heute morgen: pressekonferenz des swr zum neuen programm der konzertreihe „internationale pianisten in mainz” (die drögheit dieses titels begeistert mich immer wieder — zum glück sind die konzerte im normalfall wesentlich inspirierter). viel zu berichten gab es eigentlich nicht, das programm ist auch nicht besonders aufregend (wenig wirklich spannende programme, viel, sehr viel, normales repertoire).
peter stieber, leiter der swr2 landesmusikredaktion rheinland-pfalz (auch ein schön umständlicher titel, aber beim swr gibt es offenbar immer noch fast alles doppelt …) sprach aber erstaunlich offen über die probleme, künstler zu außergewöhnlichen programmen zu motivieren. andererseits: das ist so überraschend auch nicht, wenn man genauer darüber nachdenkt. denn die erarbeitung eines programms oder zumindest einzelner stücke kostet den pianisten einfach zunächst einmal viel zeit. ungewöhnliche, neue stücke wird er, wenn er in den üblichen klassik-markt hinein will (und das wollen eben die meisten, nur dort gibt es schließlich viel ruhm und viel geld (wenigstens potentiell)), aber nur sehr selten bis gar nicht in seinen konzerten spielen können — also ganz simpel eine investition, die sich nicht rentiert, weil sie überhaupt nicht die chance dazu bekommt. das kann man beklagen oder nicht — so lange man die gestaltung der kultur immer mehr dem markt überlässt, wird man das nicht ändern können. so etwas ließe sich nur eben durch gezielte förderung und unterstützung langfristig bewegen. aber der swr will ja auch den saal vollbekommen — und das geht eben doch am einfachsten, wenn man das publikum nicht zu sehr strapaziert und verschreckt — da wäre dann zumindest einiges an zusätzlichem aufwand nötig (aber veranstaltungen wie etwa die des ensemble modern zeigen ja, dass das nicht grundsätzlich unmöglich ist).
das eigentliche ergebnis (für die mainzer rhein-zeitung) ist zwar eher uninteressant, sei hier der vollständigkeit halber aber doch präsentiert:
- Das verflixte siebte Jahr ist überstanden: Im Herbst geht die Konzertreihe „Inernationale Pianisten“ in die achte Saison. Und bisher ist alles gut gegangen, der SWR als Veranstalter ist sehr zufrieden mit dem Mainzer Publikum: Die Konzerte sind mit einer Auslastung von 85 Prozent immer gut besucht. Und Peter Stieber, als Leiter der Landesmusikredaktion verantwortlich für die Gestaltung der Reihe, ist besonders erfreut über das junge Publikum: 45 bis 50 Jahre ist das im Durchschnitt alt – vergleichbare Reihen sind mindestens zehn Jahre älter. Da ist es nicht überraschend, dass die Macher auch in diesem Jahr am bewährten Konzept festhalten: Junge Pianisten oder unbekannte Namen werden eingeladen, in Mainz ein Konzert auch mit neuer und ungewöhnlicher Musik zu spielen – selbst wenn das bei den Künstlern mitunter etwas Überredung erfordert.
- Im September geht es los im Frankfurter Hof. Den Beginn macht Oleg Maisenberg, der erste der drei Russen, die nach Mainz kommen werden. Und Maisenberg ist auch gleich mit Abstand der Älteste – und Bekannteste der Klaviervirtuosen. Er wird ein ganz klassisch-romantisches Programm mit Musik von Schubert, Schumann und Brahms spielen. Im Oktober wird sein Landsmann Alexei Volodin das Repertoire etwas ausweiten: Neben Bach und Beethoven hat sich der Pianist am Anfang seiner Karriere vor allem mit leidenschaftlich-virtuosen Darbietungen hervor getan – zum Beispiel mit Musik von Chopin und Liszt. Die Reihe der Russen wird im Dezember von dem deutschen Musiker Michael Korstick unterbrochen. Der ist zwar auch schon lange als gefeierter Pianist unterwegs, doch immer noch ein Geheimtipp. Die Mainzer könnten ihn kennen, denn war kürzlich – ebenfalls für den SWR – in Schloss Waldthausen zu Gast. Auch er wird, als ausgewiesener Beethoven-Spezialist, sein Programm klassisch mit Haydn und Beethoven beginnen, dann aber zu Charles Koechlin und Charles-Valentin Alkan übergehen – zwei der unzähligen zu Unrecht untergegangenen Komponisten hervorragender Klaviermusik. Evgenia Rubinova, die jüngste Künstlerin und einzige Frau, stellt sich dem Mainzer Publikum im Januar mit einem slawisch-russischen Programm vor: Chopin, Skriabin und Rachmaninoff hat sie sich vorgenommen. Den Abschluss der Spielzeit gestalten zwei Briten. Zunächst der in England sehr bekannte, in Deutschland aber nur äußerst selten zu hörende Paul Lewis. Der Schüler von Alfred Brendel wird Mozart und Schubert mit der „Musica Ricercata“ von György Ligeti konfrontieren. Und Jonathan Plowright wird im April seinem Faible für die Raritäten des polnischen Klavierrepertoires freien Lauf lassen: Neben den zwei großen B‘s, Bach und Beethoven, wird er hauptsächlich Musik des polnischen Pianisten, Komponisten und Politikers Ignaz Paderewski spielen.