Der “Spiegel” schreibt über die “Tafel”-Bewegung und ihre Probleme. Und er schafft es, das zentralste aller Probleme mit dieser Organisation vollkommen auszublenden: Ihre Notwendigkeit. Denn sollte es in einem der reichsten Länder der Welt nicht selbstverständlich sein, dass der Staat, der dafür mannigfaltige Instrumente (die aus Abgaben der Bevölkerung bezahlt werden) zur Verfügung hat, eine grundsätzliche Lebenssicherung seiner gesamten Bevölkerung und nicht nur der arbeitenden gewährleisten? Das ist auch genau der Grund, warum ich die “Tafeln” — so ehrenwert sie im Einzelnen sind — für die falsche Aktion halte: Die gnadenvolle und barmherzig Abgabe von “Rest”-Lebensmitteln an Bedürftigen — das ist ein Rückfall ins katholische 19. Jahrhundert. Die richtige Lösung ist natürlich der Anspruch auf entsprechende Versorgungsleistungen, z.B. eben über ausreichende Hartz-IV-Sätze. Dass der “Spiegel” das nicht merkt, halte ich für ziemlich schwach — und typisch, denn dieser Punkt geht in der Diskussion immer wieder verloren.
Mancherorts übernahmen die Wohltätigkeitsvereine Aufgaben des Sozialstaats.
So heißt es dann auch noch — fast wie im Hohn — im “Spiegel”-Artikel, wenn es um Zusatzleistungen der “Tafeln” wie Kursangebote etc. geht. Mir bleibt fast die Sprache weg, wenn ich so etwas lese.