Ins Netz gegangen am 27.9.:
- Die Dropboxisierung des Lehrernachwuchses | Bob Blume → bob blume über das hemmungslose teilen und unreflektierte weiterverwenden von unterrichtsmaterial:
Zwischen Kollaboration und dreistem Plagiat führt heutzutage ein schmaler Grat. Schlimmer als Arbeitsblätter abzugreifen und nichts selbst zu produzieren ist aber der Gedanke, der dahinter steht.
- Archäologen erforschen Achtzigerjahre | Spiegel → kurzes interview mit dem archäologen attila dészi, der die “freie republik wendland” ausgräbt und damit für archäologen ungewohnt zeitgeschichte beforscht
Denn die Archäologie leistet Beiträge, die andere Disziplinen nicht abdecken können. Dazu zählt etwa die Erforschung von Alltagsgegenständen. Wer sollte sonst herausfinden, was von der “Republik Freies Wendland” heute noch übrig ist.
- Wir müssen über Nazis reden | Moritz Hoffmann → der historiker moritz hoffmann über nazis, die afd, erinnerungspolitik und das deutsche parlament
- Philosoph Wolfgang Welsch: «Das angeblich Eigene ist hochgradig fiktiv» | NZZ → ein sehr gutes interview mit dem philosophen wolfgang welsch über kultur, identität, nationalismen etc. und vielen klugen antworten:
In solchen Zeiten ist der Rückgriff auf angeblich Eigenes und Bewährtes ein simples Mittel der Selbstversicherung. Aber es hilft nur der Seele. Praktisch ist es völlig unproduktiv: Das angeblich Eigene und Bewährte stellt sich bei näherer Betrachtung als hochgradig fiktiv heraus. […] Wir sind, genau betrachtet, alle kulturelle Mischlinge. Die Identitäten sind nicht mehr kernartig, sondern straussartig oder netzwerkartig verfasst: Sie gehen über die Grenzen der alten Kulturen und nationalen Kulturfiktionen hinaus, sie vereinen lokale, regionale und globale Elemente in sich und sind in diesem Sinn transkulturell. Wenn die Bürger ihre faktische Transkulturalität anerkennen, wäre damit für die Praxis viel gewonnen. Wer sich seiner eigenen inneren kulturellen Pluralität bewusst geworden ist, der wird im Fremden auch Eigenes erkennen, anstatt von vornherein auf Abwehr zu schalten. […] Im Übrigen ist Differenzbildung für Individuierung unerlässlich – man muss anders sein als andere oder auf seine eigene Weise ähnlich sein wie andere. Aber das Differente darf doch nicht als das ganz Andere – das Fremde, das nicht die gleichen Rechte wie man selbst hat – angesehen werden. Das ist der Fehler von Kleinkindern. […] Es ist gut, ein Standbein zu haben, und für viele Menschen bildet die lokale, regionale oder nationale Identität dieses Standbein. Aber das Standbein darf nicht zum Klumpfuss werden, und es ist nichts ohne ein Spielbein.
- Boomen die Geisteswissenschaften, und niemand merkt es?| NZZ → die antwort: vielleicht, irgendwie schon. aber vielleicht auch nicht mehr lange. es ist — wie halt immer — kompliziert …