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Schlagwort: faust

Ins Netz gegangen (26.2.)

Ins Netz gegan­gen am 26.2.:

Ins Netz gegangen (10.11.)

Ins Netz gegan­gen am 10.11.:

  • Fausts Erlö­sung — NZZ — hans belt­ing über eine mögliche quelle für den schluss von goethens faust II: die six­tinis­che madon­na raf­faels

    Fausts Erlö­sung ereignet sich allein in der Kun­st, in diesem Fall in der Poe­sie. Goethe redet zwar von «Ret­tung» und «Erlö­sung», aber die Engel deuten in dem zitierten Dop­pelzeil­er eine Selb­ster­lö­sung an. Auch die «Six­tinis­che Madon­na» wurde von den meis­ten nur im Muse­um und dort als Exem­plum der Kun­st aufge­fasst. Goethe führt die roman­tis­che Kun­stre­li­gion, ger­ade in ihren religiösen Nei­gun­gen, auf ihren ästhetis­chen Sinn zurück.
    […] Die verdeck­te Bild­be­tra­ch­tung wird bei Goethe zu ein­er Bilderfind­ung, die sich von der «Six­tinis­chen Madon­na» löst. Sie lebt von der Erken­nt­nis, dass man nur noch in Bildern reden kann, wenn es um let­zte Dinge geht.

  • Zum Tod des His­torik­ers Hans Momm­sen: Die Analyse der deutschen Katas­tro­phe — NZZ-Feuil­leton — nachruf von christoph jahr:

    Momm­sen repräsen­tierte jene west­deutsche His­torik­er­gen­er­a­tion, die in der sozial­lib­eralen Ära nicht nur die Geschichtswis­senschaft für neue Fra­gen und Meth­o­d­en öffnete, son­dern auch die akademis­chen Bil­dungswege für bre­it­ere Gesellschaftss­chicht­en.

  • Lit­er­atur als Kasper­lethe­ater: Das belei­digte Quar­tett — literaturcafe.de — wolf­gang tis­ch­er war auch mit der zweit­en aus­gabe des neuen lit­er­arischen quar­tetts nicht zufrieden (das ist noch pos­i­tiv gesagt …) und ver­mis­ste vor allem die lit­er­aturkri­tik:

    Selb­st auf Lovely­books wird ein kitschiger Liebesro­man ern­sthafter disku­tiert, als es die Schmol­l­lip­pi­gen über ihre Büch­er im Quar­tett vor­führen.

  • Johannes Tuchel zum The­ma Stolper­steine: „Erin­nerung mit Zwang funk­tion­iert nicht“ -

    Gedenken kann immer nur dezen­tral funk­tion­ieren. Es kann nur funk­tion­ieren, wenn wir uns wirk­lich erin­nern wollen. Und es kann nie nur über ein Medi­um funk­tion­ieren. Es muss kün­st­lerische For­men der Erin­nerung eben­so geben wie his­torische Gedenk­tafeln.

  • Unde­liv­ered let­ters shed light on 17th-cen­tu­ry soci­ety | World news | The Guardian — sehr cool: eine samm­lung teil­weis­er ungeöffneter briefe aus dem 17. jahrhun­dert aus den nieder­lan­den wird unter­sucht und aus­gew­ertet — eine wahre fund­grube für his­torik­er etc.
  • Ulrich Her­bert würdigt Hans Momm­sen: Licht ins Halb­dunkel der poli­tis­chen Wil­lens­bil­dung — Feuil­leton — FAZ -

    Hans Momm­sen war fast fün­fzig Jahre lang ein­er der ein­flussre­ich­sten Zei­this­torik­er in Deutsch­land und ein­er der weni­gen, dessen Arbeit­en weltweite Ver­bre­itung fan­den. Fast die gesamte Forschung zur Weimar­er Repub­lik und zur Geschichte des Nation­al­sozial­is­mus fußt in der einen oder anderen Weise auf seinen Arbeit­en.

  • Louis Althuss­er ǀ Der große Abwe­sende — der Fre­itag — schöne erin­nerung an den großen/vergessenen philosophen louis althuss­er

Anfangs war der Faust noch ziemlich komisch

… meint zumin­d­est das The­ater haut­nah:

Da ste­ht er nun also, der arme Tor, und ist genau­so klug wie zuvor. Zwar ste­ht er dieses Mal nicht auf den Bret­tern, die die Welt bedeuten, son­dern im Altar­raum der Alt­mün­sterkirche. Aber auch der heilige Raum bringt Faust keine beson­dere Erleuch­tung.

Zumin­d­est nicht in der Insze­nierung des haut­nah-The­aters. Die Truppe gastiert ger­ade mit ihrem „Urfaust” in Mainz – und bringt eine Menge Leben in die Kirche. Denn Regis­seur Rolf Bidinger hat den Urfaust, die erste Ver­sion des Faust­dra­mas aus der Fed­er Goethes, stark konzen­tri­ert und deut­lich auf die komis­che Seite der Ver­wick­lun­gen zwis­chen Faust und Goethe fokussiert. Seine Insze­nierung und die fast überdeut­liche Aktio­nen der haut­nah-Schaus­piel­er sor­gen deshalb für eine Menge Lach­er und viel Heit­erkeit. Und das nicht ohne Grund – der Text des Weimar­er Dichters hat dur­chaus seine Komik, oft genug in ein­er recht der­ben und hand­festen Vari­ante.

Zugle­ich ist er aber auch – dur­chaus schon im Urfaust – mehr als eine tragikomis­che Liebesgeschichte. Schließlich lauert der Teufel von Anbe­ginn im Hin­ter­grund, schon beim Vor­spiel ist er immer präsent und wartet auf seine Gele­gen­heit. Und er bleibt es fast die ganze Zeit – der Teufel ist in der Alt­mün­sterkirche fast zen­traler als Faust oder sein Gretchen. Das liegt auch an Daniel Kröh­n­ert, der den Mephis­to mit läs­siger Ele­ganz, süff­isan­tem Sarkas­mus und großer Präsenz aus­füllt und verkör­pert. Dage­gen bleibt der Faust von Jan Schu­ba etwas blässlich – anfangs, im Zim­mer des Gelehrten vor allem, trifft er seine Rolle sehr gut. Aber je konkreter und direk­ter seine Liebe zu Grete wird, desto unwahrschein­lich­er wirkt seine Darstel­lung.
Grete dage­gen macht eine sehr glaub­hafte Wand­lung durch: Vom keck-koket­ten Mäd­chen (das freilich bei Goethe die Reli­gion viel ern­ster nimmt als hier) zur gefal­l­enen Dirne und Kindsmörderin, die im Gefäng­nis vor Verzwei­flung irr wird, ver­lei­ht Dana Kröh­n­ert ihrem Gretchen eine sehr lebendi­ge und plas­tis­che Gestalt.

Abgerun­det und ergänzt wird das Spiel des haut­nah-The­aters durch die Kan­tor­ei von St. Johan­nis. Unter Volk­er Ellen­berg­er tritt sie wie ein klas­sis­ch­er The­ater­chor kom­men­tierend, war­nend und vorauss­chauend auf: Mit dem Choral „Ach wie flüchtig, ach wie nichtig” kom­men­tiert der Chor das Geschehen im Wirtshaus, mit „Es ist ein Schnit­ter, heißt der Tod” warnt er Grete vor dem ver­führerischen Faust und ergänzt und über­höht so das the­atralis­che Geschehen, ohne direkt in die Hand­lung einzu­greifen – die haben die Schaus­piel­er voll im Griff.

(geschrieben für die Mainz­er Rhein-Zeitung.)

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