Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Schlagwort: archäologie Seite 1 von 2

spinnweben zwischen holz, schwarz-weiß

Ins Netz gegangen (27.9.)

Ins Netz gegan­gen am 27.9.:

  • Die Drop­box­isierung des Lehrernach­wuch­ses | Bob Blume → bob blume über das hem­mungslose teilen und unre­flek­tierte weit­er­ver­wen­den von unter­richts­ma­te­r­i­al:

    Zwis­chen Kol­lab­o­ra­tion und dreis­tem Pla­giat führt heutzu­tage ein schmaler Grat. Schlim­mer als Arbeits­blät­ter abzu­greifen und nichts selb­st zu pro­duzieren ist aber der Gedanke, der dahin­ter ste­ht.

  • Archäolo­gen erforschen Achtziger­jahre | Spiegel → kurzes inter­view mit dem archäolo­gen atti­la dészi, der die “freie repub­lik wend­land” aus­gräbt und damit für archäolo­gen unge­wohnt zeit­geschichte beforscht

    Denn die Archäolo­gie leis­tet Beiträge, die andere Diszi­plinen nicht abdeck­en kön­nen. Dazu zählt etwa die Erforschung von All­t­ags­ge­gen­stän­den. Wer sollte son­st her­aus­find­en, was von der “Repub­lik Freies Wend­land” heute noch übrig ist.

  • Wir müssen über Nazis reden | Moritz Hoff­mann → der his­torik­er moritz hoff­mann über nazis, die afd, erin­nerungspoli­tik und das deutsche par­la­ment
  • Philosoph Wolf­gang Welsch: «Das ange­blich Eigene ist hochgr­a­dig fik­tiv» | NZZ → ein sehr gutes inter­view mit dem philosophen wolf­gang welsch über kul­tur, iden­tität, nation­al­is­men etc. und vie­len klu­gen antworten:

    In solchen Zeit­en ist der Rück­griff auf ange­blich Eigenes und Bewährtes ein sim­ples Mit­tel der Selb­stver­sicherung. Aber es hil­ft nur der Seele. Prak­tisch ist es völ­lig unpro­duk­tiv: Das ange­blich Eigene und Bewährte stellt sich bei näher­er Betra­ch­tung als hochgr­a­dig fik­tiv her­aus. […] Wir sind, genau betra­chtet, alle kul­turelle Mis­chlinge. Die Iden­titäten sind nicht mehr kernar­tig, son­dern straus­sar­tig oder net­zw­erkar­tig ver­fasst: Sie gehen über die Gren­zen der alten Kul­turen und nationalen Kul­tur­fik­tio­nen hin­aus, sie vere­inen lokale, regionale und glob­ale Ele­mente in sich und sind in diesem Sinn tran­skul­turell. Wenn die Bürg­er ihre fak­tis­che Tran­skul­tur­al­ität anerken­nen, wäre damit für die Prax­is viel gewon­nen. Wer sich sein­er eige­nen inneren kul­turellen Plu­ral­ität bewusst gewor­den ist, der wird im Frem­den auch Eigenes erken­nen, anstatt von vorn­here­in auf Abwehr zu schal­ten. […] Im Übri­gen ist Dif­ferenz­bil­dung für Indi­viduierung uner­lässlich – man muss anders sein als andere oder auf seine eigene Weise ähn­lich sein wie andere. Aber das Dif­fer­ente darf doch nicht als das ganz Andere – das Fremde, das nicht die gle­ichen Rechte wie man selb­st hat – ange­se­hen wer­den. Das ist der Fehler von Kleinkindern. […] Es ist gut, ein Stand­bein zu haben, und für viele Men­schen bildet die lokale, regionale oder nationale Iden­tität dieses Stand­bein. Aber das Stand­bein darf nicht zum Klump­fuss wer­den, und es ist nichts ohne ein Spiel­bein.

  • Boomen die Geis­teswis­senschaften, und nie­mand merkt es?| NZZ → die antwort: vielle­icht, irgend­wie schon. aber vielle­icht auch nicht mehr lange. es ist — wie halt immer — kom­pliziert …
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  • Der Hype um die Smart City| taz → julia manske mag dem trend zur “smart city” nicht vor­be­halt­los zus­tim­men — mit guten argu­menten

    Dafür zu plädieren, dass die Bürg­er bre­it­flächig ihre Dat­en in der ver­net­zten Stadt teilen sollen, nur weil dies in anderen Län­dern geschieht, ist ein Fehler. Vieles ist heute mit Dat­en möglich, eben­so wie vieles im Bio-Engi­neer­ing-Bere­ich möglich ist. Den­noch haben wir uns darauf geeinigt, nicht alles zuzu­lassen. Wir soll­ten Ideen entwick­eln, wie der Schutz der Pri­vat­sphäre Teil der zukün­ftig ver­net­zten Stadt wer­den kann.

  • On Walk­a­bil­i­ty: An Inter­view with Jeff Speck| park­si­fy → inter­es­santes inter­view mit dem amerikanis­chen stadt­plan­er speck über das konzept “walk­a­bil­i­ty” und die förderung der fußgänger­fre­undlichkeit von städten
  • Dom des Apos­tels der Deutschen ent­deckt | Welt → sven felix keller­hoff nur ein biss­chen reißerisch über die kirchenaus­grabung in mainz (unter st. johan­nis) — nichts wesentlich­es neues, aber ganz nett geschrieben (aber: dass die “welt” die weite, stra­paz­iöse anreise nach mainz nicht mehr selb­st finanzieren kann — ganz schön erbärm­lich …)
  • Smart Homes erin­nern immer mehr an Strafvol­lzug | SZ → adri­an lobe mit einem daten­schutzkri­tis­chen ein­wurf zum “smart home”

  • Ken Vandermark’s Inde­fati­ga­ble Dri­ve and Avant-Garde Vision | band­camp
    → inter­es­san­ter inter­view-text mit dem großar­ti­gen ken van­der­mark über musik, kol­lab­o­ra­tio­nen, labels und den ver­trieb abseit­iger (exper­i­menteller) impro­visiert­er musik …
geknüpftes netz (knoten)

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Ins Netz gegangen (7.12.)

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  • Mehrsprachigkeit : Ein Kind, drei Sprachen | ZEIT — mar­tin spiewak hat für die “Zeit” aufgeschrieben, wie kinder mit mehrsprachigkeit umge­hen — näm­lich in der regel pos­i­tiv.
  • Dichter und Com­put­er im radikalen Zwiege­spräch | FAZ.net — elke heine­mann geht in der FAZ der frage nach, wie dig­i­tal­isierung (die hier vor allem com­put­er­isierung meint) die lyrik verän­dert bzw. verän­dern kann/könnte/wird …

    Viele Lit­er­atur­gat­tun­gen näh­ern sich vor­sichtig den Maschi­nen an, nur die Lyrik hat Berührungsäng­ste. Wie dig­i­tal kann ein Gedicht sein?

  • Mar­lene Streeruwitz: Die Stunde der Wahrheit des Geldes | derStandard.at — mar­lene streeruwitz über die auflö­sung der demokratis­chen gesellschaft ins lachen, am beispiel der usa & don­ald trump: “Die Entwer­tung demokratis­chen Ver­han­delns in der Gesellschaft erfol­gt über die Entwer­tung von Min­der­heit­en.”

    So wird das Prinzip der Geschwis­ter­lichkeit aus der poli­tis­chen Kul­tur ent­fer­nt. Demokratie war geschwis­ter­lich gedacht. Ver­ant­wor­tung füreinan­der sollte das Prinzip sein. Die Über­nahme von Pflicht­en und die gerechte Verteilung der Rechte waren vorge­se­hen. Das bedeutete je neues Ver­han­deln der Aufteilung der Rechte und der Über­nahme von Pflicht­en. Denn. Die Grun­drechte der Per­son acht­end kann es keine endgültige Regelung dieser Verteilung geben. Es muss stets neu ver­han­delt wer­den. Kein­er und keine soll über den anderen ste­hen. Und. Um das leben zu kön­nen, müssen alle daran Beteiligten sich ihrer Grun­drechte bewusst sein. Alle müssen den Wert der Per­son an den Grun­drecht­en messen und daraus auf ihren eige­nen Wert und den der anderen schließen. Der Wert muss bewusst sein.
    […] Das Grun­drecht der Per­son auf Würde ist im Lachen der anderen aufgelöst.

    Das ist dann ziem­lich unwieder­bringlich. Denn. Es bleibt der Entschei­dung der Lachens­bes­tim­mer über­lassen, wer wie ernst genom­men wird. Die Lachen­den sind nur noch Gefol­gschaft. Im Fall von Don­ald Trump geht es genau darum. Die demokratis­che Ver­hand­lung soll durch Führung erset­zt wer­den. Der Kap­i­tal­ist will aber nicht ins Patri­ar­chat zurück­kehren. Vater zu sein. Das hieße ja auch wieder nur die Über­nahme von Ver­ant­wor­tung. Der Postkap­i­tal­ist Trump will die Welt ja nur für den Geld­fluss in seine Tasche zuricht­en. Denn. In der Logik unser­er ver­wirtschaftlicht­en Welt der frag­men­tierten Dien­stleis­tungswirtschaft gibt es als möglich­es Ziel ein­er Poli­tik ohne­hin nur die Weit­er­fül­lung der Taschen des einen Prozents der Alles­be­sitzen­den. Es ist darin dann wieder logisch, dass ein­er aus diesem Besitz­s­tand her­aus die Rhetorik der Schmähung der Anderen so authen­tisch liefern und sich so in den Besitz des Lachens der Mitschmähen­den set­zen kann.

  • Ver­hü­tung — Antibabyp­ille — hüb­sch riskant | Süddeutsche.de — ein inter­es­san­ter text von wern­er bartens, der aufzeigt, wie man leute dazu bringt, völ­lig gegen jede logik medika­mente zu bevorzu­gen, die unsicher­er sind als andere

    Unter jun­gen Frauen nimmt der Mark­tan­teil der Pillen der 3. und 4. Gen­er­a­tion trotz­dem stetig zu. Das ist einiger­maßen rät­sel­haft, denn die Risikobe­w­er­tung der Europäis­chen Arzneimit­tel­be­hörde hat ein­deutig ergeben, dass die Prä­parate zu einem deut­lich höheren Embolie- und Throm­boserisiko führen. Das Bun­desin­sti­tut für Arzneimit­tel und Medi­z­in­pro­duk­te hat im Früh­jahr 2014 entsch­ieden, dass in immer mehr Beipackzetteln auf die erhöhte Gefahr hingewiesen wer­den muss. Son­stige Kon­se­quen­zen bish­er: keine.

    die ärzte — die das ja ver­schreiben müssen — bekom­men auch ihr fett weg …

  • Leg­endäre Seleuki­den-Fes­tung Acra in Jerusalem ent­deckt -

    Die Wis­senschafter ent­deck­ten kür­zlich bei Aus­grabun­gen unter dem früheren Givati-Park­platz südlich des Tem­pel­berges Über­reste der leg­endären Fes­tung Acra. Die Zitadelle war vor etwa 2.150 Jahren unter dem Seleuki­den-König Anti­ochus IV. Epiphanes gebaut wor­den.

  • Städtebeschimp­fun­gen — auch cool: thomas bern­hards städtebeschimp­fun­gen, auf der karte verord­net und mit zitat­en gar­niert …
  • Jan Böh­mer­mann : Ich hab Kul­turkri­tik | ZEIT ONLINE@davidhug in der Zeit über jan böh­mer­mann, sein “ich hab polizei” und die kri­tik daran …

    Dabei ist Gang­ster­rap inzwis­chen Main­stream, ähn­lich wie Peter Maf­fay oder Xavier Naidoo es schon lange sind. Das tut vielle­icht weh, aber da müssen wir alle eben durch.

  • Überwachung für mehr Sicher­heit? Ein fataler Trend — Lobo-Kolumne — SPIEGEL ONLINE — muss man immer wieder empfehlen: sascha lobos spiegel-kolumne …

    Die Evi­denz ist tot, es lebe das medi­al insze­nierte Gefühl der Evi­denz.

  • Peter Kurzeck — ein Getrieben­er der Sprache | Frank­furter Rund­schau — claus-jür­gen göpfert berichtet in der FR über peter kurzeck, sein schreiben, seinen nach­lass und die arbeit des stroem­feld-ver­lages (und der lek­toren deu­ble & loss), den in eine pub­lika­tions­fähige form zu brin­gen:

    Im Gespräch mit seinem Fre­und Rudi Deu­ble erscheint Kurzeck als ein Getrieben­er. „Zu Ruhe kam der nie!“ Sehr früh sei er stets aufge­s­tanden in sein­er zweit­en Heimat Uzés, habe gear­beit­et bis zum Mit­tag. Dann fol­gte ein aus­gedehn­ter Spazier­gang durch die son­nen­durchglühte Land­schaft, danach ein Mit­tagessen und ein kurz­er Schlaf. Am Nach­mit­tag habe er dann wieder zu schreiben begonnen, bis etwa um 22 Uhr.

    Mit der Schreib­mas­chine: Die Seit­en waren stets nur zu einem Drit­tel bis zu ein­er Hälfte beschrieben, in ganz engem Zeilen­ab­stand, dazwis­chen hat­te der Autor noch hand­schriftliche Kor­rek­turen einge­tra­gen. Die untere Manuskripthälfte war weit­eren Anmerkun­gen gewid­met. Sym­bole wie Dreiecke und Kreuze struk­turi­erten den Text. Die Arbeit der Lek­toren glich der von Archäolo­gen.

  • Frem­den­hass : “Ich halte das für hochge­fährlich” | ZEIT ONLINE — gutes inter­view mit nor­bert frei über die aktuellen gefahren für die deutsche demokratie

    Was wir derzeit erleben, ist etwas anderes, näm­lich eine zunehmende, fun­da­men­tale Ver­ach­tung für die Demokratie, für das “Sys­tem” und die “Sys­tem­parteien”. Ich halte das für hochge­fährlich, ger­ade auch weil sich solche Stim­mungen über die dig­i­tal­en Kom­mu­nika­tion­skanäle so leicht ver­bre­it­en lassen. Dadurch ist eine Par­al­lelöf­fentlichkeit ent­standen, die sich für die “bürg­er­liche Öffentlichkeit” kaum mehr inter­essiert.

  • Jus­tiz : Das soll Recht sein? | ZEIT ONLINE — die Zeit gibt dem strafvertei­di­ger schwenn möglichkeit, auf prob­leme (wie u.a. das fehlende pro­tokoll) der deutschen strafgerichtsver­fahren aufmerk­sam zu machen

    Die größte Gefahr für den Unschuldigen lauert in den Vorentschei­dun­gen. An ihnen sind oft diesel­ben Beruf­s­richter beteiligt, die später an der Hauptver­hand­lung mitwirken und das Urteil fällen. […] Auch ein Haft­be­fehl darf nur erge­hen, wenn der Tatver­dacht drin­gend, die spätere Verurteilung eines Angeklagten also hochwahrschein­lich ist. Und da lauert die zweite Falle. Denn hat der Richter den Haft­be­fehl selb­st erlassen oder aufrechter­hal­ten, so wird es ihm später schw­er­fall­en, von der eige­nen Verurteilung­sprog­nose abzurück­en.

  • Touris­mus : “Der deutsche Urlauber hat ein aus­ge­sproch­enes Struk­turbedürf­nis” | ZEIT ONLINE — die Zeit hat mit drei sehr unter­schiedlichen reise­leit­ern darüber gesprochen, wie sie “die deutschen” im urlaub wahrnehmen und empfind­en. sehr vergnüglich
  • Wir ver­lieren täglich Tausende Daten­punk­te Zeit- und Medi­engeschichte — kon­rad lis­ch­ka weist auf ein echt­es prob­lem hin: die fehlende archivierung von online-medi­en/-nachricht­en

    Zwei Jahrzehnte Online­jour­nal­is­mus sind vor­beige­zo­gen, ohne dass jemand die Daten­ba­sis für die Erforschung dieser Grün­derzeit geschaf­fen hat. All das ist für immer ver­loren, wir haben heute dank Brew­ster Kahle immer­hin Bruch­stücke und Momen­tauf­nah­men. Enorm wichtige Dat­en für die Erforschung von The­menkar­ri­eren und verän­derten Nutzungs­ge­wohn­heit­en in den 20 Jahren Online­jour­nal­is­mus wäre die Abrufzahlen der archivierten Werke. All diese Dat­en lagen ein­mal dig­i­tal in irgendwelchen Daten­banken vor. Vielle­icht sind sie noch irgend­wo da draußen. Aber wenn heute jemand die Onlineberichter­stat­tung über den 11.9.2001 mit der über den 13.11.2015 ver­gle­ichen will, hat er noch viel weniger Mate­r­i­al als ein His­torik­er, der die archivierten Zeitungsaus­gaben aus dem 19. Jahrhun­dert für seinen Bergar­beit­er­streik unter­sucht.

Ins Netz gegangen (11.10.)

Ins Netz gegan­gen am 11.10.:

  • Hilti­bold: Wan­der­er zwis­chen Antike und Mit­te­lal­ter: Das potemkin­sche Dorf Cam­pus Gal­li — Ein kri­tis­ch­er Jahres­rück­blick — hilti­bold über die let­zten entwick­lun­gen am “cam­pus gal­li”, wo ange­blich ver­sucht wird, den st. gal­len­er kloster­plan mit mit­te­lal­ter­lichen tech­niken und mit­teln zu ver­wirk­lichen (tl,dr: viele verzögerun­gen, viele fehler und unsin­nigkeit­en, bish­er noch so gut wie nichts geschafft von den großen zie­len)
  • Autode­sign: Hüb­sch gefährlich | ZEIT ONLINE — Burkhard Straß­mann über die — vor allem für andere Verkehrsteil­nehmer, d.h. Fußgänger und Rad­fahrerin­nen — gefährliche “Ver­panzerung” der Autos durch die Desig­nen­twick­lun­gen der let­zten Jahre/Jahrzehnte, die immer schlechtere Sicht­en für PKW-Fahrer pro­duzieren
  • Das grosse Uni­ver­sum | Schröder & Kalen­der — rainald goetz über jörg schröder, die bun­desre­pub­lik, das leben und die welt — ein eigentlich für den spiegel 1984 geschrieben­er text, dort nicht gedruckt, hier von schröder & kalen­der der mit- und nach­welt über­liefert

    In Wirk­lichkeit erlebt jed­er vie­len, täglich Neues. Weit­ergegeben jedoch, berichtet, erzählt, schrumpeln die meis­ten Leben auf ein trost­los Alt­bekan­ntes zusam­men. Ein­fach weil es so schwierig ist, sich selb­st zu glauben, dem, was man sieht, was man denkt. Und beim Zuhören, noch mehr beim Lesen von Schrift gewor­den­em erzähltem Leben befällt einen man­is­che Trau­rigkeit, Schwäche, großes Matt­sein und Schmerz.

    Schröders Erzählen hinge­gen belehrt einen auf eine unschlag­bar unter­halt­same, wahrhaft komis­che Weise, wie genau die Radikalität aussieht, die vom eige­nen mick­rig­sten Küm­mer­lichkeit­seckchen genau­so unspek­takulär spricht wie vom eige­nen Größen­wahn, und wie genau an diesem Punkt, wo alle Ent­larvungs- und Selb­stent­larvungsab­sicht­en längst zu nicht ver­glüht sind, das Ich explodiert ins tröstlich Unbeson­dere, All­ge­meine, Ver­wech­sel­bare.

  • Sachal Stu­dios’ Take Five Offi­cial Video — nimm fünf! — geniale cov­erver­sion des dave brubeck/paul desmond-klas­sik­ers “take five” mit dem pak­istanis­chen sachal stu­dio orches­tra
  • Debat­te um Flüchtlinge:  Deutsche Werte manip­uliert — Kolumne — SPIEGEL ONLINE — die neue kolumne von mar­garet stokows­ki beim spiegel-online fängt gut an

    Wie hal­ten es diese Flüchtlinge mit der Gle­ich­stel­lung Homo­sex­ueller? Und respek­tieren sie die Rechte der Frauen? Aus­gerech­net Kon­ser­v­a­tive machen sich darüber jet­zt große Sor­gen — dabei waren ihnen diese The­men bish­er her­zlich egal.

  • dichterlesen.net — inter­es­santes archiv, mit span­nen­den fund­stück­en und großem ent­deck­ungspoten­zial …

    Dichterlesen.net ist ein gemein­sames Pro­jekt des Lit­er­arischen Col­lo­qui­ums Berlin (LCB) und des Deutschen Lit­er­at­u­rar­chivs Mar­bach (DLA) und seit dem 3. Okto­ber 2015 online. Gemein­sam haben es sich die kooperieren­den Ein­rich­tun­gen zum Ziel geset­zt, ihre Ver­anstal­tungsmitschnitte aus einem hal­ben Jahrhun­dert deutsch­er und inter­na­tionaler Lit­er­aturgeschichte der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
    Das Herzstück des Pro­jek­tes bildet das Online-Tonar­chiv, in welchem die Audio-Auf­nah­men lit­er­arisch­er Ver­anstal­tun­gen (u.a. Lesun­gen, Diskus­sio­nen, Werk­stattge­spräche und Col­lo­qui­en) der beteiligten Insti­tu­tio­nen weltweit zum kosten­freien Nach­hören ange­boten wer­den.

  • Oliv­er Maria Schmitt Poschardts Kinder | TITANIC – Das endgültige Satiremagazin — oliv­er maria schmitt rech­net mit dem welt-feuil­leton ab — sehr tre­f­fend, sehr gemein & sehr gut:

    »Springer­ju­gend« nan­nte die linke Lügen­presse seine Boys und Girls. »Hitlers Kinder«, so sann es in Poschardts Polo, so nan­nte man doch früher mal sozusagen metapho­risch die Dep­pen von der RAF. Kohls Kind, das war er im Prinzip selb­st. Und Merkels Kinder, die schrieben ihm jet­zt das Feuil­leton voll. Die ehe­mals von den Linken monop­o­lisierte Protest- und Ran­daliergeste war nun im recht­en Main­stream angekom­men, analysierte der Dr. die Gesamt­lage auf den Straßen von Großber­lin. Und recht eigentlich waren es doch seine Kinder. Ja, das war die Poschardtju­gend, haha! Flink wie Schoßhunde, zäh wie Nap­paled­er und hart wie die Kro­nko­rken von Club-Mate.

  • Vor­würfe gegen von der Leyen: Unge­le­sene Dok­torar­beit­en? — sehr gute einord­nung von jür­gen kaube über das pro­mo­tion­swe­sen in deutsch­land, forschung, qual­i­fika­tion, lesen und schreiben …
  • NSU ǀ Geheime Kom­mu­nika­tion — der Fre­itag — der “Fre­itag” über hin­weise und indizien, dass der baden-würt­tem­ber­gis­che nsu-auss­chuss der exeku­tive — die er kon­trol­lieren soll — hin­weise auf aus­sagen und hin­weis­ge­ber weit­ergegeben hat.
  • Der Bib­lio­thekar als Gate­keep­er der Wis­senschaft | KSW Blog — michael knoche, direk­tor der her­zo­gin-anna-amalia-bib­lio­thek in weimar, über die notwendigkeit, auch heute unter bed­i­n­un­gen zumin­d­est teil­weis­er elek­tro­n­is­ch­er pub­lika­tion, in forschungs­bib­lio­theken noch/weiter samm­lun­gen aufzubauen
  • Wider die Aktengläu­bigkeit! Eine Lehrstunde bei Egon Bahr | Aktenkunde — die “Aktenkunde” über das dif­fizile zusam­men­spiel von akten und mem­oiren von poli­tik­ern, inter­es­sant dargestellt anhand egon bahrs:

    Quel­lenkri­tisch ist das natür­lich ein Prob­lem, denn Zirkelschlüsse dro­hen. Vor allem müssen His­torik­er in der Lage sein, die den “Erin­nerun­gen” zugrun­deliegen­den Unter­la­gen aktenkundlich einzuschätzen. Dazu erteilt Bahr in seinen Mem­oiren eine Lehrstunde: 1968 führte er als Pla­nungsstab­schef des Auswär­ti­gen Amts in Wien ein ver­traulich­es Sondierungs­ge­spräch mit dem pol­nis­chen Geschäft­sträger in Öster­re­ich, Jerzy Raczkows­ki. Um dieses Gespräch in seinen Mem­oiren darzustellen, hat­te Bahr in einem sel­te­nen Glücks­fall nicht nur seinen eige­nen Gesprächsver­merk zur Hand, son­dern auch den seines pol­nis­chen Gegenübers.

  • Apfel­ernte: Ohne Streuob­st­wiesen keinen Apfel­wein
  • Rebuild­ing Berlin’s Stadtschloss is an Act of His­tor­i­cal White­wash­ing | The May­bachufer — sehr richtig (und passiert lei­der nicht nur in berlin):

    By rebuild­ing the Stadtschloss in place of the Palast der Repub­lik, Berlin is air­brush­ing its own his­to­ry. East Ger­many hap­pened. Phys­i­cal­ly remov­ing the evi­dence of it from the heart of Berlin, replac­ing it with what was there before, pre­tend­ing it was nev­er there, is disin­gen­u­ous and it is dan­ger­ous.

Ins Netz gegangen (7.4.)

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  • christian2 | Pro­jek­tbeschrei­bung — an der hab wolfen­büt­tel wird ein fürstlich­es tage­buch aus dem 17. jahrhun­dert ediert:

    Die dig­i­tale Edi­tion der Tage­büch­er des reformierten Fürsten Chris­t­ian II. von Anhalt-Bern­burg (1599–1656) aus dem Zeitraum von 1621 bis 1656 erschließt einen quan­ti­ta­tiv wie qual­i­ta­tiv ganz einzi­gar­ti­gen Brenn­spiegel der deutschen und europäis­chen Geschichte sowie der vielfältig­sten Diskurse während der ersten Hälfte des 17. Jahrhun­derts. Darüber hin­aus weist die Quelle einen außergewöhn­lich hohen Anteil an ver­bal­isiert­er zeit­genös­sis­ch­er Sub­jek­tiv­ität auf, der dem Text stel­len­weise sog­ar lit­er­arische Qual­ität ver­lei­ht. Die trans­diszi­plinäre Bedeu­tung des Werkes bet­tet sich in eine Vielzahl von Forschungsin­ter­essen und ‑kon­tex­ten ein. Dazu zählen nicht nur die jüng­sten Unter­suchun­gen zur klas­sis­chen Poli­tik- und Mil­itärgeschichte, zu früh­neuzeitlichen Selb­stzeug­nis­sen, zur Sozial‑, All­t­ags- und Geschlechtergeschichte, zur Kon­fes­sion­al­isierung, zu ver­schiede­nen Aspek­ten des Dreißigjähri­gen Krieges, zur Hof- und Adels­forschung oder zur Sprach‑, Lit­er­atur- und all­ge­meinen Kul­turgeschichte, son­dern auch zu The­men wie der Geschichte der Emo­tio­nen und des Traumes in jen­er Epoche. Als eine den gegen­wär­ti­gen wis­senschaftlichen Stan­dards entsprechende dig­i­tale Edi­tion wird sie den ver­schieden­sten Forschungsper­spek­tiv­en eine Vielzahl von Anknüp­fungspunk­ten bieten kön­nen.
    Das in quan­ti­ta­tiv­er wie qual­i­ta­tiv­er Hin­sicht unübertrof­fene, im Lan­deshauptarchiv Dessau-Roßlau auf­be­wahrte Diar­i­um beste­ht aus 23 Bän­den mit unge­fähr 17.400 größ­ten­teils eigen­händig in deutsch­er (ca. 87%), franzö­sis­ch­er (ca. 11%), ital­ienis­ch­er (ca. 1%), lateinis­ch­er, spanis­ch­er und nieder­ländis­ch­er Sprache beschriebe­nen Seit­en.

    das ist ein ziem­lich aufwendi­ges, großes und langes pro­jekt:

    Das auf 12 Jahre angelegte DFG-Pro­jekt begin­nt mit ein­er drei­jähri­gen Pilot­phase, inner­halb welch­er zunächst die knapp 1.500 Seit­en umfassende Peri­ode vom Jan­u­ar 1635 bis August 1637 tran­skri­biert und veröf­fentlicht wird. Deren beson­ders dichte und viel­seit­ige Nieder­schriften stellen ein geeignetes Feld zur Bewährung und Justierung der edi­torischen Grund­satzentschei­dun­gen hin­sichtlich der Wieder­gabe und Kom­men­tierungstiefe der Texte in den Gren­zen des zeitlich Möglichen dar. Außer­dem ver­sprechen sie einen Ertrag, der par­a­dig­ma­tisch die wis­senschaftliche Bedeu­tung des gesamten Fürstent­age­buch­es zeigt.

  • Ver­schol­lene Büch­er zum Ersten Weltkrieg ent­deckt — georg giers­berg erzählt in der faz (etwas wirr) die geschichte der offiz­iösen wirtschafts­geschichte des ersten weltkrieges aus den zwis­chenkriegs­jahren nach, die offen­bar so brisant war, dass die veröf­fentlichung damals nach dem druck unter­sagt wurde und die entsprechen­den stu­di­en (fast) ver­schwun­den sind
  • Bruck­n­er Online — das bruck­n­er-archiv hat was online gestellt:

    bruckner-online.at ist ein umfan­gre­ich angelegtes Anton Bruck­n­er-Inter­net­por­tal (Webarchiv), in dem neben der elek­tro­n­is­chen Doku­men­ta­tion hand­schriftlicher Quellen auch Kom­po­si­tio­nen, rel­e­vante Per­so­n­en und Orte enthal­ten sind. Zudem wer­den von allen Hand­schriften, Erst­druck­en und der Alten Gesam­taus­gabe voll­ständi­ge Dig­i­tal­isate zur Ver­fü­gung gestellt.

  • David Gar­rett: Habt mich bitte lieb! | ZEIT ONLINE — julia spin­o­la hat sich david gar­ret mit den brahmssonat­en ange­hört und war nicht begeis­tert. deshalb schreibt sie einen erstk­las­si­gen ver­riss:

    David Gar­rett will endlich wieder als ser­iös­er Musik­er ver­standen wer­den und geht mit den Vio­lin­sonat­en von Johannes Brahms auf Tournee

    sehr amüsant auch die leserin­nen­stim­men — unter den fan­boys und ‑girls find­en sich so ziem­lich alle pseudoar­gu­mente gegen kri­tik, die seit jahrhun­derten wider­legt sind … (und viel hass auf jeman­den, der ihr idol nicht vergöt­tert) — sehr amüsant …

  • Vom Mythos der tech­nis­chen Insti­tu­tion « Michalis Pan­telouris — michalis pan­telouris liefert ein paar hin­ter­gründe zu legit­i­ma­tion, zie­len und prob­le­men (u.a. demokrati­ethe­o­retis­che, von den ökonomis­chen ganz abge­se­hen) der teil­nehmer der “troi­ka”:

    Poli­tis­che Insti­tu­tio­nen sind niemals ein­fach tech­nisch, aber die hierzu­lande weit­ge­hend unkri­tis­che Darstel­lung der Troi­ka-Insti­tu­tio­nen als solche, die ein­fach nur die Ein­hal­tung von bere­its aus­ge­han­del­ten Verträ­gen überwachen sorgt dafür, dass jed­er ihr Wider­sprechende automa­tisch als Ver­trags­brech­er wahrgenom­men wer­den muss. Das ist es, was viele Medi­en mit der neuen griechis­chen Regierung machen: Um eine Diskus­sion um ihre Poli­tik zu ver­mei­den, ziehen sie die Diskus­sion ins Unpoli­tis­che, ins Tech­nis­che: Verträge sind einzuhal­ten; Die Regierung ist inkom­pe­tent (was man poli­tisch ja kaum sein kann); Sie wollen “Refor­men zurück­drehen”.
    Die Wahrheit ist eine andere: Die Troi­ka hat eine Poli­tik vertreten, eine Ide­olo­gie, die in Wahrheit nir­gends in Europa eine Mehrheit hat. Es gibt auch in Deutsch­land keine neolib­erale Mehrheit. Es sind zwei unter­schiedliche Dinge, ob man auf die Ein­hal­tung von Verträ­gen pocht, oder ob man einem anderen Land eine Poli­tik aufzwingt, und dann eine, die ganz expliz­it von der Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt wird. Mit dem Mythos der rein tech­nis­chen Ein­griffe wird die Abschaf­fung der Demokratie ver­schleiert.

  • Grabun­gen in der St. Johan­niskirche in Mainz — markus schug über die spek­takulären aus­grabun­gen unter der johan­niskirche in mainz, wo schon zu merowinigis­ch­er zeit eine große kirche stand …
  • Peti­tio­nen: Peti­tion 58168 — eine wun­der­bare peti­tion (die sich­er erfol­g­los bleiben wird, aber trotz­dem — im sinne der bewusst­seins­bil­dung — notwendig ist): Der Deutsche Bun­destag möge beschließen, dass homöopathis­che Behand­lungsmeth­o­d­en nicht mehr als Satzungsleis­tung von geset­zlichen Krankenkassen gezahlt wer­den dür­fen. — das ist übri­gens schon der gesamte text der peti­tion.
  • Klage gegen Kruz­i­fix-Pflicht in Bay­ern: Karl­sruhe vertrödelt heik­les Urteil — taz.de — hört sich sehr pein­lich & feige an, wie das bun­desver­fas­sungs­gericht unter voßkuh­le & müller mit dieser klage umge­ht
  • Ein­führung in den Fefis­mus. | H I E R — mspr0 erk­lärt fefe (und den “fefis­mus”) und rech­net gle­icht mit ihm ab — und ver­bal­isiert damit ziem­lich genau mein eigenes unbe­ha­gen mit fefe …

    Fefe ist mehr als der Men­sch, es ist mehr als das Blog. Zusam­men mit seinem Leser­mob ist es eine Has­s­mas­chine. Diese Shit­stormkul­tur gegen alles, was ihnen Fremd ist, ist kaum noch ohne God­wingepulle zu beschreiben.[…] Die Nerd­szene lei­det extrem unter dem Fefis­mus. Es wird Zeit, dass es in ihr zu ein­er Form der Selb­staufk­lärung kommt. Ne…

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  • Lah­n­tal: Wie die Ger­ma­nen lebten und arbeit­eten — FAZ -

    Am Rande des Lah­n­tals nahe Mar­burg soll ein Muse­ums­dorf mit Rekon­struk­tio­nen aus ver­schiede­nen Epochen entste­hen.

    — mal sehen, ob das bess­er gelingt als das Kleinkastell in Pohl

  • Psy­cholo­gie: Homo­phob? Muss nicht sein | ZEIT ONLINE — Die “Zeit” veröf­fentlicht einen sehr unaufgeregten und sach­lich gegen Homo­pho­bie argu­men­tieren­den Beitrag des Psy­cholo­gen Ulrich Klocke (der sich auch dadurch ausze­ich­net, dass er seine Quellen offen­legt und ver­linkt):

    Sex­uelle Ori­en­tierung ist keine Entschei­dung. Den­noch fühlen sich manche von Schwulen und Les­ben bedro­ht. Das lässt sich ändern

  • Ver­leger : Peter Gente, der Lei­den­schaft­sa­vant­gardist — DIE WELT — Ulf Poschardts Nachruf auf den Merve-Ver­leger Peter Gente:

    Das Merve-Uni­ver­sum fol­gte der rhi­zoma­tis­chen Struk­tur seines Best­sellers und wucherte in jene Eck­en, in denen sich orig­inelles, von Kom­pro­mis­sen und Selb­st­wieder­hol­un­gen freies Denken rück­sicht­s­los aus­to­bte. Der Ver­lag mutierte ent­lang der aus­greifend­en Neugi­er sein­er Mach­er Gente – und später Hei­di Paris, die Gentes Lebens­men­sch war.
    […] Gente war Begeis­terungsstratege.

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