Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Schlagwort: christentum

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Ins Netz gegan­gen am 24.5.:

  • Diese Augen lügen | Zeit → kai bier­mann über die (sys­tem­be­d­ingte) unsicher­heit und unsin­nigkeit, bio­metrische dat­en als zugangss­chlüs­sel zu ver­wen­den

    Weltweit wer­den bio­metrische Dat­en einge­set­zt, um Dinge zu sich­ern – obwohl Bio­me­trie dazu nicht geeignet ist.

  • Wolf­gang Aben­droth. Poli­tik — Geschichte — Arbeit­er­be­we­bung → ein schönes pro­jekt, das wolf­gang aben­droth und seine denkweise ver­füg­bar macht:

    Der Staat­srechtler, Poli­tologe und His­torik­er Wolf­gang Aben­droth (1906 – 1985) gilt als ein­er der prä­gend­sten poli­tis­chen Intellek­tuellen der frühen Bun­desre­pub­lik. […] Von Aben­droth sind zahlre­iche Schriften über­liefert, die derzeit vom Offizin Ver­lag in ein­er wis­senschaftlichen Aus­gabe her­aus­gegeben wer­den. […] In ein­er Koop­er­a­tion von Rosa-Lux­em­burg-Stiftung, Offizin Ver­lag und Dis­tel Ver­lag wer­den auf dieser Web­site erst­ma­lig auch dig­i­tal­isierte Tonauf­nah­men von Wolf­gang Aben­droth veröf­fentlicht.
    Diese Auf­nah­men geben nur Facetten der The­men Aben­droths wieder. Erkennbar wird aber der poli­tis­che Lehrer Wolf­gang Aben­droth, der es ver­stand, gesellschaftliche Grund­la­gen zu ver­mit­teln und tausende Zuhör­er in den Bann zu ziehen.

  • Tro­jan­er marsch?| LTO → ulf buer­mey­er über die idi­o­tis­che idee der bun­desregierung, die staatliche überwachung in deutsch­land noch mas­siv­er auszuweit­en — per tro­jan­er

    Wie kein anderes Ermit­tlungsvorge­hen erlaubt es die Online-Durch­suchung, Men­schen zum Objekt der Ausspähung zu machen. Gegen keine andere Meth­ode ist man so wehr­los, denn der direk­te Zugriff auf das Sys­tem dient ger­ade dem Zweck, Ver­schlüs­selungsver­fahren zu umge­hen, also den infor­ma­tionellen Selb­stschutz ins Leere laufen zu lassen. Keine andere Ermit­tlungsvari­ante bietet ins­ge­samt ein ver­gle­ich­bares total­itäres Poten­tial. […] Ein der­art lax­er Umgang mit den ohne­hin weit­en Spiel­räu­men, die der Erste Sen­at für die Quellen-TKÜ gelassen hat, kann nur als bewusste Pro­voka­tion des BVer­fG inter­pretiert wer­den. […] Soft­ware-Sicher­heit­slück­en sind das Sen­f­gas des Infor­ma­tions-Zeital­ters, ihr Ein­satz zum Hack­en von IT-Sys­te­men muss inter­na­tion­al geächtet wer­den.

  • Eine neue Sym­bol­de­bat­te um das Hum­boldt­fo­rum | FAZ → wun­der­bar­er text von andreas kilb über den unsinn, auf da hum­boldt­fo­rum in berlin eine kreuzrep­lik zu set­zen:

    Wer das Kreuz errichtet, macht Poli­tik. Geschicht­spoli­tik, Sym­bol­poli­tik, Muse­um­spoli­tik.

Ins Netz gegangen (18.6.)

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  • Ste­fan Nigge­meier | Der Ehrgeiz des Ste­fan Raab — ste­fan nigge­meier schreibt einen nachruf auf ste­fan raab (zumin­d­est liest es sich über weite streck­en so …)
  • Pro­fil, ver­schachert für 25 Cent — con­stanze kurz in ihrer faz-kolumne über die selt­same dig­i­talpoli­tik der kan­z­lerin

    Warum sollte sich aber daran in Zukun­ft nicht mehr nur ein klein­er Kreis von Konz­er­nen eine gold­ene Nase ver­di­enen, son­dern plöt­zlich – falls endlich die stören­den Skep­tik­er aus dem Weg gehen – Big Data zum Segen für die deutsche Wirtschaft wer­den? Glaubt die Bun­deskan­z­lerin, die Big-Data-Könige wer­den ihre Serv­er-Hallen, Cloud-Stan­dorte und Rechen­zen­tren neb­st den Forschungszen­tren und den klüg­sten Data-Min­ing-Köpfen, die sie inter­na­tion­al eingekauft haben, den deutschen Unternehmern abtreten, wenn diese nur ihre skep­tis­che Hal­tung able­gen?

  • Rachel Dolezal: Die Far­ben­frage | ZEIT ONLINE — ein sehr kluger, aus­führlich­er und abwä­gen­der text von nils mark­wardt über rachel dolezal, schwarz und weiß und die (aus deutscher/meiner sicht reich­lich merk­würdig anmu­tende) diskus­sion um “rasse” als iden­titäts­mark­er

    Doch was fol­gt nun aus dem Ganzen? Sofern race eine soziale Kon­struk­tion ist, stellt sich die hypo­thetis­che Frage, ob das Pass­ing von Rachel Dolezal nicht zumin­d­est dann legit­im gewe­sen wäre, wenn sie mit offe­nen Karten gespielt hätte, wenn sie also von vorn­here­in pub­lik gemacht hätte, dass sie als Weiße geboren wurde, sich aber als Schwarze fühlt.
    Doch selb­st dann hätte dieser Fall ein entschei­den­des Prob­lem, das sich aus ein­er his­torischen Unter­drück­ungs­geschichte ableit­et. Wenn man solch ein tran­sra­cial-Konzept radikal zu Ende denkt, hieße dies ja, dass let­ztlich jede Form eth­nis­ch­er Selb­st­beschrei­bung indi­vidu­ell ver­han­del­bar würde. Und dies würde dann, zumin­d­est bis zu einem gewis­sen Grade, eben­falls bedeuten, dass let­ztlich auch jene affir­ma­tiv­en schwarzen Iden­tität­skonzepte, etwa black­ness oder négri­tude, die nicht zulet­zt auch als Reak­tion auf jahrhun­derte­lange Repres­sion durch Weiße ent­standen sind, obso­let wür­den oder sich zumin­d­est soweit öff­nen müssten, dass auch Weiße “I’m proud to be black” sagen kön­nten.
    Sprich: Man hätte, wenn auch unge­wollt und mit den Mit­teln weißer dekon­struk­tivis­tis­ch­er Essen­tial­is­muskri­tik, aber­mals eine Sit­u­a­tion, in der Schwarzen gesagt wird, wie sie ihre Kul­tur zu definieren haben.

  • Wie ich Fem­i­nist wurde | Log­buch Suhrkamp — ein sehr per­sön­lich­er, auf­schlussre­ich­er und inter­es­san­ter text von thomas mei­necke (fast eine art beken­nt­nis), im dem es um den weg zum selb­st und zum schreiben (und auch: dem ver­ste­hen von welt und men­sch) geht

    In diesem ästhetisch-poli­tis­chen Spalt lassen sich diskur­sive Romane ver­fassen, die von anderen Din­gen erzählen als jene, die von den großen männlichen, ver­meintlich geschlosse­nen, auf jeden Fall sich als autonom insze­nieren­den Autor-Sub­jek­ten (oft als Genies beze­ich­net) ver­fasst wur­den (und weit­er­hin munter ver­fasst wer­den). Die große Bina­rität, wie sie dem an der Kat­e­gorie der Klasse ori­en­tierten poli­tis­chen Denken und Schreiben anhaftete, wurde nun durch einen genauen Blick auf die kleinen Unter­schiede, auf sub­tile Ver­schiebun­gen und Mod­u­la­tio­nen abgelöst

  • Trea­sure In Heav­en | Lapham’s Quar­ter­ly — peter brown über die “kam­pagne” des frühen chris­ten­tums und beson­ders hierony­mus’, euer­getismus in christlich­es almosen­geben zu ver­wan­deln

    Alto­geth­er, to accept Chris­t­ian preach­ing was to make a major shift in one’s image of soci­ety. In terms of the social imag­i­na­tion, it involved noth­ing less than mov­ing from a closed uni­verse to an open one. We begin, in the clas­si­cal world, with a hon­ey­comb of lit­tle cities, in each of which the rich thought of nur­tur­ing only their fel­low cit­i­zens, with lit­tle regard to whether any of them were poor. We end, in Chris­t­ian times, with an open uni­verse, where soci­ety as a whole—in town and coun­try­side alike—was seen to be ruled, as if by a uni­ver­sal law of grav­i­ty, by a sin­gle, bleak divi­sion between rich and poor. The duty of the Chris­t­ian preach­er was to urge the rich no longer to spend their mon­ey on their beloved, well-known city, but to lose it, almost heed­less­ly, in the face­less mass of the poor. Only that utter­ly coun­ter­fac­tu­al gesture—a ges­ture that owed noth­ing to the claims of one’s home­town or of one’s fel­low citizens—would earn the rich “trea­sure in heav­en.”

  • Der Pianist Mau­r­izio Polli­ni im Inter­view — ein sehr, sehr gutes, inter­es­santes und intel­li­gentes gespräch zwis­chen zwei beethoven-lieb­habern, jan brach­mann und mau­r­izio polli­ni, anlässlich der vol­len­dung sein­er auf­nahme aller beethoven-sonate

    Es gibt in Beethovens Musik Momente, die in die Nähe religiös­er Erfahrung führen kön­nen. Momente von gesteigertem Enthu­si­as­mus. Ich will das gar nicht leug­nen. Ich per­sön­lich finde, dass man nicht notwendi­ger­weise an Reli­gion denken muss, um diese Musik zu würdi­gen. Es ist nur deren Größe, welche die ästhetis­che Begeis­terung schnell ins Religiöse umschla­gen lassen kann.[…] Das Prob­lem liegt darin, dass Beethovens Werke so vielgestaltig sind. Er wech­selt Stil und Stim­mung von Stück zu Stück. Es wieder­holt sich nichts. Deshalb sind diese Sonat­en so schw­er zu spie­len. Die Ken­nt­nis der einen Sonate hil­ft Ihnen über­haupt nicht weit­er bei der näch­sten.

  • Dop­pelte Unfall­ge­fahr: Helmträger in Mün­ster öfter im Kranken­haus | Rad­helm­fak­ten — eine etwas beun­ruhi­gende samm­lung von dat­en der unfall­sta­tis­tiken: es scheint so, dass die ver­let­zungsrate bei helmträgern in unfällen deut­lich größer ist als bei nicht-helmträgern. das wider­spricht schön jed­er all­t­agslogik — und es ist über­haupt nicht klar, warum das so ist …
  • DER NERD: EINE MINI-PHÄNOMENOLOGIE | Das Schön­ste an Deutsch­land ist die Auto­bahn — sehr coole über­legun­gen von georg seeßlen zum nerd­tum, der pop-)kultur und ins­beson­dere dem deutschen nerd:

    Jede Kul­tur hat die Nerds, die sie ver­di­ent. Den Geist ein­er Com­ic-Serie, eines TV-Events, eines Star-Ima­gos oder ein­er Buchrei­he, ein­er Sportart, ein­er Kom­mu­nika­tion­stech­nik, ein­er Pro­duk­tlin­ie erken­nt man an ihren Nerds.[…] Der deutsche Nerd liebt nicht, was er sich erwählt hat, son­dern er has­st, was dem ent­ge­gen oder auch nur außer­halb ste­ht. Der deutsche Nerd denkt immer hier­ar­chisch. Er will unbe­d­ingt Ober-Nerd wer­den. Er will das Nerd-Tum organ­isieren. Statt Exege­sen pro­duziert er Vorschriften, statt Gottes­di­en­sten seines Kultes hält er Gerichte.

Ins Netz gegangen (5.1.)

Ins Netz gegan­gen am 5.1.:

  • Kolumne Bess­er: Wie der Herr, so’s Gescherr — taz.de — das gibt’s auch nicht jeden tag: dass ich deniz yücel zus­timme und seinen text auch noch gut finde. dank “pegida”-blödsinn ist’s möglich (und nötig!) — also lesen!:

    Pegi­da find­et die „Lügen­presse“ doof, die „Lügen­presse“ find­et Pegi­da doof. Aber es gibt Aus­nah­men: Stephan, Weimer, Matussek, Broder, di Loren­zo.

  • 32. Lep­an­to oder Der fort­ge­set­zte Miss­brauch der Ver­gan­gen­heit | Geschichte wird gemacht — achim landwehr beschäftigt sich (notge­drun­gen …) mit dem umstand, dass der afd-poli­tik­er ein­fach mal ohne anlass in der fas ohne beson­dere his­torische ken­nt­nis über die schlacht von lep­an­to schreibt.

    Was ler­nen wir aus diesem anson­sten gän­zlich zu ver­nach­läs­si­gen­den Beitrag?

    Miss­brauche nicht die Ver­gan­gen­heit in vere­in­fachen­der und ver­fälschen­der Form für bil­lige poli­tis­che Anliegen der Gegen­wart.
    Wenn du schon von dieser Ver­gan­gen­heit erzählst, dann tue es in möglich­er kom­plex­er, möglichst zahlre­iche Aspek­te berück­sichti­gen­der Form.
    Wenn du schon einen Artikel schreib­st, in dem bil­lige Ressen­ti­ments gegen Andere bedi­ent wer­den, dann schreibe wenig­stens einen guten Artikel. Üble Beiträge mit üblen Inhal­ten sind eine dop­pelte Belei­di­gung.
    Wenn du etwas aus Lep­an­to ler­nen willst, dann lerne dies: Es ist wirk­lich für alle Beteiligten bess­er, auf gegen­seit­ige Anerken­nung und Zusam­me­nar­beit zu set­zen als auf gegen­seit­iges Abschlacht­en.

    Muss man so etwas wirk­lich noch hin­schreiben?

  • Kraut von Rüben sortiert – Krautre­porter durchgezählt | Ver­wick­eltes — marc mit eini­gen inter­es­san­ten beobach­tun­gen und bemerkun­gen zu den “krautre­portern”. einiges deckt sich mit mein­er eige­nen erfahrung — etwa das gen­ervt­sein von den tilo-jung-plaud­er­stünd­chen. jeden­falls haben es die “krautre­portern”, denen ich ja gerne geld bezahlt habe (und so arg viel war es ja auch gar nicht) noch nicht geschafft, zu einem wichti­gen teil meines medi­enkon­sums zu wer­den — ich vergesse immer mal wieder, das zu check­en …
  • Höhlen: Geh zum Teufel! | ZEIT ONLINE — “Die Welt brauchte viel weniger Psy­chophar­ma­ka, wenn die Leute öfter in Höhlen gehen wür­den.” >
  • Das Auge liest mit — Nur wenige Lit­er­at­en nutzen die Ober­fläche ihrer Texte als eigen­ständi­ge Aus­drucks­form oder machen sich die Mühe, die materielle Grund­lage ihrer Texte — die Schrift – zu reflek­tieren. — fea­ture von jochen meißn­er, ca. 54 minuten
  • France’s rock star econ­o­mist Thomas Piket­ty turns down Legion of Hon­our | World news | The Guardian — piket­ty scheint ein mann mit charak­ter zu sein:

    French econ­o­mist Thomas Piket­ty has spurned the Legion of Hon­our, the country’s high­est dis­tinc­tion, on the grounds that the gov­ern­ment should not decide who is hon­ourable.

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