Unverhofft fand ich mich in einem Kerbgottesdienst, der nicht — wie es anlässlich eines Festes zur Kirchweihe ja zu erwarten wäre — in der Kirche, sondern im Festzelt auf dem Dorfplatz stattfand, wieder. Da durfte ich dann auf dem E‑Piano klimpern. Aber die Gemeinde hat wenigstens kräftig mitgesungen. Was man auf dem Bild nicht sieht: Den Regen, der auf das Zeltdach und an die Wände prasselte. Und der überall durchtropfte — unter anderem auch auf den Altar. Das Instrument (und ich) blieb vom Wasser glücklicherweise verschont.
Schlagwort: regen
Am Sonntagnachmittag war ich noch kurz mit dem Liegerad im Odenwald unterwegs. Dass es der Odenwald war, sieht man sofort am Geschwindigkeitsdiagramm:
Von Bullau bin ich dann durch den Wald am Bullauer Bild hinüber zum Würzberger Jägertor — das war eine abenteuerliche Sache. Das ist zwar ein offizieller Radweg. Aber mit einem Fahrrad kaum vernünftig zu befahren, zumindest nicht in einem halbwegs ordentlichen Tempo. Drei Vollbremsungen mit einmal beide Füße auf den Boden habe ich gebraucht: Wenn dieser Weg nicht total hängend nach allen Seiten ist, dass man kaum einen Pfad zum Fahren findet, ist er mit Schlaglöchern übersetzt. Und die Schlaglöcher sind hier richtige Gruben, in denen ich problemlos mein Hinterrad versenken hätte können — nur wäre ich dann wohl nciht mehr hinausgekommen. Zum Glück hat es aber immer noch gerade so geklappt. Nur die beiden älteren Damen kurz vor Würzberg waren dann total überrascht, als ich von hinten anrauschte — obwohl ich kräftig (soweit das ging …) klingelte und mein Rad auf der schlechten Schotterpiste ganz schön schepperte …
Kaum war ich wieder auf asphaltierten Wegen, fing es dann an zu regnen — und zwar ziemlich kräftig. Am Abzweig zur Mangelsbach habe ich dann sozusagen die Notbremse gezogen und mich erst einmal eine knappe halbe Stunde in die Bushaltestelle verkrümelt. Denn als nächstes stand die Abfahr über die B47 nach Michelstadt hinunter auf dem Plan — und die ist selbst bei guten Verhältnissen anstrengend: Schnell, einige enge Kurven — und vor allem viel Verkehr. Zum Glück hat es dann irgendwann deutlich nachgelassen, meine Geduld war nämlich längst am Ende. Also zog ich meine Jacke über und habe es gewagt. Die Abfahrt war dann stellenweise heikel — oder kam mir zumindest so vor. Mit knapp 60 km/h auf regennasser Fahrbahn, teilweise noch von den Autos eingenebelt: Das war für meine bescheidenen Fahrkünste grenzwertig. Es hat aber alles geklappt, ich bin heil und glücklich unten angekommen und war ja dann auch kurz darauf schon wieder zu Hause. Aber die dunklen Wolken am Himmel hatten mir die Lust auf die eigentlich geplante weitere Schleife ausgetrieben …
sie sollen ihn nicht haben
den freien deutschen Rhein
ob sie wie gierige Raben
sich heiser danach schreinSo lang er ruhig wallend
sein grünes Kleid noch trägt
so lang ein Ruder schallend
In seine Woge schlägtSie sollen ihn nicht haben,
den freien deutschen Rhein,
so lang sich Herzen laben
an seinem Feuerweinso lang in seinem Strome
noch fest die Felsen stehn,
so lang sich hohe Dome
in seinem Spiegel sehnSie sollen ihn nicht haben
Den freien deutschen Rhein
so schrieb nikolas becker 1840. daran musste ich denken, als ich heute nach langer abstinenz mal wieder mein boot zu wasser ließ (es war ziemlich eingestaubt im bootshaus inzwischen …). schön war’s wieder, gemütlich auf dem großen strom unterwegs zu sein. auch wenn die blöden wasser-motorräder oder wie auch immer sie heißen einen heidenlärm verstanstaltet haben. meine kleine tour führte mich nur bis ginsheim und wieder zurück — knapp zwei stunden reichen für den wiedereinstieg. zumal das wetter es spannend machte: beim start war es zwar etwas bewölkt, aber noch sehr freundlich. der leichte wind frischte dann auf und brachte regen- und gewitterwolken mit sich. schön war das, dem wetterwechsel zuzuschauen: wie der himmel und die luft die typische vorregen/gewitterfärbung zwischen gelb, grau und stahlblau annahm. wie dann der rheingau im regen verschwand. und wie die regenwand immer näher kam, anfing mainz zu verschlucken. ich dachte zunächst noch, ich käme ungeschoren davon. aber kurz oberhalb der eisenbahnbrücke süd zog die regenwolke dann auch über mich hinweg — so schlimm war es aber gar nicht. und kurz vorm anlanden hörte es auch schon wieder auf … jetzt müssen sich ausnahmsweise heute mal die arme erholen …