät­te), doch sonst war auch das in ord­nung. und so ganz neben­bei lös­te sich auch noch das mys­te­ri­um der ver­schwun­de­nen schwar­zen wes­te: ilo­na fiel nun näm­lich auf, dass acht wes­ten für neun jun­gen immer einen ohne übrig las­sen – in bad könig war es offen­bar der fal­sche, der kei­ne mehr abbe­kom­men hat und des­halb alarm schlug … nach dem mit­tag­essen in der schul­kan­ti­ne durf­ten wir dann noch eine wei­le auf klaus war­ten, der ncoh schnell zum rek­tor ent­führt wor­den war. und nach knapp zwei stun­den fau­len nichts­tun ging das nach­mit­tags­pro­gramm wei­ter. der auf­tritt auf dem markt­platz war zwar inzwi­schen wie­der dem all­täg­lich, nach­mit­täg­li­chen regen zum opfer gefal­len. aber im schloss gab es noch eini­ges zu tun: wäh­rend die tän­zer sich in tanz- und volks­kunst-work­shops ver­gnüg­ten (bei denen die zeit aber offen­bar sehr knapp bemes­sen war), muss­ten die musi­ker mit klaus zum offi­zi­el­len emp­fang beim bür­ger­meis­ter. der tauch­te dann zwar gar nicht auf, schick­te aber sei­ne ver­tre­te­rin, die sogar deutsch konn­te und somit unse­ren über­set­zer über­flüs­sig mach­te. den beginn der ver­an­stal­tung hät­ten wir bei­na­he noch ver­passt: es hieß zunächst, der ein­marsch zur natio­nal­hym­ne sol­le noch geprobt wer­den – bevor das geschah, ging es dann aber schon gleich rich­tig los. und dann durf­te jeder sein geschenk über­rei­chen, ein paar wor­te sagen und eine kur­ze vor­füh­rung ablie­fern. wir spiel­ten die „bau­ern­hoch­zeit” und den „braut­wal­zer” – das geht immer und kommt gut an. für uns schloss sich dann ein express-rund­gang durch die schloss-gale­rie an, an deren aus­gang wir auch den rest der grup­pe wie­der tra­fen. zurück im inter­nat stand dann die ers­te pack­or­gie an: der bus soll­te noch schnell, bevor sei­ne zwangs­pau­se anfing, mit den schließ­kör­ben und instru­men­ten und sons­ti­gem gerät bela­den wer­den.

der 1.6. bescher­te uns einen frei­en vor­mit­tag, den wir mit einem rund­gang durch zvo­len ver­brach­ten. viel zu sehen gibt es da aller­dings nicht. eine fuß­gän­ger­zo­ne (am platz des slo­wa­ki­schen natio­nal­auf­stan­des, der nicht mehr als das übli­che sozia­lis­ti­sche hel­den-monu­ment ist), die gera­de auf­wen­dig neu gestal­tet wird. eine klei­ne katho­li­sche kir­che mit eini­gen beten­den frau­en. eine grö­ße­re evan­ge­li­sche kir­che, erbaut 1921, die lei­der ver­schlos­sen war. aber nicht für uns: denn als wir ver­such­ten, durch die fens­ter einen blick ins inne­re zu erha­schen, sah uns offen­bar die küs­te­rin und öff­net uns die tür. innen ein schlich­ter, klas­si­zis­tisch ange­hauch­ter kir­chen­raum mit einem schö­nen altar, der von einer gro­ßen, gütig drein­bli­cken­den jesus­fi­gur über­ragt wird, die aus­nahms­wei­se ein­mal nicht am kreuz hängt. nach dem mit­tag­essen ging es dann zum gro­ßen fina­le: das „gala­kon­cert”, wie die slo­wa­ken so etwas nen­nen, im städ­ti­schen thea­ter. dafür muss­te aber zunächst ein­mal ordent­lich geprobt wer­den. die ein­zel­nen grup­pen waren recht schnell fer­tig. aber der ein­zug und vor allem das fina­le erfor­der­te eine men­ge arbeit – und vie­le, vie­le wie­der­ho­lun­gen. eini­ge davon gin­gen aller­dings auf das kon­to der grup­pen­lei­ter, ins­be­son­de­re der rus­si­sche und der ser­bi­sche stell­ten sich nicht beson­ders geschickt an bei dem sehr aus­ge­klü­gel­ten zere­mo­ni­ell. das pro­gramm lief dann aber auch am schnür­chen – nur haben wir lei­der nix davon mit­be­kom­men, weil der zuschau­er­raum aus­ver­kauft und die sei­ten­büh­nen uns ver­bo­ten waren. unser teil lief auch sehr zufrie­den­stel­lend: der het­lin­ger bandri­ter und der ban­kerl­tanz kamen auch bei die­sem etwas älte­ren publi­kum gut an. danach gab es dann wie­der ein schnel­les abend­essen und ganz, ganz eili­ge vor­be­rei­tun­gen für die dis­co zum abschluss. die ging natür­lich nicht ohne eine erneu­te run­de des mit­mach-tan­zes ab – aber immer­hin war die­ses mal etwas frü­her schluss. und die tsche­schi­chen musi­ker hat­ten im foy­er um ihr zym­bal her­um eine impro­vi­sier­te gegen­ver­an­stal­tung eröff­net. um halb zwölf waren dann auch fast alle schon im bett, denn

am 2.6. ging es wie­der sehr früh los: um halb sie­ben wur­de der bus gepackt (davor war ich natür­lich wie­der lau­fen – nur kurz, das war schon sakrisch früh …). dann noch ein­mal das früh­stück ohne kaf­fee (den es immer­hin spä­ter im bus in genü­gen­den men­gen gab) und ab gings rich­tung hei­mat. ein klei­nen zwi­schen­stopp gab es aber noch ein­mal beim schloss, wo wir noch eine dvd mit auf­zeich­nun­gen des fes­ti­vals über­reicht beka­men (und wer­ner noch vom auto ange­fah­ren wur­de, was zum glück glimpf­lich ablief) die­se dvd woll­te klaus aber im bus nicht zei­gen. doch immer­hin gab es auf die­ser fahrt etwas unter­halt­sa­me­res als bei der hin­fahrt: shrek 2. die rück­fahrt schien dann auch ange­neh­mer als die hin­fahrt. das lag viel­leicht auch dar­an, dass wir nur die abso­lut nöti­gen pau­sen mach­ten. und so schaff­ten wir es, mit dem in würz­burg gewech­sel­ten fah­rer, sogar vor den anvi­sier­ten 22 uhr wie­der in erbach zu sein.

die­se fotos hat mir freund­li­cher­wei­se der foto­graph der rus­si­schen grup­pe, garm­ony­ia, zur ver­fü­gung gestellt:

p.s.: wie wenig man vom slo­wa­ki­schen ver­steht, mag ein aus­schnitt aus dem fes­ti­val-pro­spekt illus­trie­ren:

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