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Schlagwort: hermann plagge

Wochenblog 11/​2023

Stür­mi­sche Woche. Ganz wört­lich – am Mon­tag und Diens­tag war es zeit­wei­se so win­dig (vor allem auf dem Heim­weg), dass ich momen­tan sogar zwei Gän­ge run­ter­schal­ten muss­te: Ich kam ein­fach nicht mehr gegen den Sturm an.

Stür­misch auch, weil viel Pla­nung zu orga­ni­sie­ren war, damit ich mich in den nächs­ten Wochen auf mein neu­es Pro­jekt kon­zen­trie­ren kann und nicht von dem gan­zen all­täg­li­chen Aller­lei immer wie­der abge­lenkt wer­de. Aber irgend jemand muss das ja trotz­dem machen … Ich bin gespannt, wie sich das in den nächs­ten Wochen ent­wi­ckeln wird – ich kann es mir noch nicht so ganz vorstellen. 

Text: „Kriegs­ly­rik“ von Her­mann Plag­ge. Ein (nicht nur mir) abso­lut unbe­kann­ter Dich­ter aus der Zeit des Ers­ten Welt­krie­ges, for­mal und sprach­lich jetzt nicht unbe­dingt die bes­ten Gedich­te aus die­ser Zeit, aber doch immer wie­der sehr ein­drück­lich und leben­dig in den Schil­de­run­gen und Stim­mun­gen. Die Lek­tü­re habe ich der wun­der­ba­ren Edi­ti­on Ver­sen­sporn von „Poe­sie schmeckt gut“ zu ver­dan­ken – das ist ein sehr zu rüh­men­des Unter­neh­men, das mehr­mals im Jahr klei­ne Hef­te mit Lyrik von meist ver­ges­se­nen, unbe­kann­ten Dichter*innen, meist aus dem wei­ten Feld des Expres­sio­nis­mus (wie Plag­ge) oder ver­wand­ten Strö­mung, zum klei­nen Preis ver­sen­det und mei­nen lite­ra­ri­schen Hori­zont immer wie­der ange­nehm erweitert. 

Ton: Ein­stür­zen­de Neu­bau­ten. Und die Mün­che­ner Auf­nah­men von „Fol­low me“ und „Whe­re are you“ von Ondřej Adámek. 

Bild: You Peo­p­le von und mit Jonah Hill. Ziem­lich cool, ziem­lich gelun­gen, wit­zig und tref­fend die Pro­ble­me der (ame­ri­ka­ni­schen) Gesell­schaft bzw. ihrer Tei­le im Umgang mit­ein­an­der darstellend.

Drau­ßen: Der Streak hält, ich ver­su­che es sogar mal wie­der mit struk­tu­rier­tem Trai­ning. Und dabei habe ich mir gleich am Mon­tag ein ordent­li­ches Pro­blem ein­ge­han­delt: Für den Tem­po­test­lauf fand ich es sinn­voll, die pas­sen­den Schu­he anzu­zie­hen. Nur hat­te ich die seit min­des­tens 15 Mona­ten nicht mehr an den Füßen. Das ende­te, ich hät­te es mir den­ken kön­nen, im Blut­bad: Zwei gro­ße, fet­te Bla­sen an den Fer­sen. Vor allem die rech­te Fer­se war mit einer flä­chi­gen, blu­ti­gen Bla­se ver­se­hen. Mit Bla­sen­pflas­ter und Com­peed ging es dann aber immer­hin auch am Diens­tag wei­ter. Doch für den Rest der Woche blieb das Andenken noch, wenn auch all­mäh­lich verblassend/​verheilend. Dafür konn­te ich die­se Woche sowohl beim schö­nen Son­nen­un­ter­gang als auch im spek­ta­ku­lä­re bun­ten Son­nen­auf­gang lau­fen – der Früh­ling macht’s möglich.

Krieg

Krieg

Alle Stra­ßen sind mit Blut beglitzt.
Gie­rig lecken vie­ler Hun­de Mün­der.
Bajo­net­te lüs­tern hoch­ge­spitzt.
Wit­ternd recken sich die Zwanzigpfünder.

In den Näch­ten droh­te der Komet.
Über Städ­ten plat­zen die Gra­na­ten.
Trom­meln, Trom­meln wird wei­ter­ge­weht.
Braun­ge­plät­tet lie­gen alle Saaten.

Her­mann Plag­ge (1914)

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