georg klein zählt ja nicht gerade zu meinen lieblingsautoren – wer schriftsteller wie jirgl, kurzeck etc. schätzt, wird das auch selten tun. als kleine nachtlektüre zwischendurch lässt er sich aber noch aushalten. etwa sein erzählungsband von den deutschen (hamburg: rowohlt 2002). der ist ziemlich typisch für seine art zu schreiben – nämlich größtenteils harmlos – oder sogar ganz? jedenfalls ist das zweifellos ganz und gar glänzend erzählt. aber auch oft mit dem eindruck, es ginge nur noch um das erzählen an sich: das mittel ist zum zweck geworden. typisch ist dafür die perfekte beherrschung des erzählerischen handwerks. aber es wird auch bloß noch als handwerk betrieben, nicht mehr als kunst. dafür fehlt den texten nämlich die dringlichkeit, der durch nichts zu bändigende drang zur äußerung, zur mitteilung, der sich nur in der künstlerischen formung, der textkonstitution äußern kann. ein neben georg klein für eine solche schreibweise exemplarisch stehender autor ist etwa bodo kirchhoff, auch helmut krausser vefällt solchen tendenzen manchmal. das ist ja alles überhaupt nicht ehrenrührig. was mich an solchen autoren (weniger an kirchhoff, dafür besonders an klein und krausser) am meisten stört, ist ihre behauptung und womöglich sogar überzeugung, das sei wirklich schon große kunst, sei erzählen auf der höhe der zeit oder wie auch immer man das ausdrücken will. und das stimmt einfach nicht. es muss ja gar nicht immer modernistisch oder (formal) avantgardistisch sein. aber gerade diese erzählungen von klein sind einfach nur nette unterhaltung, die so tun, als seien sie was besonderes – genau das richtige eigentlich für das heute offenbar (wenn man sich die verkaufszahlen bestimmter bücher, etwa – auch so ein lieblingsbeispiel von mir – daniel kehlmann, anschaut) weit verbreitete pseudo-bildungs-bürgertum, das nur noch die erbärmlichen reste von bildung besitzt, sich aber immer noch in der priveligierten lage der kenner und wissenden glaubt. solche leser haben an diesen erzählungen bestimmt viel spaß, dafür sorgt auch noch die tendenz zum allegorischen aufbau der geschichten – aber letztlich scheint es mir fast immer irgendwie ins leere zu laufen: man spürt die bemühungen und ist verstimmt – so funktioniert kunst nicht, insofern er sein selbstgestecktes ziel permanent knapp zu verfehlen scheint, knapp unter der messlatte ihn die kräfte verlassen. was bleibt, ist einfach harmlose augenwischerei, zudem in vielen teilen erschreckend schnulzig und harmonieseelig (etwa „der gute ray“), auch mal mit exotischen zutaten (vorwiegend lokalitäten, „lm lande od“). erschreckend ist das, denn gerade die hier verbreitete harmlosigkeit ist ja besonders gefährlich: sie täuscht über den wahren zustand von kunst und welt, sie suggeriert längst nicht mehr vorhandene möglichkeiten des guten, gelingenden, erfüllenden lebens, des richtigen verhaltens und führt den leser damit nicht nur in eine ästhetische (und philosophische) falle, sondern auch unbarmherzig ins abseits, ins reich der lügen. und von dort ist es dann wirklich nicht mehr weit bis ins reich der vorabend-tv-serien – das ist dann wahrscheinlich nur noch eine frage der unterschiedlichen herkunft, erziehung, des divergierenden habitus: georg klein als tv-schnulze für leser….