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Schlagwort: deutsch

spinnennetz

Ins Netz gegangen (14.2.)

Ins Netz gegan­gen am 14.2.:

  • Götz Alys Rede zum 74. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz | Berlin­er Zeitung → eine gute rede von götz aly zum jahrestag der befreiung auschwitz’, die mit hin­weisen auf par­al­le­len zu gegen­wär­ti­gen etnwick­lun­gen nicht spart und vor allem deut­lich macht, wie bre­it die deutschen nahezu aller couleur und kul­tur die gewalt getra­gen und unter­stützt haben
  • Der Pol­ter­geist | Van → große reportage über daniel baren­boimund seine — durch zahlre­iche quellen bestätigte — unfähigkeit, mit anderen men­schen vernün­ftig umzuge­hen und zusam­men­zuar­beit­en und stattdessen ein kli­ma der andauern­den angst und willkür zu schaf­fen — und der trotz­dem weit­er­hin enorm hofiert wird in berlin
  • Warum im ICE 4 die Reiselust auf der Strecke bleibt | Deutsch­land­funk → dirk schnei­der ist nur mäßig begeis­tert vom neuen ice 4 — und ich kann das gut nachvol­lziehen
  • Ger­man for Pro­gram­mers | Out­er Haven → eine schöne idee: ein pro­gram­mier­er lernt deutsch — und ver­sucht, mit konzepten des pro­gram­mierens die deutsche sprache (und ins­beson­dere ihre schwierigkeit­en) zu beschreiben

Ins Netz gegangen (1.3.)

Ins Netz gegan­gen am 1.3.:

  • Köl­ner Pub­likum beschimpft Musik­er — ein Skan­dal! | crescen­do — axel brügge­mann find­et klare (und richtige) worte:

    Wie groß die Untu­gend des Nicht-Zuhören-Wol­lens ist, hat sich nun auch dort gezeigt, wo man eigentlich zum Ohre­nauf­sper­ren hinge­ht: im Konz­ert. An einem Ort, der dazu gedacht ist, neue Ein­drücke zu gewin­nen, der ein­er Kun­st gewid­met ist, in der das immer Gle­iche (das klas­sis­che Reper­toire) jeden Abend aufs Neue kri­tisch befragt und inter­pretiert wird, an dem das Fremde, das Über­raschende und das Ver­störende zur Regel gehören.

    Das Köl­ner Konz­ert hat nun gezeigt, dass diese Auf­gabe der Kul­tur von vie­len Men­schen gar nicht mehr gewollt wird. Dass es ein erschreck­end großes Pub­likum gibt, das – im Jar­gon des AfD-Pro­gramms – jenen Kitsch Kul­tur nen­nt, der lediglich der Selb­st­bestä­ti­gung dient, dessen Auf­gabe es sein soll, die nationale Iden­tität zu bestäti­gen und zu stärken, in dem sich die Dum­men durch die Genies des Lan­des erhöht fühlen. Es gibt tat­säch­lich immer mehr Men­schen, die das Konz­ert als eine Art musikalis­che Penisver­größerung ver­ste­hen, die allein deshalb auf dicke Hose machen, weil sie zufäl­lig aus dem gle­ichen Land wie Bach, Beethoven oder Wag­n­er kom­men. Und die zum Ver­bal-Krieg rüsten, sobald die Musik eines unange­focht­e­nen, aus­ländis­chen Titans wie Steve Reich erklingt. Men­schen, die es nicht mehr ertra­gen, wenn – oh, Unter­gang des Abend­lan­des! – inter­na­tionale Kün­stler Englisch sprechen. Men­schen, die Kün­stler belei­di­gen und anschreien sind jene Men­schen, die Aus­län­derkindern mit besof­fen­em Atem „Wir sind das Volk“ ent­ge­genkeifen. Bis­lang haben wir sie eher mit dem Horst Wes­sel Lied in Verbindung gebracht, nun ziehen sie auch Beethoven und Co. in den Schmutz.

  • Holo­caust mit Sol­jan­ka – Ein Aus­flug in die ost­deutsche Ver­schwörungszene | Hate — René Sey­far­th berichtet für hate-mag.com von seinem besuch der ausstel­lung “2000 Jahre – Des deutschen Volkes Lei­densweg”:

    Gefan­gen im fara­dayschen Käfig sein­er Kupfer­drähte und ein­er dual­is­tis­chen Wel­tord­nung aus Gut und Böse, Mann und Frau, wahr und falsch, lebt der Wirt des Wet­tin­er Hofs gut geschützt vor den Blitzschlä­gen intellek­tueller Ein­sicht durch Quel­len­vielfalt oder gar Skep­sis.

  • Zehn Dinge, die du noch nicht über Leonar­do DiCaprio gewusst hast | Merkur — thorsten krämer hat für den blog des merkurs eine schöne liste geschrieben …
  • Every­thing that is wrong with „Mozart in the Jun­gle“. Sea­son 2, Episode 1 „Stern Papa“ | Bad Blog Of Musick — sehr schön: moritz eggert führt seine betra­ch­tung der serie “mozart in the jun­gle” aus sicht eines pro­fes­sionellen musik­ers fort …

Ins Netz gegangen (7.12.)

Ins Netz gegan­gen am 7.12.:

  • Mehrsprachigkeit : Ein Kind, drei Sprachen | ZEIT — mar­tin spiewak hat für die “Zeit” aufgeschrieben, wie kinder mit mehrsprachigkeit umge­hen — näm­lich in der regel pos­i­tiv.
  • Dichter und Com­put­er im radikalen Zwiege­spräch | FAZ.net — elke heine­mann geht in der FAZ der frage nach, wie dig­i­tal­isierung (die hier vor allem com­put­er­isierung meint) die lyrik verän­dert bzw. verän­dern kann/könnte/wird …

    Viele Lit­er­atur­gat­tun­gen näh­ern sich vor­sichtig den Maschi­nen an, nur die Lyrik hat Berührungsäng­ste. Wie dig­i­tal kann ein Gedicht sein?

  • Mar­lene Streeruwitz: Die Stunde der Wahrheit des Geldes | derStandard.at — mar­lene streeruwitz über die auflö­sung der demokratis­chen gesellschaft ins lachen, am beispiel der usa & don­ald trump: “Die Entwer­tung demokratis­chen Ver­han­delns in der Gesellschaft erfol­gt über die Entwer­tung von Min­der­heit­en.”

    So wird das Prinzip der Geschwis­ter­lichkeit aus der poli­tis­chen Kul­tur ent­fer­nt. Demokratie war geschwis­ter­lich gedacht. Ver­ant­wor­tung füreinan­der sollte das Prinzip sein. Die Über­nahme von Pflicht­en und die gerechte Verteilung der Rechte waren vorge­se­hen. Das bedeutete je neues Ver­han­deln der Aufteilung der Rechte und der Über­nahme von Pflicht­en. Denn. Die Grun­drechte der Per­son acht­end kann es keine endgültige Regelung dieser Verteilung geben. Es muss stets neu ver­han­delt wer­den. Kein­er und keine soll über den anderen ste­hen. Und. Um das leben zu kön­nen, müssen alle daran Beteiligten sich ihrer Grun­drechte bewusst sein. Alle müssen den Wert der Per­son an den Grun­drecht­en messen und daraus auf ihren eige­nen Wert und den der anderen schließen. Der Wert muss bewusst sein.
    […] Das Grun­drecht der Per­son auf Würde ist im Lachen der anderen aufgelöst.

    Das ist dann ziem­lich unwieder­bringlich. Denn. Es bleibt der Entschei­dung der Lachens­bes­tim­mer über­lassen, wer wie ernst genom­men wird. Die Lachen­den sind nur noch Gefol­gschaft. Im Fall von Don­ald Trump geht es genau darum. Die demokratis­che Ver­hand­lung soll durch Führung erset­zt wer­den. Der Kap­i­tal­ist will aber nicht ins Patri­ar­chat zurück­kehren. Vater zu sein. Das hieße ja auch wieder nur die Über­nahme von Ver­ant­wor­tung. Der Postkap­i­tal­ist Trump will die Welt ja nur für den Geld­fluss in seine Tasche zuricht­en. Denn. In der Logik unser­er ver­wirtschaftlicht­en Welt der frag­men­tierten Dien­stleis­tungswirtschaft gibt es als möglich­es Ziel ein­er Poli­tik ohne­hin nur die Weit­er­fül­lung der Taschen des einen Prozents der Alles­be­sitzen­den. Es ist darin dann wieder logisch, dass ein­er aus diesem Besitz­s­tand her­aus die Rhetorik der Schmähung der Anderen so authen­tisch liefern und sich so in den Besitz des Lachens der Mitschmähen­den set­zen kann.

  • Ver­hü­tung — Antibabyp­ille — hüb­sch riskant | Süddeutsche.de — ein inter­es­san­ter text von wern­er bartens, der aufzeigt, wie man leute dazu bringt, völ­lig gegen jede logik medika­mente zu bevorzu­gen, die unsicher­er sind als andere

    Unter jun­gen Frauen nimmt der Mark­tan­teil der Pillen der 3. und 4. Gen­er­a­tion trotz­dem stetig zu. Das ist einiger­maßen rät­sel­haft, denn die Risikobe­w­er­tung der Europäis­chen Arzneimit­tel­be­hörde hat ein­deutig ergeben, dass die Prä­parate zu einem deut­lich höheren Embolie- und Throm­boserisiko führen. Das Bun­desin­sti­tut für Arzneimit­tel und Medi­z­in­pro­duk­te hat im Früh­jahr 2014 entsch­ieden, dass in immer mehr Beipackzetteln auf die erhöhte Gefahr hingewiesen wer­den muss. Son­stige Kon­se­quen­zen bish­er: keine.

    die ärzte — die das ja ver­schreiben müssen — bekom­men auch ihr fett weg …

  • Leg­endäre Seleuki­den-Fes­tung Acra in Jerusalem ent­deckt -

    Die Wis­senschafter ent­deck­ten kür­zlich bei Aus­grabun­gen unter dem früheren Givati-Park­platz südlich des Tem­pel­berges Über­reste der leg­endären Fes­tung Acra. Die Zitadelle war vor etwa 2.150 Jahren unter dem Seleuki­den-König Anti­ochus IV. Epiphanes gebaut wor­den.

  • Städtebeschimp­fun­gen — auch cool: thomas bern­hards städtebeschimp­fun­gen, auf der karte verord­net und mit zitat­en gar­niert …
  • Jan Böh­mer­mann : Ich hab Kul­turkri­tik | ZEIT ONLINE@davidhug in der Zeit über jan böh­mer­mann, sein “ich hab polizei” und die kri­tik daran …

    Dabei ist Gang­ster­rap inzwis­chen Main­stream, ähn­lich wie Peter Maf­fay oder Xavier Naidoo es schon lange sind. Das tut vielle­icht weh, aber da müssen wir alle eben durch.

  • Überwachung für mehr Sicher­heit? Ein fataler Trend — Lobo-Kolumne — SPIEGEL ONLINE — muss man immer wieder empfehlen: sascha lobos spiegel-kolumne …

    Die Evi­denz ist tot, es lebe das medi­al insze­nierte Gefühl der Evi­denz.

  • Peter Kurzeck — ein Getrieben­er der Sprache | Frank­furter Rund­schau — claus-jür­gen göpfert berichtet in der FR über peter kurzeck, sein schreiben, seinen nach­lass und die arbeit des stroem­feld-ver­lages (und der lek­toren deu­ble & loss), den in eine pub­lika­tions­fähige form zu brin­gen:

    Im Gespräch mit seinem Fre­und Rudi Deu­ble erscheint Kurzeck als ein Getrieben­er. „Zu Ruhe kam der nie!“ Sehr früh sei er stets aufge­s­tanden in sein­er zweit­en Heimat Uzés, habe gear­beit­et bis zum Mit­tag. Dann fol­gte ein aus­gedehn­ter Spazier­gang durch die son­nen­durchglühte Land­schaft, danach ein Mit­tagessen und ein kurz­er Schlaf. Am Nach­mit­tag habe er dann wieder zu schreiben begonnen, bis etwa um 22 Uhr.

    Mit der Schreib­mas­chine: Die Seit­en waren stets nur zu einem Drit­tel bis zu ein­er Hälfte beschrieben, in ganz engem Zeilen­ab­stand, dazwis­chen hat­te der Autor noch hand­schriftliche Kor­rek­turen einge­tra­gen. Die untere Manuskripthälfte war weit­eren Anmerkun­gen gewid­met. Sym­bole wie Dreiecke und Kreuze struk­turi­erten den Text. Die Arbeit der Lek­toren glich der von Archäolo­gen.

  • Frem­den­hass : “Ich halte das für hochge­fährlich” | ZEIT ONLINE — gutes inter­view mit nor­bert frei über die aktuellen gefahren für die deutsche demokratie

    Was wir derzeit erleben, ist etwas anderes, näm­lich eine zunehmende, fun­da­men­tale Ver­ach­tung für die Demokratie, für das “Sys­tem” und die “Sys­tem­parteien”. Ich halte das für hochge­fährlich, ger­ade auch weil sich solche Stim­mungen über die dig­i­tal­en Kom­mu­nika­tion­skanäle so leicht ver­bre­it­en lassen. Dadurch ist eine Par­al­lelöf­fentlichkeit ent­standen, die sich für die “bürg­er­liche Öffentlichkeit” kaum mehr inter­essiert.

  • Jus­tiz : Das soll Recht sein? | ZEIT ONLINE — die Zeit gibt dem strafvertei­di­ger schwenn möglichkeit, auf prob­leme (wie u.a. das fehlende pro­tokoll) der deutschen strafgerichtsver­fahren aufmerk­sam zu machen

    Die größte Gefahr für den Unschuldigen lauert in den Vorentschei­dun­gen. An ihnen sind oft diesel­ben Beruf­s­richter beteiligt, die später an der Hauptver­hand­lung mitwirken und das Urteil fällen. […] Auch ein Haft­be­fehl darf nur erge­hen, wenn der Tatver­dacht drin­gend, die spätere Verurteilung eines Angeklagten also hochwahrschein­lich ist. Und da lauert die zweite Falle. Denn hat der Richter den Haft­be­fehl selb­st erlassen oder aufrechter­hal­ten, so wird es ihm später schw­er­fall­en, von der eige­nen Verurteilung­sprog­nose abzurück­en.

  • Touris­mus : “Der deutsche Urlauber hat ein aus­ge­sproch­enes Struk­turbedürf­nis” | ZEIT ONLINE — die Zeit hat mit drei sehr unter­schiedlichen reise­leit­ern darüber gesprochen, wie sie “die deutschen” im urlaub wahrnehmen und empfind­en. sehr vergnüglich
  • Wir ver­lieren täglich Tausende Daten­punk­te Zeit- und Medi­engeschichte — kon­rad lis­ch­ka weist auf ein echt­es prob­lem hin: die fehlende archivierung von online-medi­en/-nachricht­en

    Zwei Jahrzehnte Online­jour­nal­is­mus sind vor­beige­zo­gen, ohne dass jemand die Daten­ba­sis für die Erforschung dieser Grün­derzeit geschaf­fen hat. All das ist für immer ver­loren, wir haben heute dank Brew­ster Kahle immer­hin Bruch­stücke und Momen­tauf­nah­men. Enorm wichtige Dat­en für die Erforschung von The­menkar­ri­eren und verän­derten Nutzungs­ge­wohn­heit­en in den 20 Jahren Online­jour­nal­is­mus wäre die Abrufzahlen der archivierten Werke. All diese Dat­en lagen ein­mal dig­i­tal in irgendwelchen Daten­banken vor. Vielle­icht sind sie noch irgend­wo da draußen. Aber wenn heute jemand die Onlineberichter­stat­tung über den 11.9.2001 mit der über den 13.11.2015 ver­gle­ichen will, hat er noch viel weniger Mate­r­i­al als ein His­torik­er, der die archivierten Zeitungsaus­gaben aus dem 19. Jahrhun­dert für seinen Bergar­beit­er­streik unter­sucht.

Ins Netz gegangen (20.7.)

Ins Netz gegan­gen am 20.7.:

  • «Dig­i­tal Human­i­ties» und die Geis­teswis­senschaften: Geist unter Strom — NZZ Feuil­leton — sehr selt­samer text von urs hafn­er, der vor allem wohl seine eigene skep­sis gegenüber “dig­i­tal human­i­ties” bestäti­gen wollte. dabei unter­laufe ihm einige fehler und er schlägt ziem­lich wilde volten: wer “human­i­ties” mit “human­wis­senschaften” über­set­zt, scheint sich z.b. kaum auszuken­nen. und was die verz­er­rende darstel­lung von open access mit den dig­i­tal human­i­ties zu tun hat, ist auch nicht so ganz klar. ganz abge­se­hen davon, dass er die fäch­er zumin­d­est zum teil fehlrepräsen­tiert: es geht eben nicht immer nur um close read­ing und inter­pre­ta­tion von einzel­tex­ten (abge­se­hen davon, dass e‑mailen mit den dig­i­tal human­i­ties unge­fähr so viel zu tun hat wie das nutzen von schreib­maschi­nen mit kittler’schen medi­en­the­o­rien …)
  • Lyrik: Reißt die Seit­en aus den Büch­ern! | ZEIT ONLINE — nette idee von thomas böhm, die lyrik zu vere­inzeln (statt in lyrik­bän­den zu sam­meln), das gedicht als optis­ches sprachkunst­werk zu ver­mark­ten (auch wenn ich seine argu­men­ta­tio­nen oft über­haupt nicht überzeu­gend finde)
  • Ein­sam auf der Säule « Lyrikzeitung & Poet­ry News — gute kri­tikkri­tik zur besprechung des aktuellen “Jahrbuchs für Lyrik” in der “zeit”, die auch mich ziem­lich ver­wun­dert hat.

    Unter­schei­dung, Alter­na­tiv­en, Schw­er­punk­t­set­zung? Fehlanzeige. Rez. zieht es vor, sich als scharfe Kri­tik­erin zu insze­nieren, jede Dif­feren­zierung schwächte das Bild nur. Lieber auf der Schul­ter von Riesen, hier neben Krüger, Benn & Co. vor allem Jos­sif Brod­sky, auf die behauptet magere deutsche Szene her­ab­blick­en. Ein­sam ist es dort oben auf der Säule!

  • Verkehrssicher­heit: Brun­ners let­zte Fahrt | ZEIT ONLINE — sehr inten­sive reportage von hen­ning susse­bach über die prob­leme der/mit altern­den aut­o­fahrern (für meinen geschmack manch­mal etwas trä­nen­drüsig, aber ins­ge­samt trotz­dem sehr gut geschrieben)

    Urlaub­szeit in Deutsch­land, Mil­lio­nen Reisende sind auf den Straßen. Da biegt ein 79-Jähriger in falsch­er Rich­tung auf die Auto­bahn ein – fünf Men­schen ster­ben. Ein Unglück, das zu ein­er brisan­ten Frage führt: Kann man zu alt wer­den fürs Aut­o­fahren?

  • Lyrik und Rap: Die härteste Gan­gart am Start | ZEIT ONLINE — uwe kolbe spricht mit mach one (seinem sohn) und kon­stan­tin ulmer über lyrik, raps, rhyth­mus und the­men der kun­st

    Dass ich mit meinen Gedicht­en kein großes Pub­likum erre­iche, ist für mich etwas, worunter ich sel­ten lei­de. Ich möchte das, was ich mache, auf dem Niveau machen, das mir vorschwebt. Dabei nehme ich auch keine Rück­sicht mehr. Ich gehe an jeden Rand, den ich erre­ichen kann.

  • Rainald Goetz: Der Weltab­schreiber | ZEIT ONLINE — sehr schöne und stim­mende (auch wenn das the­ater fehlt …) würdi­gung rainald goet­zes durch david hugen­dick anlässlich der bekan­nt­gabe, dass goetz diesjähriger büch­n­er-preis-träger wird

    Die einzige Reak­tion auf die Zudringlichkeit der Welt kann nur in deren Pro­tokoll beste­hen, die zugle­ich ein Pro­tokoll der eige­nen Über­forderung sein muss.

  • “Panora­mafrei­heit”: Wider den Urhe­ber­rechts-Extrem­is­mus — Süddeutsche.de — leon­hard dobusch zum ver­such, in der eu das urhe­ber­recht noch weit­er zu ver­schär­fen:

    Wir alle sind heute ein biss­chen wie Licht­en­stein oder Warhol. Wir erstellen und teilen ständig Fotos und Videos, in denen Werke ander­er vorkom­men. Zeit, dass das Urhe­ber­recht darauf einge­ht.

  • Stravinsky’s Ille­gal “Star Span­gled Ban­ner” Arrange­ment | Tim­o­thy Judd — ich wusste gar nicht, dass es von straw­in­sky so ein schönes arrange­ment der amerikanis­chen hmyne gibt. und schon gar nicht, dass die ange­blich ver­boten sein soll …
  • Essay Griechen­land und EU: So deutsch funk­tion­iert Europa nicht — taz.de — ulrich schulte in der taz zu griechen­land und der eu, mit vie­len sehr guten und tre­f­fend­en beobach­tun­gen & beschrei­bun­gen, unter anderem diesen

    Von CSU-Spitzenkräften ist man inzwis­chen gewohnt, dass sie jen­seits der bay­erischen Lan­des­gren­ze so dumpf agieren, als gössen sie sich zum Früh­stück fünf Weiß­bier in den Hals.
    […] Das Char­mante an der teils irrlichtern­den Syriza-Regierung ist ja, dass sie einge­spielte Riten als nackt ent­larvt.

  • Sich „kon­struk­tiv ver­hal­ten“ heißt, ernst genom­men zu wer­den | KRZYSZTOF RUCHNIEWICZ — Stel­lung­nahme ehe­ma­liger Mit­gliedern des Wis­senschaftlich Beraterkreis­es der (sowieso über­mäßig vom Bund der Vertreibenen dominierten) Stiftung Flucht, Vertrei­bung, Ver­söh­nung zur Farce der Wahl des neuen Direk­tors unter Kul­turstaatsmin­is­terin Moni­ka Grüt­ters
  • Kon­sum: Kleine Geschichte vom richti­gen Leben | ZEIT ONLINE — marie schmidt weiß nicht so recht, was sie von craft beer, handgeröstetem kaf­fee und dem ganzen zele­bri­erten super-kon­sum hal­ten soll: fetisch? rückbesin­nung alte handw­erk­liche werte? oder was?
  • Alle Musik ist zu lang — wun­der­bare über­legun­gen von diet­mar dath zur musik, der welt und ihrer philoso­phie

    Alle bere­its vorhan­dene, also aufgeschriebene oder aufgeze­ich­nete Musik, ob als Schema oder als wieder­gabefähige Auf­führung erhal­ten, ist für Men­schen, die heute Musik machen wollen, zu lang, das heißt: Das kön­nen wir doch nicht alles hören, wir wollen doch auch mal anfan­gen. Wie gesagt, das gilt nicht nur für die Werke, son­dern schon für deren Muster, Prinzip­i­en, Gat­tun­gen, Tech­niken.
    […] Musik hält die Zeit an, um sie zu ver­brauchen. Während man sie spielt oder hört, passiert alles andere nicht, insofern han­delt sie von Ewigkeit als Ereig­nis- und Taten­losigkeit. Aber bei­de Aspek­te der Ewigkeit, die sie zeigt, sind in ihr nicht ein­fach irgend­wie gegeben, sie müssen hergestellt wer­den: Die Ereignis­losigkeit selb­st geschieht, die Taten­losigkeit selb­st ist eine musikalis­che Tat.

  • Lit­er­atur­blogs are bro­ken | The Dai­ly Frown — fabi­an thomas attestiert den “lit­er­atur­blogs” “fehlende Dis­tanz, Gefall­sucht und Harm­losigkeit aus Prinzip” — und angesichts mein­er beobach­tung (die ein eher kleines und unsys­tem­a­tis­ches sam­ple hat) muss ich ihm lei­der zus­tim­men.
  • Inter­view ǀ „Ent-iden­ti­fiziert euch!“ — der Fre­itag — großar­tiges gespräch zwis­chen har­ald fal­ck­en­berg und jonathan meese über wag­n­er, bayreuth, kun­st und den ganzen rest:

    Ja, ich hab total auf lieb Kind gemacht. Ich merk­te ja schon, dass ich im Wag­n­er-Forum so als Mon­ster dargestellt wurde. Ich bin kein Mon­ster. Ich wollte das Ding nur radikalisieren. Ich hab auf nett gemacht und so getan, als wäre ich gar nicht ich selb­st. Was ich ja immer tue. Sei niemals du selb­st. Keine Selb­st­suche, bitte. Keine Pil­ger­fahrt. Keine Möncherei. Ich bin ein­fach wie ’n Spielkind da range­gan­gen, und ich dachte, jet­zt geht’s ab.
    […] Kul­tur ist genau­so beschissen wie Gegenkul­tur. Main­stream ist genau­so beschissen wie Under­ground. Kul­tur und Gegenkul­tur ist das Gle­iche. Poli­tik kannst du nicht mit Kul­tur bekämpfen. Son­dern nur mit Kun­st. Du kannst nicht eine neue Partei grün­den, weil sie genau­so scheiße ist wie jede andere. Du kannst keine neue Reli­gion grün­den, weil sie genau­so scheiße ist wie alle anderen. Du kannst keine neue Eso­terik schaf­fen, weil sie genau­so scheiße ist wie jede andere. Du kannst keine Spir­i­tu­al­ität schaf­fen, die bess­er wäre als alle anderen.
    Jede Partei ist gle­ich scheiße, jede Reli­gion ist gle­ich zukun­ft­sun­fähig, jede Eso­terik ist abzulehnen. Ich benutze Eso­terik, aber ich iden­ti­fiziere mich nicht damit. Ich iden­ti­fiziere mich nicht mit Wag­n­er, ich iden­ti­fiziere mich nicht mit Bayreuth, ich iden­ti­fiziere mich mit gar nichts.
    Ent-iden­ti­fiziert euch! Seid nicht mehr! Seid eine Num­mer! Seid endlich eine Num­mer!
    Das ist geil. Seid kein Name! Seid kein Indi­vidu­um! Seid kein Ich! Macht keine Nabelbeschau, keine Pil­ger­reise, geht niemals ins Kloster, guckt euch niemals im Spiegel an, guckt immer vor­bei!
    Macht niemals den Fehler, dass ihr auf den Trip geht, euch selb­st spiegeln zu wollen. Ihr seid es nicht. Es ist nicht die Wichtigtuerei, die die Kun­st aus­macht, son­dern der Dienst an der Kun­st. Die Kun­st ist völ­lig frei. Meine Arbeit, die ist mir zuzuschreiben, aber nicht die Kun­st. Die spielt sich an mir ab.

  • Eine Bemerkung zur Kom­pe­ten­zori­en­tierung by Fach­di­dak­tik Deutsch -

    »Fak­ten­wis­sen« kommt nicht zuerst, wenn Kom­pe­ten­zori­en­tierung ernst genom­men wird – Kön­nen kommt zuerst. Kom­pe­ten­zori­en­tierung bedeutet, die Ler­nen­den zu fra­gen, ob sie etwas kön­nen und wie sie zeigen kön­nen, dass sie es kön­nen. Weil ich als Lehren­der nicht mehr zwin­gend sagen kann, auf welchem Weg dieses Kön­nen zu erre­ichen ist. Dass dieses Kön­nen mit Wis­sen und Moti­va­tion gekop­pelt ist, ste­ht in jed­er Kom­pe­ten­zde­f­i­n­i­tion. Wer sich damit auseinan­der­set­zt, weiß das. Tut das eine Lehrkraft nicht, ist das zunächst ein­fach ein­mal ein Zeichen dafür, dass sie sich nicht mit Kom­pe­ten­zori­en­tierung beschäftigt hat. Fehlt diese Bere­itschaft, müssen zuerst die Voraus­set­zun­gen dafür geschaf­fen wer­den.

  • Essay zum UN-Weltkul­turerbe: Mord mit besten Absicht­en — taz.de -

    Und immer noch drän­geln die Städte, die Dör­fer, die Regio­nen, dass sie ja als Erste ein­bal­samiert wer­den. Wie die Län­der, die sich um Olymp­is­che Spiele bewer­ben, ohne sich klarzu­machen, dass sie damit ihren Unter­gang her­auf­beschwören wie Griechen­land mit Athen.

  • Wie man nicht für die Vor­rats­daten­spe­icherung argu­men­tiert | saschalobo.com — sascha lobo seziert den tweet von rein­hold gall. wie (fast) immer exzel­lent. schade (und mir unver­ständlich), dass solche texte in den großen, pub­likum­swirk­samen medi­en keinen platz find­en — warum ste­ht das nicht im print-spiegel, der gedruck­ten faz oder süd­deutschen?
  • Sex (und gen­der) bei der Fifa | Männlich-weib­lich-zwis­chen — ein schön­er text zum prob­lem der bes­tim­mung des geschlechts, des biol­o­gis­chen, wie es die fifa ver­sucht — näm­lich über den testos­teron-spiegel. mit dem (inzwis­chen erwart­baren) resul­tat: so kann man das jeden­falls nicht machen.

    an darf also ver­muten und hof­fen, dass auch diese Def­i­n­i­tion von sex zu sportlichen Zweck­en dem­nächst, wie bish­er alle anderen Def­i­n­i­tio­nen auch, als unbrauch­bar und absurd erweisen – aber wohl, eben­falls wie immer, erst zu spät.

Ins Netz gegangen (22.11.)

Ins Netz gegan­gen am 22.11.:

  • Geschäfts­führer des Insti­tus für Lan­deskunde will Mainz­er für His­to­rie begeis­tern — All­ge­meine Zeitung — die AZ stellt anlässlich des neuen geschäfts­führers kai-michael sprengers ihn und das mainz­er insti­tut für lan­deskunde vor.
  • aspek­te Gysi im Gespräch mit Schlin­gen­sief — YouTube — lustig: Christoph Schlin­gen­sief erk­lärt, wie das so war, den “Par­si­fal” in Bayreuth zu insze­nieren
  • 29. Histofloxikon, Vierte Liefer­ung | Geschichte wird gemacht — achim landwehr im histofloxikon über his­torische harken, schneeflock­en auf eis­ber­gen und enden
  • So lügt man mit Sta­tis­tik – Sprachlog — manch­mal ist es ja ganz ein­fach, die fehler der pop­ulis­ten zu zeigen:

    Krämer und der VDS reduzieren mit erstaunlichem sta­tis­tis­chen Missver­stand einen bun­ten Obst­salat auf einen kar­gen Erd­nusskrümel. Aber das mit der Typen-Token-Unter­schei­dung hat man beim VDS ja schon mit Anglizis­men nicht ver­standen.

  • Preda­to­ry sci­ence jour­nal pub­lish­es paper titled: “Get me off your F**king mail­ing list” | Ottawa Cit­i­zen — großar­tig:

    An out­fit call­ing itself the Inter­na­tion­al Jour­nal of Advanced Com­put­er Tech­nol­o­gy is offer­ing to print “research” that is just a rant full of very bad lan­guage.

  • Geheim­di­enst: BND möchte sich vor Gesicht­serken­nung schützen | ZEIT ONLINE — das nen­nt man wohl ironie: BND möchte sich vor Gesicht­serken­nung schützen
  • Andrea Voßhoff ver­sagt als Daten­schutzbeauf­tragte — con­stanze kurz über andrea voßhoff, nominell die deutsche daten­schutzbeauf­tragte:

    Die Bilanz ihres ersten Amt­s­jahres ist desas­trös: Sie blieb in allen Diskus­sio­nen zurück­hal­tend und kon­nte in bald einem Jahr im Amt kein­er­lei Akzente set­zen, was schon fast als Leis­tung anzuse­hen ist, da doch jede Woche eine neue heik­le Daten­prob­lem­lage die Gemüter bewegt.

  • HTTPS und SSL Überwachung — Was der BND wirk­lich will -

    Der einge­baute Inter­essen­skon­flikt zwis­chen einem Schnüf­fel­dienst, der den verdeck­ten Com­put­ere­in­bruch als selb­stver­ständlich­es Mit­tel sein­er Arbeit betra­chtet und dazu auf möglichst lange unent­deck­te Schwach­stellen angewiesen ist, und dem konkreten Inter­esse der Öffentlichkeit, der Behör­den und der Wirtschaft an sicheren und funk­tions­fähi­gen IT-Sys­te­men ist evi­dent. Die Frage, ob das die richtige Strate­gie ist, muss erörtert wer­den und auf die Tage­sor­d­nung der Poli­tik: Soll ein Dienst, der nach dem, was bish­er im NSA-Unter­suchungsauss­chuss bekan­nt­ge­wor­den ist, kaum mehr als eine deutsche Fil­iale der NSA ist, sein offenkundig ver­queres Spiel weit­ertreiben dür­fen und damit den berechtigten Inter­essen aller, die mit den Net­zen arbeit­en und leben, zuwider­han­deln?

  • Überwachung: Was der BND wirk­lich will — con­stanze kurz & frank rieger:

    Der einge­baute Inter­essen­skon­flikt zwis­chen einem Schnüf­fel­dienst, der den verdeck­ten Com­put­ere­in­bruch als selb­stver­ständlich­es Mit­tel sein­er Arbeit betra­chtet und dazu auf möglichst lange unent­deck­te Schwach­stellen angewiesen ist, und dem konkreten Inter­esse der Öffentlichkeit, der Behör­den und der Wirtschaft an sicheren und funk­tions­fähi­gen IT-Sys­te­men ist evi­dent. Die Frage, ob das die richtige Strate­gie ist, muss erörtert wer­den und auf die Tage­sor­d­nung der Poli­tik: Soll ein Dienst, der nach dem, was bish­er im NSA-Unter­suchungsauss­chuss bekan­nt­ge­wor­den ist, kaum mehr als eine deutsche Fil­iale der NSA ist, sein offenkundig ver­queres Spiel weit­ertreiben dür­fen und damit den berechtigten Inter­essen aller, die mit den Net­zen arbeit­en und leben, zuwider­han­deln?

  • Die Hum­boldt-Uni lässt 50.000 Büch­er vergam­meln — nicht nur eine tragödie, son­dern auch eine unglaubliche schlam­perei und dummheit:

    Die Berlin­er Hum­boldt-Uni­ver­sität lässt 50.000 wertvolle Büch­er vergam­meln. Schuld ist ein Loch in der Decke. Die Bände sollen jet­zt ver­nichtet wer­den. Eine bib­lio­phile Tragödie.

  • Geheim­di­enst: Die Anar­chos vom BND | ZEIT ONLINE — Geheim­di­enst: Die Anar­chos vom BND
  • Comet 67P Accom­pa­nies Orches­tra! by KOOSHA — Hear the world’s sounds — hat gern gehört: Comet 67P Accom­pa­nies Orches­tra! by @kooshamusic on #Sound­Cloud
  • Inter­na­tionale Schieds­gerichte: Ungle­iche Geg­n­er | ZEIT ONLINE — die @zeitonline über die absur­ditäten dier pri­vatisierten “Rechtssprechung” vor inter­na­tionalen schieds­gericht­en
  • Sieben Kinder reisen allein durch Deutsch­land — ein Schulex­per­i­ment — Kinder — das ist zwar wed­er so außergewöhn­lich noch so exper­i­mentell, wie die süd­deutsche behauptet, aber trotz­dem ganz nett erzählt:

    Kinder und Jugendliche wer­den heute so stark umsorgt wie keine Gen­er­a­tion vor ihnen. Was passiert, wenn sie mal völ­lig auf sich allein gestellt sind? Eine Berlin­er Schule wagt ein außergewöhn­lich­es Exper­i­ment.

Ins Netz gegangen (21.9.)

Ins Netz gegan­gen am 21.9.:

Ins Netz gegangen (11.12.)

Ins Netz gegan­gen am 11.12.:

  • Kathrin Pas­sig über Wolf­gang Her­rn­dorf und sein Buch »Arbeit und Struk­tur« — Lit­er­atur — Kathrin Pas­sig über Wolf­gan Her­rn­dorf, sein Blog/Buch, das Prob­lem der Ster­be­hil­fe und die Schwierigkeit, sich “vernün­ftig” selb­st zu töten.

    Man hat es nicht leicht mit den Schrift­stellern. Sie vertreten ihre Mei­n­ung schön und überzeu­gend, auch wenn es sich um eine mäßig durch­dachte Mei­n­ung han­delt. Eben­so schwierig ist es mit ihren Fre­un­den. Als ich zusagte, diesen Beitrag zu schreiben, wollte ich für eine bessere Regelung der Ster­be­hil­fe in Deutsch­land plädieren – nicht ger­ade für die Extrem­form der Lib­er­al­isierung, die Her­rn­dorf sich wün­schte, aber doch dafür, dass Ster­be­wil­lige es leichter haben soll­ten als er. Aber vor dem Gesetz beste­ht kein Unter­schied zwis­chen meinem Wun­sch und denen ander­er Hin­terblieben­er, die aus akutem Unglück her­aus die Todesstrafe für Kin­der­mörder fordern, ohne sich dafür zu inter­essieren, dass das Recht noch andere Sit­u­a­tio­nen als die ihre zu berück­sichti­gen hat.

    Es ist ein­fach, anhand von Arbeit und Struk­tur die Nachteile des beste­hen­den Sys­tems zu kri­tisieren. Aber es ergibt sich keineswegs ein­fach daraus, wie ein anderes Sys­tem auszuse­hen hätte.

  • Pub­lika­tion von “Mein Kampf” — “Der Auf­trag ist gestoppt” — Süddeutsche.de — die spin­nen wirk­lich in Bay­ern: Nach 70 Jahren hin und her um Hitlers “Mein Kampf” beschließen sie nun, das sei volksver­het­zend und blasen kurz­er­hand die schon ziem­lich weit fort­geschrit­tene wis­senschaftlich kom­men­tierte Edi­tion des IfZ ab.

    Nun trifft die Staat­sregierung die Entschei­dung im Allein­gang. Das Buch sei volksver­het­zend, sagte Staatskan­zle­ichefin Haderthauer. Wenn Ver­lage das Buch in Zukun­ft veröf­fentlichen woll­ten, werde die Staat­sregierung Strafanzeige stellen./

  • ZDF-Geschichts­fernse­hen: Pein­lich­ste Miss­geschicke der His­to­ry — FAZ — Nach­dem ich gele­sen habe, was Ste­fan Nigge­meier über die ZDF-Ver­suche, mit Geschichte Fernse­hen und Quote zu machen, geschrieben hat, möchte ich mir den Kram wirk­lich nicht mehr anse­hen:

    Manch­mal wirkt es, als mussten die Autoren blind in einen Con­tain­er mit wiederzu­ver­w­er­ten­dem Mate­r­i­al greifen und es irgend­wie zu einem gemein­samen Ober­be­griff zusam­men­klöp­peln.

  • xkcd: File Exten­sions — xkcd ist heute mal wieder außergewöhn­lich gut:
  • Twit­ter / medieval­gill: Feel­ing frisky? Pls con­sult … — RT @AndyKesson: For those who missed it, the medieval sex flow chart, cour­tesy of @sirthopas and @medievalgill. Stop! Sin!
  • Zustell­prax­is von Paket­di­en­sten: Post war da — Geld — Süddeutsche.de — Jour­nal­is­mus ist anders: Eine SZ-Schreiberin hat ihr Paket nicht bekom­men. Und schimpft. Ohne die Gegen­seite zu hören
  • Georg Büch­n­er: Ausstel­lung zum 200. Geburt­stag | ZEIT ONLINE — Der Tagesspiegel ist von der Darm­städter Büch­n­er-Ausstel­lung auch nicht so ganz begeis­tert:

georg kleins ideen von den deutschen

georg klein zählt ja nicht ger­ade zu meinen lieblingsautoren – wer schrift­steller wie jir­gl, kurzeck etc. schätzt, wird das auch sel­ten tun. als kleine nachtlek­türe zwis­chen­durch lässt er sich aber noch aushal­ten. etwa sein erzäh­lungs­band von den deutschen (ham­burg: rowohlt 2002). der ist ziem­lich typ­isch für seine art zu schreiben – näm­lich größ­ten­teils harm­los – oder sog­ar ganz? jeden­falls ist das zweifel­los ganz und gar glänzend erzählt. aber auch oft mit dem ein­druck, es gin­ge nur noch um das erzählen an sich: das mit­tel ist zum zweck gewor­den. typ­isch ist dafür die per­fek­te beherrschung des erzäh­lerischen handw­erks. aber es wird auch bloß noch als handw­erk betrieben, nicht mehr als kun­st. dafür fehlt den tex­ten näm­lich die dringlichkeit, der durch nichts zu bändi­gende drang zur äußerung, zur mit­teilung, der sich nur in der kün­st­lerischen for­mung, der tex­tkon­sti­tu­tion äußern kann. ein neben georg klein für eine solche schreib­weise exem­plar­isch ste­hen­der autor ist etwa bodo kirch­hoff, auch hel­mut krauss­er vefällt solchen ten­den­zen manch­mal. das ist ja alles über­haupt nicht ehren­rührig. was mich an solchen autoren (weniger an kirch­hoff, dafür beson­ders an klein und krauss­er) am meis­ten stört, ist ihre behaup­tung und wom­öglich sog­ar überzeu­gung, das sei wirk­lich schon große kun­st, sei erzählen auf der höhe der zeit oder wie auch immer man das aus­drück­en will. und das stimmt ein­fach nicht. es muss ja gar nicht immer mod­ernistisch oder (for­mal) avant­gardis­tisch sein. aber ger­ade diese erzäh­lun­gen von klein sind ein­fach nur nette unter­hal­tung, die so tun, als seien sie was beson­deres – genau das richtige eigentlich für das heute offen­bar (wenn man sich die verkauf­szahlen bes­timmter büch­er, etwa – auch so ein lieblings­beispiel von mir – daniel kehlmann, anschaut) weit ver­bre­it­ete pseu­do-bil­dungs-bürg­er­tum, das nur noch die erbärm­lichen reste von bil­dung besitzt, sich aber immer noch in der priv­eligierten lage der ken­ner und wis­senden glaubt. solche leser haben an diesen erzäh­lun­gen bes­timmt viel spaß, dafür sorgt auch noch die ten­denz zum alle­gorischen auf­bau der geschicht­en – aber let­ztlich scheint es mir fast immer irgend­wie ins leere zu laufen: man spürt die bemühun­gen und ist ver­stimmt – so funk­tion­iert kun­st nicht, insofern er sein selb­st­gesteck­tes ziel per­ma­nent knapp zu ver­fehlen scheint, knapp unter der mess­lat­te ihn die kräfte ver­lassen. was bleibt, ist ein­fach harm­lose augen­wis­cherei, zudem in vie­len teilen erschreck­end schnulzig und har­monieseel­ig (etwa „der gute ray“), auch mal mit exo­tis­chen zutat­en (vor­wiegend lokalitäten, „lm lande od“). erschreck­end ist das, denn ger­ade die hier ver­bre­it­ete harm­losigkeit ist ja beson­ders gefährlich: sie täuscht über den wahren zus­tand von kun­st und welt, sie sug­geriert längst nicht mehr vorhan­dene möglichkeit­en des guten, gelin­gen­den, erfül­len­den lebens, des richti­gen ver­hal­tens und führt den leser damit nicht nur in eine ästhetis­che (und philosophis­che) falle, son­dern auch unbarmherzig ins abseits, ins reich der lügen. und von dort ist es dann wirk­lich nicht mehr weit bis ins reich der vor­abend-tv-serien – das ist dann wahrschein­lich nur noch eine frage der unter­schiedlichen herkun­ft, erziehung, des divergieren­den habi­tus: georg klein als tv-schnulze für leser….

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